Der 2004 verstorbene Marlon Brando gilt als einer der größten Charakterdarsteller und Filmstars des 20. Jahrhunderts. Unsterblich sind seine Rollen in Filmen wie "Endstation Sehnsucht", "Die Faust im Nacken", "Der Pate" und "Apocalypse Now" - weniger bekannt dagegen ist seine einzige Regiearbeit in "Der Besessene". Dieser packende Western entstand 1961, heißt im Original "One Eyes Jack" und darf dennoch zu den ganz großen klassischen Western gezählt werden und man merkt, dass
Brando sehr stark daran interessiert war an einer guten Figurenzeichnung. Darüberhinaus dürfte "Der Besessene" einer der besten Genrebeiträge zum Thema Doppelmoral, Ambivalenz und Betrug sein. Sein Hass gilt seinem früheren besten Freund und Mentor Dad Longworth (Karl Malden), der mit ihm gemeinsam und einem dritten Mann namens Doc eine Bank in Sonora, Mexiko ausraubten. Doch die berittene Polizei verfolgt die Männer und kann Doc in einer Cantina erschießen. Rio und Dad Longworth gelingt zuerst die Flucht - doch auf einem hohen Bergkamm werden sie in die Enge
getrieben. Da sie nur noch ein Pferd haben, soll einer möglichst rasch mit zwei neuen Pferden kommt, damit die Flucht doch noch gelingt. Die Wahl fällt auf Longworth, der aber nach einem kurzen Ritt beschließt alleine zu flüchten und seinen Freund alleine auf dem Berg zu lassen. Der wird gefasst und sitzt 5 Jahre in einem menschenunwürdigen Gefängnis ab, bevor ihm die Flucht gelingt. Angetrieben vom Hass hat er nur ein Ziel: Dad Longworth ausfindig zu machen und sich zu rächen. Diese ist
inzwischen in Monterey Sheriff geworden - hat also die Seiten gewechselt und ist verheiratet mit der Mexikanerin Maria (Katy Jurado), auch deren Tochter Louisa (Pina Pellicier) nennt Longworth inzwischen "Dad". In dem Film beschäftigt sich Brando mit komplexen Familien- und Beziehungsangelegenheiten. Psychologisch orientiert sich die Geschichte an den Ödipus-Konflikten und auch verdrängte Homosexualität kommt als weiterer interessanter Aspekt hinzu. Nicht nur als Regisseur, sondern auch als Darsteller der Hauptrolle macht Brando eine überzeugende Figur. Kein Wunder, wenn er seinen alten Kumpel Karl Malden als Kontrahent engagiert hat. Der liefert wie gewohnt eine hervorragende Performance ab. Auch Neuling Pina Pellicier, die im Grunde die einzig "gute" Haupt-Figur des Films ist, hat viele richtig gute Szenen. Die Szene am Strand, die ungefähr 10 Minuten dauert, ist vielleicht sogar die beste Szene dieses Westerns, den ich zu den ganz großen Meisterwerken dieser Sparte zählej und der immer noch irgendwie ein Schattendasein führt. Leider. |