Wenn eine wunde nässt

Viele Wundpatienten leiden an anderen Erkrankungen, ohne einen offensichtlichen Zusammenhang mit der Wunde herstellen zu können. „Als Beispiel sind hier die Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus, die Atherosklerose sowie Venenerkrankungen zu nennen. Auch Autoimmunerkrankungen oder Krebs können zu einer verzögerten Heilung führen“, weiß die Wiener Wundspezialistin OA Dr. Elisabeth Lahnsteiner. Vor allem ältere Menschen sind oft mit einem Venenleiden konfrontiert, wodurch es zu einem Druckanstieg im Gefäßsystem kommt. Daraus kann ein Unterschenkelgeschwür (Ulcus cruris) entstehen, das ohne individuelle Therapie kaum abheilt. Weiters zählen der Dekubitus (Druckgeschwür durch Wundliegen) und der diabetische Fuß zu den häufigsten chronischen Wunden.

Eine Mangelernährung, eine Unterernährung und krankhaftes Übergewicht (Adipositas) wirken sich auch nachteilig auf die Wundheilung aus.

Entsprechende Lebensumstände kommen als Risikofaktor noch hinzu. Eine Studie zeigte beispielsweise, dass 50 Prozent der Raucher im Vergleich zu 21 Prozent der Nichtraucher nach einer Operation an einer Wundheilungsstörung leiden.

Darm-Mikrobiom: Ein weiterer unterschätzter Risikofaktor liegt in einer gestörten Darmflora vor. Als Darmflora bezeichnet man die Gesamtheit aller Bakterien, die in unserem Darm leben und lebenswichtige Funktionen erfüllen, wie zum Beispiel das Immunsystem. 80% des Immunsystems befindet sich im Darm. Die Gastroenterologen bezeichnen diese Bakterien als eigenes Organ, als Mikrobiom. Das Gute ist: Wir sind für das notwendige Gleichgewicht unseres Mikrobioms verantwortlich. Speziell für die Wundheilung wurden in einer Untersuchung bedeutende Bakterienstämme gefunden. Wenn diese vermindert sind oder sogar fehlen, stellt sich eine verzögerte Wundheilung bzw. eine Wundheilungsstörung ein.

Was bedeutet es medizinisch, wenn eine Wunde stinkt?

Septische und aseptische Wundheilungsstörungen.
Bei einer septischen Wundheilungsstörung handelt es sich um eine Wunde mit Keimbefall. Die Keime können Eiter und Fäulnis nach sich ziehen, die Wunde stinkt. Wenn gleichzeitig Fieber auftritt, besteht die Gefahr einer Sepsis (Blutvergiftung).
Eine keimfreie Wundheilungsstörung bezeichnet man als aseptisch.

Medizinische Betreuung stinkender Wunden durch Spezialisten

Die Erstellung und Durchführung eines individuellen Wundtherapiekonzeptes erfordert auf jeden Fall ärztliche Kompetenz und Verantwortlichkeit. Ein strukturierter Behandlungsplan und ein Team aus Spezialisten (vom plastischen Chirurgen über den Dermatologen bis hin zu Gefäßspezialisten, Orthopäden und Wundspezialisten) sind wichtig, um akute, aber vor allem chronische Wunden erfolgreich zu heilen
Am Beginn einer umfassenden Diagnostik steht eine ausführliche Befragung des Patienten, da die Ursachen für die Entstehung chronischer Hautdefekte äußerst vielfältig sind. Nach den notwendigen labortechnischen, histologischen (Gewebeprobe) oder bildgebenden Untersuchungen wird die Therapie gemeinsam mit den diversen Fachärzten festgelegt. Im Idealfall wird der Patient kontinuierlich während seines ganzen Behandlungsverlaufes von einem medizinisch ausgebildeten Wundspezialisten betreut.

Was kann ich selbst zur Heilung meiner stinkenden Wunde beitragen?

Neben der ärztlich geführten Therapie kann der Betroffene selbst – ob bei einer akuten oder chronischen Wunde – den Heilprozess und die Regeneration zusätzlich sehr gut mit begleitenden Maßnahmen in Form eines Nahrungsergänzungsmittels unterstützen – eine bewusste abwechslungsreiche, gesunde Ernährung mit vielen frischen Lebensmitteln wird sowieso vorausgesetzt. Der Organismus braucht für die Heilung zusätzlich Aminosäuren, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, da der stark erhöhte Bedarf an bestimmten Nährstoffen mit der täglichen Ernährung nicht erreicht werden kann. Daneben kann man die Darmflora bei dieser intensiven Aufgabe stärken und mit speziellen Darmbakterien unterstützen.

Wundheilungs-Experten meinen daher: “An eine Wunde, die nicht verheilt, muss man sich nicht gewöhnen. Man kann handeln – als Basis ist immer die ärztliche Betreuung zu sehen, zusätzlich kann mit speziell abgestimmten, hochwertigen Nahrungsergänzungsmitteln die Regeneration unterstützt werden.”

„Da muss Luft dran” Brauchen Wunden ein Pflaster oder nicht?

17.05.2018, 08:00 Uhr

„Wunden heilen besser an der Luft“ ist ein weit verbreiteter Mythos. 

Copyright: imago/blickwinkel/fotototox

Köln – Beim Hinfallen das Knie oder die Hände aufgeratscht: Wer Kinder hat, für den sind kleinere Unfälle an der Tagesordnung. Schnell ein Pflaster draufkleben und weiterspielen lassen. Wobei... Wunden heilen besser an der Luft, heißt es oft. Aber stimmt das eigentlich?

Bei kleineren Abschürfungen schon, sagt Claas Ulrich von der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie an der Charité Universitätsmedizin Berlin.

Auf größere Wunden gehört immer ein Pflaster

Bei größeren Wunden kann diese sogenannte trockene Wundbehandlung aber das Gegenteil bewirken und die Heilung verzögern. Die oberste Hautschicht bildet eine natürliche Barriere gegen Krankheitserreger. Bei einer Schürfwunde wird diese zwar verletzt. Allerdings startet unser Körper auch schon Minuten nachdem wir uns verletzt haben mit dem Heilungsprozess. 

Blutet die Wunde, gerinnt das Blut nach wenigen Minuten. Dazu bildet sich Wundsekret, sodass die Wunde nässt. Das ist ein gutes Zeichen, denn so kann der Körper die Wunde mit Nährstoffen, Botenstoffen und Antikörpern versorgen und Bakterien und abgestorbene Zellteile abtransportieren. Eine nässende Wunde ist also nichts schlimmes, sondern ein Zeichen der Heilung.

Bei kleineren Abschürfungen reicht ein kleines Pflaster. 

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Oberfläche der Wunde trocknet an der Luft aus

Verzichten wir auf ein Pflaster und lassen Luft an die Wunde, trocknet die Oberfläche der Wunde schnell aus – obwohl sich darunter Wundsekret befindet. Die Heilung stockt.

Thomas Horn, Oberarzt an der Klinik für Dermatologie der Helios Klinik Krefeld vergleicht in diesem Fall die Kruste mit einem Gewächshaus, darunter herrscht kein gutes Klima. Werde die Wunde aber mit einem Pflaster abgedeckt, das regelmäßig gewechselt wird, nehme man jedes Mal die oberste Sekretschicht ab und damit auch den Abfall des Körpers.

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Wenn die Wunde keine Feuchtigkeit mehr abgibt, kann das Pflaster ab

Seine Empfehlung lautet deshalb: Einfache Schürfwunden mit einem Pflaster abdecken. Erst wenn die Wunde keine Feuchtigkeit mehr abgibt, kann man das Pflaster weggelassen und die Verletzung an der Luft heilen lassen. 

Mediziner verwenden bei größeren Wunden spezielle Verbände, Pflaster oder Auflagen, die die Wunde feucht halten, nachdem die Blutung gestillt ist. Übrigens funktionieren Blasen- oder Herpespflaster nach dem gleichen Prinzip. Auch sie sollen – bei den kleineren Baustellen am Körper – durch feuchte Wundbehandlung für eine schnellere Heilung sorgen. (sar / mit dpa)
 

Was bedeutet es wenn eine Wunde nässt?

Der Körper lässt das Blut gerinnen und bildet Wundsekret, die Wunde nässt - aus gutem Grund. Das Sekret ermöglicht die Versorgung und Abfallwirtschaft der Wunde. Neben Nähr- und Botenstoffen oder Antikörpern, die es in die Wunde transportiert, trägt es auch Bakterien und abgestorbene Zellteile nach außen.

Wie lange kann eine Wunde nässen?

Sie reinigen die Wunde und schützen sie vor Infektionen. Bakterien und Zelltrümmer werden aus der in dieser Phase nässenden Wunde durch eine Wundflüssigkeit (Exsudat) ausgeschwemmt und abgebaut. Diese Phase der Wundheilung (Reinigungs- oder Inflammationsphase) dauert bei normal heilenden akuten Wunden ca. drei Tage.

Ist es gut wenn Wunden nässen?

Trocknen einer nässenden Wunde Bei heilenden Wunden unterstützt das Exsudat den Heilungsprozess und ein feuchtes Wundmilieu. Die Flüssigkeit nässender Wunden stammt aus den Blut- und Lymphgefäßen, transportiert Zelltrümmer und Bakterien ab und bildet ein günstiges Umfeld für das Immunsystem.

Wie heilen nässende Wunden schneller?

Feuchthalten der Wunde beschleunigt den Heilungsprozess. Wunden heilen in einem feuchten Milieu besser und schneller. Das Verschorfen der Wunde bei trockener Versorgung behindert sogar den Heilungsprozess und fördert die Bildung sichtbarer Narben. Pflaster zur feuchten Wundheilung.

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