Was passiert wenn Geburt eingeleitet wird?

Stell dir vor du wachst am Errechneten Termin (ET) auf und hast keine Wehen. Dabei hast du doch schon 40 Wochen genau auf diesen Tag gewartet. Nun ist er da und… nichts passiert. Was nun?
Für viele Frauen ist das “Über den Termin gehen” eine Qual, die mit jedem verstrichenen Tag wächst.
Sollte man die Geburt jetzt einleiten? Und wenn ja, wie funktioniert dann die Geburtseinleitung?

In diesem Blogartikel findest du alle Informationen, die du brauchst, um selbst gut bewerten zu können, was eine Einleitung bedeutet und ob du sie tatsächlich schon brauchst. Denn die Entscheidung dafür oder dagegen liegt eigentlich immer bei Dir.

Aus Vorfreude wird Enttäuschung

Freudig und etwas ängstlich wartet man darauf, dass am Termin endlich was passiert. Die Verwandten fragen stündlich nach Neuigkeiten. Alles ist vorbereitet. Die Kindersachen sind sortiert, die Kliniktasche steht mahnend an der Tür. Nur die Wehen sind auch beim angestrengtesten Reinhorchen nicht zu spüren. Plötzlich werden alle kleinen Beschwerlichkeiten gigantisch groß, die Geduld ist am Ende. Die Geburtseinleitung scheint plötzlich eine attraktive Möglichkeit zu sein, das Warten zu beenden.

Statistisch ganz normal

Dass dein Kind am Errechneten Termin noch nicht da ist, ist keine Besonderheit und auch gar nicht schlimm! Nur circa 4% aller Kinder kommen am ET zur Welt. Alle Anderen etwas früher, oder eben etwas später. Alles innerhalb von drei Wochen vorher und bis zu zwei Wochen nachher ist letztendlich völlig normal.
Manchmal passiert auch ein Rechenfehler und schon steht ein falscher, vorzeitiger Termin im Mutterpass. Nach einer darauf hin zu früh eingeleiteten Geburt sieht man dem Baby die Unreife entsprechend an. Echte Übertragungen – und damit meint man Kinder, die nach der 42. SSW zur Welt kommen – sind wirklich selten. Auch das sieht man dem Baby an.
Also bitte immer dran denken: Auch bei aller Technik: 100%ig in den Bauch „reinschauen“ können wir eben immer noch nicht.

Was passiert am Errechneten Termin?

Du wirst am ET, spätestens jedoch bei ET+3, zum Frauenarzt oder in die Klinik einbestellt. Dort wird ein CTG (Herz-Wehen-Schreiber) angelegt. So kann man kontrollieren, ob es dem Kind gut geht. Da das CTG immer nur eine Momentaufnahme liefert, werden noch weitere Parameter betrachtet:

  • Die Fruchtwassermenge wird mit dem Ultraschallgerät gemessen.
    Wenn noch ausreichend (500-1000 ml) Fruchtwasser vorhanden ist, ist das ein Zeichen dafür, dass die Plazenta (Mutterkuchen) noch gut arbeitet.
  • Die Größe des Kindes wird kontrolliert.
    Diese Messung ist am Termin nur noch ungenau möglich. Schwankungen liegen bei +/- 500 Gramm!
  • Dann werden noch dein Blutdruck, Puls und Temperatur kontrolliert.
  • Es wird geschaut, ob du viel Wasser eingelagert hast.
    Am Termin sind leichte Ödeme normal.
  • Als Letztes musst du noch Urin abgeben.
    Dieser wird vor allem auf Eiweiß kontrolliert. Diese Messungen kennst du sicherlich schon von den Vorsorgeuntersuchungen.

Wenn alles in Ordnung ist, kannst du entspannt nach Hause gehen und weiter auf die Wehen warten. Das Kind braucht dann einfach noch etwas mehr Zeit. Bleib ganz entspannt: es ist ein natürlicher biologischer Prozess. Es geht los, wenn es los gehen soll.

Wenn eine Geburt partout nicht von alleine starten will, soll in Deutschland – nach der S2 Leitlinie „Geburtseinleitung“ – bei ET 41+0, spätestens bei 41+3 eine Einleitung der Geburt empfohlen werden. Ab 42+0 SSW soll eine Geburtseinleitung dringend empfohlen werden.
In einer Cochrane-Studie zur Einleitung nach dem Errechneten Termin heißt es in der Schlußempfehlung:

„Frauen sollten in angemessener Weise über ihre Möglichkeiten aufgeklärt werden, damit sie eine informierte Entscheidung zwischen einer geplanten Einleitung, einer späteren Einleitung oder einer Überwachung ohne Einleitung, treffen können.“

Die Geburt einleiten

Die Geburtseinleitung mit Hilfe von Medikamenten ist meist kein Spaß: Wenn der Körper noch nicht bereit für Wehen ist, dann passiert bestenfalls nichts. Schlimmstenfalls hast du aber ein bis zwei Stunden lang „künstliche“ Wehen, ohne dass sich etwas Bemerkenswertes in Richtung Geburtsbeginn tut. Wenn mit der Einleitung der Geburt aber erst mal begonnen wurde, musst du auf jeden Fall in der Klinik bleiben. Dann verbringst du deine kostbare Zeit zwischen Einleitung, CTG-Kontrollen und Langeweile. Es kann Tage dauern, bis eine künstlich eingeleitete Geburt tatsächlich los geht. Und Frauen, die eingeleitet werden, nehmen die Wehen sehr häufig als extrem schmerzhaft wahr.
Wie eine medikamentöse Einleitung der Geburt abläuft und welche Optionen es dabei gibt, erkläre ich weiter unten. Auch auf die natürlichen Einleitungsmethoden gehe ich später noch genauer ein.

Ab wann muss man die Geburt einleiten?

Aber muss man die Geburt denn wirklich an einem bestimmten Stichtag einleiten?
Man sollte immer bedenken, dass die geburtshilflichen Leitlinien genau das sind: Empfehlungen, nach denen man sich richten kann, beziehungsweise sollte. Es ist also keinesfalls gesagt, dass dieser empfohlene Zeitpunkt auch genau der richtige für die Geburt deines Kindes ist.

„An einem Apfelbaum sind auch nicht alle Äpfel gleichzeitig reif.“

(frei nach Ina May Gaskin)

Wer entscheidet über die Einleitung der Geburt?

Die Empfehlung der geburtshilflichen Leitlinie tastet niemals deine Entscheidungshoheit an. Du hast das Recht über deinen Körper und die Aufnahme von Medikamenten selbst zu entscheiden.

Riskofaktoren, die für die Einleitung der Geburt sprechen

„Na wenn sie wollen, dass ihr Kind stirbt …“
Leider wird in der Geburts-“hilfe“ hin und wieder mit Angstmache gearbeitet. Und ja, manchmal stirbt ein Baby auch noch nach dem Errechneten Termin. Das ist furchtbar. Das kann aber auch zu jedem anderen Zeitpunkt der Schwangerschaft geschehen. Ich plädiere dafür, das möglichst objektiv zu bewerten.
Tatsächlich belegen Studien einen minimalen Anstieg der Totgeburtenrate ab der 39. SSW. Aber nur, wenn entsprechende Risikofaktoren vorhanden sind.

Solche Risiken sind:

  • Eine Abnahme der Kindsbewegung
    -> spürt die Mutter meist
  • Verminderte Fruchtwassermenge
    -> sieht man im Ultraschall
  • Schlechte Durchblutungswerte
    -> kann man mit der Dopplersonographie erkennen
  • Das Kind ist deutlich kleiner, als das bei der vorliegenden SSW zu erwarten wäre
    („to small for date baby“)
  • Das Kind ist extrem groß
    (vor allem im Verhältnis zur Größe der Mutter)

In den „Guidelines for the management of postterm pregnancy“ heißt es dazu: “Es gibt keinen Beweis dafür, dass das reine „über den Termin gehen“ alleine ein Risiko darstellt.“

Und: „Es herrscht Konsens darüber, dass extrem viele Einleitungen stattfinden müssten, um dadurch ein einziges Kind vor dem intrauterinen Tod zu bewahren.“

„Routine Einleitungen ab der 41. SSW sind bei unkomplizierten Schwangerschaften nicht zu rechtfertigen, da es das fetale / neonatale Ergebnis nicht verbessert und mütterliche Komplikationen und die Wahrscheinlichkeit einer Schnittentbindung erhöht. Der entscheidende Punkt für die Auswahl der einzuleitenden Schwangerschaften ist die sorgfältige Identifizierung der möglichen mütterlichen und / oder fetalen Komplikationen, die bereits existieren.“, sagt Prof. Dr. Giampaolo Mandruzzato 2009 im Journal der polnischen Gesellschaft für Perinatalmedizin.

Das bedeutet: Solange bei den Kontrollen alles in Ordnung ist und du keine Veränderungen in den Bewegungsmustern deines Kindes erkennst und du noch auf einen natürlichen Geburtsbeginn warten möchtest, kannst du das tun und damit dein Baby seinen Geburtstag selbst wählen lassen.

Natürliche Geburtseinleitung – eine (gute) Option?

Nach diesem Plädoyer für einen zurückhaltenden und entspannten Umgang mit der Geburtseinleitung mag es ein wenig absurd erscheinen, dennoch über natürliche Einleitungsmethoden zu schreiben. Aber…
Es gibt durchaus Situationen, in denen ein natürlicher Einleitungsversuch Sinn macht. Wenn beispielsweise, das liegt auf der Hand, die medikamentöse Einleitung „droht“.
Genau dann finde ich es mehr als legitim, vorher mal auf ganz natürliche Weise und behutsam beim Körper anzufragen, ob er denn eventuell bereit wäre, nun mal langsam mit der Geburt loszulegen.
Denn nichts weiter als so eine Anfrage ist ein jeder Einleitungsversuch. Und wenn der Körper nicht will, wird es auch nicht klappen. Dann dauert es schon mal, wie oben erwähnt, viele Tage. Sollte er aber prinzipiell bereit sein, dann kann so ein kleiner Anstupser tatsächlich etwas bewirken.

Wehen fördern – so leitest du die Geburt natürlich ein

Es gibt viele Methoden und Hausmittelchen, die mehr oder weniger wirksam sind. Die bekanntesten habe ich hier mal zusammengestellt.
Von „wirkt manchmal“ bis „circa 50% Erfolgsrate“ ist alles dabei. Einige Methoden sind harmlos und können bei Bedarf einfach mal ausprobiert werden. Andere sollten wirklich nur in Absprache mit dem Arzt oder der Hebamme erfolgen! Leider gibt es nicht immer die dazu passende Studien, aber wo vorhanden, habe ich sie für dich natürlich gleich mit verlinkt.

Ananas essen

Dass Ananas essen wirklich Wehen fördern oder gar auslösen kann, ist natürlich eher Quatsch. Schaden tut es zumindest nicht. Ich habe die Ananas hier mit aufgenommen, weil dieser Tipp immer wieder kursiert. Tatsächlich wird der Ananas nachgesagt, ein wehenförderndes Enzym zu enthalten.
Das Enzym Bromelain, das vermehrt in unreifen Ananasfrüchten vorkommt, hat vor allem verdauungsfördernde, entzündungshemmende und muskelentspannende Eigenschaften. Auch Ödemen soll es entgegen wirken.
Bei Medikamentenstudien ist es so, dass ein Pharmaunternehmen, um ein Medikament auf den Markt bringen zu dürfen, vor allem nachweisen muss, dass es nicht schadet. So ist das auch beim Ananas-Enzym. Ob es aber wirklich Wehen fördern oder gar auslösen kann, ist fraglich. Schaden tut es zumindest nicht.
Im Zweifelsfall hat man eine extra-Dosis an Vitamin C, Biotin, Vitamin E, Magnesium, Eisen, Phosphor, Zink, Mangan, Jod, Beta-Carotin, Vitamin B12, Kalzium und Kalium aufgenommen. Und das ist ja auch nicht das Schlechteste, um „fit“ in die Geburt zu starten.

Scharfes Essen

Eben so unsinnig wie die Ananas, ist der Tipp, etwas Scharfes zu essen. Wenn das wahr wäre, müssten in einigen Ländern die Kinder generell früher kommen. Aber hey, wenn’s schmeckt?!

Abwarten und Tee trinken

Als wehenfördernd gilt ein Tee aus Zimt, Nelken, Ingwer, Minze, Kardamom und Eisenkraut. Einige dieser Zutaten sind ja typische Weihnachtsgewürze und dementsprechend häufig in Weihnachtsgebäck und Tee zu finden. Und daran sieht man schon, dass auch hier die Wirksamkeit begrenzt sein muss, denn sonst hätte man längst herausgefunden, dass im Dezember viele Kinder etwas eher zur Welt kommen. Aber auch hier gilt: Wer es mag, nur zu.

Tee-Rezept „Geburtseinleitung“:

  • 1 Stange Zimt
  • 10 Nelken
  • 1 El Eisenkraut
  • 1 Stück Ingwer (in Scheiben geschnitten)

Das Ganze mit 1 Liter Wasser aufgießen und über den Tag verteilt (circa 3 Tassen) trinken.

Einlauf

„Der Einlauf ist das beste Wehenmittel“ – dieses Uralt-Zitat von Ernst Bumm steht in: Praktische Geburtshilfe für Studierende und Ärzte* von Willibald Pschyrembel, einem der Standardwerke für Geburtshelfer. Ärzte und Hebammen haben sich jahrzehntelang daran gehalten. Nichtsdestotrotz ist es falsch!
Es ist immer wieder spannend, wenn Behauptungen von „Fachgöttern“ empirisch untersucht werden: Denn in mehreren Studien zeigte sich keine Geburtsverkürzung durch die Anwendung eines Einlaufs.
Dennoch ist es so, dass manche Frauen am Ende der Schwangerschaft an Darmträgheit leiden und daher die Möglichkeit des Einlaufs – nach einem oder sogar mehreren Tagen ohne Stuhlgang – sehr begrüßen.
So heißt es denn auch im Fachbuch „Hebammenkunde“, dass ein Einlauf oder Klistier genau dann indiziert ist, wenn sich entweder fester Stuhl in der Rektumampulle befindet und somit ein Geburtshindernis darstellt, oder wenn es sich die Frau zu ihrer Erleichterung wünscht.
Häufig kündigt sich die Geburt aber auch mit Durchfällen an. Dann macht es natürlich erst recht keinen Sinn, die Frau zusätzlich noch mit einem Einlauf völlig unnötig zu traktieren.

Wehen-Cocktail – nicht so cool, wie es sich anhört!

Der Wehen-Cocktail ist wohl – neben Sex – das berühmteste Mittel zur Einleitung der Geburt. Im Netz finden sich zahlreiche Anleitungen und Rezepte.
Ich war nie eine Freundin davon, stelle ihn euch aber dennoch vor, denn wenn man nach Einleitungsmethoden sucht, kommt man an dem Wehen-Cocktail wohl einfach nicht vorbei. Was ihr aber wissen müsst, ist das dieser inzwischen in der S2-Leitlinie zur Geburtseinleitung von 2020 nicht mehr empfohlen wird.  Zumindest nicht zu Hause, auf eigene Faust.
Neben dem Rizinusöl, das fast immer Hauptbestandteil ist, wird er wahlweise mit Aprikosensaft, Eisenkraut und Sekt, gerne auch mit Mandelmus und Schnaps, verabreicht.

Ein klassisches Wehen-Cocktail-Rezept sieht dann so aus:

  • 2 El Rizinusöl
  • 2 El Mandelmuss
  • ¼ l Aprikosensaft
  • 1 Schnapsglas Hochprozentiges
    (Echt jetzt!? Für Schwangere?)
  • mit Sekt oder Wasser aufgießen, auf einen ½ Liter Flüssigkeit
    (also noch mehr Alkohol?)

Alles im Mixer kräftig durchmischen.

Durch das Rizinusöl soll der Körper bereits nach kurzer Zeit zu Wehen angeregt werden.
Nur weil diese Rezepte massenweise im Netz kursieren, bedeutet das leider nicht, dass der Wehen-Cocktail harmlos ist: Vielen Frauen reagieren mit starken Magenkrämpfen, mit immer wiederkehrenden Durchfällen und manchmal sogar mit Dehydrierung. Und by the way: Schnaps – für Schwangere ??? – Echt, ey!
Aber am dramatischsten kann die Auswirkung auf die Gebärmutter direkt sein. So kommt es nach der Einnahme deutlich häufiger zu geburtshilflichen Notfällen.
Wenn du dich intensiver mit dem Wehencocktail beschäftigen möchtest, dann lies gerne meinen Blogpost: „Ist der Wehencocktail zur Geburtseinleitung eine gute Methode, oder gefährlich?“

Mit Sex die Geburt natürlich einleiten: Brustwarzenstimulation & Geschlechtsverkehr

Bei der Brustwarzenstimulation wird Oxytocin ausgeschüttet. Das ist ein Hormon, das für die Entstehung von Wehen zuständig ist. Und selbst schon das reine Küssen kann Wehen anregend sein. Dieser Mechanismus lässt sich übrigens auch ganz wunderbar dafür nutzen, um die Wehentätigkeit unter der Geburt weiter anzukurbeln. Gleichzeitig wird die Produktion schmerzlindernder Stoffe in Gang gesetzt – eine Art natürliches Schmerzmittel. In „Mehr Küsse unter der Geburt!“ beschreibe ich, was es damit genau auf sich hat.

Durch ungeschützten, vaginalen Geschlechtsverkehr können Prostaglandine, die im Ejakulat des Mannes vorhanden sind, ebenfalls für Wehen sorgen. Zusätzlich kann der weibliche Orgasmus für kleine „Kontraktiönchen“ sorgen, wodurch es wiederum zur vermehrten Ausschüttung von Oxytocin kommt.
Auch bei der medikamentösen Einleitung wird oft ein Gel mit synthetischen Prostaglandinen auf den Muttermund, beziehungsweise ins hintere Scheidengewölbe, eingebracht. Die sind aber noch um einiges stärker. (Mehr dazu weiter unten.)

Ich finde, dass Sex – wenn beide Partner Lust dazu haben – eine gute Möglichkeit ist, um die Geburt ein wenig in Gang zu bringen. Und sollte es nicht funktionieren, dann hatte man wenigstens Spaß dabei. Eine valide Studie gibt es hierzu natürlich nicht.
Ab und zu gibt es Paare, die diese Möglichkeit sogar noch in der Klinik praktizieren… Und manchmal klappt das auch – siehe kleine Anekdote aus dem Kreissaal: „Einleitungsversuch“.

Eipolablösung

Die Eipolablösung kann von der Hebamme oder der Gynäkologin durchgeführt werden. Sie findet im Rahmen einer vaginalen Untersuchung statt. Dabei wird die Fruchtblase vorsichtig vom Muttermundsrand gelöst. In den Eihäuten befinden sich Prostaglandine, die dadurch freigesetzt werden.
Die Eipolablösung kann schmerzhaft sein und es können leichte Blutungen auftreten.
In der Cochrane-Studie „Membrane sweeping for induction of labour“ konnte die Eipolablösung mit einer kürzeren Schwangerschaftsdauer und weniger Übertragungen in Zusammenhang gebracht werden.
Auch in meinen Beobachtungen wirkt sich die Eipolablösung oft positiv auf den Geburtsbeginn aus. Allerdings ist es wirklich unangenehm bis sehr schmerzhaft – für einen kurzen Moment.

Nelkenöl-Tampon

Bei dieser Methode wird ein Tampon in eine Ölmischung getunkt, der dann in die Vagina eingeführt wird. Er verbleibt dort eine Stunde. Danach gibt es eine Pause von 4-8 Stunden. Die Prozedur kann bis zu drei Mal pro Tag wiederholt werden.
Achtung, manche Frauen reagieren allergisch auf das Öl. Daher bitte vor der Anwendung an einer kleinen Stelle vorsichtig testen. Sollte das Öl ein bisschen brennen, kann die Mischung auch mit Oliven- oder Mandel-Öl weiter verdünnt werden. Kommt es zu Rötungen oder einem starken Brennen oder Wärmegefühl, dann bitte lieber lassen.

Rezeptur für die Ölmischung:

  • 18 ml Mandel-Öl
  • 2 ml Nachtkerzen-Öl
  • 20 Tropfen Nelkenknospen-Öl

Die Anwendung von Nelkenöltampons löst bei ca. 32% aller Frauen Wehen aus.
(Dörken et al. Geburtseinleitung mit Nelkenöltampons – erste Studienergebnisse – aus: „Die Hebamme“ 2004/1)

Medikamentöse Geburtseinleitung im Krankenhaus

Natürlich kann es sein, dass aus einer medizinischen Indikation heraus (siehe oben) die Geburt eingeleitet werden muss. Vielleicht haben bereits alle eigenen, natürlichen Einleitungs-Anstupser versagt und nun drängt die Zeit, denn es gibt tatsächlich einen guten Grund, warum dein Baby so schnell wie möglich geboren werden sollte. Dann wirst du im Krankenhaus aufgenommen und bekommst Medikamente:

Geburtseinleitung mit Tablette

Die wahrscheinlichste Einleitungsart ist die mit einer Tablette Cytotec (Misoprostol). Es ist ein Medikament, das ursprünglich gegen Magengeschwüre entwickelt wurde. Dann entdeckte man, dass es eine extrem anregende Wirkung auf die Uterusmuskulatur hat. Es wird in der Geburtshilfe seit circa 20 Jahren zur Einleitung der Geburt benutzt, ist aber niemals für Schwangere zugelassen worden. Daher musst du diesen „Off-Label-Einsatz“ an dir gesondert unterschreiben.
Cytotec ist recht gut erforscht und das bei weitem meist benutzte Medikament für diesen Zweck. Es ist auch das einzige Prostaglandin (Wehen anregendes Hormon), das Oral eingenommen werden kann.
Vor der Einnahme der Tablette bekommst du ein halbstündiges Kontroll-CTG. Wenn das in Ordnung ist, nimmst du die Pille, und bleibst dann noch eine weitere Stunde am CTG. Dadurch wird beobachtet, wie es deinem Baby mit der Behandlung geht, und ob du Wehen entwickelst. Schlägt diese erste Behandlung nicht an, wiederholt man sie vier Stunden später erneut. Dabei wird dann die Dosis erhöht. Danach kann dieses Spiel alle vier Stunden noch für einige Zeit weiter gehen.

Nachtrag: Cytotec wurde 2021 in Deutschland vom Markt genommen. Laut ExpertInnen war vor allem der Umgang damit problematisch. Ungenaue oder zu hohe Dosierung und mangelnde Überwachung von Mutter und Kind sorgten für ein schlechtes Risiko-Nutzen-Verhältnis. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. verteidigte Cytotec: Misoprostol sei in mehr als 80 randomisiert-kontrollierten Studien gut erforscht.

Geburtseinleitung mit Gel

Es gibt Faktoren, die das Einleiten der Geburt mit Cytotec zu risikoreich machen würden. Das wäre zum Beispiel ein vorausgegangener Kaiserschnitt oder andere Uterusoperationen. Dann wird bei einer vaginalen Untersuchung ein Minprostin-Gel ins hintere Scheidengewölbe eingebracht. Teilweise wird auch noch der Muttermund mit dem Gel massiert. Auch hier ist vorab ein halbstündiges CTG und danach ein zweistündiges CTG obligatorisch. Das Gel kann bis zu zwei Mal pro Tag gegeben werden.

Geburtseinleitung mit Wehentropf

Ist der Muttermund schon ein gutes Stück geöffnet, wird zur Einleitung der Geburt manchmal auch ein Wehentropf mit Oxytocin verwendet. Er wird unter dauerhafter CTG-Kontrolle kontinuierlich höher dosiert, bis die Wehentätigkeit die gewünschte Regelmäßigkeit zeigt.

Geburtseinleitung mit Stäbchen

Relativ neu ist die Einleitung der Geburt mit Dilapan-S. Es handelt sich dabei um ein dünnes Stäbchen, das wie ein Tampon in den Muttermund eingeführt wird. Es zieht dort Flüssigkeit an und quillt entsprechend stark auf. Dadurch eröffnet es den Muttermund.
Da das Stäbchen kein zusätzliches Medikament enthält, sondern rein mechanisch wirkt, wird es vor allem für die Cervixreifung (Verkürzung des Gebärmutterhalses) bei Frauen mit „Zustand nach Sectio“, oder nach anderen Gebärmutteroperationen empfohlen.

Da die Methode noch sehr neu ist, gibt es bisher nur eine sehr kleine Studie, die zu dem Schluss gelangt, das Dilapan „ein sicheres und effektives Mittel zur Cervixreifung vor Geburtseinleitung ist.“

Geburtseinleitung durch Fruchtblasensprengung

Die ungünstigste Einleitungsvariante ist sicherlich die gezielte manuelle Eröffnung der Fruchtblase, die sogenannte Fruchtblasensprengung (Amniotomie). Denn damit setzt man etwas in Gang, das nicht mehr rückgängig zu machen ist und womit man sich (womöglich unnötig) in Zeitnot bringt: Ist die Schutzhülle des Babys erst einmal eröffnet, steigt mit den kommenden Stunden die Infektionsgefahr.
Und wenn der gewünschte Wehenbeginn dann dadurch auch nicht erfolgt, bleibt – bei steigenden Entzündungswerten – irgendwann nur noch der Kaiserschnitt.
Es ist inzwischen sehr unüblich geworden, die Fruchtblase zur Geburtseinleitung zu eröffnen.

Mein Fazit: Geburtseinleitung nur mit gutem Grund!

Wie oben aufgeführt, gibt es durchaus triftige Gründe, die eine Geburtseinleitung notwendig machen können. Dann muss es eben sein. Aber ohne echte Indikation ist es aus meiner Sicht immer besser, den natürlichen Lauf der Dinge abzuwarten.

Ja, aber wann geht’s denn nun endlich los? Mehr über die ersten Anzeichen des Geburtsbeginns findest du im Artikel „Schatz, das Kind kommt!  Nur wann?!“.

Und welche Einleitungs-Erfahrungen habt ihr gemacht?

Zu früh – zu spät?

Habt ihr natürlich eingeleitet? Wie lief’s?

Lässt der Artikel noch Fragen offen? Dann ab in die Kommentare damit!

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Jede Frau hat das Recht auf eine positive, selbstbestimmte Geburtserfahrung. Seit ich Hebamme geworden bin verhelfe ich Frauen dazu.
Ich bin Jana Friedrich, Mutter von zwei Kindern, Hebamme seit 1998 (und seit September 2020 mit B. Sc. of Midwifery), Bloggerin seit 2012, Autorin zweier Bücher, Speakerin und Expertin im Themenbereich Familie. Mit meiner Expertise unterstütze ich darüber hinaus auch Kulturschaffende, Firmen und Politiker*innen.
In diesem Blog teile ich mit dir mein Wissen und meine Erfahrung rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und das erste Jahr mit Baby.
Du bekommst bei mir Informationen, Beratung und „Zutaten“ zur Meinungsbildung für eines der spannendsten Abenteuer des Lebens.

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Wie lange dauert es bis zur Geburt wenn eingeleitet wird?

Manche Hebammen berichten, dass die Dauer der Geburtseinleitung beim Wehentropf bei rund drei Stunden liegt. Aber auch hier kann es individuelle Unterschiede geben. Bei der Eipolablösung kann es bis zu 48 Stunden dauern, bis die Geburt beginnt.

Ist eine eingeleitete Geburt schmerzhafter?

Eingeleitete Wehen sind schmerzhafter." Sie hatte keine Zeit hereinzukommen und länger mit mir zu sprechen, mir Mut zu machen oder meinem Partner und mir zu erklären, wie wir die Schmerzen lindern könnten.

Wie viele Tage wird eingeleitet?

Sie rät Ärzten, Schwangeren ohne erkennbarem Risiko wie etwa Diabetes oder einer Plazentaschwäche ab der Schwangerschaftswoche 41+0 eine Geburtseinleitung anzubieten und sie ab 41+3 zu empfehlen. Spätestens 14 Tage nach dem errechneten Geburtstermin ist eine Einleitung angezeigt.

Ist es schlimm eingeleitet zu werden?

Studien zeigen, etwa 25-30% aller Geburten werden eingeleitet. Eine Geburt einleiten bedeutet ein bis zu 20% höheres Risiko für eine Komplikation, wie z.B. einen Notkaiserschnitt. Oft wird die Geburt selbst auch als schmerzhafter beschrieben, was an dem künstlichen Oxytocin liegt.

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