Was bedeuten spionagevorwürfe gegen huawei für den endverbraucher

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Erstellt: 22.12.2018Aktualisiert: 29.12.2018, 12:55 Uhr

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Sieht gut aus und liefert die besten Fotos: Das P20 von Huawei. Wer sich hingegen ein Bild von Huawei machen will, bekommt nicht so klare Bilder. © Huawei/nh

Innerhalb kurzer Zeit ist Huawei zum Smartphone-Giganten aufgestiegen. Nun warnen viele vor dem chinesischen Konzern. Unser Autor fragt sich, ob er vor seinem Huawei-Handy Angst haben muss.

Mein Handy

Seit Ende September habe ich einen Spion in meiner Hosentasche. Damals hatte ich meinen Handy-Vertrag bei der Telekom gekündigt. Ein Mitarbeiter machte mir ein unschlagbares Angebot: das neue Spitzen-Smartphone des chinesischen Herstellers Huawei fast geschenkt. Der Akku halte länger als der des iPhone und die eingebaute Leica-Kamera liefere die allerbesten Bilder. Ich konnte nicht Nein sagen, wurde nicht enttäuscht und habe nun doch ein schlechtes Gewissen.

Das Smartphone ist tatsächlich sehr, sehr gut, aber ist es auch sicher? Mittlerweile ist Huawei ins Gerede gekommen. Vor Kurzem wurde die Finanzchefin des chinesischen Unternehmens in Kanada verhaftet. Meng Wanzhou ist die Tochter des Firmengründers Ren Zhengfei und soll gegen Iran-Sanktionen der USA verstoßen haben. Mittlerweile ist Meng, die angeblich sieben Pässe besitzt, wieder frei, aber sie muss eine Fußfessel tragen. In den USA drohen ihr 30 Jahre Haft. Und es gibt noch mehr Vorwürfe gegen Huawei.

Dieser Beitrag stammt von der Video-Plattform Glomex und wurden nicht von HNA.de erstellt.

Huawei: Die Vorwürfe

Das 1987 gegründete Unternehmen ist nach Samsung nicht nur der zweitgrößte Smartphone-Hersteller der Welt, sondern auch ein wichtiger Ausstatter von Funkmasten. Allein in jeder zweiten Basisstation der Telekom steckt Technik von Huawei. Mit der soll auch das neue 5G-Netz aufgebaut werden, das bald der neue Internetstandard sein wird.

In anderen Ländern ginge das nicht. In Australien und Neuseeland darf Technologie aus China nicht verbaut werden. In den USA dürfen Regierungsmitarbeiter keine Huawei-Handys benutzen.

Obwohl es bislang keine konkreten Belege für eine mögliche Spionage gibt, warnen nun auch hierzulande Politiker vor Huawei. So will Tabea Rößner, netzpolitische Sprecherin der Grünen, die Technik aus Fernost kritisch hinterfragen. Sie sieht nicht nur die Gefahr, dass Daten abgegriffen werden: "Man kann zum Beispiel auch ein Land sabotieren und komplett lahmlegen."

Huawei: Der Konzern

Bei Huawei versichert man, sich an internationale Gesetze zu halten. Viel mehr sagt der Konzern jedoch nicht. Auch er selbst bleibt ein großes Rätsel. Sicher ist nur, dass Firmengründer Ren 1987 begann, in der Region Shenzhen nahe Hongkong Telefonanlagen zu verkaufen. Später gestand der ehemalige Offizier der Volksbefreiungsarmee: "Hätte ich Schweine gezüchtet, wäre ich heute vielleicht Chinas erfolgreichster Schweinefarmer."

Mittlerweile ist kaum einer erfolgreicher. Der Jahresumsatz beträgt fast 80 Milliarden Euro. Allein 11 Milliarden Euro gibt Huawei jedes Jahr für Entwicklung und Forschung aus. Das zahlt sich aus. Das meistverkaufte Handy in Deutschland ist kein iPhone, und es kommt auch nicht von Samsung aus Südkorea. Mit zehn Prozent Marktanteil ist es das Huawei P20 lite, der kleine Bruder meines P20.

Neue Geräte entwickeln 25.000 der insgesamt 180.000 Mitarbeiter mittlerweile in einer Art Disneyland in Dongguan. Dort hat das Unternehmen, das für manche eine Geheim-GmbH ohne Kontrolle ist, Universitätsstädte aus Europa nachbauen lassen. Selbst eine Kopie des Heidelberger Schlosses steht nun in Südchina. Die Architektur soll die Köpfe noch kreativer machen.

Dieser Beitrag stammt von der Video-Plattform Glomex und wurden nicht von HNA.de erstellt.

Huawei: Der Experte

Ich frage einen Bekannten, warum Huawei so erfolgreich ist. Er ist Experte für Smartphones und oft in China unterwegs. Seinen Namen will er aber nicht in der Öffentlichkeit nennen. Mit Huawei kann es sich niemand verscherzen. Der Insider sagt, dass die Chinesen nicht nur ein sehr gutes Preisleistungsverhältnis bieten, sondern mittlerweile auch sehr gute Geräte haben. Die Kamera des P20 sei "mit die beste auf dem Markt". Das ist die eine Seite.

Die andere Seite ist das politische System in China. Der Bekannte sagt: "Man wird in dem Land nicht groß, ohne dass man Zugeständnisse gegenüber der Regierung macht." Bedeutet das, dass die KP mich durch mein Smartphone ausspioniert? Das weiß er auch nicht.

Er hat aber einen deutschen Freund, der bei Huawei gearbeitet hat. Nach seiner Zeit dort gestand er: "Das ist das Schlimmste, was ich beruflich erlebt habe." Er sei von morgens bis abends überwacht worden. Alle seine Bewegungen seien aufgezeichnet worden. Während sich bei Apple und mittlerweile auch bei Samsung ein Bewusstsein für gerechte Arbeitsbedingungen entwickelt habe, ginge es bei Huawei nur um Gewinnmaximierung, urteilt mein Bekannter.

Ich weiß nun immer noch nicht, wer der Konzern ist, der mein tolles Smartphone hergestellt hat, und ob ich mich vor dem Gerät in Acht nehmen muss. Huawei bleibt ein Rätsel. Das einzige, was ich nun mit Sicherheit weiß, ist, dass ich den Firmennamen die ganze Zeit falsch ausgesprochen habe, nämlich in drei Silben. In China sagen sie nicht "Hu-A-Wei", sondern "Ha-Wei" mit Betonung auf der zweiten Silbe. Die Begriffe bedeuten so viel wie "Chinas Errungenschaft". Ob die Firma auch eine Errungenschaft für die Welt ist, muss sich zeigen.

Wir haben das fair hergestellte Smartphone Shift6m gestestet, das in Wabern entwickelt wurde.

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