Wer ist auf der kanonenkugel geritten

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Der Baron von Münchhausen ist einer der beliebtesten Helden der Literaturgeschichte. Wer war dieser Baron wirklich, der dieses Jahr seinen 300. Geburtstag feiert?

Er reitet auf Kanonenkugeln, um feindliche Heerlager auszuspionieren, klettert an einer Bohnenranke auf den Mond und zieht sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf, ohne dass dabei seine Perücke verrutschen würde. Die Geschichten des Barons wurden immer wieder neu erzählt und illustriert, in zahlreiche Sprachen übersetzt und unzählige Male verfilmt. Aber ist da was dran?

Fakt ist: Den Baron von Münchhausen gab es wirklich. Er wurde am 11. Mai 1720 in Bodenwerder im heutigen Niedersachsen geboren. Auf einer Kanonenkugel geritten ist er – wahrscheinlich – jedoch nicht. Aber er hatte ein aufregendes Leben, wie seine Nachfahrin Anna von Münchhausen recherchiert hat.

Legende: Überflieger Münchhausen: Die Geschichten des Barons haben es um den Globus geschafft (im Bild: Hans Albers als Baron) Imago Images / Prod.DB

Mitten in einer bewegten Welt

«Schon mit 17 Jahren reiste er an den Zarenhof in St. Petersburg», erzählt von Münchhausen. Das war damals der glanzvollste Hof der westlichen Welt. Münchhausen war Page beim Fürsten von Braunschweig-Wolfenbüttel und zog mit ihm in den Russisch-Österreichischen Türkenkrieg um den Zugang zum Schwarzen Meer.

Es waren grosse Ereignisse der bewegten europäischen Geschichte – und der junge Münchhausen war mittendrin. «Mit 30 Jahren kehrte er ins Weserbergland zurück und führte das gemächliche Leben eines Gutsherrn. Abends versammelte er seine Freunde und Nachbarn um sich – in diesem Kreis war er natürlich der Weitgereiste», so von Münchhausen.

Ein fabelhafter Erzähler - aber kein Lügner

Dieser Weitgereiste erzählte gern aus seinen Jugendjahren. Frei erfunden habe er seine Abenteuergeschichten nicht, aber «er hat sie mit Witz und Erfindungsgabe erweitert».

Mücnhausen war sicher ein guter Erzähler in geselliger Runde, aber er hat nie eine Zeile seiner Erzählungen aufgeschrieben. «Wie die in die Welt gekommen sind, ist eine kuriose Reihe von Zufällen», so von Münchhausen.

Die Geschichten nehmen ihren Lauf

Einige von Münchhausens Geschichten wurden weitererzählt und landeten in einem Magazin, das 1781 in Berlin veröffentlicht wurde: «Vademecum für lustige Leute». Das Magazin fiel in London einem Gelehrten in Geldnot in die Hände. Er übersetzte einen Teil der Geschichte ins Englische, veröffentlichte sie anonym und landete einen Riesenerfolg.

Ein Band reiste mit einem englischen Studenten nach Göttingen und fiel dort dem Autor Gottfried August Bürger in die Hände, der ebenfalls in Geldnot war und es zurück ins Deutsche übersetzte.

Auch die deutsche Ausgabe wurde sofort zum Bestseller. Da erfuhr auch Herr von Münchhausen im stillen Bodenwerder von dem Buch und war empört. Er hat nicht damit gerechnet, dass sich jemand seines Namens und seiner Person bedient und in seinem Namen diese erstaunlichen Geschichten erzählt. Er fand das ehrverletzend. Anzeige erstatten konnte Münchhausen nicht. Bürgers Buch war anonym erschienen.

Der muss verlogen sein!

Münchhausen war damals ein alter, unglücklicher Mann. Mit 70 ging er eine zweite Ehe mit einer 17-jährigen Bernhardine von Brunn ein. «Diese junge Frau wollte sich amüsieren, er wollte versorgt werden und seine Ruhe haben», erzählt von Münchhausen.

Kurz nach der Hochzeit reichte der Baron die Scheidung ein. Seine Frau wandte sich an Anwälte in Hannover: «Die haben eifrig Schriftsätze verfasst, in denen sie auslegten, dass dieser Hieronymus Münchhausen ja weit und breit bekannt sei dafür, dass er Geschichten erzählte», weiss von Münchhausen. Der Baron wurde als unglaubwürdig abgestempelt, während die Mandantin als «völlig unschuldig» eingestuft wurde.

Das Etikett Lügenbaron wurde er nicht mehr los. Der echte Hieronymus von Münchhausen starb 1797 einsam und verbittert. Der poetische Münchhausen aber, der reitet heute noch auf der Kanonenkugel, strahlend, mit Dreispitz und Degen und gepuderter Perücke.

Filme

25 Klassiker aus mehr als 100 Jahren Film - das deutsche Kino ist reich an Höhepunkten. Wir stellen die wichtigen Filme vor. Heute: "Münchhausen" - 1943 verschaukelte man die Deutschen mit dem legendären Lügenbaron.

Im Schloss von Baron Münchhausen lauschen interessierte Zuhörer den tolldreisten Geschichten des Hausherrn. Er erzählt von einem Münchhausen, der die verrücktesten Abenteuer erlebte, gefährliche Duelle überstand, Prinzessinnen befreite, von einem Hexenmeister die ewige Jugend geschenkt bekam, der sogar auf einer Kanonenkugel geritten ist und mit einem Heißluftballon den Mond erreichte. Die Gäste sind fasziniert, halten das alles aber für ausgesprochene Lügengeschichten.

Der Baron und die Baronin (Hans Albers und Käthe Haack) in "Münchhausen"Bild: senseofview

Die UFA macht Fantasy

"Münchhausen" von Regisseur Josef von Báky ist episodisch angelegt, der Rahmenhandlung mit dem erzählenden Baron (alias Hans Albers) folgen die einzelnen, verrückten und phantastischen Abenteuer Münchhausens. Dabei entwickelt der Film eine geradezu uferlose Fabulierlust mit einem schwindelerregenden Sog aus märchenhaften Geschichten. Fantasy nennt man das heute, für die UFA war diese 1943 uraufgeführte und auch im Ausland gefeierte Produktion nicht nur der Jubiläumsfilm zum 25jährigen Filmschaffen. "Münchhausen" sollte auch zeigen, zu was Deutschland trotz des Krieges künstlerisch noch in der Lage war.

Propagandaminister Joseph Goebbels, selbsternannter "Schirmherr des deutschen Films", hatte "Münchhausen" höchstpersönlich bei der UFA in Auftrag gegeben. Gedreht wurde 1942 in den Babelsberger Studios und in Venedig. Der Film war in mehrfacher Hinsicht ein Experiment. Man arbeitete erfolgreich mit dem noch jungen Farbfilm, man realisierte kühne Trickaufnahmen mit einem völlig neuen Verfahren, man schuf eine bunte Märchenwelt mitten im Krieg.

Fechten wie ein junger Gott: Münchhausen war auf allen Gebieten fitBild: senseofview

Trotz allem: Propaganda!

"Münchhausen" ist ein Meilenstein des deutschen Kinos, man muss seine Entstehungszeit im Nazideutschland aber besonders beachten. Denn der Film ist trotz seiner heute noch sehr bunten, phantasievollen und märchenhaften Wirkung ein Nazi-Propagandafilm, Tenor: "Seht, was wir leisten können, während wir gleichzeitig gegen die ganze Welt Krieg führen." Wir wissen heute, dass der Ritt von Hans Albers auf der Kanonenkugel in Wahrheit ein Tanz auf dem Vulkan war.

Autor: Robert Bales

Redaktion: Jochen Kürten

Wer ist auf Kanonenkugel geritten?

Baron Münchhausen ist auf einer Kanonenkugel geritten und hat den Mond besucht - so heißt es jedenfalls in den Geschichten über ihn. An Weihnachten können Kinder sich einen neuen Film über den angeblichen Abenteurer angucken.

Wer reitet auf der Kanonenkugel?

Münchhausen - Der Ritt auf der Kanonenkugel und andere Abenteuer.

Wer war der Baron von Münchhausen?

Sein vollständiger Name war Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen. Er liebte es, Geschichten zu erzählen. Die waren so verrückt, dass sie sich gar nicht zugetragen haben konnten. Deshalb wird er auch oft der „Lügenbaron“ genannt.

Was Baron von Münchhausen Real?

Der Baron von Münchhausen ist als Lügenbaron aus Filmen, Büchern und Geschichten bekannt, kaum jemand weiß allerdings, dass eine real existierende Person hinter diesen Geschichten steckt: Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen, Sohn der Stadt Bodenwerder und somit des Weserberglandes.

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