Egal ob im Flugzeug, im Fernbus oder im Auto - Reisen bedeutet lange sitzen, oft mit wenig Beinfreiheit und in verkrampfter Haltung. Das Blut in den Beinen kann dann nicht gut zirkulieren – für Risikopatienten steigt die Thrombosegefahr ab einer Reisedauer von über vier Stunden besonders an. Doch es gibt Methoden, sich davor zu schützen.
Von: Veronika Scheidl
Stand: 16.07.2018
Eine Thrombose kann jeden treffen, egal welchen Alters. Diese Erfahrung musste Saskia Conrad aus München machen. Die 28-jährige Projektmanagerin ist beruflich wie privat sehr viel unterwegs, reist um die ganze Welt. Im November 2017 bemerkt sie während ihres Urlaubs auf Bali, dass eine ihrer Waden doppelt so dick ist wie die andere.
"Mein Bein war derart geschwollen, dass ich es nicht mehr abwinkeln konnte. Ich hatte Schmerzen ähnlich eines Muskelkaters."
Saskia Conrad, Thrombose-Patientin
Die Diagnose in einem indonesischen Krankenhaus: eine tiefe Beinvenenthrombose. An fünf Stellen im Bein hatten sich Blutgerinnsel gebildet. Saskia Conrad bekommt sofort Bluterverdünner, muss Kompressionsstrümpfe tragen, damit sich die Gerinnsel auflösen. Fünf Tage lang muss sie im Krankenhaus bleiben, ihren Rückflug nach München verpasst sie.
Reisende sind besonders betroffen
Eine Thrombose kann sich in jeder Ader im Körper bilden, zumeist entsteht sie im Bein. Deswegen trifft es häufig Menschen, die verreisen.
"Wenn man länger als vier Stunden reist, sich kaum bewegt und nur sitzt, dann sind Knie und Leiste dauerhaft gedrückt. Das führt dazu, dass das Blut nicht gut zurück zum Herzen zurückfließt. Oft kommt dazu noch ein Flüssigkeitsmangel, sodass das Blut dicker wird. Das begünstigt die Bildung eines oder mehrerer Blutgerinnsel."
Dr. med. Katharina Bergmann, Ärztin und Angiologin, Klinikum rechts der Isar, München
Gefahr einer Lungenembolie
Ein unbehandeltes Blutgerinnsel kann sich lösen und der Pfropf kann bis in die Lunge wandern. „Die Thrombose hat deswegen eine sehr gefährliche Komplikation, und das ist die Lungenembolie“, erklärt Dr. Bergmann. Bei der Lungenembolie verschließen sich Lungenarterien, und das kann tödlich enden.
Verschiedene Risikoklassen
Bei Thrombose-Patientin und Bali-Urlauberin Saskia Conrad hatten die Bluterverdünner gut gewirkt, sie haben eine drohende Lungenembolie verhindert. Dr. Katharina Bergmann hat die 28-Jährige gleich nach ihrer Rückkehr nach Deutschland im Klinikum rechts der Isar behandelt. Bei der eigentlich gesunden jungen Frau vermutet die Ärztin, dass die Thrombose durch zwei Faktoren begünstigt wurde:
"Frau Conrad hat damals geraucht und die Pille genommen, damit fällt sie in ein mittleres Thromboserisiko. Auch Menschen über 60 Jahre, die eine Venenerkrankung oder Blutgerinnungsstörung haben oder Menschen mit Herzschwäche und Übergewicht gehören in diese Risikoklasse."
Dr. med. Katharina Bergmann, Ärztin und Angiologin, Klinikum rechts der Isar, München
Ein hohes Risiko besteht bei Patienten, die operiert wurden und sich nicht bewegen können sowie bei Menschen, die bereits eine Thrombose hatten.
Mit Fußgymnastik eine Thrombose verhindern
Egal in welcher Risikoklasse sich ein Mensch befindet, einer Thrombose, während einer langen Urlaubsreise kann man vorbeugen. Am wichtigsten ist Bewegung.
"Man kann Fußgymnastik auch im Sitzen machen, zum Beispiel die Zehen zum Schienbein hochziehen wie wenn man ein Gaspedal benutzt, oder die Füße kreisen lassen."
Dr. med. Katharina Bergmann, Ärztin und Angiologin, Klinikum rechts der Isar, München
Damit wird die Durchblutung angeregt. Außerdem sollte man nicht mit überschlagenden Beinen die ganze Flugreise sitzen. Zweiter Punkt: Viel Trinken. „Insbesondere Wasser, Tee und Säfte. Auf Kaffee und Alkohol sollte man verzichten, weil die zusätzlich entwässernd wirken“, sagt Dr. Bergmann.
Tipps gegen Thrombose
Drittens gilt für den Alltag: Regelmäßiges Bewegen wie Joggen, Radfahren und Spazierengehen regen den Kreislauf an. Das ist gut für die Durchblutung und die Venen. Und viertens verhindert eine ausgewogene Ernährung Übergewicht und senkt damit das Risiko einer Thrombose. Die vielreisende Saskia Conrad beherzigt all diese Ratschläge. Sie hat das Rauchen aufgegeben, macht regelmäßig Sport und achtet mehr auf die Ernährung. Auf ihren Reisen hat sie zur Sicherheit immer die Kompressionsstrümpfe an.