Wer zweimal den gleichen fehler verzeihen

Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben? Leider nicht.

Viel zu oft machen wir in einer neuer Beziehung nämlich genau dieselben Fehler wie in der vorangegangenen.

Woran liegt das? Eine Studie liefert Antworten.
 

Alles auf neu? 500 deutsche Paare geben Auskunft

Die beiden Psychologen Matthew D. Johnson von der University of Alberta und Franz Neyer von der Friedrich-Schiller-Universität Jena stellten sich zu Beginn ihrer Untersuchung eine ganz simple Frage:

„Unterscheidet sich eine neue Beziehung von der vorherigen?“

Um zu Antworten zu gelangen, werteten sie die Daten von 500 Deutschen aus, die Teil des 2008 gestarteten Beziehungs- und Familienpanels Pairfam waren.

Die Längsschnittstudie dient der Erforschung der partnerschaftlichen und familiären Lebensformen in Deutschland und war somit perfekt für die Zwecke von Matthew D. Johnson und Franz Neyer.

Die Psychologen gelangten dann auch zu einem eindeutigen Ergebnis.
 

Alte Gewohnheiten in neuem Glanz

„Mit dieser Studie wollten wir herausfinden, ob eine neue Beziehung sich von der vorherigen unterscheidet. Die Antwort auf unsere Frage scheint zu lauten: meistens nein“, schreiben die Analytiker in ihrem Resümee.

Die Gründe dafür sind vielschichtig. Zunächst nehmen wir uns oft zu wenig Zeit, eine gescheiterte Liebe zu verarbeiten – und vor allem, uns damit zu beschäftigen, was wir und nicht etwa der Ex-Partner hätte anders machen können oder sollen.

So starten wir zwar frisch verliebt in eine neue Beziehung. Aber ganz egal, wie sehr wir unseren neuen Partner auch auf ein Podest stellen: Wir sind immer noch dieselben.

Lesetipp

So wenig wir unser eigenes Verhalten in neuen Beziehungen verändern, so wenig tut sich auch meist im Hinblick auf unser Bindungsverhalten und die Beziehungszufriedenheit.

„Obwohl einige Dynamiken sich in neuen Beziehungen vielleicht verbessern mögen, passiert das mit der Auffassung von Partnerschaft nicht“, mahnen Matthew D. Johnson und Franz Neyer.

„Eine neue Liebe beginnt mit grenzenlosem Potenzial – bis uns die Realität zurück auf den Boden der Tatsachen holt.“
 

Eine Ausnahme gibt es

Bei ihren Untersuchungen sind die Wissenschaftler aber auch auf eine konkrete Ausnahme gestoßen: Tendenziell haben wir in einer neuen Beziehung mehr Sex als in der vorangegangenen.

Das könnte aber einfach daran liegen, dass man älter und selbstsicherer im Bett wird.

So oder so: Diese Ausnahme ist mehr als erfreulich.
 

Nie mehr die gleichen Fehler in Beziehungen

Das Tolle an uns Menschen: Wir können unser Leben – und unser Lieben – selbst gestalten und sind nicht nur unseren Trieben unterworfen. Wer nicht mehr die gleichen Fehler in Beziehungen machen will, kann sich aktiv dafür entscheiden und einsetzen.

Zugegeben: Das ist der mühsamere und oft auch schmerzhaftere Weg, weil wir uns intensiv mit unseren eigenen Fehlern und Verfehlungen auseinandersetzen müssen.

Aber es lohnt sich. Schließlich sollte eine neue Liebe tatsächlich wie ein neues Leben sein.

Quellen ausblenden

Quelle

Johnson, Matthew D. & Neyer, Franz J. (2019): (Eventual) Stability and Change Across Partnerships, abgerufen am 4.06.2019: //era.library.ualberta.ca/items/4e19d4cc-8dc6-4280-9a73-50991847b269

Lesetipps

„Fehler machen ist menschlich“ – so sagt es der Volksmund. Doch oft ist es schwer, mit den eigenen Fehlern umzugehen. Wir haben einige Ideen für dich, wie dir das gelingen kann.

Fehler machen: Darum ist es so unangenehm

Ein falsches Wort zu einem*r Freund*in oder auf der Arbeit ist was schief gelaufen – einen Fehler zu machen, das passiert schnell. Für manche ist es aber schwieriger als für andere, damit umzugehen. Warum?

Das kann verschiedene Gründe haben – hier ein paar Beispiele: 

  • Oft haben wir Angst davor, dass Fehler uns schwach wirken lassen. Und viele sind es nicht gewohnt, sich anderen gegenüber als verletzlich zu zeigen.
  • Geht ein Fehler mit Kritik oder einem Streit einher, kann er dazu führen, dass wir uns ausgeschlossen fühlen.
  • Auch Perfektionismus oder ein geringes Selbstwertgefühl können Gründe dafür sein, dass es uns so mitnimmt, wenn wir Fehler machen.

Foto: CC0 / Pixabay / Pexels

Was wir selber von uns halten, hat einen starken Einfluss darauf, was wir tatsächlich schaffen können. Mit einem guten Selbstwertgefühl…

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Fehler machen lernen: Darum ist es wichtig

Schon fürs Lernen in der Schule war es wichtig, Fehler zu machen, um daraus zu lernen.
(Foto: CC0 / Pixabay / geralt)

Die Angst davor, einen Fehler zu machen, kann uns hemmen. Sie schüchtert uns ein, sodass wir nicht mehr proaktiv handeln und vielleicht weniger mutig auftreten. Dabei gehören Fehler zu einem gesunden Lernprozess:

Wie die SZ berichtet, lernen wir dann am besten, wenn wir auch Fehler machen. 85 Prozent der Aufgaben müssen einfach lösbar und 15 Prozent schwierig lösbar sein, damit ein angenehmer Lernprozess entsteht. 

Das lässt sich auch auf unseren Alltag übertragen: Fehler zu machen hilft uns, uns weiterzuentwickeln – auch im Job oder auf zwischenmenschlicher Ebene.

  • Machst du beispielsweise auf deiner Arbeit immer wieder in deine Rechnungen unbewusst den gleichen Fehler, ist es wichtig, dass dich dein*e Chef*in darauf hinweist. So kannst du daraus lernen und in Zukunft genau darauf achten, dass dir der Fehler nicht mehr unterläuft.

In der Theorie klingt das sehr einfach. Doch mit Missverständnissen oder Fehlentscheidungen zurechtzukommen, fällt vielen schwer. Wir zeigen dir, wie du lernst, mit Fehlern umzugehen.

Fehler machen: So gehst du damit um

Wenn du einen Fehler gemacht hast, versuche, den Fehler relativ, statt absolut zu sehen.
(Foto: CC0 / Pixabay / Engin_Akyurt)

Wenn du einen Fehler machst, ist es wichtig, Abstand zu der Situation zu gewinnen. Das schaffst du, indem du dich beispielsweise mit Atemübungen ablenkst. Im weiteren Schritt kannst du dir den „Worst Case“ überlegen und den Fehler in Relation zu deinem Leben einordnen:

1. Achte auf deine Atmung

Wenn du einen Fehler gemacht hast und dir dessen bewusst bist, kann das emotionale und körperliche Symptome hervorrufen. Du bekommst vielleicht Kopfweh, hast Bauchweh, einen Knoten im Hals oder fühlst dich schlapp. Um dich selbst zu beruhigen und Abstand zu gewinnen, achte auf deine Atmung: Atme vier Sekunden ein und doppelt so lange wieder aus. Wiederhole das mehrere Male, bis du ganz bei dir bist.

//utopia.de/ratgeber/atemuebungen-diese-uebungen-solltest-du-kennen/

2. Stelle dir nun das Katastrophenszenario vor, um den Fehler dann zu entdramatisieren.

Falls beispielsweise dein Konto am Anfang des Monats nicht ausreichend gedenkt ist, wenn die Miete abgehen soll, kannst du dir das Worst-Case-Szenario und seine Konsequenzen überlegen. Was könnte im schlimmsten Fall passieren? Vielleicht ruft die Vermieterin schon am nächsten Tag an und fragt, wann das Geld kommt. Sie könnte dich möglicherweise vor die Tür setzen.

Sobald du das schlimmste Szenario ausgemalt hast, solltest du die Situation entdramatisieren. Das ist sehr wichtig! Du solltest dir vor Augen führen, dass der „Worst Case“ sehr unwahrscheinlich ist. Deine Vermieterin wird sich wahrscheinlich nicht gleich melden, weil sie nicht sofort auf ihr Konto schaut. Und sie kann dich vermutlich auch nicht sofort vor die Tür setzen, da das rechtlich nicht so schnell möglich ist. Außerdem könntest du dir notfalls bei einem*r Bekannten Geld leihen. Dies ist der erste Schritt, um deinen Fehler zu relativieren.

3. Relativiere deinen Fehler.

Oftmals konzentrieren wir uns so sehr auf den einen Fehler, den wir gemacht haben, dass wir an nichts anderes mehr denken. Wir machen bildlich aus einer Mücke einen Elefanten. Es ist schwer, aus diesem Denken sofort herauszubrechen. Doch in Relation gesehen, macht unser Fehler nur einen kleinen Teil unseres Lebens aus.

Hast du zum Beispiel im Urlaub deiner Eltern ihre Pflanzen nicht richtig gegossen, so dass sie innerhalb von drei Wochen eingegangen sind, ist das natürlich ärgerlich. Du fühlst dich schuldig, weil du weißt, dass ihinen viel an ihren Pflanzen liegt. Doch relativ gesehen macht dieser Fehler nicht einmal einen Bruchteil deines Lebens aus: Vieles ist dir in der Vergangenheit gelungen, gelingt dir im Moment und wird dir in Zukunft gelingen – egal, ob in der Arbeit, mit deinen Freund*innen oder in der Familie.

Fehler machen: So lernst du daraus

Hast du einen Fehler gemacht und Menschen verletzt? Es ist ein schwieriger Schitt, sich auszusprechen. Doch die Vergebung kann dich weiterbringen.
(Foto: CC0 / Pixabay / diwero)

Nach einigen Stunden oder Tagen hast du in der Regel Abstand zu der Situation gewonnen. Nun geht es darum, den Fehler rational zu analysieren und dich zu entschuldigen.

1. Wenn du dich beruhigt hast, analysiere deinen Fehler.

Stelle dir dazu folgende Fragen: Warum ist dir der Fehler passiert? Was hättest du beachten sollen? Was kannst du in Zukunft tun, damit dir das nicht noch einmal geschieht? Wen hast du vermutlich verletzt?

  • Du hast beispielsweise auf der Arbeit die Kaffeemaschine nicht gesäubert, als du sie als letzte Person am Freitagnachmittag benutzt hast. Nun haben dich andere darauf aufmerksam gemacht, dass du einen Fehler gemacht hast. Dir ist das unangenehm, weil du noch nicht lange dort arbeitest. Rational gesehen kann dir Fehler deshalb passiert sein, weil dir niemand davor diese Regel erklärt hat. Oder weil die Einweisung zu schnell ging, als du dort angefangen hast zu arbeiten. Du kannst nun in Zukunft darauf achten, diesen Fehler zu vermeiden. Und du kannst dir angewöhnen, nachzufragen, wenn etwas nicht ganz klar ist.

2. Habe den Mut, dich zu entschuldigen.

Hast du einen Fehler gemacht, fühlst du dich schuldig gegenüber bestimmten Personen. Es kann helfen, den Fehler offen anzusprechen. Bitte die betreffende Person aufrichtig um Verzeihung und erkläre ihr, warum du so gehandelt hast.

Dieser Schritt ist oft leichter gesagt, als getan. Denn Fehler zuzugeben wird in unserer Gesellschaft oft mit Schwäche verbunden. Doch die amerikanische Wissenschaftlerin Brené Brown hat in ihren Forschungen etwas anderes herausgefunden. Ihre These lautet, dass sich verletzlich zu zeigen ein Zeichen von Stärke ist. Denn es kostet einiges an Mut, zu seinen Schattenseiten zu stehen. In dem Artikel „Wie du Verletzlichkeit als Stärke sehen kannst“ beschäftigen wir uns noch ausführlicher mit den Recherchen von Brené Brown.

Deine Freund*innen, Kolleg*innen oder Vorgesetzte werden vielleicht über deinen proaktiven Schritt überrascht sein. Gleichzeitig beweist du, dass du Konfliktmanagement beherrschst und mit den eigenen Fehlern umgehen kannst. Schlußendlich kann der Austausch dir helfen, dein schlechtes Gewissen loszuwerden.

So betrachtest du Fehler richtig

Bestärkende Worte von Menschen, denen wir etwas bedeuten, können uns helfen, mit uns selbst gütig umzugehen.
(Foto: CC0 / Pixabay / kalhh)

Wir haben drei weitere Tipps, die dir helfen, Fehler richtig einzuordnen.

1. Sieh Fehler als eine Herausforderung statt als Schwäche.

„Den größten Fehler, den ein Mensch machen kann, ist, immer Angst zu haben, selbst einen Fehler zu machen.“ Dieses Zitat wird Dietrich Bonhoeffer nachgesagt. Das bedeutet: Hab keine Angst vor Fehlentscheidungen. Sieh Fehler lieber als Trainingsprogramm

  • In der Schule musstest du beispielsweise mehrmals ähnliche Aufgaben lösen, bis du ein Konzept verstanden hast. Genau so kann es im Job passieren, dass du etwas Übung brauchst, bis du Aufgaben richtig bearbeiten kannst. Das ist kein Grund, sich zu schämen – vielmehr kann es dich anspornen, es beim nächsten mal richtig zu machen. Ein Fehler kann eine persönliche Herausforderung sein, um zu wachsen.

2. Lerne, dass Fehler nichts über deinen Selbstwert und deine Fähigkeiten aussagen.

Auch das ist einfacher gesagt als getan. Nur weil du einmal falsch liegst, sagt das nichts über deine Intelligenz oder deinen Charakter aus. Hast du daran oft Zweifel, erstelle einen Spickzettel mit Eigenschaften, die andere an dir schätzen.

Lege den Spickzettel in deine Handyhülle oder deinen Geldbeutel – so hast du ihn immer dabei. Machst du einen Fehler und fühlst dich schlecht, kannst du ihn herausholen und daran erinnern, dass dich dieser eine Fehler nicht definiert.

3. Verstehe, dass andere auch nur Menschen sind.

Vergiss nicht, dass jede*r die Welt subjektiv wahrnimmt. Dein Fehler mag dir tragisch vorkommen, aber ein*e Freund*in oder Kolleg*in würde ihn vielleicht als Kleinigkeit einordnen.

Tipp: Eine offene Rückmeldung von einer Person, die es mit dir gut meint, ist Gold wert. Das Feedback kann deinen Lernprozess unterstützen, mit deinen Fehlern in Zukunft entspannter umzugehen.

Außerdem machen auch Menschen in deinem Umfeld Fehler, die du vielleicht gar nicht mitbekommst. 

Weiterlesen auf Utopia.de:

  • Scham: So kannst du mit dem Gefühl umgehen
  • Verzeihen und vergeben: Warum es gut für dich und deine Beziehungen ist
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Schlagwörter: Fehler Gewusst wie Psychologie

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