Was kann man gegen Nervenschmerzen in den Beinen tun?

Kribbelnde Füße sind ein Alarmzeichen, das man nicht ignorieren sollte: Es zeigt an, dass die Nerven geschädigt sein können, und ist oft der Vorbote starker Nervenschmerzen. Insbesondere Diabetiker sind häufig von einer Nervenschädigung betroffen, die als diabetische Neuropathie bezeichnet wird. Diese 7 Tipps können helfen, wirksam gegen Neuropathien und Nervenschmerzen vorzugehen.

1. Tipp: Auf die Füße "hören"

Wer unter Diabetes leidet, sollte die Signale seiner Füße ernst nehmen, rät Dr. Matthias Riedl, Ärztlicher Leiter und Geschäftsführer des medicum Hamburg. Nervenschäden, die sich als Kribbeln, Taubheit oder Nervenschmerzen an den Füßen bemerkbar machen, können ein diabetisches Fußsyndrom nach sich ziehen. Das ist der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin zufolge die Ursache von mehr als 40.000 Amputationen pro Jahr.

2. Tipp: Regelmäßige Kontrollen beim Arzt

Um Nervenschäden und ihren Folgen frühzeitig entgegenwirken zu können, ist ein regelmäßiger Check beim Arzt wichtig: Dabei wird überprüft, ob die Füße Berührungen, die Vibration einer Stimmgabel und Temperaturunterschiede wahrnehmen. So können Mediziner auch die stummen Neuropathien erkennen, die sich nicht durch Nervenschmerzen äußern.

Gerade dieses schleichende Nachlassen der Sensibilität wird Dr. Riedl zufolge unterschätzt - oft mit schwerwiegenden Folgen: "Ohne die 'Alarmanlage' Nervensystem werden Verletzungen häufig nicht wahrgenommen, nicht fachgerecht behandelt und können so extreme Ausmaße erreichen."

3. Tipp: Den Blutzucker gut einstellen

Eine gute Einstellung des Blutzuckers ist die wichtigste Maßnahme, will man effektiv etwas gegen die Neuropathie und daraus resultierende Nervenschmerzen unternehmen. "Ernährung und Bewegung leisten dazu einen wichtigen Beitrag", so Dr. Riedl. Dazu sollte man reichlich Gemüse und viel Eiweiß, etwa in Form von Hülsenfrüchten, Nüssen, Fisch oder Milchprodukten, zu sich nehmen.

Nervenschmerz (neuropathischer Schmerz) entsteht als direkte Folge einer Schädigung von „Gefühlsfasern“ des Nervensystems. Diese kann verschiedene Gewebe – oft ausgehend von der Haut – oder aber das Rückenmark oder Gehirn betreffen. Die Beschwerden treten oft in Ruhe auf und können leicht ausgelöst werden, beispielsweise bereits durch eine leichte Berührung. Häufig besteht auch eine verstärkte Schmerzempfindlichkeit auf schmerzauslösende Reize.

Eine schmerzhafte Nervenschädigung, d.h. ein neuropathischer Schmerz, ist immer dann anzunehmen, wenn die Gefühlsstörungen dem Versorgungsgebiet eines Gefühlsnervs (sensorischen Nervs) im Gewebe oder einer geschädigten Nervenwurzel, eines Rückenmarkabschnittes oder Gehirnbereiches entsprechen. Typische Zeichen und Symptome sind einschießende, elektrisierende oder brennende Schmerzen, Kribbeln und Ameisenlaufen, Taubheit sowie Schmerzverstärkung durch leichte Berührung (Allodynie).

Mögliche Auslöser der Nervenschädigung

Neuropathischer Schmerz kann aufgrund unterschiedlicher Formen einer Nervenschädigung auftreten. Häufige Auslöser sind z.B.:

  • Bandscheibenvorfall,
  • Diabetes mellitus: Erkrankung vieler Nerven (Polyneuropathie), z.B. in den Beinen,
  • Gürtelrose (Herpes zoster),
  • Nervenschädigungen oder -durchtrennungen im Rahmen von Unfällen oder Operationen,
  • Engpasssyndrom: durch zusammengedrückte Nerven (z.B. Karpaltunnelsyndrom am Handgelenk).

Wie wird die Diagnose gestellt?

Die diagnostische Abklärung beruht auf einer körperlichen und klinisch-neurologischen Untersuchung mit Prüfung der Hautempfindlichkeit, der Reflexe und der Muskelkraft. Sie können durch eine Schmerzzeichnung, Schmerzfragebögen und weitere Spezialtests ergänzt werden. Oft werden zusätzlich bildgebende Verfahren (z.B. Computertomographie, Magnetresonanztomographie oder Elektroneurographie) eingesetzt.

Wie erfolgt die Behandlung von Nervenschmerzen?

Die Behandlung von Nervenschmerzen – sofern keine Operation zur Entlastung des betroffenen Nervs möglich ist – gestaltet sich oft schwierig. Völlige Schmerzfreiheit ist nur selten erreichbar. Als realistisches Ziel gelten u.a. eine Linderung der Schmerzen um mehr als 30 bis 50 Prozent, eine Verbesserung von Schlaf- und Lebensqualität sowie der Erhalt der Arbeitsfähigkeit. Es werden unterschiedliche Wirkprinzipien, bei Bedarf auch kombiniert, angewandt.

Medikamentöse Schmerztherapie soll die Beschwerden lindern, bis sich die geschädigten Nerven zumindest weitgehend erneuert (regeneriert) haben. Zum Einsatz kommen:

  • Präparate zum Einnehmen oder als Injektion (orale oder systemische Therapie): v.a. Opioide, Antiepileptika (z.B. Gabapentin, Pregabalin) und Antidepressiva(z.B. Amitriptylin).
  • Cremes oder medikamentenhaltige Pflaster (topische oder lokale Therapie): v.a. Lidocain, Capsaicin.

Nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) zeigen hingegen bei Nervenschmerzen keine Wirkung.

Invasive Verfahren wie z.B. Nervenblockaden, Infiltrationen oder elektrische Nervenstimulation können ergänzend oder in der Akuttherapie zur Überbrückung der Zeit bis zum Wirken der oben genannten Medikamente eingesetzt werden.

Physikalische Maßnahmen, Ergotherapie und Psychotherapie können je nach Ausprägung der Beschwerden sinnvoll sein.

Hinweis

Bei der Therapie neuropathischer Schmerzen ist ein gewisses Maß an Geduld erforderlich. Es kann eine bestimmte Zeit dauern, bis das richtige Medikament bzw. die richtige Medikamentenkombination gefunden wird.

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Letzte Aktualisierung: 8. Mai 2018

Expertenprüfung durch: Prim. Priv.-Doz. Dr. Nenad Mitrovic

Wie äussern sich Nervenschmerzen in den Beinen?

Die empfundenen Schmerzen können als brennend oder auch stechend empfunden werden. Nicht selten kommt ein Missempfinden hinzu, dass viele Betroffene als Kribbeln bis hin zur Taubheit beschreiben. Die Beschwerden verstärken sich meist bei Druck oder in Bewegung, treten aber auch im Ruhezustand auf.

Welches ist das beste Mittel gegen Nervenschmerzen?

Klassische Schmerzmittel, wie Ibuprofen oder Paracetamol, zeigen bei Nervenschmerzen oft keine zufriedenstellende Wirkung. Meist erfolgt die Therapie daher mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln: Dazu gehören unter anderem Gabapentin, Amitriptylin und Duloxetin.

Wie beruhigt man Nervenschmerzen?

Darüber hinaus kann auch die richtige Ernährung dazu beitragen, dass Nervenschmerzen gelindert werden und Sie weiteren Problemen vorbeugen. Weiterhin empfehlen wir betroffenen Patienten bestimmte „sportliche“ Übungen und allgemein viel Bewegung.

Wie werde ich Nervenschmerzen los?

Wie kann man Nervenschmerzen behandeln? Bei der Behandlung kommen zum Beispiel schmerzlindernde Medikamente wie Antidepressiva oder Opioide zum Einsatz. Auch die Therapie einer zugrundeliegenden Infektion mittels Antibiotika oder Virostatika beziehungsweise Operationen (etwa beim Karpaltunnelsyndrom) sind möglich.

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