Welche blutgruppe ist die häufigste auf der welt

Weniger als 50 Menschen weltweit haben die Blutgruppe Rh-Null - sogenanntes goldenes Blut. Doch was macht die Blutgruppe so selten?

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Goldenes Blut ist natürlich nicht wirklich golden. Es wird so genannt, weil es extrem selten ist. Offiziell heißt die seltene Blutgruppe „Rh-Null“. Um zu verstehen, was das Besondere am goldenen Blut ist, erklären wir zunächst die Merkmale der einzelnen Blutgruppen.

Wie unterscheiden sich die einzelnen Blutgruppen?

Die Oberfläche von roten Blutkörperchen besteht unter anderem aus Kohlenhydraten und Proteinen, die verschiedene Strukturen bilden – die sogenannten Blutgruppen-Antigene. Jeder Mensch besitzt eine bestimmte Sorte dieser Antigene in verschiedenen Kombinationen. Daraus ergibt sich die Blutgruppe.

Weltweit gibt es 38 Blutgruppensysteme – also Modelle, wie Blutgruppen genannt und sortiert werden. Am bekanntesten und am wichtigsten in der Medizin sind das AB0-System sowie das Rhesussystem.

Das AB0-System

Im AB0-System werden vier Blutgruppen unterschieden:

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  • A
  • B
  • AB
  • 0

Das System ist relativ einfach zu verstehen, denn die Buchstaben geben an, ob das jeweilige Antigen auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen vorhanden ist. Wer also Blutgruppe A hat, der besitzt A-Antigene, während Menschen mit Blutgruppe AB sowohl A- als auch B-Antigene haben. Bei Blutgruppe 0 sind hingegen keine dieser Antigene vorhanden.

Welche Blutgruppe man hat, spielt bei Blutspenden eine große Rolle. Denn der Körper verfügt nicht nur über die Antigene, sondern auch über die Antikörper. Das heißt, gegen Antigene, die der Körper nicht kennt, werden Abwehrmechanismen eingesetzt. Wer A-Antigene hat, kann also keine B-Antigene empfangen – ein Mensch mit der Blutgruppe B kann nicht für einen Menschen mit der Blutgruppe A Blut spenden und umgekehrt. Blutgruppe 0 bildet Antikörper gegen A und B. Eine falsche Bluttransfusion würde dazu führen, dass das Blut verklumpt und der Mensch im schlimmsten Fall stirbt.

Das Rhesussystem

Zusätzlich zur Blutgruppe A, B, AB oder 0 wird in der Regel auch der sogenannte Rhesus-Faktor angegeben.

Im Rhesus-Blutgruppensystem gibt es 55 verschiedene Antigene, zum Beispiel D, C, c, E oder e. Besonders bedeutsam ist dabei der Rhesusfaktor D, denn er kommt bei rund 85 Prozent aller Menschen vor. Wenn man diesen Faktor hat, gilt man als Rhesus-positiv bzw. Rh-positiv. Fehlt der Rhesusfaktor D, ist man Rh-negativ.

Goldenes Blut – Die seltenste Blutgruppe von allen

Wenn einem Menschen alle 55 Antigene des Rhesussystems auf den roten Blutkörperchen fehlen, spricht man offiziell von Rh-Null. Das ist extrem selten – aktuell sind nur 43 Menschen weltweit bekannt, die dieses sogenannte goldene Blut haben.

Theoretisch wären Träger des goldenen Bluts die perfekten Blutspender, wenn die AB0-Gruppe stimmt. Andersrum sieht es jedoch problematisch aus, denn wer goldenes Blut hat, kann im Falle einer Bluttransfusion auch nur goldenes Blut empfangen. 9 der 43 Menschen spenden aktiv Blut, aber nicht unbedingt für andere Menschen, sondern für sich selbst. Das Blut wird eingefroren und für medizinische Notfälle verwahrt.

Da das goldene Blut so selten ist, spielt es im medizinischen Alltag allerdings trotz seiner interessanten Eigenschaften kaum eine Rolle.

Warum unterscheiden sich Blutgruppen bei Menschen? Ihre Entstehung und Verbreitung hat viel mit Krankheitserregern zu tun. Vor allem Malaria spielt dabei auch eine Rolle.

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Was genau sind Blutgruppen?

Es geht hier vor allem um die roten Blutkörperchen, genau genommen um deren Zelloberfläche. An den Blutkörperchen haften bestimmte Eiweiße, die sogenannten Antigene. Nach denen sind die Blutgruppen benannt. Hat jemand Blutgruppe A, dann haften an den Blutkörperchen andere Antigene als im Blut von jemandem mit Blutgruppe B. Und Blutgruppe 0 heißt einfach: weder ... noch. An den Blutkörperchen hängen weder Antigene A noch B. Unser Körper wehrt sich allerdings gegen fremde Antigene, die er nicht kennt – deshalb wird bei Blutspenden auf die Blutgruppen geachtet, weil sonst der Körper des Empfängers das Blut des Spenders abstößt.

Wie sind diese verschiedenen Blutgruppen entstanden?

Sieht man sich das Verteilungsmuster der Blutgruppen auf der Welt an, dann kommen zwar heute alle Blutgruppen praktisch überall vor, aber es gibt bestimmte Häufungen:

  • Blutgruppe 0 tritt gehäuft in Afrika und Amerika auf
  • Blutgruppe A in Europa
  • Blutgruppe B in Asien

Das sind grobe Muster. Wie das gekommen ist, wird noch erforscht. Was aber bereits gut untersucht ist, ist der Einfluss von Malaria. An diesem Beispiel kann man deutlich machen, wie sich die Wissenschaft die Evolution der Blutgruppen grundsätzlich vorstellt.

Warum sich in Afrika Blutgruppe 0 stärker durchgesetzt hat

Man kann rekonstruieren, dass die Blutgruppe 0 sich durch einen ursprünglichen Gendefekt aus der Blutgruppe A entwickelt hat. Also: A war zuerst da, dann gab es beim Kopieren des Erbguts an einer bestimmten Stelle einen Fehler, eine Mutation. Das Resultat waren Menschen mit Blutgruppe 0. Das ist alles passiert in einer Zeit, als unsere Vorfahren noch in Afrika gelebt haben. Eigentlich waren es noch keine "Menschen" im heutigen Sinn, sondern allenfalls Vormenschen.

In Afrika gibt es nun bekanntlich Malaria. Man hat herausgefunden, dass Träger der Blutgruppe 0 bei Malaria, insbesondere der gefährlichen Malaria tropica, höhere Überlebenschancen haben. Das liegt daran, dass sich der Erreger im Blut dieser Menschen nicht so schnell vermehren kann. Mit Malaria ist es also ein bisschen wie bei Covid-19 – auch da scheinen Menschen mit Blutgruppe 0 glimpflicher davonzukommen.

Ein Prozess über Jahrmillionen

Der Unterschied ist, dass es Malaria schon seit Jahrmillionen gibt. Wenn nun Menschen mit Blutgruppe 0 eine auch nur leicht erhöhte Überlebenschance in Malariagebieten haben, hat das dazu geführt, dass sich die Blutgruppe in Afrika im Laufe der Zeit immer stärker durchgesetzt hat. Das gilt vor allem für die feucht-tropischen Gebiete: Paradebeispiel ist das Nigerdelta. Dort ist der Anteil von Blutgruppe 0 in der Bevölkerung sehr hoch. In anderen Weltgegenden, wo Malaria nicht so eine große Rolle spielt, haben sich dagegen die Blutgruppen A und B gehalten.

Auch andere Krankheitserreger spielen eine Rolle

Dieser Einfluss des Malariaerregers erklärt die Evolution der Blutgruppen nicht komplett – schon gar nicht die Verteilung von A und B. Aber immerhin ist dieser Effekt so gut untersucht, dass man vermuten kann, dass generell Krankheitserreger der entscheidende Faktor bei der Herausbildung unterschiedlicher Blutgruppen und ihrer Verteilung sind, wenn sie jeweils die Träger der einen oder anderen Blutgruppe begünstigt haben.

Gibt es auch bei Tieren verschiedene Blutgruppen?

Ja, es gibt auch bei Tieren so etwas wie Blutgruppen. Gerade das AB0-System kennt man auch von anderen Primaten – es ist also älter als die Menschheit. Wir unterscheiden ja beim Menschen neben A, B und 0 auch den sogenannten Rhesusfaktor. Der heißt deshalb so, weil er ursprünglich beim Rhesus-Affen gefunden wurde.

Unterschiedliche Blutgruppen sind auch bei Fischen nachgewiesen. Aber das sind dann nicht die Blutgruppen, die wir kennen – A, B und 0 oder der Rhesusfaktor – sondern ganz andere Typen als beim Menschen.

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Welches ist die seltenste Blutgruppe der Welt?

Die seltenste Blutgruppe der Welt ist AB mit dem Rhesusfaktor negativ. Sie besitzt weltweit sowie deutschlandweit nur 1% der Bevölkerung. Die meisten Menschen weltweit haben die Blutgruppe 0 mit dem Rhesusfaktor positiv, das entspricht 36% sowie deutschlandweit 35% der Bevölkerung.

Was ist die beste Blutgruppe der Welt?

Menschen mit Goldenem Blut sind die perfekten Spender Derzeit ist weltweit von gerade einmal rund 43 Menschen bekannt, dass sie dieses sogenannte Goldene Blut in sich tragen. Theoretisch wären diese Menschen die perfekten Spender, sofern die AB0-Gruppe stimmt.

Was ist die gesündeste Blutgruppe?

Ganz ohne Einfluss auf die Gesundheit sind die Blutgruppen jedoch nicht: So erkranken Menschen mit Blutgruppe Null seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Unter Magenbeschwerden leiden sie dagegen häufiger als die anderen Blutgruppen-Typen. Bei Menschen mit der Blutgruppe AB ist der Blutdruck seltener erhöht.

Was ist besser 0 positiv oder negativ?

In erster Linie macht die Blutgruppe keinen Unterschied im Alltag eines Menschen. Wichtig wird sie erst beim Empfangen und Spenden von Blutkomponenten. Damit eine Transfusion ohne Probleme vom Körper aufgenommen werden kann, müssen die Blutgruppen von Spendendem und Empfangendem zueinander passen.

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