Was bedeuted der ausruck wildfan

PIPPA&JEAN Style Book Herbst / Winter 2014

Published on Aug 19, 2014

Ob Romantikerin, Business Lady, Glamour-Star oder Miss Extravaganza - Sei immer die Frau, die du sein willst. Erst recht, wenn es jeden Tag eine ander...

PippaJean GmbH

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—— — - ÄQel Äwasiw &o Hj Ttetfe®Lisii» ©p Ornithology Die Terminologie der deutschen Falknerei. Inauguraldissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität = zu Freiburg im Breisgau = vorgelegt von Hermann Schmidt aus Weidenau an der Sieg. Freiburg im Breisgau C. A.Wagners Hof-und Universitätsbuchdruckerei Meinen lieben Eltern Einleitung. Wie ein Vogel, der den Faden bricht Und zum Walde kehrt, Er schleppt des Gefängnisses Schmach Noch ein Stückchen des Fadens nach; Er ist der alte freigeborne Vogel nicht, Er hat schon jemand angehört. p u,!", di T Bekenntnis aus den Tagen des „Glücks ohne Kuh , clen Tagen seiner Liebe zu Lili, spiegelt sich der tiefe schmerz des jungen Goethe wieder: er fühlt sich durch die Liebe seiner eigensten Natur entfremdet, er möchte frei von ihren Fesseln sein, doch mit unwiderstehlicher Gewalt zieht es ihn zu Lili zurück. Offenbar schwebte Goethe hier das 1 cl vor, mit dem Julias Worte in Shakespeares Romeo und Julia 2, 2 dies Motiv vom Falken lieblich ausmalen: „St! Romeo. St! 0 eines Jägers Stimme Ren edlen Falken wieder herzulocken! . Es tagt beinah, ich wollte nun, du giengst- Doch weiter nicht, als wie ein tändelnd Mädchen Ihr Vögelchen der Hand entschlüpfen läßt, Gleich einem Armen in der Banden Druck, Und dann zurück ihn zieht am seidnen Faden, So liebevoll mißgönnt sie ihm die Freiheit, Wir schauen zurück auf die „sidine riemen“ beim Küren- bergen Ich zöch mir einen valken roöre danne ein jär. dö ich in gezamete als ich in wolte hän und ich im sin gevidere mit golde wol bewant, er huop sich iif vil höhe und floug in anderiu lant. oit sach ich den valken schöne vliegen: ei fuorte an sinem fuoze sidine riemen. und was im sin gevidere alröt guldin. got sende si zesamene die geliebe wellen gerne sin. (Vgl. Erich Schmidt, in Z. f. d. A. 29. 120.) Dieses im Mittelalter äußerst beliebte Motiv vom Falken kelnt mehr oder weniger variiert bei den verschiedensten 1 445227 Dichtern wieder. Die Verwandtschaft des Traumes Kriem- liildens im Nibelungenlied mit dem Liede des Kürenbergers war Ausgangspunkt für die Theorie, dieser sei auch der Ver¬ fasser des Nibelungenliedes. Das Bild begegnet uns, jedoch schon abgeblaßt, wieder bei Dietmar von Aist: So wol dir valke daz du bist du fiiugest swar dir lieb ist: du erkiusest dir im walde einen boum der dir gevalle. also hän ouch ich getan. ich erkös mir selbe einen inan: den erwelten miniu ougen. daz nident schone frouwen. owS wan länt si mir min liep? jo engerte ich ir dekeiner trütes niet. Bei Heinrich von Mugelin (Bartsch-Golther, Deutsche Liederdichter 4 S. 356): Ein frouwe sprach „min falke ist mir enphlogen so wit in fremde lant . . . In einem Liede der Clara Hätzlerin (Liederbuch der Clara Hätzlerin, hrsg. von Carl Haitaus 1840) I 41, 19: Ich hatt ain valcken mir erzogen Ist lenger denn ain Jar, Der ist mir hin geflogen . . . Ganz ähnlich wie beim Kürenberger tritt in einem italie¬ nischen Sonett des 13. Jahrhunderts der ungetreue Geliebte im Bilde des entflogenen Falken auf (abgedruckt bei Haupt, M. F. 232). Das Sonett lautet in der Übersetzung Karl Simrocks (in der Einleitung zum Nibelungenlied, Stuttgart 1871): Ich Arme, einen Sperber liebzuhaben! So liebt ich ihn, daß Sehnsucht mich verzehrt. An meinem Ruf schien sich sein Herz zu laben; Oft hat er Kost aus meiner Hand begehrt. Nun stieg er auf so stolz und so erhaben, Viel stolzer als er mir sich je bewährt. In einen Garten flog er übern Graben Und eine andre Herrin hält ihn werth. Wie reicht ich dir, mein Sperber, Leckerbissen! Goldene Schellen gab ich dir zu tragen, Dich freudiger zur Vogeljagd zu wissen. Nun flogst du hin und lässest mich verzagen: Du hast die Bande frevelhaft zerrissen Just da du meisterlich verstandst zu jagen. 7 — 3 — In den Dichtungen des 13. und 14. Jahrhunderts werden häufig die guten Ilägenschaften des Lieblingsfalken gepriesen und mit denen des Geliebten oder der Geliebten verglichen’ Bald wird sein blitzendes, helles Auge gerühmt 1 , bald macht ihn sein sorgsam geglättetes Gefieder zu einem Muster wohl¬ anständiger äußerer Erscheinung 2 , bald hebt man seine Stärke und wilde Schönheit hervor 3 . Im Geschmacke der /eit viel weiter und umfänglicher ausgeführt erscheinen endlich die dem Falken und seiner Jagd entliehenen Bilder in einer der anmutigsten Liebesallegorien des 14. Jahrhunderts „der Minne Falkner“, worin dem Dichter seine Geliebte als der Falke erscheint, den er durch Lieb¬ kosungen zum 1 ederspiel, seinem Herzen, zurücklocken möchte. Dem vornehmsten, edelsten Weid werk sind diese lieb¬ lichen Ideen entnommen. Umwoben vom Glanze der Poesie und der Romantik, wie kaum ein anderer Zweig des deutschen Jagdwesens, war die Falkenbeize von jeher „das adelige Weid¬ werk“, wie es die alten Jagdschriftsteller nennen, und als solches das alleinige Vorrecht der Fürsten und vornehmen Herren. Weltliche und geistliche Herren, Kaiser und Päpste 4 treten uns in der Geschichte als leidenschaftliche Beizjäger entgegen. Und es ist bezeichnend, daß Friedrich II., der das 4 ederspiel als begeisterter Liebhaber und Kenner ausübte, nach seinem Kreuzzuge (1227—1229) eine treffliche Mono¬ graphie über Falknerei schrieb: de arte venandi cum avibus, in der er die Falkenierkunst als edler und würdiger über jede andere stellt. Linen mächtigen Zauber, einen wunderbaren Reiz muß diese edelste aller Jagdkünste auf ihre Jünger aus¬ geübt haben. Glänzende Bilder, umflossen vom Glanze des Rittertums und der Romantik, ziehen an unsern Augen vor¬ über — Ein milder, dem jungen Tage entgegendämmernder v r , 2166: Ja brinnent ime diu ougen sin / rehte in sime houbet /also eime wilden falkelin; Gottfr. Tristan 10 996: si was an ir geiaze utreht und offenbaere, gelicli dem sperwaere gestreichet alse ein papegan; sie liez ir ougen umbe gän als der valke uf dem aste. J roj. 7536: Medöa diu vil cläre Lancseime kam geslichen in, Ge- streichet als ein velkelin, Dem sin gefider ebene lit. — Der Falkner und das ierzel 25: Darnach snebelt ez sich richlichen, Sin gevider begunde ez strichen, Also daz ez ebene lac. .... Nibelungenlied (Zarncke) 3, 1: ln disen hohen §ren troumte Kriem- u/ e » " ie S1 z ü£? e einen valken starc schoen unt wilde, den ir zwene arn erk rummen. • i. tt K r er III*» Heinrich IV., Friedrich Barbarossa, Fried¬ rich II., Maximilian I.; Papst Pius II. und Leo X. 1 * 4 Herbstmorgen — auf stolzer Höhe in weltvergessener Ein¬ samkeit, ein zinnengekröntes Schloß, umstrahlt von dem ersten Glanze der erwachenden Sonne, umgeben von frischen Wiesen¬ gründen und dämmernden Waldungen. Im Burghofe wird es lebendig, die Tore öffnen sich, und heraus reitet auf prächtigem Zelter das Edelfräulein, den weißen Lieblingsfalken auf der behandschuhten Rechten, in ihrem Gefolge Pagen und Falkner. Im nahen Röhricht stöbern die Winde einen Reiher auf. Schnell löst die Dame ihrem Falken Haube und Langfessel und wirft ihn heransprengend, mit dem lauten Rufe des Ent¬ zückens an den silbergrauen Reiher, der immer höher steigend seinem Todfeinde zu entkommen sucht. In kurzem Galopp folgt die glänzende Kavalkade dem Kampfe in den Lüften, der sich zu einem prächtigen Schauspiele entfaltet. Endlich gelingt es dem Isländer, sein Opfer stoßgerecht zu Überhöhen, und mit elegantem Bogenschuß schlägt er es zur Erde. Willig kehrt er zum Federspiel, das die Herrin unter hellem Ju schoho! Ju sclioho! schwingt, zurück, um aus ihrer geliebten Hand den wohlverdienten Schleckerbissen, sein Genieß, zu empfangen. — Solche Szenen gaben den Sängern jener Lieder die Vorwürfe zu ihren Dichtungen und boten sich ihren Augen in reicher Fülle dar. Für uns jedoch, für unser nüchternes Zeitalter, ist die Jagd mit dem Federspiel wohl für immer dahin. Ein herr¬ liches Stück mittelalterlicher Romantik ist mit ihr ins Grab gesunken. — Solch Bild der Wildnis scliaut’ ich viel, Der Reiher lebt und sein Verderber; Doch nicht mehr steigt das Federspiel — Vorbei die Jagd mit Falk’ und Sperber; Und traurig rauscht der Wald die Frage: Wo blieben sie. die frohen Tage? (Kinkel, Otto der Schütz.) Die Vervollkommnung der Feuerwaffe, der mit der Zeit sich einstellende Mangel an jagdbarem Flugwild und die fort¬ schreitende Bodenkultur verringerten im 17. und 18. Jahr¬ hundert immer mehr ihre Bedeutung, und nur wenige Fürsten¬ höfe, wie vor allem der hessische und ansbachische, konnten sich im 18. Jahrhundert den Luxus einer kostspieligen Falknerei leisten. Die Bestrebungen der jüngsten Zeit gehen dahin, die Falkenbeize wieder zu Ehren zu bringen, und in den Fach¬ zeitschriften wird allen Ernstes die Frage erwogen, unter welchen Bedingungen eine Wiederbelebung derselben möglich 5 m sei — ist sie doch in ihrem letzten Keime noch nicht er¬ stickt. Seitdem zu Beginn des 19. Jahrhunderts der letzte deutsche Lehrmeister der Falkonierkunst, der im Dillenburger Forst- und Jagdlehrinstitut Unterricht im Abtragen der Beiz- vögel gab, in Dillenburg zu Grabe getragen wurde, fehlen für Deutschland für diese Zeit bis zum Jahre 1881 Andeutungen einer theoretischen oder praktischen Ausübung der Beize. Erst im September 1881 werden vor den Toren von Kleve bei Gelegenheit der großen internationalen Jagdausstellung ab¬ gerichtete Edelfalken, die man aus Irland bezogen hatte, mit großem Erfolg vorgeführt (Deutsche Jägerzeitung, 46. Bd. S. J13). Nach Bd. 43, 625 der Deutschen Jägerzeitung soll vor einigen Jahren der Fürst von Stolberg-Wernigerode einen englischen Falkonier mit 5 Falken angeworben und auf dem Tempelhofer Felde und dem Döberitzer Übungsplätze Falken¬ jagden veranstaltet haben, um Interesse für die Sache zu er¬ wecken. Bis 1855 bestand in Valkenswaard in Holland eine schon von Fleming und Döbel gepriesene Falknerschule. Und in Holland lebt nach Ausweis der Deutschen Jägerzeitung (Bd. 43, 625) ein Falkner, der jährlich ca. 20 Falken für französische und englische Herren fängt und zähmt. In Eng¬ land, 4 rankreich und Italien wird zurzeit praktisches Feder- spiel getrieben, und auch in Ungarn soll man wieder diesem Sport regeres Interesse zuwenden. Mögen immerhin diese spärlichen Reste einer alten Kunst noch bemerkbar sein und die jüngsten Versuche einige Erfolge zeitigen an ein Wiederaufleben der Falkenbeize in ihrer alten Pracht und Herrlichkeit ist wohl nicht zu denken. Um so mehr dürfte der Versuch am Platze sein, wenigstens die Kunstsprache dieser ehrwürdigen und edlen Jagdart in die nüchterne Wirklichkeit hinüber zu retten und so der Vergessen¬ heit zu entreißen. Über Alter und Herkunft der Jagd mit abgerichteten Raubvögeln im hohen Altertum liegen nur wenige, ungewisse und meist in das Reich der Sage zu verweisende Spuren vor. Da es nicht in den Rahmen der vorliegenden Arbeit gehört, näher auf die Urgeschichte dieser eigenartigen Jagd einzu¬ gehen, so möge ein Hinweis auf Hehn-Schrader, Kulturpflanzen und Haustiere', S. 368ff., wo eine gute Zusammenstellung ältester Spuren der Beizjagd gegeben ist, genügen. 4 erner verweise ich auf den wichtigen Aufsatz Falco von G. Baist in Z. f. d. A. 27, 55. Nach Baist a. a. 0. 64 führt die Sprachbetrachtung mit großer Deutlichkeit darauf, daß die Romanen im dritten oder vierten nachchristlichen Jahrhundert die Sitte, mit Vögeln zu jagen, von den in ihre Grenzen einbrechenden germanischen Scharen kennen gelernt haben. Da nun weder Caesar, noch Plinius, noch Tacitus, noch sonst jemand von altgermanischer Falkenbeize zu berichten weiß, so haben wir wohl für ihre Anfänge als tenninus a quo das 2. oder 3. Jh. n. Chr. zu setzen. In dieser Zeit haben unsere Vorfahren diese neue Kunst sich ausgebildet oder von außen her übernommen. Die alten ger¬ manischen Volksgesetze verbürgen uns nicht nur das Bestehen, sondern sogar ein hohes Ansehen dex - Jagd mit abgerichteten Stoßvögeln bei unsern Vorfahren seit etwa der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts n. Chr., waren doch darin auf Verletzung und' Entwendung von Beizvögeln verhältnismäßig sehr hohe Bußen verordnet. Leges Burgundionum (verfaßt zwischen 500 und 505 unter König Gundobad; in Monumenta Germaniae historica, Leges nationum Germani- carum tonii II prs. I, ed. L. R. de Salis, Hannover 1892) . . . XCVJ1I: De acceptoribus. Si quis acceptorem alienum in volare praesumpserit, aut VI uncias carnium aceeptor ipse super testones ipsius comedat, aut, certe si noluerit, VI solidos illi cuius aceeptor est, cogatur exsolvere, multae autem nomine solidos II. Lex Salica (verfaßt um 500; hrsg. von Johannes Merkel, mit einer Vorrede von Jakob Grimm, Berlin 1850) ... VII: De furtis avium. Si quis accipitrem de arborem furaverit et ei fuerit adprobatum, 120 dinarios qui faciunt solidos 3 culpabilis iudicetur excepto capitale et dilatura. Si quis accipitrem de pertica furaverit et ei fuerit adprobatum, malb. hymnis sitb hoc est 600 dinarios qui faciunt solidos 15 culpabilis iudicetur. Si quis accipitrem de intro clavem furaverit et ei fuerit adprobatum, malb. uerthifugium hoc est 1000 dinarios qui faciunt solidos 45 culpabilis iudi¬ cetur excepto capitale et dilatura. Si quis ansare furaverit tt ei fuerit adprobatum, malb. sundolino lioc est 120 dinarios qui faciunt solidos 3 culpabilis iudicetur. Lex Ribuaria (verfaßt von ca. 530 bis 750; in Monumenta Germaniae historica Legum Tom. V, ex editione R. Sohm, Hannover 1875 — 1889) . . . XXXVI de diversis mterfectionibus, 11: Si quis weregeldum solvere debet . . . acceptorem non domitum pro 3 solidis tribuat. Commorsum gruarium pro 6 solidis tribuat. Acceptorem mutatum pro 12 solidis tribuat. Lex Baiuvariorum [um 635 erlassen; in Mon. Germ. bist. ed. Job. Pertz. Legum tomus III ed. Job. Merkel, Hannover 1873] . . . XXI: De accipitribus. 1. Si (quis) accipitrem occiderit, ’quem chranoliari dicunt, cum 6 solidis componat et simile; cum 1 sacramentale iuret, ut advolare et capere simile sit. 2. De eo qui dicitur canshabuh qui anseres capit, cum 3 solidis conponat et similem reddat. 3. lllum quem anotbapub dicimus, cum solido 1 et simile conponat. 4. De sparavariis vero pari sententia subiaceat, cum 1 solido et simile restituendi, et cum sacramento, ut tales sint, quales interfectione damnavit. 5. Si vero furto ablati fuerint, 7 per omma furtivo cogantur solvere, ut lex conpellit 6. De his avibus quae de silvaticis per documenta humana domesticentur industria et per curtes nobilium mansuescunt volitare atque cantare, cum 1 solido et si¬ mile conponat atque insuper ad sacramento. Leges Alamannorum (im Anfänge des 8. Jahrhunderts gegeben; in Monumenta Germaniae historica, Leges Nationum Germ. Tomi V prs I edidit Karolus Lehmann) Fragmentum [II. 14: Si accipiter, qui aucam mordit, solidos 8 sölvat. Si grugem mordit, 6 solidos solvat. Leges Langobardicae (Leges Rotharis) [im Jahre 643 von König l 79 Ri ari ei sen; * n Muratorii Kerum Italicaruin Scriptores, Mediolani . . . 12, lex CCCXXU: Si quis accipitrem. gruem, aut cignum domesticum ahenum intricaverit, componat solidos VI. CCCXXV- Si quis accipitres de silva alterius tulerit, excepto de gajo Regis, liabeat sibi. JNam si dominus silvae supervenerit, tollat accipitres, et amplius culpa adversus eum non requiratur. Et hoc idem jubemus, ut si quis de gaio Regis accipitrem tulerit, sit culpabilis solid. XII. Diese Belege sind die einzigen Angaben über das Be¬ stehen der Beizjagd in Deutschland in der Zeit von rund 500 bis 720. Poetische Zeugnisse aus diesen Tagen grauer Vor¬ zeit über P alknerei fehlen für Deutschland gänzlich, bis sie zur Zeit der Blüte des Rittertums und höfischen Lebens zu einer angesehenen Kunst erhoben, eine um so reichere Ver¬ wertung in der Literatur fand. Die nächsten geschichtlichen Nachrichten fallen in das Zeitalter Karls des Großen, der seinen eigenen Beizetat hatte. Capitulare de villis vel curtis imperii (Die Landgüterordnung Kaiser Karls des Großen, hrsg. von Karl Gareis, Berlin 1895) 36: TJt silvae vel forestes nostrae bene sint custoditae; et ubi locus iueiit ad stirpandum, stirpare faciant, et campos de silva increscere non peimittant: et ubi silvae debent esse, non eas permittant nimis capulare atque damnare; et feramina nostra intra forestes bene custodiant; simi- liter acceptores et spervarios ad nostrum profectum praevideant; et censa nostra exinde diligenter exactent. 4o: aucipites (Falkenabrichter), id est aucellatores . . . 47: Ut venatores nostri et falconarii vel reliqui ministenales, qui nobis in palatio adsidue deserviunt Consilium in villis habeant . . . Hincmari Rhemensis Arcliiep. Epistolae [Job. Busaeus, Moguntiae i cap. XVI: Post eos vero sacrum Palatium per hos ministros dis- ponebantnr: per Camerarium videlicet, et Comitem Palatii, Senescalcum, uticularium, Comitem stabuli, Mansionarium. Venatores principales quatuor, ralconanum unum. Nicht unerwähnt bleibe hier die von Widukind (919 bis 973) berichtete Sage von Irmanfrid und Iring aus der halb fabelhaften Urgeschichte der Sachsen, wo um eines Habichts willen die belagerte Stadt Scheidungen an die Sachsen ver¬ raten wird. Widukinds Sächsische Geschichten. Nach der Ausgabe der Monu¬ menta Germaniae übersetzt von R. Schottin, Leipzig 1882. Die Geschicht¬ schreiber der deutschen Vorzeit Band VI, Kap. 10 heißt es: Unterdessen ging aus der Burg, welche durch die Verheißung des Friedens in Sicher¬ heit gewiegt war, ein Thüringer mit einem Falken (cum accipitre) heraus und suchte über dem Ufer des oben erwähnten Flusses Nahrung. Als er aber den Vogel hatte steigen lassen, nahm ihn einer ron den Sachsen am ienseitigen Ufer alsbald in Empfang, und obgleich jener bat, den V ogel zurückzulassen, weigerte sich der Sachse, ihn herauszugeben. Jener aber sprach: „Gib ihn heraus, und ich will dir ein Geheimnis verraten, welches dir und deinen Genossen von Nutzen sein wird.“ Der Sachse erwiderte: Sprich, und du sollst erhalten, was du verlangst.“ „Die Könige , fuhr jener fort, „haben miteinander Frieden geschlossen und festgesetzt, dab ihr, trifft man euch morgen im Lager, gefangen, oder, wenn ihr Wider- stand leistet, niedergehauen werden sollt.“ „Sagst du das im Ernst oder im Scherze?“ fragte der Sachse. „Die zweite Stunde des morgenden Tages“, erwiderte jener, „wird beweisen, daß es euch gilt, Ernst zu zeigen. Deshalb sorgt für euch und sucht euer Heil in der Flucht.“ Der Sachse ließ sogleich den Falken los (emittens accipitrem) und meldete seinen Genossen, was er gehört. Mag nun Widukind diese Sage frei erfunden haben, oder, was glaublicher erscheint, aus Volksliedern geschöpft haben — das eigentliche Motiv des Verrates, das Entfliegen eines abgerichteten Beizvogels, ruht auf positiver Grundlage. Bei den Angelsachsen bezeugen vor allem poetische Denk¬ mäler, daß die Jagd mit abgerichteten Stoßvögeln vielleicht seit ca. 700 bei ihnen in Ansehen gestanden haben muß. Im Beowulfepos 2262 klagt der einzig Überlebende eines alten Geschlechts: . . . nis hearpan wyn, gomen gleo-beames, ne göd hafoc geond sajl swinged, ne se swifta mearh burh-stede beated — die Harfe verstummte der Schall der Saiten, nicht schwingt der Habicht den Fittich im Saal und der feurige Renner stampft nicht im Burghof . . . In einem wahrscheinlich der Jugendzeit Cynewulfs ange- hörigen Rätsel (XX), abgedruckt in der Bibliothek der ags. Poesie, von Grein-Wülcker III 195, sehen wir den Falkner auf feurigem Renner mit dem Habicht auf der Faust „über Freudenfluren rennen“. In den Denksprüchen (Kluge, Angels. Lesebuch 156) wird dem Habicht der Platz auf dem Handschuh zugewiesen*). *) Wenn wir nach Kluge in dem angeführten Verse das o in glofe als lang zu lesen haben, wo es dann Handschuh bedeuten würde. Grein im Sprachschatz der ags. Dichter setzt kurzes o an und vermutet darin altn. gliufr rupes? ein Wort, das in der angels. Poesie sonst nicht belegt ist, was die Deutung als rupes zweifelhaft macht. . ^ ers 17: Hafuc sceal on glofe wilde gewunian — der wilde Habicht soll sich auf dem Handschuh befinden. Ein Gedicht aus jener Zeit, Bi manna wyrdum Der Menschen Geschicke (abgedruckt in der Bibliothek der a»s Poesie, von Grein -Wülcker III 148), ist kulturgeschichtlich wichtig wegen der darin zum ersten Male erwähnten Würfel und vor allem der Falkenhaube. Wenn wir mit Grein unter „wied“ die Lederhaube zu verstehen hätten, was nach meiner Ansicht sprachlich und sachlich am nächsten liegt, so wäre die l alkenhaube schon fast vier Jahrhunderte vor der nach Kaiser Friedrich II. Angaben in seinem Werke „de arte venandi cum avibus“ in den Beginn des 13. Jh. fallenden Übernahme aus dem Oriente germanischen Yolksstämmen bekannt ge¬ wesen. In diesem Gedichte behandelt der Dichter die ver¬ schiedenen Berufe der Menschen, so des Goldschmiedes, des Kriegers, des Harfners und Vers 85—92 den des Falkners: Sum sceal wildne fugel wloncne atemian heafoc on lionda, ojijiaßt seo heoroswealwe wynsum weorjied; de}) he wyrplas on, fede}) swa on feterum fijirum dealne, lepe}) lyftswiftne lytlum gieflum, o})}>a)t se waelisca waedum and daedum his aetgiefan eadmod weor})ed and to hagostealdes honda gelaered. Mancher soll den wilden Vogel wohl in der Hand den stolzen Falken zähmen, bis gefügig wird die blutgierige Schwalbe; er tut Bande an und füttert so in Fesseln den Federstolzen, entkräftet den Luftschnellen durch kleine Bissen, bis daß der Waelsche durch Gewand") und Taten seinem Atzungsgeber wird untertan und zu des Heldenjünglings Hand gelehret. Hier haben wir die erste Schilderung der Abrichtung eines Beizvogels in einem germanischen Dialekte. Eine fast ebenso bedeutsame Anspielung auf die Beizjagd findet sich in einem dem vorigen gleichartigen Gedichte aus derselben Zeit: Bi manna crasftum — Der Menschen Gaben (abgedruckt in der Bibliothek der ags. Poesie, Grein-Wülcker III 140), wo es Yers 80 heißt: . . . Sum bid fugelbona, hafeces craeftig. Sum bid tö horse liwset — Mancher ist Vogeltöter, (des Gebrauchs) des Habichtes kundig. Mancher —- ist feurig zu Rosse. e ) Haube. Leise schon an Stellen aus den höfischen Dichtungen des Mittelalters klingen in Byrhtnods Tod die Verse 7 und S an. He let him }>ä of handon leofne fleogan hafoc wid J)aes holtes and to J)8ere hilde stop. Er ließ von der Hand sich den Habicht entfliegen Zum Holze den lieben, und zum Heerkampf schritt er ). Historische Zeugnisse für die Beizjagd in England sind für die Mitte des 8. Jh. durch die Briefe des hl. Bonifacius gesichert * Im Jahre 742 schickt Bonifacius dem Könige Ethelbald von Mercien zwei Falken und einen Habicht; Sancti Bonifacii Archiepiscopi et Martyris opera quae extant omnia, ed. J. A. Giles, Yol. I, Epistolae**); Epistola 53: Interea pro signo veri amoris et devotae amicitiae, diieximus tibi accipitrem unum, et duos falcones, duo scuta, et duas lanceas. Im Jahre 749 bittet König Ethelbert von Ivent den Boni¬ facius um Zusendung zweier Falken aus Deutschland, da solche in seinem Lande sehr selten und nicht so wertvoll seien. Epistola 73: unam rem praeterea a vobis desidero milii exhiben, quam vobis acquirere valde difficile esse, iuxta quod mihi indicatum est, nullatenus reor: id est, duos falcones, quorum ars et artis audacia sit, grues veile libenter captando arripere, et arripiendo consternere solo. Ob hanc etenim causarum de liarum acquisitione et transmissione ad nos avium vos rogamus: quia videlicet perpauci huius generis accipitres in nostris regionibus hoc est in Cantia, reperiuntur, qui tarn bonos producant foetus, et ad supradictam artem animo agiles ac bellicosi educentur, et edomentur, ac doceantur. Weitere geschichtliche und poetische Zeugnisse fehlen für diese Jahrhunderte bei den Angelsachsen. Vom Ende des 9. oder Anfang des 10. Jh. ist uns ein Miniaturbild¬ chen erhalten, welches Strutt in seinen „Sports and pa- stimes“, Tafel III nach einer angelsächsischen Handschrift der Cotton library Tiberius C VI abgebildet hat. Ein angel¬ sächsischer Edelmann reitet am Ufer eines Gewässers, an dem sich Reiher und Enten befinden. Sein Falke scheint, soeben *) Es leuchtet nicht recht ein, welche Rolle der Habicht in diesem Zusammenhang spielt, in der Vorbereitung zu einem Kampfe. Vielleicht hätte der Anfang des Gedichtes darüber Aufschluß gegeben. Es liegen zwei Möglichkeiten vor, das Auftreten des Habichts hier zu erklären. Die Landung der Feinde geschieht unerwartet, während der Fürst in der Gegend heizte, oder aber der Habicht dient hier bloß als Signal zum An¬ griff. Die Annahme, daß wir es hier mit einem abgerichteten Beizvogel zu tun haben, dürfte durch „leofne“ erhärtet werden. **) London 1844. 11 v°in I lug® zurückgekommen, den gewohnten Sitz auf der rechten laust wieder eingenommen zu haben. Auf der andern Seite des ßddes steht der Falkner, eben im Begriffe, mit der liechten den Beizvogel zu werfen, während er in der Linken den ralknerstock hält, mit dem man die Rebhühner und Enten die sich etwa drückten, herausstieß. (Nach A. v. Perser’ Sitzungsberichte der Kömgl. Akademie in Wien, XXXI 376 ) •f- öl 0, Jh / ve T rbül 'gen uns wallisische Rechtsqucllen eine eifrige Pflege der Jagd mit Habicht, Falk und Sperber (nach Baist, Z. f. d A. 27, 55). Auch die Edda enthält an zwei Stellen Andeutungen der Falkenjagd. Sigurfiarkvijia en skamma (Übersetzung von H. Gering): Verbrennt mit dem hunnischen Helden ferner vier meiner Sklaven in festlichem Schmuck, zwei zu Häupten und zwei zu Füßen, der Hunde zwei und der Habichte zwei; würdig ist alles dann eingerichtet. Grimnis mal 44 (nach Gerings Übersetzung): Yggdrasil ist der beste unter allen Bäumen, fekidbladnir das schnellste Schilf, von al |e n Äsen ist Odin der beste und Sleipnir das rascheste Roß; dei Brucken beste ist Bifrost, Bragi der Skalden bester, Habrok der Habichte bester, der Hund bester Garm. In welchem Unfange wir von einer mittelalterlichen r alknersprache reden können, entzieht sich uns. Einerseits fehlen bis ms 15. Jh. Spezialabhandlimgen über Falknerei in deutscher Sprache, anderseits aber beschränken sich die Dichter aut die notwendigsten termini, deren sie zu Vergleichen sowie zur Schilderung von Jagdszenen bedurften. Hier lagen die Gattungsnamen der Beizvögel, die Bezeichnungen für die ver¬ schiedenen Teile des Falkengeschirrs, Ausdrücke wie Luder, lederspiel (in der Bedeutung 1. Jagd, 2. Vogel) und die für as uugbild charakteristischen Wörter am nächsten. Mit vollem Recht können wir daher annehmen, daß der Wort¬ schatz der uns überlieferten Falknersprache in jener Zeit be¬ deutend reicher war. Es ist beachtenswert, daß gerade dieser /Aveig der deutschen Jägersprache im Mittelalter von fremden vor allem französischen Einflüssen bewahrt blieb (abgesehen vielleicht nur von Saker, Terzei), während z. B. mit dem Ein- i ringen der französischen Hetz- oder Parforcejagd in Deutsch¬ em! eine Menge französischer Lehnwörter mit übernommen wurden (vgl. die Jagd in Gottfrieds Tristan: zimer, panze, — 12 — Die in Betracht kommenden Dichtungen aus dem höfi¬ schen Mittelalter sind im Verlaufe der Arbeit zitiert. Das allegorische Gedicht „Der Falkner und das Terze aus der Mitte des 13. Jh. (abgedruckt in Haupts Zeitschritt für deutsches Altertum, VII 341 ff.), sowie die Allegorie „Dei Minne Falkner“ aus dem 14. Jh., (abgedruckt in Bd. 20 der Bibliothek des lit. Vereins Stuttgart) basieren schon voll¬ kommen auf kunstsprachlicher Grundlage und zeigen, daß die Sprache der Falkner geschlossenere Formen angenommen hat. Albertus Magnus macht in der Mitte des 13. Jh. in seinem lateinischen Werkchen „de falconibus, asturibus, accipitribus zum ersten Male auf das Falknerwort Gewöll („Guel ) auf¬ merksam. „ , . , T , , Kaum von Belang für unseren Zweck ist Konrad von Megenbergs „Buch der Natur“ (zum ersten Male gedruckt 1475) die erste Naturgeschichte in deutscher Sprache. Es ist eine Übersetzung aus den Jahren 1349 und 1350 eines lateinischen Werkes, des „über de natura rerum“ von lhomas Cantimpratensis. , , , , Im Anfänge des 15. Jh. beginnt die eigentliche deutsche Fachliteratur über Falknerei sich zu regen. Die erste Hälfte dieses Jahrhunderts bietet drei wichtige Quellen über Falken und ihre Pflege. Hicfelts „Aucupatorium Herodiorum“ bean¬ sprucht vor allem in sprachlicher Hinsicht vielseitiges Interesse und ist eine qualitativ reiche, bisher unbenutzte Quelle zur Kenntnis der spät mhd. Falknersprache. Hier stoßen wir zum ersten Male auf die Bezeichnung Wildfang für einen wild ein¬ gefangenen Falken. „Hyrnach volget wie man die valken czyhen, lialden und locken sali“ 1 2 3 * , ein von A. v. Perger ver¬ öffentlichter Aufsatz über Falknerei aus der ersten Hälfte des 15. Jh. ist stofflich interessant und bietet auch sprachlich manche Ausbeute. Heinrich Mynsinger 8 , der in der ersten Hälfte des 15. Jh. Arzt am württembergisclien Hofe war, verfaßte sein Werkchen auf Befehl des Grafen Ludwig von Württemberg in der Zeit zwischen 1442 und 1450. In der Einleitung zu „tewtschen und in teütscli zu beschreiben 1 Meister Eberhard Hicfelts Aucupatorium Herodiorum. Eine deutsche Abhandlung über die Beizjagd aus der ersten Hälfte des 15. Jh. Nach der einzigen erhaltenen Handschrift, dem Cod. ms. No. 2457 der k.k. Hof¬ bibliothek zuWien zum ersten Male im Urtexte herausgegeben, eingeleitet und kommentiert von Ernst Ritter von Dombrowski, Wien 1886. 3 Von den Falken, Pferden und Hunden. Herausgegeben von Dr. K. D. Häßler in Band 71 der Bibliothek des Liter. Vereins in Stuttgart. 13 sölichs, als die philosophi und Maister ... in lattin °e schnben hand“ gibt er selbst zu, daß er nicht selbständig gearbeitet hat. Ihm hat des Albertus Magnus Traktat De Falcombus, Astunbus, Accipitribus“ Vorgelegen und daraus hat er oft ganze Sätze wörtlich oder doch fast wörtlich über¬ setzt Das Werkchen ist von bedeutendem Werte, da es wie die beiden vorigen deutschsprachlich originell ist und ’auch kulturgeschichtlich unser Interesse beansprucht. Für die Zeit von ungefähr 1490 lag mir eine Über¬ setzung von Petrus de Crescentiis „opus ruralium commo- aorum vor, die im zehnten Buche einiges über Falken bietet Hier werden zum ersten Male in deutscher Sprache Fang- methoden zur Erlangung der Ptaubvögel angegeben und Falken mit Namen angeführt. Dieses zehnte Buch des Petrus de Crescentiis, in der Übersetzung oder im Original, war Quelle lur last alle bekannten Werke über Falknerei im 16 Jh Das buchlin von dem beyssen 1510“ 6 hat einige Stellen daraus fast wörtlich übernommen; im übrigen scheint das schatzbare Werkchen selbständig zu sein. Wie der Titel sagt befaßt es sich mit der Abrichtung und Pflege des Ha¬ bichts^ und Sperbers und widmet dem Falken nur wenige Worte. Ein wörtlicher Abdruck des zehnten Buches der Über¬ setzung von Petrus de Crescentiis Werk ist das mir in zwei Exemplaren vorliegende „ Waidwergk“ 6 . Eberhard Tappius 7 benutzte für sein „Waidwerk“ eben¬ falls Petrus de Crescentiis; vor allem aber „Ein schons bucli- wj i *"■, Vorrede an den Bürgermeister von Cöln, Jakob ltodek, gibt er selbst zu: „Wiewol ich auch der newen manier / n ° Eln sehonsi buchlin von dem beyssen mit dem habich un eim hund { “ , , reste " " nnf ! Seschicklicheyte des federspils trewlich underrichtend Ge<lruckt zu Strassburg durch Johanne Knoblauch jm jor tausent funtf hundert unnd zehen. J T oirJ ^gel zu fahen mit Raubvögeln. Netzen. Stricken. Leime. Geschoss. Wildt fahen mit Netzen. Stricken. Grüben. Fallen. Urn tie"' Fl8C n zu /ahen mitt Netzen. Reusen. Angeln. Kasten. Ali usw. t rZ \ dM / bere y tten / «uffziehen / halten / und mM n! n '"“f ™f kt . z " durch Haynrich Steyner. (Ohne Jahres- rb-b'^ Duickjahr ist in die Zeit von 1510—1520 zu setzen, da Hayn- nch feteyner in dieser Zeit druckte.) J 6 Waidwerk und Federspiel. Von der Häbichen unnd Falckennatur / art / unnd eyenthumb / wie mann sie berichten / gewöhnen / ätzen / unnd von allen jren Kranckheyten soll erledigen / allen Habich / unnd 1 alckentregern vast notig unnd zu wissen nützlich. Durch Eberhardum lappium Lunensem Burger zu Cöln. Strassburgk bey M. Jacob Cammer- lander. Anno 1542. ' — 14 — unnd weyse nit ubergangen binn / dann als ich mich bey dem würdigen und Ehrnfesten herrn Engelhardt von Schonen¬ berg deutsch ordens pfleger zu Moffendorff • m meinem Elend erhalten / und meinen mißgünnern und neydigern ein zeytlank entwichen / biß sie jren mut wol gekuhlet netten / ist mir allda ein gutts büchlin zu handen kommen / doch on tittel und namen / welches da anzeygt und berichtet / wie mann die liabich lock machen und bereytten / atzen / artz- neien und sunst in allwege halten soll.“ Er hat manche gute Stelle zusammengetragen. So ist er auch der erste Jagcl- schriftsteller, der das schon ein Jahr vorher von dem Gram¬ matiker Elias Meichßner angeführte Register von weidmän¬ nischen Redensarten (abgedruckt b,ei Kluge, Unser Deutsch 1dl.) bucht, das später bis ans Ende des 18. Jh. in fast sämtlichen Werken über Falknerei, mehr oder weniger altenert, wieder¬ kehrt. Meichßner hat diesen Passus wohl aus irgend einem Jagdbuche abgeschrieben, das selten sein mag. Hier sei be¬ merkt, daß Gesner, wenn er vom Meister Elias redet und auf diesen verweist, eben diesen Grammatiker Elias Meichßner meint In die erste Hälfte des 16. Jh. ist dann der zweite von A. v. Perger veröffentlichte Aufsatz über Falknerei zu stellen: „Falkhen zu fallen abzurichten und gesund zu er¬ halten.“ 8 Das Schriftchen rührt von einem Edelmann her, der, seine eigenen Falken pflegend, seine Erfahrungen darin niedei- legt. Es bietet manches Interessante, auch aus der Pflanzen¬ terminologie des späten Mittelalters. Der stofflich wie sprachlich unschätzbare Wert von Conrad Gesners „Vogelbuch“ 9 ist bekannt. Inhaltlich sind seine Kapitel über Habichte und Falken hauptsächlich Bear¬ beitungen der großen Meister Albertus Magnus, Petrus de Crescentiis, Tardivus und einiger anderer. Nur weniges für unsern Zweck bietet Noe Meurer 1560 10 . Meurer bringt, wie auch in seinem 1582 zu Frankfurt ge- 9 Vogelbuch, Darin die art / natur und eigenschafft aller vöglen / sampt jrer waren Contrafaktur / angezeigt wirt: allen Liebhaberen der künsten / Artzeten / Maleren / Goldschmiden / Bildsclinitzeren J Seyden- stickern / Weydleüten und Köchen / nit allein lustig zu erfaren / sundcr gantz nützlich und dienstlich zebrauchen. Erstlich durch Doctor Conradt Gessner in Latin heschriben: neüwlicli aber durch Rudolff Heüsslin mit fleyss in das Teütsch gebracht / und in ein kurtze Ordnung gestelt. Ge- truckt zuZürych bey Christoffel Froschauer im jar als man zalt M-D-LV1I, 10 Von Forstlicher Oberherrligkeit und Gerechtigkeit / Was die Recht der Gebrauch / die Billigkeit deßlialben vermög. Durch den hochgelehrten Noe Meürer / der Rechten Doctorn / Churfürstlicher Pfaltz Rath und 15 druckten „Jag und Porstrecht«, die bei Tappius angeführte kleine Sammlung weidmännischer Redensarten um einige Aus¬ drucke vermehrt. ° Dann werden in zwei Werken der damals beginnenden sog. Hausvaterliteratur einige Abschnitte über Falknerei ge¬ boten. Das erste, vom Jahre 1580, ist eine deutsche Bear- beitung des Maison rustique“ von Charles Etienne und Jean Libault durch den schlesischen Arzt Melchior Sebiz”. Das zweite ist eine „gemeldete und gebesserte“ deutsche Beaibeitung des Opus ruralium commodorum“ des Petrus de Crescentns - Das zwölfte Buch desselben handelt vom Adehchen Weidwerck / Nemlich / Falcknerey / Beissen und 1 cd erspiel / von Falckner oder Habicher / von Winden t ^'schen beiden Werken liegt das Frankfurter „Neuw Jag und Weydtwerck Buch“ '3 vom Jahre 1582 (in der Arbeit stets als eyerabend“ angeführt). Das Werk, dessen Verfasser der Frankfurter Buchhändler öigmund 1 eyerabend und der Rechtsgelehrte Johann Heller sind, ist nichts anderes als eine geschickte Kompilation, wie es im itel heißt, „auß Frantzösischer, Italianischer und Teutcher Sprach, lim und her in diese Ordnung zusammen¬ gebracht und beschrieben“. Sebiz und die deutsche Bear¬ beitung des Petrus de Crescentiis sind häufig kapitelweise übernommen auch hat den Verfassern „ein schons buchlin vom beyssen vom Jahre 1510 Vorgelegen, aus dem das ganze Kapitel vom „Unterschied deß Körblerß und Wildfangs“ wört¬ lich übernommen ist (Feyerabend II 41). Snra.ni K ""l fl , eiß / l T d » nit geringernl aller Weidleüt nutz / in Teütscher Getruekt 7 fi h pnf? i™ z “ sam ,® 11 tragen / zßvor in Truck nie außgangen. Getiuckt zu Pfortzlieym bey Georg Raben 1560. öiben Bücher Von dem Feldbau / und vollkommener bestellnm-- unrjohanTi'r iebloh 76 /^^ ff L ™f uts - Etwailn von Carole Stephano Nun aber 0 ^ der Artzenei Doctorn / Frantzösiscli beschrieben. Melchiore Vatt f lan A d *“ heb / von dem Hochgelehrten Herren Getruckt zu StrisaS * eS1 J > '■ ® r AH 2 ® 11 *) 1 Doctore, inn Teutsch gebracht, uetruckt zu Strassburg bei Bernhard Jobin 1580 1583. N<!W Feldt Und Ackerbau • • • Getruckt zu Frankfurt am Mayn schreibun ff eU Vom a8 Ä T'' f ( f wcrck Bucb / Das ist Ein grundtliche be- f F i V , 4 faDg der Jagten • • • Rem vom Adelichen Wevdwerck der Falcknerey / Beyssen und Federspiel / auch wie Falcken zu tragen / zu hauben / zu locken / ätzen / und auff den Raub anzubringen / unn wie man allerley beld und Wassergeflügel / als Kranich / Rephuener / Wachteln / Reyger / wilde Gans / und Antvögel / . . . Beyssen und fanden sol . . . Gedruckt zu Franckfurt am Mayn bey Johann Feyerabendt °ln Verlegung Sigmundt Feyerabendts. 1582. rej eiabendt. in — 16 — Da Feyerabend alles bietet, was Sebiz und Creseentius bringen und außerdem manches Neue, so habe ich die Be- le«e°die meist für Sebiz und Creseentius mitgelten, aus feyer¬ ahnend angeführt. Aus Feyerabend führe ich hier auch die kleine Sammlung weidmännischer Redensarten an, da sie dem Original, das mir nicht vorliegt, das aber mit großer Wa r- scheinlichkeit vor Meichßner 1541 zu denken ist, am nächsten zu kommen scheint: Der Falck zeucht in die Hoehe. Der Falck senckt sich widerumb. Der Falck sicht auff den Raub. Der Falck reist den Raub mit den hindern Klauwen. Der Falck greifft an. Der Falck ligt unter. Der Falck verleurt das Feld. Ihre Nester heissen gesteud. , , , . Wann sie gefangen / werden sie geheubt mit Reusehhauben. Wann man sie anfaht zu tragen, werden sie erst recht geheubt. Ihre Gefäß heisset man Geschüch. Die kurtzen Gefäß nennet man Wurffriemen. Die langen Riemen / das lang Gefäß. Sie stehen auff der Hand oder Stangen / und heist nicht gesessen. Sie werden bericht / und heist nicht zam gemacht / noch heimlich. Man lockt und atzt sie auff dem Luder. Das Luder gibt man auß. 0 & , A • . Man gibt jhnen zu jrer zeit gegen dem Abend zu Wertteil / das ist auff grob teutsch ein Gwöll. Wann sie fliegen / heist es gestiegen. . Sie schlagen die Reyger oder Antvögel von oben heraber / je einer umb den andern / und steigen dann wider. . „ » Wann sie jehts fahen / werden sie auff dem Aaß das sie gefan ö en / abgericht und geätzt. T , So sie aber nichts fahen / lockt und ätzt man sie auff dem Luder. Sie werden gemäust / und heissen dann Mauser Falcken. Die grossen Falcken heissen Ster falcken*). _ . Ihre Flügel werden genennt Schwingen. Wann sie jrr werden / fallen sie in ein ander Land / und kurtzer zeit viel Meil. Es seyn aber der Habich zweyerley / das ein ist klein / und Wirt Habichlin genaht / welchs man für das Mänlin heit. Das ander ist grösser und stärcker / derlialben zum Raub bequemer / Dises Geschlecht nennet man gemeinlich den Habich / unnd ist das Weiblin. Alle deß Habichs krafft unnd macht stehet fürnemlich an dem Schnabel und Klauwen. Dann sol er den gestossenen Raub halten / so ist von nothen / daß er ein krummen Schnabel und Klauwen habe. Der Habich / was er in seinem ersten anflug nicht ereilt / das last er ungefangen / unnd folget selten nach / Dann so er ein fehlsehuß tliut / stellet er sich vor Zorn in einen Baum. Der Habich ist mehr mit dem Gemüt / dann mit den Klauwen ge¬ wännet. ! ) Verdruckt für Ger Falcken. Der Habich wirt getragen. Der Habich stehet auff der Stangen. Der Habich wirt geätzt. Der Habich hat ein Kopff*). Der Habich deüwet ab. Der Habich wirt lockt / oder bereit mit einem Vorlaß. Der Habich kompt zu Handt. Der Habich jagt und raubt. Der Habich wirt geworffen. Der Habich ist lustig / fahrt wol. Der Habich / so der Weydmann jhn nachfliegen last / lieist es ge¬ reicht**). Ein Edler Habich sol seyn gross und kurtz. Ein Edler Habich sol seyn kleines langen Kopffs und Hals. Ein Edler Habich sol seyn breiter Brust. Ein Edler Habich sol seyn weiter Naßlöcher. Ein Edler Habich sol seyn kleiner und kürtzer Flügel. Ein Edler Habich sol seyn breiter und starcker Federn. Ein Edler Habich sol seyn hoher und flacher Bein. Ein Edler Habich sol seyn an der Brust graüwer Mackien oder Flecken. Ein Edler Habich sol seyn auff dem Rucken brauner Federn / und am end weiß. Den fahen nach werden die Habich genannt Nistling. Estlins* Wildfäng. Chronologisch folgt die Ornithologia des Aldrovandus u . Aldrovandi verbessert oder bezweifelt häufig die An¬ sichten des Albertus Magnus über die Falkenarten. Er gibt häufig gute Etymologien von Kunstausdrücken, so stellt er schon Luder zu laden und als deutscher Herkunft hin. Der bekannteste und nach Friedrich II. bedeutendste der alten Autoren über Falknerei ist der Franzose Charles d’Ar- cusia de Capre, Seigneur d’Esparron, de Pallieres et du Revest en Provence. Seine „Franconnerie“ wurde von Lucas Jennis im Jahre 1617 zu Frankfurt a. M. verdeutscht. Diese für die Terminologie der deutschen Falknerei des 17. und 18. Jli. hinsichtlich einer Reihe neuer termini wichtige „Falconaria“ 15 *) Soll wohl heißen „Kropff“. **) Bei Tappius: gerihen. 14 Ulyssis Aldrovandi Philosophi Ac Medici Bononiensis, Historiam Naturalem in Gymnasio Bononiensi profitentis, Ornithologiae hoc est De Avibus Historiae Libri XII. Francofurti 1610 15 Falconaria, Das ist Eigentlicher Bericht und Anleytung wie man mit Falcken und anderen Weydtvögeln beitzen soll: Darinnen von Ge¬ stalt / Natur / und Eigenschafft der Falcken / und anderer Weydtvögel / wie auch deren Kranckheiten / unnd Curen / deßgleiclien jhrer Anatomi unnd jnnerlicher Gestalt notiger unnd vollkommener Bericht zu finden. Beneben Einem sonderlichen Traktat von dem Habich / und wie derselb zu dem Weydtwerck abzurichten. In fünff Theil abgetheilet. Von Carolo 2 zerfällt in fünf Teile: 1. Kenntnis der Vögel, ihre Natur und Abrichtung; 2. Ihre Krankheiten und deren Heilmittel; 3. Ge¬ brauch der Vögel; 4. Ihre Anatomie; 5. Über Habichte und Sperber. Der Übersetzer bemüht sich, seiner Bearbeitung die deutsche Falknersprache zu Grunde zu legen, was ihm im allgemeinen gelingt. Die französischen Ausdrücke, die er übernimmt, wie z. B. „Pennen, hagard, madriert“, nisteten sich von nun an in der deutschen Terminologie ein. Auch wurden durch seine Übersetzung die in der alten deutschen Terminologie nur ganz sporadisch auftretenden Termini Hände (mains) für Fänge, Finger (doigts) für Klauen oder Zehen wieder lebendig. Von den übertragenen Namen der Instrumente, aus denen sich das „Estuy des instrumens“, das Falknerbesteck zusammensetzt: Hütlein, Knopf, Beißzänglein,Federzänglein, Butzenzieheru.a.m. scheint sich bloß das letztere Wort eingebürgert zu haben (so bei Hohberg und Schröder). Das Werk wurde wegen des reichen, ansprechenden Inhalts, wegen der Lebhaftigkeit und Frische in der Schilderung bald berühmt, so daß es im ganzen 18. Jh., besonders in der Hausväterliteratur, mannigfach exzerpiert oder stellenweise wörtlich abgeschrieben wurde. Sehr ansprechend und mit Empfindung geschrieben ist der Trostbrief (Brief 23), den er an einen Freund schreibt, der bei der Beize seinen Falken verlor; ebenso der Brief 38, in dem er den Falkonieren ans Herz legt, sich den Falken ge¬ fällig zu machen und sie nicht roh zu behandeln. Auch gibt er Aufschlüsse über die Falknersprache, so besonders in Brief 32 über das „werfen“ der Falken, die man nicht fliegen läßt. Ebenso interessant sind seine Ausführungen über das Heilen gebrochener und Einsetzen ausgefallener Federn. Ein im 17. und 18. Jh. äußerst viel gelesenes Buch ist die umfangreiche Oeconomia des Colerus 16 . Colerus verfügt d’Arcusia de Capre, Herrn zu Esparron de Pallieres, et du Revest Frantzö- sisch beschrieben: Jetzund allen Liebhabern solcher adelichen Übung Teutscher Nation zugefallen in unser Muttersprach übersetzt / und mit schönen Kupfferstücken vor Augen gestellet. Gedruckt zu Franckfurt am Mayn / durch Nicolaum Hoffmann / In Verlegung Lucae Jennis Im Jahr 1617. 16 Oeconomia ruralis et domestica, Darin das gantz Ampt aller trewer Hauss-Vätter / Hauss-Mütter . . . begriffen / Auch Wild- und Voegelfang / Weidwerck / Fischereyen / . . . Von allerhand Kaüff- und Handelsleut / Auch Dotorn, Haussvaettern . . . Jägern, Fischern / Voglern . . . Hiebevor von M. Joanne Colero zwar beschrieben / Jetzo aber auf ein Newes corri- giert, vermehret und verbessert . . . Getruckt und Verlegt in der Chur¬ fürstlichen Statt Mäyntz / durch Nicolaum Heyll . . . 1656. 19 über ein erstaunliches Maß von Belesenheit. So zitiert und kompiliert, er allein für den Vogelfang, über den er im 15. Buch handelt, die meisten und wichtigsten der damalig bekannten lateinischen und deutschen Autoren über Falknerei- so vor allem Gesner, Petrus de Crescentiis, Albertus Magnus, Tardivus Plimus, Tappius. Das Werk, ein würdiger Vertreter der Haus¬ väterliteratur, wimmelt von Phantastereien und Aberglauben dank der Vorlagen. Colerus weiß mit ruhigem Gewissen zu berichten wie in England Vögel aus Schwämmen wachsen, in der Jartarei Schafe aus der Erde, wie etliche Vögel und Fmche eine ganz besondere Vorliebe für die griechische Sprache an den Tag legen. Stofflich ist die Oeconomia des Colerus eine geschickte Kompilation aus obigen Autoren, während wir ihm in terminologischer Hinsicht als einem der wenigen Werke über Falknerei im 17. Jh. einige Beachtung schenken können Das älteste Spezial werk über Vogelfang, von Johann Conrad Aitinger gab für unsere Arbeit nur ganz dürftige Ausbeute, einige Aach richten über Fallen und Fangmethoden. Es ist im wesentlichen eine geschickte Kompilation aus Gesners Vogel¬ buch, Sebiz, Crescentius, Colerus; auch die Falconaria ist ihm bekannt. Pomay 18 stellt die deutschen, französischen und lateinischen Kunstausdrücke in kurzen Absätzen zusammengedrängt neben¬ einander Die deutschen Ausdrücke sind meist unweidmännisch. Fomay führt auch die kleine Sammlung weidmännischer Redens¬ arten an. Während, abgesehen von Falconaria, die Literatur über Falknerei im 17. Jh. ziemlich dürftig ist, nimmt sie im 18 Jh einen außerordentlichen Aufschwung. Vom Beginne bis zum Ende desselben begegnet eine große Reihe von Wörterbüchern und Abhandlungen über alle Zweige der Jagd, in denen sich meist auch Kapitel über Falknerei zerstreut zwischen den ein- zelnen St offen finden. Ein Spezialwerk ist nur die Übersetzung .. , TT K K u . r t z . e , r u " d Einseitiger bericht Von Dem Vogelstellen Wie Raub- Klefne vte'ri Velth “" er Wachteln, Crammet- Und Andere Groß und »e3tven nh^w S ete ckten Und ungedeckten Netzen, in offenem Veite, Fin den « Wassern, mit leim ruten, hütten kloben Schneißen fallen Und Schleinen gefangen werdenn. Allen Liebhaberen denen das Vogel- Tuiw IT Und davon kelnen sonderlichen bericht haben, zu ehren Cassel 1653 gefa 6 " ZU sammen getragen, Im Jahr Nach Christi gebürt rn .... ’J'"? sekr ar *'§ Büchlein von dem Weydwerck und der Falcknerey.“ „Iraittd fort cuneux de la venerie et de la fauconnerie.“ Von Fr.Pomay. Wortgetreuer Abdruck der Originalausgabe „Lyon 1671“. 2 * 20 von Kaiser Friedrichs II. Werk „de arte venandi cum avibus“ und des Albertus Magnus Traktat „de falconibus asturibus accipitribus“ von Pacius. Zunächst finden wir einiges in drei dickleibigen Werken der sog. Hausväterliteratur. Glorez 19 gibt im zweiten Teile seines Haus- und Land¬ buches auf wenigen Seiten zusammengedrängt Excerpte aus Aldrovandi. tt _ Dann, vom Jahre 1715, das „Geöffnete Jäger-Hauß Es bietet hin und wieder ganz Gutes. Auch bringt es das bekannte kleine Register weidmännischer Redensarten um einige Ausdrücke vermehrt. Gute Ausbeute gibt das dritte dieser Werke, die „Georgica curiosa aucta“ von Wolf Helmhard von Hohberg 21 , einem Mit- gliede der Fruchtbringenden Gesellschaft. Er kennt die W erke Kaiser Friedrichs II., des Albertus Magnus und einiger fran¬ zösischer Autoren über Falknerei. Bisweilen ist er selbständig, bisweilen jedoch führt er Stellen aus der Falconaria wört¬ lich an. In dem mir vorliegenden Werkchen „Neue Lustige und Vollständige Jagd Kunst“ von Caspar Schröder 22 ist der vierte Teil, von Seite 354 bis 428, über Falknerei meist unselbständig und größtenteils wörtlich aus der Falconaria abgedruckt. Auch hier ist das Register der weidmännischen Redensarten Meichß- ners etwas verkürzt zu finden. Fleming 23 bringt ebenfalls nur weniges über Falknerei, mitunter führt er Stellen aus der Falconaria an. 19 Continuation Der vollständigen Hauß- und Land-Bibliothek . . . durch Andreain Glorez von Mälirn. Regenspurg zu Statt am Hof 1701. 20 Das Geöffnete Jäger-Hauß / Worinnen Nicht allein die vornehmsten und üblichsten Kunst-Wörter Der Jägerey Durch Kurtzgefasste Beschrei¬ bung erörtert / Sondern auch was bey dem Wilde am hauptsächlichsten zu betrachten nöthig . . . Hamburg Bey Benjamin Schillers seel. Wittwe im Thum Anno 1715,. 21 Georgica curiosa aucta. Oder des . . . Adelichen Land- und Feld- Lebens Anderer Theil . . . Nürnberg / In Verlegung Martin Endters. Im Jahr Christi 1716. 22 Neue Lustige und Vollständige Jagd-Kunst so wohl von denen Voegeln als auch andern Thieren. Bestehend in V. Theilen; Darinnen im . . . IV. Von denen Falcken, wie solche zum Vogel- und Haasen Fangen abzurichten, und deren vielfältige Kranckheiten zu curiren und zu praeserviren seyn ... Von Caspar Schrödern, M. P. Franckfurt und Leipzig 1717. 23 Der Vollkommene Teutsche Jäger von Hanns Friedrich von Fleming, Burg- und Schloß-Gesessen auf Böcke, Martentin und Zebin, Erbherr auf Weissach und Galiro usw. Leipzig 1719. Anderer Haupt-Tlieil. Daselbst 1724 . . — 21 — Wie in Fleming, so tritt uns auch in dem Verfasser der „Notabilia Venatoris“ 24 der praktische Jäger entgegen. Er fuhrt nur die echt deutschen Beizvögel an: Blaufuß, Habicht, Sperber, Baumfalk und Schmerl. Die Jägersprache wird in dem lesenswerten Büchlein sauber gehandhabt. Das Universallexikon von Zedier 25 vom Jahre 1735 führt verschiedene ältere Autoren, wie Tardif und Aldrovandi an. Auch hier sind Auszüge aus der Falconaria geboten. Johann Joachim Becher 26 hat bei Abfassung seines „Ge¬ heimen Jägerkabinets“ Schröders Jagdkunst Vorgelegen. Er bringt nur wenige Seiten über Habichte und Falken. Florin 27 handelt in dem zweiten Teile seines Adelichen Hauß-Vatters von Übermächten (großen) Stoß- Baitz- Waid- und Raub-Vögeln, und Vom Lufft-Jagen und Feder Spiel-Waid- werck. Er führt häufig Stellen aus der Falconaria wörtlich an. Seine Ausführungen sind stofflich wie sprachlich interessant. Altmeister Döbel 28 widmet der Beizjagd nur wenige Worte; er macht auf einige Kunstausdrücke aufmerksam und erwähnt nur die einheimischen, deutschen Beizvögel. Er ist praktischer Jäger und empfiehlt als solcher den deutschen Jägern, mit deutschen Vögeln, als Habichten, Blaufüßen und Sperbern, zu beizen, nicht aber mit den teuren ausländischen Falken, für die leider ungeheure Preise gefordert und bezahlt würden. Das bedeutendste Werk des 18. Jh. über die Falknerei ist die Übersetzung des Werkes Kaiser Friedrichs II. „de arte venandi cum avibus“ 29 und des oben erwähnten Traktates des Albertus Magnus 29 „de falconibus asturibus accipitribus“ - 4 Notabilia Venatoris, oder Jagd- und Weidwerks-Anmerkungen Von der Hohen und Niedern Jagd / Darinnen alle Geheimnttsse der gantzen Jagd-Wissenschaft aus eigener Erfahrung / und nach der Lehr Art Herrn Johann Täntzers abgefasset worden. Nürnberg und Altdorff, 1731. 26 Geheimes Jäger-Cab inet / Darinnen Die nothigsten Wissenschaften so zur Jägerey gehörig, Nebenst Siebenzig Geheimen und bisliero meist verborgen gewesenen Jäger-Künsten enthalten, Welchem zuletzt noch mit beygefüget Des Klugen Haus-Vaters nützliche und nothige Rechts- und andere Formularien. Leipzig 1747. 11 Francisci Philippi Florini Oeconomus Prudens Continuatus. Oder Grosser Herren Stands- und Adelicher Hauß-Vatter. Basel 1749. 28 Heinrich Wilhelm Döbels erötfnete Jäger-Practica oder der wohl¬ geübte und erfahrene Jäger, darinnen eine vollständige Anweisung zur gantzen hohen und niederen Jagd-Wissenschaft in IV Tlieilen enthalten usw. Leipzig 1754. 29 Reliqua librorum Friderici II. Imperatoris De Arte venandi cum avibus. Cum Manfredi Regis Additionibus. Ex Membranaceo Codice Ca- merarii Primum Edita August. Vindelic. 1596, Nunc Fideliter Repetita Et durch den Diakonus Erhard Pacius 30 auf Befehl des z. Zt. regierenden Markgrafen von Ansbach. Die Übersetzung eines jagdlich und zootomisch so außerordentlich feinen und ausführ¬ lichen Werkes stellte große Anforderungen an den Bearbeiter, wollte er derselben die Sprache seiner Ansbachschen Falkoniere zu gründe legen, was nach seiner eigenen Angabe sein vor¬ nehmstes Bestreben war. Wir finden bei ihm eine große Anzahl lexikographisch sonst nicht gebuchter termini, die teils rein lokal, teils auch aus dem Niederländischen, wahrscheinlich durch Vermittlung des Falkenswerther Falkenhofes übernommen sind, teils auch der französischen Terminologie entlehnt sind. Schneider in der Vorrede zu Kaiser Friedrich II. würdigt sein verdienstvolles Werk: Desino in commemoratione versionis germanicae libri huius a Friderico Imperatore scripti, quam iussu Marcliionis Principis sui con- fectam Onolsbachii 1756 forma octava edidit Joh. Erhard Pacius, Dia- conus et Rector Scbolae Gunzenhausensis. Usus is est eo sermone, quo falconarii germanici utuntur, more venatorum, peculiari, rudi et aspero quidem illos, sed qui multas habet voces, quas ad varias rerum proprie- tates designandas non solum utiles autumo, sed in ipsam etiam ornitho- logiae terminologiam germanicam introductas veilem . . . Omnes igitur eas voces inde collectas posui in Appendice Annotationum, eo quidem lubentius, quod plerasque vulgo ignotas frustraque in Lexicis quaeri ani- madverteram. Eine zweite wertvolle Übersetzung Kaiser Friedrichs II. Werk, mit 8 Tafeln und 40 Textabbildungen, in welcher die von der modernen Terminologie festgesetzten Gattungsnamen der Vögel eingeführt sind, ist von H. Schöpffer 31 , weiland Ritter¬ gutsbesitzer zu Höfendorf in Schlesien, Berlin 1896. Das an¬ gehängte Wörterbuch der Falknersprache ist im wesentlichen eine Zusammenstellung der von Pacius benutzten termini der Ansbachschen Falkner, die Schneider 126 als Index vocabu- lorum . . . anführt. Chronologisch nach Pacius folgt die Onomatologia fores- talis 32 . Der anonyme Verfasser hat häufig die Falconaria ex- Aimotationibus Iconibusque Additis Emendata Aeque lllustrata. Accendunt Alberti Magni Capita De Ealconibus Asturibus et Accipitribus Quibus Annotationes Addidit Suas Jo. Gottl. Schneider, Saxo. Eloquent. Et Phi- lolog. Professor. Lipsiae 1788. 30 Friedrich des Zweyten Römischen Kaisers übrige Stücke der Bücher Von der Kunst zu Beitzen / Nebst den Zusätzen des Königs Manfredus aus der Handschrift herausgegeben. Albertus Magnus, Von den Falcken und Habichten. Uebersetzt von Johann Erhard Pacius, Diaconus und Rector zu Gunzenhaußen. Onolzbach 1756. 32 Onomatologia forestalis, piscatoria, venatoria oder vollständiges Forst- Fisch- und Jagd-Lexikon, in welchem alle bey dem Forst- Fisch- 7 — 23 — zerpiert. Er führt auch die kleine Sammlung weidmännischer Redensarten, wieder um einige Ausdrücke, wie Hände, blocken, vermehrt, an. Ziemlich ausführlich ist der Artikel Falke bei Krünitz 33 . In kulturgeschichtlicher wie in terminologischer Hinsicht hat Krünitz ganz brauchbare Stellen kompiliert, darunter Exzerpte verschiedener Reiseberichte aus damaliger Zeit (so Tlievenots Reisen, 1693 in Frankfurt verdeutscht). Krünitz benutzt Schröders Jagdkunst, Döbel und Buffons Naturgeschichte der Vögel in der deutschen Übersetzung von Martini. Eines der bedeutendsten Werke der deutschen Weidmanns¬ sprache des 18. Jh. ist Christian Wilhelm von Heppes 34 wohl¬ redender Jäger. Er trägt vor allem der örtlichen und dialektischen Verschiedenheit und Mannigfaltigkeit der deutschen Weidmanns¬ sprache Rechnung. Auch er nimmt sich, wie früher Fleming und Döbel, vom Standpunkte des praktischen Jägers aus, der Sprache der schon in tiefem Verfall begriffenen deutschen Falknerei nur recht stiefmütterlich an. Viele Übereinstim¬ mungen zeigen sich bei ihm mit der Onomatologia. Er ver¬ weist häufig auf Döbel. Nemnich 36 bucht in seinem Polyglotten-Lexikon die latei¬ nischen, deutschen und fremdsprachlichen Namen der Beizvögel und fügt ein kurzes spanisches sowie das kleine Wörterbuch des Pacius hinzu. Er verweist auf Chrph. Wilh. Jac. Gatterer, Abhandlung vom Nutzen und Schaden der Tiere, L. 1772, das aber kaum für unseren Zweck von Belang ist. Schließlich glaubte ich noch den einen oder andern Beleg aus Georg Lud¬ wig Hartig 36 anführen zu müssen. Manchen wichtigen Anhaltspunkt für die Sprache der hessischen Falkner gewährte Landau 37 . An der Hand von und Jagdwesen vorkommende Kunstwörter erkläret, Frankfurt und Leipzig 1772—1773, 3 Bde. in 8°, mit einem Nachtrag von J. F. Stahl, Stutt¬ gart 1780. 33 Oeconomische Encyclopädie . . . Berlin 1777. 34 Christian Wilhelm von Heppe, Miterbens zu Reihershausen . . . einheimisch und ausländisch wohlredender Jäger oder nach alphabetischer Ordnung gegründeter Rapport derer Holz- Forst- und Jagd-Kunstwörter nach verschiedener teutscher Mundart und Landesgewohnheit. Regens¬ burg 1779. 3o Polyglotten-Lexikon der Natur-Geschichte . . . von Philipp Andreas Nemnich, Hamburg 1793. 36 Lehrbuch für Jäger und die es werden wollen, Tübingen 1811. 37 Beiträge zur Geschichte der Jagd und der Falknerei in Deutsch¬ land. Die Geschichte der Jagd und der Falknerei in beiden Hessen. Von Dr. G. Landau. Kassel 1849. hessischen Urkunden gibt der Verfasser darin eine Geschichte der Falknerei in Hessen, ein sehr dankenswertes Unternehmen, da hier die unverfälschte Sprache praktischer Falkner geboten ist. Er bringt eine Anzahl von Ausdrücken, die den vielen Kompilatoren und Lexikographen des 17. und 18. Jh. ent¬ gangen sind. An dieser Stelle sei auch auf den vortrefflichen Artikel unter Beize in der allgemeinen Enzyklopädie der ge¬ samten Forst- und Jagdwissenschaften (hrsg. von Raoul Ritter von Dombrowski, Leipzig und Wien 1886) aufmerksam ge¬ macht in Band I S. 553 ff. (von Emst Ritter v. Dombrowski), der mir leider erst gegen Abschluß der Arbeit in die Hände kam. Der Körper des Beizvogels. Aus der Sprache der mittelalterlichen Falkner sind für die Beine, Füße, Klauen und Griffe der Beizvögel nur diese vier Bezeichnungen überliefert. Erst im 16. Jh., wo die Quellen, aus denen wir das Material der deutschen Jäger¬ sprache schöpfen, reichlicher zu fließen beginnen, stellen sich neue termini ein, besonders gegen das Ende dieses Jahrhunderts. Tappius 60 bucht krewel für Klaue; Gesner 133 kraewel. Es ist das mhd. kröuwel, das heute nur noch in der Bedeutung „Gabel mit Haken zum Fassen“ auftritt (Kluge, Etym. Wb. 6 ). Gesner 133: So dem vogel ein kraewel gebrochen waer / so salb den mit Sclilangenschmaltz. Das Frankfurter New-Jag- und Weydvverck-Bucli (Feyer- abend) vom Jahre 1582 führt weitere Kunstausdrücke an. die von nun an als feststehende termini teclmici zu betrachten sind: Gestell, Fussgestell, Greif, Greifklauen, Nägel. Feyerabend II 16: Unterm Flügel ist er (tartar. Falck) rot / hat sehr feste wolgesetzte Fussgestell und lange klaüwen oder Nägeln daran. II 9: Deß Adlers Gestell oder Schenckel seyn kurtz und gaelb / seine Füß und Greiffklauwen seyn breit. Heppe 181 a : Gestelle. In Eggers Kriegslexikon (1757) 1, 1046, angeführt im D. Wb. 4, 1, 2 4221 heißt es: das gestell oder fussgestell, die Schenkel des habichts. Onomatologia I 1039: Gestelle, Fußgestelle. Gestell oder Fußgestell bedeutet also vornehmlich das Fußbein des Vogels (die eigentlichen Schenkel sind durch die „Hosen“ verdeckt). — 25 — Die Greift’ für Fuß hat Feyerabend II 17: Auf der Faust stehet er auffrecht und ist langleibig / sein Schnabel und Fuss- gestell blauw / seine Greift oder Fuss weit voneinander zer- theilet / seine Klauen auch ziemlich lang sein. Greif, ahd. greifa, gräp(fö) im Beowulf 765 die Krallen des Drachen Grendel! Greiffklauen für Zehen hat Feyerabend II 21: Er hat lange Schenckel, ziemliche grosse Füsse / lange Greiffklauen . . . Jägerhauß 35: Der Habicht hat einen Kopf / Greiffklauen / Gestell oder Fussgestell (sind die Schenkel). Das Wort Klaue ist also schon in seiner Bedeutung er¬ blaßt und dem Falkner zu nichtssagend geworden. Teils bildet er neue, mit Klaue zusammengesetzte Kunstwörter, teils auch führt er andere termini dafür ein. So entsteht Fangklaue für die hintere Zehe, weil der Beizvogel mit dieser seinem Opfer den eigentlichen Schlag oder Fang gibt. Den ältesten Beleg für Fangklauen bietet Colerus 609 a : und so balde er die Hunde höret anschlagen / so balde scheust er herunter und stösset das Wild mit den hintersten zweyen Klawen / die man Fangklawen heisset. Pacius 108: . . . und die Falken schlagen mit dem hinteren (Zeh), welchen die Falkoniere die Fangklaue nennen. Becher 926: Faengklauen. Atzklaue nannten die Ansbacher die vordere, mittlere Zehe mit Kralle (Pacius, Wörterbuch). Haltklauen hießen mit einem gemeinsamen Namen die vier Krallen (Pacius, Wörterbuch). Klaue bedeutet also bald Zehe mit Kralle, bald beschränkt sich die Bedeutung auf Kralle. Nägel für Kralle hat Feyerabend II 16 und Schröder 404. Dem „Greift“ bei Feyerabend entspricht für die einzelne Zehe das später sehr häufige Griff (fr. la griffe), das schon im Mittelalter lebendig war, nicht aber erst, wie Lembke, Studien zur deutschen Weidmannssprache 26 angibt, erst seit Döbel gebraucht wird. So im Marner (bei Bartsch-Golther) Vers 84: des aren griff In Gottfr. Tristan 9025 heißen die Krallen des Drachen griffe. Ferner in „der Minne Falkner“ 45: Sein swenkel sind wol hendebrait geschrenket, sein griff so adeliche. Falconaria 48: Dieser Vogel ist sehr geneigt zum Führen / darumb man jhm einen Griff an der Handt muss einbinden ... Schröder 405: seine Griffe oder Nägelein. Heppe 188; Onomatologia IV 399. Hier tritt also Griff in dem Sinne von Kralle auf, wie dies auch bei den oben erwähnten Haltklauen der Fall ist, eine ganz natürliche Bedeutungsverengerung. Griffklaue gebraucht der Dichter des Lohengrin 3416: ze jungest er kunt mit griffe klä in sleichen / unt gie mit im als ein rat ze tal in einen garten / der wol mit rebe er- büwen lac. Hierher gehört weitgriffig, das schon bei Hicfelt 24 für den Beginn des 15. Jh. belegt ist: weitgriffige fuße, eynen langen, swancken hals. Sinnliche Anschauung liegt in der Übertragung von Hand auf den Fuß des Beizvogels, und von Finger und Daumen auf die Zehen. Schon Kaiser Friedrich II. nannte die Zehen „digitos“, die französischen Falkner nannten den Fuß „la main“, die Zehen „les doigts“, Pomay 54. Durch die Übersetzung französischer Fachwerke wurde die Bezeichnung Hand und Finger für Fuß und Zehen seit dem 17. Jh. in der deutschen Falknerei sehr geläufig, so daß man geneigt sein könnte, diese Anschauung als ursprüngliches Eigentum der französischen Falkoniere anzusprechen. Den alten deutschen Falknern muß jedoch die Bezeichnung Hand und Finger in unserem Sinne ebenso geläufig gewesen sein. So finden wir bei Hicfelt für den Beginn des 15. Jh.: Idem nym reyne geschewmet honig und eynis „geyers hant“ und burne dy zu pulver und mische das pulver mit dem honinge und mit eyner fedir getuncket in dy ercztye smere ym seyn ougen. Und können wir nicht aus einer Stelle bei Megenberg 202, 16 (14. Jh.), wo die Zehen des Eisvogels „vinger“, und aus einer Stelle bei Petrus de Crescentiis (übersetzt ungefähr 1490) IX 86, wo die Zehen der Henne „finger“ genannt werden, für die Sprache der Falkner Schlüsse ziehen? Seit dem 17. Jh. nun ist Hand und Finger in der deutschen Falknersprache allgemein üblich. So zuerst in der Übersetzung der „Faucon- nerie“ des französischen Ritters Charles d’Arcusia (1617). In diesem Werke wird als terminus für den Falken „Hand“, für den weniger edlen Habicht jedoch „Fuss“ ver¬ langt; und wie schön ist das Bild durchgeführt, wenn zu¬ gleich verlangt wird, für den Falken die Hände binden, für den Habicht jedoch die Füsse fesseln. Falconaria 160: denn es haben die Falcken keine Fueß / sondern Hände / die Habich aber haben Füß / darumb man sie anfesselt / und den Falcken bindet man die Hände. Sollet o — 27 — derhalben solcher in der Falconaria ungeräumbter Wörter nicht mehr gebrauchen. Thevenots Reisen 1693, eine Übersetzung aus dem Fran¬ zösischen, angeführt bei Krünitz unter Falk: Entdecken hier die Falkeniere eine Gazelle; so lassen sie gleich zween dieser Vögel steigen, wovon der eine sogleich auf die Nase der Ga¬ zelle herabstösst, und mit seinen Händen und Fängen derb auf das Tier loshacket. Offenes Jägerhauß (1715) 42: Ihre Füsse nennet man Haende. Fleming II 319: Die Falcken auf dem Lande oder im Gebürge haben gelbe Hände. Heppe 192: Hände, also nennen einige die Branden des Bären, und die Griffe des Falken. Krünitz, unter Falk: die deutschen Falkeniere geben auch den Theilen des Leibes dieser Vögel kunstmässige Benen¬ nungen, da ihre Füsse Hände, die Zeen Finger, und die Flügel Schwingen heissen. Finger buchen auch Schröder 367 und Döbel II 190. Vervollständigt wird das Bild, wenn die ansbachschen Falkner die nach innen stehende der drei vorderen Zehen „Daumen“ nennen. Pacius 109: Der hintere Zehe, welcher die Fangklaue heist, hat nur ein Gelenk, der inwendige zwey, den sehr viele den Daumen nennen. Ballen als pars pro toto für Zehen oder Füße ist bei Fleming und in den „Notabilia Venatoris“ 131 gebräuchlich, auch Krünitz kennt das Wort in diesem Sinne. Fleming II 154: Indem er mit seinen Ballen oder Ferse- Klauen beim ersten Schlag dergestalt schlaegt, dass es gleich dumm wird. — In dieser Bedeutung war das Wort wegen zu geringer Anschaulichkeit nicht lebenskräftig. Der beliebteste terminus für die Füße ist der Plural Fänge, eine Bezeichnung, die schon im 17. Jh. auftaucht und ihre volle Lebenskraft bis in unsere Tage hinein bewahrt hat. Lembke 26 belegt Fänge erst seit Döbel als Kunstwort. Schon in Thevenots Reisen (1693) ist das Wort gebraucht: . . . und mit seinen Händen und Fängen derb auf das Tier loshacket. Fleming (1719) II 323: deren ich sieben Falcken, welche auf den Rücken aschegrau mit gelben Fängen . . . gesehen. Notabilia Venatoris 132: . . . und hat gelbe Fänge. Döbel I 75: Die Raubvögel haben Fänge oder Klauen, keine Füsse. Heppe 142. Noch heute sind die Ausdrücke Hände und Fänge lebendig unter den deutschen Jägern. Vgl. Deutsche Jägerzeitung No. 37, Bd. 50, 603, wo Hände und Fänge verwandt werden. Die Bezeichnung Waffen, eine ganz natürliche und treffende Übertragung auf die Klauen des Beizvogels, wie ja auch die unteren Hauzähne des Keilers Waffen, Gewaff, die Krallen des Luchses Waffen genannt werden, ist bereits im Beginne des 16. Jh. lebendig. So heißt es in dem Aufsatze: Falkhen zu fallen abzurichten und gesund zu erhalten, aus dem Be¬ ginne des 16. Jh.: und so er dieselb (Taube) nit schlecht son¬ dern feht sol ihr meinem falkhen dj Waffen all, piss das pluet hergen will, stutzen, so wirt er alsdan die tauben auff den andern tag schlahen und nit fahen. Tappius 7 sagt entsprechend: darum das er gehertzet sey / und mehr mit dem gemüte / dan mit den clawen „gewapnet“. Feyerabend II 40: Man bricht jhm aber durch solchs ziehen gar leichtlich seine Waffen. Aitinger 4: Und sie mit seinem Geweffe recht gefasset. Hohberg hat ausschließlich Waffen. Fleming II 325: mit seinen starcken Waffen. Florinus 220: Und wann man sieht, daß er solche mit seinen Waffen recht anhält . . . Onomatologia IV 399 heißt es zusammenfassend: Ge¬ stände, Gestelle, Fänge, Griffe oder Gewäffe benennet man die Füsse des Raubgeflügels. Dieselbe Zusammenstellung auch bei Heppe 181 b . Für den Leib oder Rumpf des Beizvogels haben nur die ansbachschen Falkoniere einen besonderen Ausdruck, Stelzel stm (in der Bedeutung von Gestell), von stellen abgeleitet. Pacius 130: und einige haben an dem ganzen Stelzel keine kleine Federn, sondern nur an der Diehn.“ — Stelzel ist wohl lediglich Falknerwort, da es Pacius im Glossar Nicht¬ eingeweihten erklären zu müssen glaubt. Die Diehn ist bei Pacius stets der Ausdruck für Ober¬ schenkel, Pacius 130; 112, Es ist das mhd. diecli stn. Hicfelt 24 bucht dybollen == Diechballen: smale unde lange federn, dicke dybollen, von dem kny bis uff den fus kurz gebeynt und stark lange ceen, digke unde korcze clawen. Ein schons buchlin C 6 a : Bricht dem habich das diech oder der schenckel / so sol mann jnn schinen. Gesner 147; Feyerabend II 62. Die Übersetzung eines so umfangreichen und in zooto- mischer wie in jagdlicher Hinsicht vielseitigen Werkes wie \r> h — 29 — Kaiser Friedrichs II. „de arte venandi cum avibus“ durch Pa- cius bedingte die Aufzeichnung einer großen Zahl von wohlbe¬ kannten, aber wegen ihrer zu geringen jagdlichen und prak¬ tischen Bedeutung zu wenig geläufigen und daher in der zeit¬ genössischen Fachliteratur sonst nicht schriftlich fixierten termini. So begegnen hier Ausdrücke wie Bruck , Lahnen, Schellen, Staud, Wörter, die mir in den übrigen benutzten Quellen in der hier in Frage kommenden Bedeutung nicht aufgestoßen sind. Uie Bruck ist der ganze untere Teil des Rumpfes. Pacius 100: Die Bruck aber ... ist der ganze Theil, so von dem Ende der Brust zwischen der Hüfft und den Ribben biß an den Hintern geht, und es wird ein Theil der Bruck noch unter der Brust biß an das Herz begriffen, sie faßt aber den Magen, die Eingeweide, die Leber, Miltz, und die übrige zur Nahrung gehörige Stücke in sich. Lahnen nennt Pacius die Lenden des Falken. Pacius 262: Dann wann man ihn incommode trägt . . ., so wird der Falcke unruhig und springt, und wird an seinen Diehn und Lahnen matt. Für den Schnabel gibt uns Pacius ausnahmslos Bec an, das sich als Lehnwort aus dem Französischen bei den Ansbachern fest eingebürgert hat. Man bildete weiter Oberbec und ünterbec. Pacius 78: Der Bec ist ein an dem Kopff des Vogels aus Horn bestehendes Glied, womit er die Atz nimmt, er besteht aus dem Ober- und Unter-Bec, die sie an statt der Kiefer bey andern Thieren haben. Die Waclishaut auf dem Schnabel hieß wegen ihres Aus¬ sehens Ring. Pacius 212: Der Ring auf dem Ober-Bec soll ins grüne fallen. Die Augenlider, die man zur Blendung des Vogels zusammen¬ nähte, wurden Schellen genannt. Pacius 76: Die Schellen aber, welche die Augen zu be¬ decken weit über dieselbe hervorstehen, sind bey den Raub- Vögeln bloß . . . Sie sind nicht zu verwechseln mit den darunter liegenden dünnen Augenhäutchen, die bei der Verblendung nicht verletzt werden durften. Hacken hieß der Flügelbug. Pacius 204: und gegen des Dach einen dicken Hals, breite Brust und Dach habe, die Hacken gegen den Kopff und nicht unter sich stehen. Flügel-Bogen bei Feyerabend und Schröder. p - - ■ - -ft — 30 — Feyerabend II 25: Ein guter adelicher wolgestalter Sperber sol . . . haben . . . dicke breite Flügelbogen. Schröder 368: Denn vor seinen (Hofer-Falk) Flügel-Bogen kan man ihme kaum den Hals sehen. Den Schulterknochen nannten die Ansbacher die Spale. Pacius 101: Es hat aber dieses Bein eine Gleichheit mit der Spale in dem Flügel, und hat bey einigen Vögeln Mark, bey einigen aber nicht. D. Wb. X, 1845: Spale f. V Schulter, bug, oberdeutsches Wort, aus ital. spalla . . . nur von thieren, so in der falknerei: humeri os, die Spale. Uchse ist (mundartlich) die Achselhöhle. Pacius 99: Die Seiten sind unter den Flügeln zwischen der Brust und dem Dach, und gehen von der Uchse biß zu der Hüfft, und bestehen aus Ribben. Mhd. uohse, üehse swf. Dach nannte man schon früh sehr bezeichnend die Ober¬ seite des Rumpfes. Mynsinger 1450: Er (montaner) ist auch uf dem tach und uf den Flügeln usswendig äschenvarb, und die selb varb luttert sich von dem maussen ein wenig dunckelvarb. Dann Hohberg II 766. Pacius 94: Das Dach ist dasjenige, was zwischen den Flügeln und Seiten bis an die Lenden gehet. Der Nutzen des Dachs ist, daß es den Stelzei von oben her bewahre. Für das Steißbein des Vogels steht seit dem 16. Jh. der Ausdruck Bürzel fest. Zum ersten Male finde ich es bei Gesner 144: der sehwantz vom bürtzel an gemaessen ein span. So auch Sebiz 606; Feyerabend II 13; Crescentius (1583) 432; Falconaria 175; Schröder 399. Pacius 113: Von den Lenden biß dahin, wo der Staart angehet / werden die Rückgrads-Beine breiter, und lauffen zwischen den zwey Hüfft-Beinen hin, und sind bey einigen Vögeln breiter, bey einigen schmaler, und diese Gegend nennen einige den Bürzel. Nach D. Wb. 2, 247 gehört Bürzel zum Verbum borzen = ragen, strotzen. Die Öldrüse auf dem Bürzel, aus welcher der Falke mit seinem Schnabel die Federn einfettet, hieß bei den Ansbachern der Staud; Pacius 273: so dreht er den kopff schon hinum, das Oel auf dem Staud zu nehmen. Falconaria hat dafür Standt: Sein Standt ist unden am Ruckbein / seine Gestalt ist wie eine Wartze / wie man an allen Vögeln sihet. 31 Ist hier n für u verdruckt oder sind beide Wörter selb¬ ständig? Vielleicht ist Staud dasselbe Wort, was Kehrein, Volks¬ sprache und Wörterbuch von Nassau 388 in der Form „der Stauze, dieSpitze an gewissen spitzgeformten Weckarten“ angibt. Falconaria 175 gibt Blassbein für diese Öldrüse an: Dar¬ nach suche man das Blaßbein auff dem Steiß / drucke dasselbig ein wenig / daß das Schmaltz so darinnen ist herausgehe. Weidloch, mhd. weideloch, linde ich für die Mastdarm¬ öffnung der Falken zum erstenmal bei Mynsinger 42: Für das gefyge in dem Waidloch des Habichs sol man die clainen vedern von dem Hügel derren . . . Ein schons buchlin E 3 a : Ist dz er sich lang zeucht under dem weydloch ... so hat er den steyn. Weidfenster neben Weidloch ist schon belegt in dem von Perger veröffentlichten Aufsatz über Falken (aus dem Beginne des 15. Jh.): Hyrnach volget wie man die valken czylien, halden und locken sali: du salt nemen auripigment und . . . salt ym denn reyben under sein geveder . . . und an seine weidvensteren . . . Ein schons buchlin E 3 a : Den habiche und den sperwer wenn sye den steyn haben / des wirdest du gewar an dem geschmaisse / un auch an dem weydvenster . . . Feyerabend II 59 kennt Weidfenster und Weiddarm: Ist dem Vogel das Weydfenster verschwollen / soltu dasselbig inwendig mit Pfersing Oel salben / unnd wegen grossen zwangs und nötigung des Schmeyssens jhm der Weyddarm aushienge / soltu denselbigen mit Rosenoel salben . . . Der Kropf ist ein altes und echtes bodenständiges Wort der deutschen Weidmannssprache, besonders aber der Falkner¬ sprache. Kropf tritt in zwei Bedeutungen auf. In der ur¬ sprünglichen ist es als Körperteil der Vormagen der Vögel: Mynsinger 25: Und wann das geschieht, so hat er an zweifei in dem kropff . . . hertten schleym. Ein schons buchlin B 4 a : Man sol jm offt gemählich greyffen mit den zweyen vingeren ann dem kropffe. Vgl. weiter Tappius 27, Sebiz 607, Hohberg 775, Fle¬ ming II 324, Notabilia Venatoris 128. Pacius 119: Über der Brustgabel hat er gleichsam einen Sack, welchen man den Kropff nennt, wohin die Atz am ersten kommt / erwärmt und zubereittet wird. Sehr nahe lag nun der Übergang zu der zweiten Bedeu¬ tung, nämlich Kropf für Inhalt desselben. In dieser trat 32 Kropf sehr früh neben der ersten auf; zuerst 1542 bei Tap- pius 27: so soltu jn nit uberkröpffen oder uberfüllen / dann er kann alßdann grosse Kröpff nit woll verdauen. In diesem Sinne sagte man auch einen Kropff oder Kröpffe geben. Hicfelt 44: Item coriander nym und wegewarte, das weysse von eyme eye und missche das und sewt is in wassir und gib is ym eynen guten cropp. 1510 B 4 a : Wenn der mager liabich beginnet vayßten / so geb mann jmm dannoch mer kröpff. — Tappius 38. Feyerabend II 39: So du dann einen magern Vogel feist machen wilt / so soltu jhm kleine Kröpff geben. Swaizfensterlein bei Megenberg 170, Schweisslöcher bei Tappius 28 und bei Pacius 164, SchweisslÖchlein bei Hoh¬ berg 778, Megenberg 170 hießen die Poren. Megenberg 170: darumb, daz der sunnen wirm im seinen swaizfensterlein offen und daz im die neuen federn dester leihter wahsen. Für die Gesamtheit der Federn hat die Falknersprache lediglich das Wort Gefieder; nur der Änsbachsche Falkonier gebraucht, und zwar ohne Ausnahme, das Gefürt, wohl so viel wie „das Gefiederte“. Pacius 33: Solches Gefürt haben die Vögel nötig zu ihrer Decke, wodurch sie vor der Kälte, Hitze und Nässe verwahrt werden . . . Für das neben den Fängen wichtigste Glied des Vogel¬ rumpfes, den Flügel und für dessen Teile mußten sich natür¬ lich schon früh charakteristische Bezeichnungen und Bilder neu einstellen. So nennt schon Myns. 3 mit einem sehr schönen bildlichen Ausdrucke den Flügel Sachs, eigentlich Streitaxt, Schwert: und die flügel rfirent sich liinden an mit den lengsten oberen federn an der Sachs. Dasselbe Bild hat Feyerabend II 58: Dann so man jhm das Aass beut / so rupftet er darvon / und schwäncket einen Sachsen oder Fittich. Gegen die Mitte des 16. Jh. taucht die Bezeichnung Schwingen für Flügel auf und wird uns zugleich als ein der Sprache der grünen Gilde eigentümlicher terminus angegeben. Der erste, der auf diesen Ausdruck der Falkner hinweist, ist der Grammatiker Elias Meichßner (1541): Ire Flügel werden genannt swingen. — In demselben Passus bucht er für die Teile der Schwingen swing- oder swannfeder: Item wann sie zu zeit etlich swing- oder swannfedern zerstoßen oder zerslagen . . . 33 n Vgl. weiter zu Schwinge: Gesner 147; Feyerabend II 53, der neben Schwinge in demselben Sinne auch Flugschwinge gebraucht; Schröder 369; Döbel II165; Krünitz unter Falk 148. Zu Schwingfeder: Gesner 126; Sebiz 605; Feyerabend II 26; Crescentius (1583) 431; Falconaria 98; Schröder 399; Hoh¬ berg 772: Fleming 322; Becher 923; Döbel II 190; Krünitz unter Falk 141. Im 16. Jh. ist neben Schwingen auch Herschen und Herscher gebräuchlich, doch hat das Wort keine Lebenskraft, so daß es wieder im 17. Jh. verschwindet. D. Wb. 4, 2, 1158 läßt die Frage offen, ob diesem „Her¬ scher“ das Verbum herrschen, mhd. hersen, oder ein ganz an¬ derer Wortstamm zu gründe liegt. Ort und Zeit des Auf¬ tretens sowie die vorkommende Form Herschen lassen viel¬ leicht hier eine Entlehnung des frz. lierse „Fallgatter“, dem der ausgespreizte Flügel nicht unähnlich sieht, vermuten. herschen bei Tappius 10: Er (Habicht) soll haben große / hohe und flache bein / die da eng stehen zu den herschen zu / und weyt zu den füssen zu; ferner bei Gesner 132. Herscher bei Sebiz 608: Wann sie den Tropff inn Gley- clien der Flügeln oder Herschern uberkommen haben / so lass jm eyn wenig blut auss der Ader unter dem Flügel oder Herscher. So auch Feyerabend II 14; Crescentius (1583) 432. Döbel sagt stets fittich, doch ist dies Wort darum nicht weidmännisch, sondern gehört mehr der gehobenen Sprache der Poesie an. In „der Minne Falkner“ 45 steht das seltene Schwenkel „swenkel“ für Flügel: sein swenkel sind wol hendebrait ge- schrenket, sein griff so adeliche. Im Jahre 1629 befiehlt Landgraf Wilhelm V. von Hessen seinen Falknern, fleißig Achtung zu geben, daß „ihnen (Falken) die Federn an Fittigen und Rudeln oder Schwang im gering¬ sten nicht zerstossen würden“ (Landau 338), wo Schwang (wie oben swenkel) für Flügel steht, während Rudel entweder Flügel oder Schwanz bedeutet. Die Zahl der eigentlichen Schwingfedern an den Flügeln beträgt 26. Auch für sie schuf der Falkner teils wegen ihrer charakteristischen Form, teils auch wegen ihrer Bestimmung eigene Kunstwörter. Schon bei Hicfelt 28 finde ich die schöne Bezeichnung Messerfederlein „messir federlin“: und ist her trege und sewmet lange, so vorsneyte ym irer messir federlin an den flogiln also mus dein falke widdir kommen. Kaiser Friedrich II. schwebte dasselbe Bild vor, wenn er die äußerste Schwungfeder „saxellus“, d. i. Messerchen, von saxa die Sachs, das Messer, nannte. Vgl. auch Schneider in den „animadversiones ad Fridericum II“ p. 53: Omnes hae decem pennae praeter primam cultelli ex gallico couteaux appellantur; prima vero saxellus a saxa cultri genere, ab an- tiquo vocabulo nostro @ctd)§, quod cultrum significat. Und in der Tat sind bei einigen Falkenarten die beiden ersten Schwungfedern so eingekerbt, daß sie das Aussehen von Messerchen haben (so beim Merlin oder Zwergfalken; bei einem ausgewachsenen männlichen Sperber fünf an jeder Schwinge). Ferner vgl. Friedrichs II. über primus p. 53: ultima harum decem dicitur saxellus, et de bis decem saxellus et illae, quae priores sunt saxello, sunt decisae et formatae ad similitudinem cultelli, . . . propter quod opinamur, quod dicantur cultellae. Pacius in seiner Übersetzung vom Jahre 1756 bringt für saxellus Seule, durch den Druck als Fremdwort hervorgehoben, auch durch seine Nachbarschaft mit den ebenfalls durch den Druck hervorgehobenen Vannen und Cultellos als solches ge¬ kennzeichnet. Vielleicht ist es das franz. seule, einzig, allein. Sie steckt nämlich für sich allein in einem Flügelbeine und nimmt überhaupt in verschiedener Hinsicht eine Sonderstellung den übrigen Schwungfedern gegenüber ein. Vgl. Pacius 134: Alle diese 26 Federn stecken in der Haut des Flügels, die, wo der Kiel herausgeht, breit ist, und die Kielen gehen durch die Haut biß an das Bein hinein, ausser die Seule, die an dem Bein steckt. Ich halte daher die Auffassung Schneiders, der „Säule“ columna darin sieht, und Schöpffers Übersetzung Säule, der sich an Schneider anlehnt, nicht für unbedingt zwingend. Man könnte auch an „Seule, Pfrieme oder Ahle des Schusters“ denken, die doch ein messerähnliches Instrument ist. Im Fran¬ zösischen heißt die Prima pinna „cerceau“ (Schneider, Cata- logus Auctorum rei Accipitrariae S. 111). Die Seule, die eine etwas geschweifte Form hat, ähnelt in der Gestalt dem cer¬ ceau „Reifen, Bügel“. Dieselbe Anschauung liegt wohl bei Feyerabends Schrat¬ federn zu gründe. Feyerabend II 54: . . . und die Schratfedern an Schwingen fast latschen und niedergesencket hangen. Schratfeder ist die ndd. Form für Schrotfeder, ein Kom¬ positum aus schroten und Feder, also eine Feder, mit welcher — 35 — der Vogel die Luft gewissermaßen durchschneidet, oder auch eine Feder, die wie ein zum Schneiden verwandtes Werkzeug, ein Messer, geformt ist. Vgl. Adelung IV 282, Schrotsäge, Schrotschere. D. Wb. 9, 1780: Schratbank, Schnitzelbank. Im 17. und 18. Jli., wo unsere deutsche Weidmannssprache mit nicht wenigen französischen Elementen zum zweiten Male durchsetzt wird, was besonders eine Folge der Übertragung vieler frz. Jagd werke ins Deutsche war, stellen sich auch für die Schwungfedern des Flügels frz. Kunstwörter ein. Vor allem war die „Falconaria“ maßgebend für die Falknerliteratur des 17. und 18. Jh. Ich führe einen längeren Passus aus Falconaria S. 160 an: „Sollet derlialben mercken dass die Vögel viererley Federn haben / nemblicli die Pflaumen / die kleine Federn / die Wannen / und die Pennen. Die ersten welche man die Pflaumen nennet / seynd gleichsam des Vogels Hämbdt / so jhm auff der Haut ligt. Die kleinen Federn seynd die nechsten bey den vorigen / so über die Pflaumen herftirgehen / und den Leib gleichsam bekleiden. Die Wannen seynd die grosse Federn am Flügel am hindersten Gliedt desselbigen so am naehesten am Leib / biß an das zweyt gleich*). Die Pennen seynd die Federn so am zweyten Gliedt deß Flügels seynd / biß an das Ende desselbigen / da die aller- äusserste einen sonderlichen Nahmen hat / unnd die „schmale oder Schwingfeder“ genennet wird. Und haben auch gemeldte Federn jlire sonderliche Nahmen / nemblich die „lange Penne“ ist die so die naeheste an der Schwingfedern stehet / die dritte nennet man die „vorlange Penne“ darnach nennet man die andere nach der Zahl / nemblich die vierdte / die fünffte / sechste / biß auff die zehende / welches die höchste Zahl der Pennen ist / so an einem Flügel gefunden werden.“ Danacli Schröder 98; Hohberg 779: Pennen und Wannen. Das in der Onomatologia, bei Heppe, Hartig und andern an¬ geführte „Pannen“ ist, wie Kehrein und Dombrowski andeuten, sehr wahrscheinlich aus Wannen (oder Pennen) verderbt. Die Bezeichnungen Wannen und Mesken sind den Ans¬ bachern geläufig; daneben hatten sie das echt deutsche Flaggen für die vier dem Stelzei zunächst stehenden Schwungfedern. Vgl. Pacius 132: In einem jeden Flügel sind 26 Federn. Die vier nächsten an dem Stelzei heissen Flaggen. Die zwölff nachfolgenden Vannen, die schon stärcker und härter sind als jene, auch eine andere Gestalt und Farbe haben; Hernach stehen noch 10. die man die äusseren nennt, die sind wieder stärcker und härter als die Vannen, die letzte heisst die „Seule“. Ausser diesen zehen sind noch 4 kleine und harte Federn in dem Flügel und stecken in dem äusseren Bein, so man den Daumen nennt, und heissen Meßken, und sind kürzer als die langen, aber auch länger als die kleinen Federn. *) Gleich = Gelenk. 3 * 36 Mesken wolil vom frz. mesquin, ärmlich, armselig, klein. Diese 4 Mesken, von den Naturforschern Bastardflügel genannt, liegen oben am Daumen über den 10 Pennen. Beim Stoße spannte sie der Vogel, während er die Schwungfedern angezogen, aus, um nicht in willenloser Richtung wie ein Klotz herabzufallen (vgl. Schöpfer im Anhang). Krünitz unter Falk 148 hat die Form „Wammen“. Die Bezeichnung „Schwingfeder“ wird also in der Falco- naria 160 (und danach in späteren Werken) auf die äußerste Penne beschränkt. Die nächstfolgende, an zweiter Stelle stehende Penne heißt dort „lange Penne“ und die nächste „vorlange Penne“. Für Falken paßt diese Bezeichnung, nicht aber für Habichte und Sperber, bei denen erst die vierte und fünfte Penne die längsten sind. Wir können es mit Genugtuung begrüßen, daß die fremden, dem deutschen Weidmann eigentlich nichtssagenden Ausdrücke Pennen und Wannen außer Gebrauch gekommen sind, und daß seit dem Niedergange der Falkenjagd der deutsche Jäger die praktischen und anschaulichen Neubildungen Handschwingen und Armschwingen dafür eingeführt hat, je nach ihrem Ur¬ sprung an der Hand oder am Arme des Flügels (vgl. E. v. Dombrowski, Deutsche Weidmannssprache 68 und 26). Ferner Hüttenvogel, Die Hüttenjagd mit dem Uhu S. 64. Der nächstwichtige Teil des Flugapparats der Stoßvögel ist der Schwanz. Bei der Abneigung, die der Jäger stets gegen abgeblaßte Allgemeinbegrifle zeigte, sollte man schon recht frühzeitig auch für Schwanz einen terminus erwarten. Aber erst im Beginne des 17. Jh. taucht ein ganz neuer Terminus dafür auf, Decke, und für die Schwanzfedern Deck¬ federn. Bisweilen ist „Decke“ auf die mittleren Schwanz¬ federn beschränkt, da sie im Zustande der Ruhe die übrigen Pennen des Stoßes bedecken. Falconaria 100: und fange an den Seyten biß du in die Mitten kommest zu den Decken: Im Abschneiden mustu des Vogels Federn in die Schröhe schneiden wie ein Pferds-Ohr / und dass die Spitzen auff beyden Seyten herauswarts gehen. Die zwo Deckfedern aber mustu rundt abschneiden. Fleming II 320: Vornemlicli muss einem Niais oder jungen Falcken wenigstens der Schwantz oder die Decke zur Helffte erwachsen seyn. Pacius 139: Recht mitten in dem Staart stehen 2 Federn, die, wenn der Staart nicht ausgebreitet ist, die andern decken, und heissen die Deck-Federn, und die Rechte deckt natür- 37 licher Weise die Lincke. — Dasselbe Wort hatten die englischen Falkner: vgl. Encyclopaedia Britannien 9, 7 a : Deck-feathers = the two centre tail-feathers. Falconaria 23 heißen die Deckfedern auch Pennen. So auch Kriinitz unter Falk 148: Es werden auch die 12 Schwanzfedern Pennen genannt, die mittelste aber, als die 13 te , heisst die Decke, weil sie über die von beyden Seiten hergehenden liegt, und sie decket, da sie zusammenstossen. Den Ansbachern ist für Schwanz merkwürdigerweise fast nur das ndd. Staart geläufig; und danach Staartfedern. Pacius 95: Den Staart nennt man, was über dem Hintern / und drüber hinausgeht / der aus den äussersten Gelencken des Ruckgrads besteht, und breit ist, worinnen die Staart- Federn wachsen. Nur einmal, S. 204, gebraucht Pacius Stoss: . . . der Stelzel biß an den Stoß, wie eine Pyramide immer geschmeidig- und spitziger werde. Stoß ist heute der Fachausdruck für den Schwanz aller größeren Federwildarten, sofern nicht Spiel steht dafür (vgl. Dombrowski, D. Wspr. 11). Die weißlichen, kurzen Flaumfedern unter dem Schwänze nannte der Ansbacher die Federn am Bruck. Pacius 113: Über diesen 12 Staart-Federn sind noch andere viel kleinere. Unter denselben sind auch einige wei߬ lichte, die weicher und länger sind, als die, so über den 12. stehen, und solche werden „am Bruck genennet“. — Die Be¬ zeichnung „Federn am Bruck“ hat sich also auf die Federn am äußersten, hinteren Teile des Bruck beschränkt. Die Federn auf dem Rücken heißen bei Pacius Dach- Federn. Pacius 212: Ich rede von denen, welche eine Plumage an den Staart-Federn haben, ob sie schon nicht bey allen so roth ist, wie an den Dach-Federn. Sehr treffend heißen bei Pacius die winzigen Federchen an der unteren Schnabel-Wurzel: Bärtlein. Pacius 272: Ein gesunder Falck trägt sein ganzes gefürt genau an sich geschlossen, und macht sich nicht rauh, hin¬ gegen die kleinen Federn, so wie Haar aussehen, und oben auf dem Bec zwischen den Augen sind, und die unteren Federn, die wir das Bärtlein nennen, sind rauh. Mit einem gleichschönen bildlichen Ausdruck nannte man die über die Knie hinausreichende Befiederung der Oberschenkel einiger Raubvogelarten Hosen, Beinhosen. Feyerabend II 9. So wirt er (Adler) auch vom Geier in diesem unterscheidet / dass nemlich der braun kästenfarbe königliche Adler nicht so rauhe Schenckel oder lange federige Beinhosen hat, wie man an dem Geier siehet; vgl. Schneider, Animadversiones ad Fridericum II 55: Bracalas, germanico sermone |)ofen, appellavit CI. Wallbaum in avibus pennas, quae tibias tegunt, et longae saepe supra metatarsum in latere de- pendent eminentes; ferner Dombrowski, D. Wspr. S. 73. Für die zarten Woll-Federn, die der aus dem Ei schlie¬ fende Vogel mit zur Welt bringt, hatte die Terminologie der Ansbachschen Falkoniere die merkwürdige Bezeichnung Teufels¬ haar, wohl in demselben Sinne gebildet wie die vielen mit Teufel zusammengesetzten Namen für Pflanzen. Pacius, Glossar: Teuffels-Haar, bey den jungen Vögeln die ersten Haar-Stupffeln; vgl. D.Wb. XI 280: Teufels-Bart usw. Dunst nannten sie die Flaumfedern: Pacius 121: Es haben aber die Vögel vielerley Federn. Erstlich wachsen an den Jungen die Teuffels-Haar . . . Her¬ nach der Dunst, welcher dünn und weich, doch dicker und länger ist als jene . . . Pacius 129: Der Dunst oder die Flaumen wachsen häufig um den Bürzel herum und auf der Bruck. Vgl. zu Flaum: Kluge, Et. Wb. — pflaumen bei Tappius 4: Die alten (häbichen) speysen und ätzen jre jungen in den ge- stenden so lang biß sie etlicher maß pflaumen haben / und halb gefiedert sind. Fäderkaengel für Kiel hat Gesner 133: . . . schmirb jm die fäderkaengel mit Bärenschmalz. kengel mhd. Röhre, Stengel; vgl. Schneider an. ad Fr. II p. 53: Kengel ex latino cannula aut canalis. Pfeife in Ein schons buchlin C7 a : Bricht die feder an der pfeyffen oder da bey / so sol man der gleyche nemen / und sol sy zu dermassen schneiden das sye in die pfyffen möge. Die allgemeinen Bezeichnungen sind jedoch stets Kiel oder Schaft. Die Fahnen der Federn heißen bei Pacius Glänzel: Pacius 122: Unter denkleinen Federn verstehen wir die¬ jenigen, so einen kurzen Kiel und Schafft haben, der zwischen dem Glänzel biß an das Ende hinauslaufft. Für Kaiser Friedrich des Zweiten Margo plumarum dis- color setzt Pacius das frz. plumage ein, und in seinem Glossar gibt er die Erklärung: Plumage oder Blum, die Einfassung an den Federn. — Blume hieß der Rand der Federn, wenn er andersfarbig war als die eigentliche Feder. Vgl. Schneider in seinem Index S. 129: Plumage, pennarum vero alae 33lume i. e. flos, dicitur. — Eine Bezeichnung, die bei den Jägern be¬ liebt ist für die weiße, äußerste Spitze der Fuchslunte, fin¬ den Schwanz des Hasen und für den Wedel des Hirsches (Kehrein, Wb. d. Weidmannssprache S. 70). Merkwürdig ist bei den Ansbachern der bildliche Aus¬ druck „die Federn durch den Staart holen“ für „die Federn aus der auf dem Bürzel liegenden Öldrüse einfetten“: Pacius 366: Wir nennen aber das die Federn durch den Staart durchhohlen, wenn der Falck entweder nach dem Bade oder auch sonsten mit dem Bec das Schmalz auf dem Staud, wo zwey kleine Drüsen nebst einem Röhrlein sind, nimmt, und sein gefürt und klauen damit durchhohlt. Eine gebrochene oder geknickte Schwungfeder wurde durch eine gleichartige andere ersetzt oder mit einem Schaft versehen, was bei den Falkonieren schäften, schiften hieß. Ein schons buchlin C 7 a : Brichet die feder gar ab / so sol mann sye gerwe schäfften. Tappius 60: Brichet sie aber in der pfeyffen abe / soll mann dergleychen feder eine nemmen / schneyden die zu maße / und schefften ihn die Spulen mit einem seyden faden oder mit gutem leyme. Meichßner: Item wann sie zu zeit etlicli swing oder swannfeder zerstoßen oder zersingen, werden sie mit andern ersetzt das heißt geschifftet. Pacius 497: Wenn er eine Feder zerbricht, so nimm eine andere Feder, und schiffte sie an. Onomatologia 3, 273: schiften. Des Einsetzen neuer Federn heißt in der Falconaria auch pfropfen» Falconaria 98: Wir haben noch eine andere Weise eine (andere) Feder an die statt zu pfropften . . . Und später heißt es S. 98 direkt: den Falcken propffen. Schröder 398: abbinzen und abstuppen nannten die Ans¬ bacher das Abnutzen und Verderben der Federn. Pacius 164: Daher, wenn sie sich in dem ersten Jahre nicht mausseten, so würden die Federn verderben, und sich abbinzen und zerbrechen. binzen entspricht wohl dem franz. pincer. Pacius 165: Darum weil die Federn endlich biß an den Kiel würden abgestuppt werden, so würde der Vogel . . . endlich gar kein Gefieder mehr haben. Für den Federwechsel waren stets die Mauße und das Verbum sich maußen*) die geläufigsten weidmännischen Aus¬ drücke. ahd. mü^a, mhd. mü^e, dazu ahd. mü^ön, rnlid. mü^en, vor der ahd. Periode entlehnt aus lat. mutare (vgl. Etym. Wb.). Schwabenspiegel 198, 2: entrinnet einem manne ein veder- spil, da^ eine mü^e hat, dem sol man da^ vvidergeben. Megenberg 188: der falk ist aller pest in der andern oder dritten mau^e. Weitere Belege s. bei Lexer 1, 2261. Erst nhd. Formen sind Maußer und sich maußern. Bei Beginn der Mauße stellte man den Vogel in die Mauß- kammer oder in den Maußkorb. Im Schwabenspiegel (Wackernagel) 198 das Simplex Korb. Hicfelt 31: dorumme so sage ich, das keyn wilt falke sal gesaczt werdin in dy maws kammyr, ee wenne her begynnet seine federn czu werffin. Mynsinger 46: Hat der Habich für sich mer gemaußt, so sol man In in den Maußkorb nit Ee stoßen dann in dem Monat, den man haißet den Jenner. Ein schons buchlin E 5 b : Der maußkorb soll seyn ann der weyttin über zwerch syben spann lang / und zü den selben ecken umb eynen schüch heraußgezogen mit den orten . . . Noe Meurer (1560), 49: Dasselb Recht ist vonn Vögeln / die man in Mauß-Körb setzet / die heissen beschlossen Vögel. Pacius 496: Die Mauß-Kammer soll groß und weit genug seyn, und wann er sich gemausset hat, soll er heraus ge¬ nommen werden. Der Ausdruck „das Federspiel maußen u ist im Beginne des 16. Jh. geläufig: Ein schons buchlin C i a : Wil man den habich schier maußen / so sol man seyn wol pflegen mit frischem aß; und Eö b : Wiltu deyn federspil bald mausen / so nym grüne würmlein . . . So noch bei Hohberg 777: Auf diese Weise werden auch die I alcken gemausset / die man aus dem Neste von Jugend auf erzogen hat**). Oder man sagte: in die Mauße werfen oder setzen, bild¬ lich für „in die Maußkammer setzen“: *) Mause, mausen ist historisch unberechtigte Schreibung. , **) Entsprechend sagte der engl. Falkonier: to mew in den Falken¬ käfig einschließen, Flügel 2, 811. 41 X7 Hicfelt 26: Wirstu habin einen nehst falken wiltu yn leren / so tu noch desem buche und seczcze yn in dy mausse. Tappius 28: Und soll den habich auch abzieiien wann mann ihn in die mauß will werffen. Feyerabend II 64: Wiltu dan dass sich dein Federspil mause / so wirff es in die Mauß umb S. Martins Tag. — Der darmstädtische Falkner schließt sein Beizregister vom Jahre 1630 mit den Worten: Am 20. April sind die Reihervögel in die Mause gestellt worden (Landau 329). Pacius 496: Wenn es aber ein forscher Hagard ist, so muß man den Habicht den ersten Januarii in die Mauß thun. Analog heißt es: aus der Mauße nehmen: Hicfelt 32: Das sechste capittil wenne man dy falken aus der mausse nymt wy man sy regiren und speisen sal. — Hyr- nacli volget wie man die valken czyhen . . . sali: Nu sal tu oucli wissen wen du den valken us der mouse genomen host, wie du ym denne thun salt. Ein schons buchlin E 4 a : Wan du federspil auß der mauß nymest / so du es enspendt hast / das du jm locken wilt, so soltu nemen petterlin samen. Tappius II 8 : . . . / das du den falcken nit auß der mauße nympst / ehe dann ihm die federn vollkommen seind. Hohberg 778: Man muß die Vögel nicht eher aus der Mauß nehmen / als bis die Schwing- und langen Federn ge¬ nugsam erstarckt sind. Der Beizvogel konnte erst zur Jagd verwandt werden, nachdem er zum ersten Male sich gemaußt hatte und stieg mit der Anzahl der Maußen im Werte; vgl. Hicfelt 28: und hot her czuu mawsse adir drey off dy selbige czeit: So ma- gistu wissen das is ein falke von gutem gesiebte ist. — Falco- naria 240: Einen zehen maeusichten Falcken*). Fachmännisch hieß der Vogel, der erst einmal die Federn gewechselt hatte, vermausst: Gesner 125: Nachdem er sich vermausset hat / wirt er schoener werden. — Sebiz 610. Falconaria 388: Vermausset nennet man den Vogel / so nur einmal seine Federn verändert hat. — Hohberg 777. *) Dieses mäusicht, existiert heute noch in der Redensart „sich maußig machen“, die ohne Zweifel der Nachklang eines alten Falkner¬ ausdrucks ist. Maußig war der Vogel, der eine oder mehrere Maußen hinter sich hatte. Erst dann war er kühn genug und zur Jagd tauglich. Die Bedeutung von maußig in dieser Redensart: rüstig, lustig zum An¬ griff, rauflustig ist somit klar. (Vgl. D. Wb. 6, 1833.) — 42 — Fleming 320; Krünitz unter Falk S. 147. — Hatte sich jedoch der Beizvogel schon wiederholt gemaußt, so nannte ihn der Falkner seit Anfang des 18. Jh. madriert (frz. madre, ge¬ masert; marmoriert; verschiedenartig gefärbt), weil die Male oder Flecken, von denen man auf die Güte und Verwendbar¬ keit der Falken schloß, von Mauße zu Mauße charakteristi¬ scher wurden, das Gefieder überhaupt bunter wurde. /u madriert vgl. Offenes Jägerhauß 42: Sie werden gemauset / und heissen dann Mäuserfalcken / oder auch vermäuste und Ma- drirete Falcken. Hohberg 777: Vermausst heist man die Vögel / die ihre Federn nur einmal verändert haben / die es aber öffter gethan / heisset man madrirt. Schröder 388: Die aber mehr als einmal sich verneuret haben / nennet man madrirt. Mal (frz. la maille, lateinisch macula) ist der Kunstaus¬ druck für die je nach Alter oder Geschlecht längs- und quer¬ laufenden Flecken des Beizvogels. „Der Minne Falkner“ 9: an gefider, an malen, an aller wirde zaichen Ward nie ge¬ sehen sein geleich. Mynsinger 12: und vornen an der an- gesicht sind die tropffen und die falcken mäler fast schwartz umbgeben mit ainer dunkeln plaich. Ein schons buchlin B4 a : in den ersten federn so gond jn auch jre mal langes an der brust. als sy sich dan gemaussent / so gond die mal zwerchs; A 3 b : weysse grosse mail an der prust. Tappius 30: / darnoch soll mann dem habich von dem hune geben / so rehret und wirffet er das gefidder allesampt und gewinnet über auß schone mahle. — Tappius 10: grawe macklen oder flecken. Der moderne Sportausdruck für Male lautet „Points“. Mynsinger 13 bietet das Kollektivum das gemäl: Dieser valck (Schmyrlin) hat an der angesiclit das gemäl und die tropffen, die ander valcken haben. Dieses Tropfen kehrt bei Pacius 210 wieder als Tröpeln: einige haben von dem Halß biß an die Brust ordinaire Tröpeln, von der Brust aber hinunter platen Tröpeln. Pacius, Glossar: Platen Tröpeln, grosse weisse Tröpeln. Bei Schröder 370 und in der Onomatologia 1, 668 heißen diese Flecken: Maasen, Masen, Maassen (ahd. mäsa, mhd. mäse Wundenmal, Fleck, D. Wb. 6, 1698). Maußen ist an sich ein sehr trivialer Ausdruck für den so wichtigen Vorgang des Federwechsels, von dem das Wohl und Wehe der edlen und meist sehr teuren Beizvögel abhing und auf den der Falkner einen sehr großen Aufwand von Arbeit und Zeit verwenden mußte. Es erscheint daher ganz natürlich, 43 vT? daß schon in den ältesten Quellen der Fachliteratur kon¬ kretere, sinnlichere Ausdrücke dafür sich einstellen. Die Federn werfen, wechseln, wenden, wandeln; und entsprechend Wendung, Wechselung, Wandlung. So sagt schon Megenberg 170: so der habich sein alt federn wirft, so streckt er sein plöz fliigel gegen suden, darumb daz der sunnen wirm im seinen swaizfensterlein offen und daz im die neuen federn dester leihter wahsen. Hicfelt 31: so saltu yn nicht eyn seczczin sundir du salt yn tragen off der hant bis das her beginnet dij federn czu werffen, denne mag man yn seczczen in eyne maws kämm. Ein schons buchlin E4 b : Wiltu dz das federspil das gefider werffe / so dunck jm das aeß inn agrimonium safft. Oder duncke jm es in natter blüt / so rört er dz gefider. Crescentius (deutsche Übersetzung von 1490) X 4 bucht: die federn wenden und wechseln. Tappius 28: For allen dingen soll mann auch in achtung der habichen mauße oder Wendung haben, welche dann geschieht zwischen S. Walpurgen und S. Jacob tag. Oder (wie Petr, de Crescentiis sagt) fahet an im Mertzen oder Aprill und wirt die wandelung der federen vollbracht im Augst im anfang oder mittel . . . Tappius 28: Der Nisteling . . . fahet auch über die grossen vogel nach der wechßelung. Gesner 126: So ein raubvogel ein weyblin / zur zeyt der Wendung / eyer in jm hat . . . Schröder 325: ehe sie ihre Federn gewendet haben. Hohberg 2, 777: Wenn sie alle ihre Federn geworffen. In den ältesten Quellen bis ins 16. Jh. ist reren, röhren, mhd. reren swv, ahd. reren aus raisjan, dem Faktitivum zu risan cadere, also „fallen machen“, „fallen lassen“, neben maußen beliebt. Loliengrin 3401: Dannoch der keiser üf der hant / het einen pilgrinvalken den er wol bekant. die hüben er mit girde von im zücket, der het dicke veder in mü^e gereret. Hyrnach volget wie man die valken czyhen . . . sali: nym eyne natir und slach ir das houbt abe, und den czagel und sewt das mittelteil biss das eyn wasser eyn ge- syde, und sewt sie abir in eynem anderen wasser, und stos ym sein as doryn, so rert is das geveder . . . Mynsinger 46: Wär es aber das er zu der mauß die vedern nit pald rörn wölt, so sol man nemen den vehen schlangen . . . Ein schons buchlin E 4 b : . . . oder duncke jm es (das aeß) in nattern bluot / so roert er dz gefider. Tappius 29: Dann davon rieret oder wechselet er gern; 32: davon gerehret er die bösen federn. Feyerabend II 64: Dann vor rechter geyle verrohrt es sein Gefieder. Einen eigentümlichen Ausdruck für das unnatürliche Aus¬ fallen der Schwingfedern vor der eigentlichen Mauße haben die Ansbacher. Sie nennen dieses vorzeitige Ausmausern schlingern. Pacius 164: Diese neue (Federn) wachsen von den über¬ flüssigen Feuchtigkeiten, die aus der Menge der Säffte kommen, eine Anzeige desselben ist, weil es geschieht, daß, wann ein Falck geschlingert, er die Flügelfedern, so er am ersten ver- lohren, wieder verkehrt . . % Die Pflege des Beizvogels. Die teils als Nestlinge dem Horst entnommenen, teils als Ästlinge und Wildfänge eingefangenen Vögel bedurften zu ihrer Aufzucht und Gesunderhaltung der sorgfältigsten bis ins Detail geregelten Wartung. Die zur Abrichtung bestimmten Nestvögel mußten zuvor aus dem Neste ausgenommen werden. Die ältesten Quellen unserer Fachliteratur überliefern uns nur die Bezeichnung „Nest“. Doch schon in der ersten Hälfte des 16. Jh. stellt sich ein Kunstausdruck für Nest ein, Gestände, worauf uns zuerst der Grammatiker Elias Meichßner aufmerksam macht: Ire nester heissen gestend. Ein Jahr später, 1542, braucht es Tappius I Kap. 4: So die habiche des raubs / wie der Adler / weyher / falcken / und andere raubvögel / sich auch erneren / ist von nötten das sie auch jre Gestend und nest / wie sie / verstehen / und an hohe verborgene Ort setzen. Pomay 24: Ire Nester heissen Gestende. Hartig I 49: Gestände nennen einige das Nest des Falken. Dombrowski 65: Gestände, das, die Füße der Raub- namentlich Beizvögel. Dann statt Horst bei Raubvögeln und besonders beim Reiher. D.Wb. 4, 1, 2, 4196: Gestände, Gestand, collectivum zu stand, das lager des wildes, das nest des falken. Gesner 24: ihre nester heissen gestend; Sattler phras. (1607) 382. Garg. 244^ (459 Sch.): der herr von Bellonniere hat mir ein Sperber verheissen . . . will aber bald ein andern nistling auß dem gestand heben und berichten. Seit der Mitte des 16. Jh. sprechen die Falkner auch von einem Gestäude (Kollekt. zu staude) der Falken, und zwar ist merkwürdigerweise in dem kleinen Register der weidmännischen Redensarten vom Falken, welches Meichßner zum erstenmal aufzeichnet, in der nachfolgenden Zeit Gestäud verschiedent- 45 er lieh direkt für Gestern! eingesetzt. Zuerst bei Noe Meurer 1560, 91 b : Ire nester heissen gesteud. So auch in demselben Passus bei Feyerabend II 6, Becher Kap. 32, Otto, Freyer Pürsch-Beschreibung*) 49; bei Sebiz, Krünitz, Zedier. Auch steht Gestäud ebenso häufig losgelöst von dieser kleinen Zusammenstellung; vgl. Feyerabend II 22: Wo er sein Gesteud unnd seine Jungen hab und mache / ist weder Christen noch Heyden / Saracenern / noch jemands leben¬ digem Menschen bewust; II 27: auss jhrem Gesteude; II 19: Die Form: Gestäude. Crescentius (1583) 431: Man pfleget solche Gevögel auch auß jhrem Gestäude außzuheben / oder sonsten / wenn sie noch ziemlich jung seyn / auff andere weiß zu fallen. Heppe 181: gestäude, die hörst des falkens. Onomatologia 1, 672; Nemnich 1, 1574; Bechstein**) 2, 276 haben ebenfalls Gestäude. Beachtet man bloß das Gedruckte, so könnte Gestände ein Druckfehler sein für Gestäude, wofür es auch Sanders hält (Kehrein 141). Das Deutsche Wörterbuch 4, 1, 2, 4206 bucht neben Ge¬ stand auch Gestäud als selbständiges Kunstwort: Gestäude 4) weidmännisch, wie gestände 2, das nest der falken, so benannt „weil sie ästlein mit darein und herum bauen“. Frisch 2, 323 a ; gestäud in der Falknerei ist ein nest nidus accipitris Duez 195 a ; gestäude, die Horst des falkens Heppe 181 b . — Auch ich teile die Ansicht des Deutschen Wörterbuches und halte gestäud nicht für einen Druckfehler für gestäud oder um¬ gekehrt, sondern beide Bildungen für unabhängig voneinander und hinsichtlich ihrer Etymologie klar. Gestände ist in den beiden ältesten mir vorliegenden Quellen gebucht. Dann reden auch zwei Fachleute, wie Tappius und Schröder, von „gestanden haben“ für geheckt worden sein, sich im Neste befunden haben: Tappius I 8: Wiltu auch eygentlich erfaren und wissen / wa ein habich gestanden sey / so soltu ein sonderlich uff- merckung uff die färben haben / Dann das federspiel verwan¬ delt und artet sich nach dem gelende / nach der statt / unnd nach dem lioltze da er jnne stehet / . . . aber sie seind übler zu breytten und zu richten / dann die an einer warmen statt und lande stehen und alda erzogen seindt. Und Schröder 322: Der Farbe nach verwandeln sich die Habichte nach dem Lande / *) Ulm 1725. **) Gemeinnützige Naturgeschichte Deutschlands 1789—1795. — 46 — Ort und Holtz / da sie gestanden / denn diejenigen / so auf Dorn-Stauden gestanden / sind einer rötlilichen und schwartzen Färb*, Die aber auf Buchen gestanden / werden gern fahl. Hier dürfte wohl eine Übertragung vorliegen von den Nestern, in denen die jungen Raubvögel geheckt werden, und die in jenem Gehölz stehen, auf die jungen Raubvögel selbst. Für Gestäude lasse ich die große Anzahl von Belegen reden und führe nur noch eine Stelle aus Döbel I 77 an, die zur Er¬ klärung dienen mag: Ihre Horste machen sie (Habichte) auf hohen Bäumen, gern in einsamen Wäldern, brüten 14 Tage, und bringen 3 bis 4 Junge aus; besonders garniren sie ihren Horst oben umher mit gruenen Meyen oder Aestgen, welches andere Arten Raub-Yoegel nicht thun. Vgl. auch Adelung II 630: Gestäude das Nest eines Falken, bey den Jägern, weil es aus kleinen Asten bestehet. Auf einer ähnlichen Anschauung wie Gestände beruht die Bezeichnung Gestell für das Nest der Raubvögel. Hohberg 767: Die man aus den Gestellen (also heißt man ihre Nester) aushebt / die werden am heimlichsten / und sind am leichtesten abzutragen / sind aber nicht so freudig. Das D. Wb. 4, 1,2, 4221 belegt Gestell in einem andern Sinne: Vorrichtung zur Falkenzucht, äste mit nestern: der da sparber haimblich ab- trueg oder fieng oder ain gestell mit gnüst wissentlich nieder- schlueg, so ist er umb jedes stuck 5 U hat er es nicht an dem guet, so ist er umb baide äugen, östr. weisth. 6, 56 (16. Jh.) 82, 24, die gestell der federspil 225, 4. Horst, stmf., mhd. hurst, ahd. hurst, hörst „Gesträuch, Gebüsch, Dickicht“, mittelengl. hurst „Hügel, Gebüsch“ (vgl. Etym. Wb.), wird erst seit Beginn des 18. Jh. Jägerwort für das Nest der Raubvögel. Es liegt für Horst also dieselbe Bedeutungsübertragung zu gründe wie für Gestäud. Fleming II 183: — und suchen ihre vorige Horste, welche sie (Ha¬ bichte) meistens auf hohen Bäumen in Wäldern, wo es am stillesten ist, zu haben pflegen. Notabilia Venatoris 131: sie (Habichte) streichen von der Horst. Döbel I 75: Ihr Nest heisst Horst. Pacius 186: Man hat sehr offt wahrgenommen, daß das Terz eher zu dem Horst gekommen, und daselbst viele Tage auf den Falcken gewartet hat, biß er gekommen ist . . . Onomatologia II 335: Horst, ist eine Redensart, so nur bey den Raub- und Stoßvögeln, als Adlern, Habichten, Falken u. d. s. gebraucht wird, und ein Nest bedeutet. Daher horsten bey den Raubvögeln so viel heisset, als nistein oder Nester machen. Hartig I 58: Horst nennt man das Nest eines Raubvogels. 47 Von Horst abgeleitet ist das Verbum horsten 1. einen Horst bauen, 2. brüten. Notabilia Venatoris 133: Sie (Schmerle) horsten hier zu Lande wenig. Döbel I 77: Er (Schlecht-Falk) horstet in Wäldern auf Eichen, Büchen und auf hohen Bäumen. Pacius 126: alle Raubvögel horsten in dem siebenden, sechsten, fünfften und vierdten Clima . . . Pacius 257: gehorstet werden: die Fremden, so in entlegenen Orten und spät ge¬ horstet sind, werden später als die anderen gefangen. Hartig I 58: Horsten heißt bey den Raubvögeln: ein Nest bauen. hecken, rnlid. hecken, engl, to hatcli = fortpflanzen, von Vögeln gesagt, ausbrüten (Etym. Wb.) ist nicht speziell Fal- konierausdruck. Nach Dombrowski 70 wird es von allem edlen Federwilde der niederen Jagd gesagt, in einzelnen Gegenden sogar nur für gewisse Arten, nämlich für das Wasser wild. Falconaria 10: Es hecken die Falcken / und gemeiniglich alle Weydtvögel drey / und bißweilen vier Jungen auß. Falco¬ naria 27: Andere aber sagen sie hecken jhre Jungen an dem eussersten Barucher Landt. Pomay 21: Ein junger schöner und munterer / im Feld geheckter Falck. Fleming 325: Zum Beschluss melde, weilen notorisch, dass die rechten Falcken hier zu Lande nicht hecken, gleichwohl aber ihren Strich des Herbsts haben. Schröder 389: Der vermausete Falck ist nicht so leicht und geschwind als dieser / so seine erste Federn noch hat / beydes um gemeldter Ursach willen / und dass das Laeger und Aushecken ihnen beydes die Stärcke und Ge¬ schwindigkeit benimmt. asten für Nisten hat Mynsinger 34: Fürbas des Habichs art ist, das er allain fluigt on zu den zeitten, so er astet und Junge hat, und er legt driu oder viere und uf das maist fünff ayr. Die jungen Vögel werden ausgenommen oder besser (vgl. Dombrowski 33) aussgehoben: Hicfelt 26: wirt her des mor¬ gens ausgenommen, so sal man yn lossin fasten bis an dye dritte stunde des andern tagis. Tappius I 13: Darum!) wann man sie auß dem neste genommen hat soll mann sie in ein Korb setzen . . . Gesner 148: wenn es sich aber begeh, dass sy aussgenommen wurdind, ee sy zeytig und wol fluck . . . ausheben wird im 16. Jh. gebräuchlicher als ausnehmen und Jägerwort. Sebiz 606: Derhalben welche wollen gute Adler haben / dieselbigen sollen sie auss dem Näst jung auss- heben. Feyerabend II 19: Die jungen Falcken sol man nit ehe auss jrem Gestäud aussheben / es sey dann dass sie flück genugsam seyn. Crescentius (1583) 431: Man pfleget solche Gevögel auch auß jhrem Gestäude außzuheben. Garg. 244 a 48 (angeführt im D. Wb. 4, 1, 2, 4196): . . . will aber bald ein andern nistling auß dem Gestäud heben und berichten, Fal- conaria 36: Von dem Lanier Niais oder so noch jung und auß dem Nest gehaben ist. Pomay 14: Der Vogler . . . hebet die Vögel . . . mit der Hand aus dem Nest aus. Fleming 320. Die an Fachworten so reiche Sprache der Ansbachsclien Falkner hat auch hier einen nur ihr eigentümlichen Ausdruck: die Nestlinge absteigen; Pacius 222: Und von allen diesen sind diejenigen die schlechssten, die ganz klein und jung ab¬ gestiegen werden. Deßwegen soll man sie, so gross als man nur kann, absteigen. ätzen, aus mlid. etzen, ahd. ezzen „zu essen geben“, eigent¬ lich essen machen, Faktitivum zu essen (Etym. Wb.), ist echtes Falknerwort. D. Wb. I 596: ätzen, got. atjan, ahd. ezan aus ezzan, pascere, cibare, füttern, durch Speise locken. Bis ins 16. Jh. tritt neben ätzen ässen in gleichem Sinne, nämlich den Raubvogel füttern, auf. Im Neuhochdeutschen jedoch verdrängen die Formen ätzen, atzen die Nebenformen ässen, assen aus dem Bereiche der deutschen Falknersprache, [(sich) äsen, äsen, das nach unsern Wörterbüchern eine Ableitung von ahd. äs, nhd. Aas ist, tritt in der modernen Jägersprache lediglich im intransitiven und reflexiven Sinne von fressen, zu sich nehmen, auf (so bes. vom Rot-, Reh-, Auer- und Birkwild). Vgl. Hartig I 17: Aesen heißt fressen, jedoch nur bey dem eßbaren Wilde. | ässen bei Hicfelt 26: mit deynlichem und morem fleysclie sal man yn oessen und nicht obir oessen. Tappius I 15: . . . sollen sie biß an den andern tag / biß das aß verdawet / nit gespeyset unnd geäßet werden. Tappius I 13, die Form essen: Darumb . . . soll mann sie in ein Korb setzen und zum dickeren mahl mit gutem frischem ahs essen. Zu ätzen vgl.: Hyrnach volget wie man die valken czyhen . . . sali (Perger) 356: ... du salt ym das luder vorwerffen und salt yn doruff etczen. Mynsinger 5; Mynsinger 9: Er ätzt sich auch davon nit mer dann ain male. Ein schons buchlin A3 b : . . . unnd soll sye aeczen biß das sye selber essen mü- gennd. Tappius I 4: Die alten (häbichen) speysen und ätzen jre jungen in den gestenden so lang biß sie etlicher maß pflaumen haben. Gesner 148: so man jn allzeyt darauff atzt. Sebiz 607. Feyerabend II 18. Crescentius (1583) 431. Po¬ may 19: Einen jungen Habicht ätzen. Schröder 259: Nach¬ dem nun der Habicht solcher Gestallt geätzet . . . Döbel II 191: und nehme das, womit ich ihn ätzen oder kröppen will, in die Faust. Pacius hat stets die Form atzen; p. 194: Die Art, wie die Mutter ihre Jungen atzet ist folgende. 195: Sie atzen dieselben auch passable . . . Onomatologia I 67: Aetzen, Atzen wird von jungen Vögeln, die erst ausgekrochen gesagt, wenn man sie speiset. — Als Falkonierausdruck ist ätzen, wie aus den oben angeführten Beispielen erhellt, erst seit dem Be¬ ginne des 15. Jh. aufgezeichnet. Lexer I 104 und Müller u. Zarncke I 760 geben es nur in dem Sinne von speisen, das Vieh weiden, abweiden an. Aß stn. esca, cibus, im Mittelalter das Fleisch zur Füt¬ terung der Hunde und Falken. Vgl. Lexer I 99. Es bleibt dann als Jägerwort für Futter des Beizvogels herrschend bis ins 16. Jh. Zu aß, äß: Hyrnach volget wie man die valken czyhen . . . sali; 355: du salt oucli wissen das ym kein as bessir ist, wen eyn reyn rintfleisch, das nicht eines varren sey. Hicfelt 31: sundir gib ym vor seyn oeß. Mynsinger 8: Sein äß sol auch frisch üaisch und warm sein. Ein schons buchlin A3 b : ... so soll mann jn in eynen Korbe setzen / unnd das aß / und soll es jn dann gar kleyn schneyden / unnd soll sye äczen., Tappius I 4: Wann aber das ahß noch nit abgestiegen ist ... / sollen sie . . . nit gespeyset unnd ge- äßet werden. Gesner 136: Sein aass solt du jm auch in soelicher brüeyen wol netzen. Feyerabend II 32: sollestu jm alsdan sein Fleisch oder Aass zuvor in frischem Wasser eyn- geweichet darbieten. Crescentius (1583) 435: und jm darauff sein recht Aaß geben. Im 17. und 18. Jh. verschwindet Aß allmählich in dieser Bedeutung und wird abgelöst durch die Formen Geäß, Atz und Atzung. Zu Geäß vgl. Hohberg 769. Jägerhauß 44: der ihm denn alsobald von seinem Geäß gibt. Doch ist Geäß nicht als Kunstausdruck anzusprechen. Anders steht es mit Atz und Atzung, Aetzung, mhd. atze, atzunge, die Lexer und Müller u. Zarncke noch nicht als Jägerwort belegen, die aber im 17. und 18. Jh. echtes Eigen¬ tum der Sprache der Falkner werden. Falconaria (1617), p. 26: an dem Ort, da sie jre gewöhnliche Ätzung hatten. Pomay 18: Durch gute Wartung und Atzung machen / daß dem Vogel seine lange Federn wachsen. 18: Gewöhnliche Aetzung oder Fütterung des Vogels. Hohberg 775: wann er nicht verdauen will . . . / so ist zu vermuthen / die genossene Atzung sey ihm nicht annehmlich gewesen. Notabilia Venatoris 128: welche sich von dem genossenen Raube oder Aezung in dem Kropffe ge- sammlet haben. Döbel I 75: — Aetzung. Hartigl 23: Atzung. Sf — 50 — Zu Atz vgl. D. Wb. I 595: „Atz m. cibus, nahverwandt, in der Form aber verschieden von aß. (Adelung setzt ein atz f. an, wofür aber keine Belege vorhanden sind.)“ Pacius in¬ dessen braucht Atz nur als Femininum. Pacius 231: Es ist aber solche Atz von Vögeln, oder in Ermangelung dieser von vierfüssigten Thieren, die sie (Mutter) hat fangen können. Feyerabend II 53 hat Geätz, eine Kollektivform zu Atz: . . . soltu jhm unter sein Geätz aloes cicotin mengen / wel¬ ches gut für die würm ist. unässig hieß der Vogel, der keine Atzung zu sich nehmen wollte. Gesner 140: Wie man dem unässigen Vogel helffen sol. Anschaulich sagten die Ansbacher atzhitzig für hungrig. Pacius 347: In dem er vielleicht springen will, weil er atzhitzig ist, und sich, wie zuvor in seiner Freiheit Wild fangen will. kröpfen, mhd. krüpfen, den Kropf füllen, tritt neben ätzen ebenfalls in zwei dem Sinne nach auseinandergehenden Be¬ deutungen auf. Es bedeutet 1. fressen, von allem gefiederten Raubzeug gesagt, 2. den Beizvogel füttern. Vgl. Deutsches Wörterbuch 5, 2400: Kröpfen, verb. zu Kropf 1) von vögeln a) von raubvögeln, kröpfen gleich fressen. Döbel, Jägerspr. 73. von Thüngen, waidm. pract. 802; genauer sich kröpfen: dem sperher gleich, wann er den staar hat in den Klawen, und wil, zu kröpfen sich, ihm in den Kopf itzt hawen. Dietr. v. d. Werder, Ariost 21, 61, 1. Vgl. ferner Sebiz 605: Die Raubvögel soll man mit leben¬ diger Vögel fleysch ätzen und kröpften. Feyerabend II 36: sollestu jn auff den Abend mit gutem frischem Fleisch ätzen und kröpften. Döbel I 75: kröpften, oder er kroepffet, heisst, wenn er frisst. Döbel II 190 die unverschobene Form kröppen: . . . probire sodenn, ob er kröppen (fressen) will. Onomatologia II 602: Kröpfen, sagt man von den Raubvögeln, und sonder¬ lich von dem Habicht, und bedeutet so viel, als Fressen. Hartig I 66: kröpfen. Hierzu die Composita überkröpfen und sich überkröpfen. Parz. 191, 12: Waern die burgaer vederspil, Sine waeren überkriipfet niht. Tappius Kap. 27: so soltu jn nit uber- kröpffen oder uberfüllen / dann er kann alßdann grosse Kröpft nit woll verdawen. Sebiz 605: auch soll man sie nicht auft eynmal uberfüllen und uberkröpffen. Pacius 279 übersetzt: sich überkröpffen. Der Zustand der Übersättigung des Beizvogels heißt im Mittelalter diu überkrüpfe stf. Müller und Zarncke I 888: 51 VC’ übermäßige anfüllung des Kropfes, Übersättigung, „von über- krüpfe da^ geschach da^ im (dem falken) was von dem luoder gäch . . . Parz. 281, 29. Auch hier überliefert uns Meister Pacius einige an den übrigen deutschen Falkenhöfen nicht lebendige Kunstausdrücke der Ansbachschen Falkner: die Atz ausgeben; durchholen für verschlingen; bec-weiss schnabelweis. Pacius 231: son¬ dern wann man die Atz ausgiebt, so soll man darauf achten, wie atzhitzig ein jeder sey. Pacius 228: Sie zerhacken es aber klein, damit sie es besser durchhohlen, und verdrucken. Pacius 155: . . . und sie solches (Wild) nicht gleich durch¬ hohlen können, sondern zuvor abrupffen, und hernach Bec- weiß abziehen. schöpfen für das triviale trinken ist schon für die erste Hälfte des 16. Jh. gebucht, und zwar bei Tappius in der kleinen Zusammenstellung der weidmännischen Redensarten: Unnd wann man zu Zeiten die hapch in ein fließend bächlin stelt zu baden, unnd sie trincken, so heißt es geschöpfft. — Es findet sich seitdem stets nur in diesem kleinen in vielen späteren Fachwerken abgedruckten Register. Daß jedoch das Wort in dem hier in Frage kommenden Sinne nicht ganz verschwunden ist, ergibt sich aus seiner Verwendung bei Pacius, der es, unabhängig von der bekannten Zusammen¬ stellung, als terminus der Ansbacher bucht: Pacius 177: Wann sie aber curirt seynd, so verlangen sie kein Wasser mehr, als nur wenige von denselben, die aus Gewohnheit schöpften . . . 498: und hernach laß ihn viermal schöpften. Die Onomato- logia III 363 „schöpfen, geschöpfet sagt der Jäger vom Ha¬ bicht, wenn er ihn an einen Bach zum Baden oder Träncken stellet“ scheint schöpfen aus dem obigen kleinen Wb. ent¬ nommen zu haben; vgl. noch: Dombrowski 106, Kehrein 264. Das Gewöll, Gewölle ist zunächst das den Falken ein¬ gegebene Brechmittel, von ahd. willön, wullön, mhd. willen, wiillen swv. zum Erbrechen ekeln, nauseare (vgl. D. Wb. 4, 3, 5462). Später nannte man auch das Gebrochene oder Aus¬ geworfene Gewölk Bis ins 16. Jh. tritt es in der Lautge¬ stalt Guel, Gewell auf. Seit dem 16. Jh. heißt es unter Rundung des e zu ö Gewöll (Feyerabend II 6: Gwöll). Aldro- vandus IV 167 leitet das Wort wegen der Gestalt der ein¬ gegebenen Pillen von dem mhd. stv. welgen = rollen, wälzen her (Germani „Geuuel“ a rotunditate). Adelung II 670 von Wolle. Doch ist wohl an der Herleitung vom swv. „willen“ zum Erbrechen ekeln festzuhalten. Lexer I 982 belegt es erst 4 * 52 für Mynsinger. Indessen ist es schon bei Albertus Magnus in seinem Traktate „De Falconibus, Asturibus, Accipitnbus“ be¬ zeugt S. 187 Kap. XVII: — et tria purgatoria, quae vulganter germani „Guel“ vocant, et fiunt aliquando de pennis, sed me- fius fiunt de bombace. Hicfelt 29: und mache drey gewelle und neczcze dy in wassir und gib sy ym und seczcze deynen valkin in eyne finstre kamer . . . Mynsinger 20: Darnach des andern tages soll er ain halbtail ains diechs von ainem huon nemen und drui gewel, die man underweilen macht von vedern und underweilen von pamöle . . . Ein schons buchlin C 4 b : Wie man jm gewele soll geben . . . man sol auch be- waren, das man jnn jcht aecze ee er gewerffe das gewele. In: „Falken zu fallen abzurichten und gesund zu erhalten steht das Wort in der Form „gebel“: solte ihr im alle abende mit einem weissen nassen tuch sein gebel geben. lappius 36. Do solt nemen die zehen von den hüner fiissen / und geben die dem habich . . . wirfft er sie aber an gewelles statt / so ist er gerecht / . . . Gesner 149: Darinn mach drey reinigung / so man zuo Teutsch Guel / die werdend von faederen / und am besten von baumwullen gemacht. Gesner 123: wenn das gwöll nit naß / sunder trocken hinden von jm gadt . . . Feyerabend II 32: er hab denn zuvor ein gewell geworfen und geschmeysset. II 54: Gewöll: Wan der Vogel ein gruen Gewöll wirfft ... so ist es ein gewisse anzeigung / daß er stirbet. Hohberg 775: Wirfft er das Quell trocken / so ist’s ein Zeichen / daß er gesund ist. Fleming II 183: Man muß ihnen auch alle Morgen das Gewölle von der Baumwolle geben. Notabilia Venatoris 128: Werffen alle Morgen ihr Gewölle, das ist, sie speyen die Haare oder Federn, welche sich von dem von ihnen den vorigen Tag genossenen Raube oder Aezung in dem Kropffe gesammlet haben, aus. Döbel I 75: Das Ge¬ wölle. Pacius 471. Hartig I 49: Gewölle. Dem Vogel Ge¬ wöll geben, heißt in dem Aufsatze „Falkhen zu fallen abzu¬ richten . . .“ denfalken (ge)belen: ... so der falken oder plafuess oder hebich und hebüchl die zwei weissen tuech, damit du in auf den abent gebelt hast, zu morgens wirft . . . Bei Hicfelt ist das federngewell von dem knospil unter¬ schieden. Hicfelt 51: Erbeit deyn falke sere in dem beyssen das her ym leichte we hot geton So gyb ym das knospil mit der bomwolle und seyde und mache is yn wenig breitlecht wenne du is ym nehest. und wenne her is gewirffet. so wirt her gesunt. und ist ym bessir wenne das gewelle mit den federn, ouch fromet das federngewelle nicht alleczeit. 53 Anm. Ivnospil ist so viel wie Knorpel; vgl. Lexer I 1654: knospel cartilago. Ferner Forcellini Lexicon latinum II 96 unter cartilago. Recht mannigfaltig also konnte das eingegebene Gewölle seiner Zusammensetzung nach sein; vgl. auch noch Krünitz unter Falk S. 143—144, wo eine besondere Art den Namen Cures oder Falkenpilien führt: . . . und gibt ihm auch etwas Gewölle mit ein; d. h. man nimmt Federn, und wickelt Fleisch darum, daß er also etliche Stückchen mit Federn hinein bekommt; oder man nimmt Werg vom Flachse, macht Kügelchen daraus, umwickelt dieselben mit Fleische, und gibt es ihm, dass er es mit hinein schlinge . . . Man nennt dergleichen Kugeln in der Falkenierkunst mit einem besonderen Worte Cures oder Falkenpilien. Die Curen geben anstatt Gewöll geben hat Falconaria 15: Die Curen werden den Vögeln gegeben mit Baumwolle / welche auff nachfolgende Weise zubereyttet wird . . . Danach Fle¬ ming II 321. Das Gewölle wird nach der Falknersprache nicht aus- gespieen, sondern geworfen*): Hicfelt 41: Wirt de falke nicht werffen das Gewelle, so saltu yn in keyner leye wis oessen, her werlfe is vor. Mynsinger 12: wann er hat gar ain zarten magen und würfft gern wider, wann man In ätzet mit grobem und altem Flaisch. Ein schons buchlin C4 a : . . . ee er ge- werffe das gewelle. Feyerabend II 27. Hohberg 775. Nota- bilia Venatoris 128. Döbel II 194: auswerffen. Pacius 502: welches sehr wohl reinigt und werffen macht. woellen für Gewöll werfen, buchen Onomatologia 4, 1092 und Heppe 415: woeilen, also benennen die Jäger das Gefieder ausspeyen der Raubvögel. — Ist werfen absolut gebraucht, so läßt sich aus den Belegen nicht immer ersehen, ob es für Gewöll werfen oder für das unten behandelte schmeißen steht. Butzen statt Gewöll hat Falconaria 85: denn der Vogel behielte alles bey sich / auch die Butzen unnd Steinlein die ich jhm gegeben. Schröder 395: Werckputzen. Falconaria 143: Baumwoll Butzen, ibid: . . . den Butzen in den Hals mit dem Finger hinein stecken / so weit als man reichen kan. Der Butzenzieher diente dazu, die Butzen oder das Ge¬ wöll auf künstliche Weise zu entfernen. Falconaria 87: — nemblich daß man ohne den Hacken und ohne Schneidung die Uberfüllung deß Magens heraus langet mit einem Eysen / welches ich le desampelotteur, oder Butzenzieher genennet. *) Daher nennt auch der englische Falkner das Gewöll „casting“, von to cast werfen; Encyclopaedia Britannica 9, 7a. — 54 — Hohberg 779: Daselbst, gibt es auch ein Instrument / die Quell gelegensam aus dem Kropf zu ziehen / und nennet es Desampeloteur, oder Butzenzieher. — Hohberg hat aus der Falconaria den Ausdruck übernommen. Schleimsei stm. nannte der Ansbacher das Gewöll, und schleimen Gewöll werfen. Pacius 273: er schleimet, und schüttelt dabei den Kopff nicht, wie der Habicht und Sperber, er läßt den Schleimsei vor sich hinfallen. Pacius im Anhang: schleimen, die Federn von der Atz auswerffen. Schleimsel, die ausgeworffene Federn. Meichßner (1541): Item der hapch hat den Kröpft ver¬ druckt, das ist zu grobem teutsch verdewt aber unweidmän¬ nisch geredt. — Das abgeblaßte verdauen ist also im 16. Jh. verpönt und muß einem terminus weichen: abdrücken und verdrücken, im Sinne von verdauen zuerst bey Mynsinger be¬ zeugt. Lexer, Adelung und D. Wb. kennen es in diesem Sinne nicht. Mynsinger 21: Zu dem andern mal sol er Jn nit ätzen, er hab dann das erst ahse vor abgedruckt und von Jm ge- schmaißt. Mynsinger 39: unverdruckt aß von sich werffem Ein schons buchlin Bs b : Man sol im geben frisch aß das gut zuverdrucken sey. Tappius 27: solt jm aber dick sanfftlich und gelind an den Kropff greyffen ob er verdruckt oder ver- dawet hab. Feyerabend 37: So er sein Aaß vertruckt / sollestu jhm . . . ein wenig warmes Fleisch geben. Pacius 191 hat verdrucken absolut: Dann durch die Erhaltung der Hitze und der Geister verdrucken die Vögel besser*). Das schwache Verbum schmeissen, den Kot von sich werfen. Hicfelt 33: und wenne her dy vorczert so wirt her smeyssen. Mynsinger 21: er hab dann das erste aße vor abgedruckt und von Jm geschmaißt. Falkhen zu fahen: So der fogl schmeitzt**) da er gar verdrukht het, is sein geschmaiss recht weiss und das schwartz darinnen recht schwartz, so ist der fogl gesunt, wo nit, so schau wol darein in den schmeitz**). Ein schons buchlin Ü3 a : er mag kaum geschmaissen. Gesner 142: schmeyssen und sich beschmeyssen. Sebiz 606: Warm Schweinenfleysch . . . macht sie schmeyssen. Döbel I 75: Schmeissen nennt man es, oder geschmeißt, so er den Koth *) Analog bei den engl. Falknern: tu put away the crop; Encyclo- paedia Britannica 9, 7 a. **) Die Formen mit Affricata sind schweizerisch und bairisch¬ österreichisch, schriftsprachlich jedoch die Formen mit Doppelspirans. (*smeitzen ist Faktitivum zu mlid. smi^en; westgerm. *smaitt-jan <^ + smait-jan). 55 hinten von sich wirft. Hartig I 84: schmeißen. Das zuge¬ hörige Subst. Geschmeiß und Schmeiß ist ebenso früh bezeugt: Perger 358: und ist ouch etwas blutt var geschaffen syn ge- smeisse, das saltu ym also bussen . . . Mynsinger 25: ... bis man an dem gesmaiß gemerken mag, das er das abgetruckt und verdäwet hab. Ein schons buchlin E 3 a : Wie du den falcken des steyns büssen solt / wan seyn geschmaisse böß sey. Crescentius (1583) 433: Schmeiß. Myns. 21: schmeitz. „Hyrnach volget wie man die valken czyhen . . . sali“; p. 358 hat werfen absolut für schmeißen. Desgleichen sich schütten für schmeißen: p. 358: Ist das dein valke worme jn dem leibe hot, das saltu daran merken, her stellit sich traw- ruglichen under seynen ougen und syt offte under sich an seynen leup und stellet sich czu schuttin und Schutt sich kurczlichen. . . . das saltu ym also bussen . . . Sich schütten ist hier wohl so viel wie sich des Kotes entsclnitten. Hicfelt 37 auswerffen für schmeißen. Die Ansbacher hatten für schmeißen und Schmeiß be¬ sondere Ausdrücke, nämlich schmelzen swv. und Schmelz stf. Pacius 120: Daher wann die Vögel schmelzen, so geht der Urin zugleich mit, und sie brauchen keine Blase. Pacius 232: so werden sie vornehmlich nach der Proportion der Atz offt schmelzen, und das schwarze in der Schmelz wird nicht gar viel und Körnicht seyn. Es ist zu beachten, daß schmelzen (Pacius 473 geschmelzt) und schmeißen hier stets schwache Verba sind. Schmelz und schmelzen haben die Ansbacher, wie so man¬ ches Kunstwort, von der niederländischen Falknersprache über¬ nommen (D. Wb. IX 1010 4. 1013 IV). Allzu oft schmelzen hieß bei ihnen spretzen. Pacius 494: — und mache davon Pilluln . . . und gieb sie ihm 3 Tag lang, so offt er solchen Frost hat, oder wegen der Erkältung spretzt, und allzuofft schmelzet. Pacius im Anhang: spretzen, allzu offt schmelzen / durch- fellig sein. bemahlen (bemalen), im Sinne von beschmeißen, buchen Heppe 78 a und Onomatologia 4, 120. feist (feysst), ist der Jägerausdruck an Stelle von fett. Hicfelt 29: so merke ab her magir addir feyst. Ein schons buchlin A4 a . Tappius Kap. 24. Feyerabend II 27: Wenn die Raubvögel feysst werden . . . Feyerabend II 58: die Feiste: Ist aber das Federspiel / der feiste wegen / unflätig unnd unlustig / soltu jm wol genätzte Bein oder Gefieder geben. xy — 56 — feisten für fett werden bei Feyerabend II 39: Wann dann der Vogel zu feisten anfahet ... , Der zu feiste Vogel mußte gespant oder gespändet werden: spanen: D.Wb. 10, l, 1873: 1) lactare, 2) ablactare, entwöhnen, der Mutter Milch, nur noch mundartlich. Ferner Joseph Kehrern, Volkssprache und Wörterbuch von Nassau S. 379: Spänen, 1) groß ziehen, ein Kalb, 2) entwöhnen, ein Kind. —. Tappius 33: Wann der habich im Korbe / oder auch uff dem ricke zu feyst wirt / soltu ihm zuvor / ehe du ihn anfahest zu tragen / ab- ziehen und spehnen ... . spenden, spänden sind wohl sekundäre Formen: Em schons buchlin Ci a : als der habich gestanden hat und vaißt ist wor¬ den ... so sol man jn vor viertzehen tag auff dem ricke oder in dem Korbe spenden. Feyerabend II 37: Wie man die sehr feiste und grossleibige Falcken spänden oder mager und ab- leibig machen . . . sol. Feyerabend II 37: Man sol den Fal¬ cken mit nassem Hunds Ass / mit Gewell und gewaschener Lungen spoenden ... II 37: gespoendet. Den Vogel magern hat Tappius 35: Dann wa mann ihn zu eylends unnd gehlings wolt mageren / so würde er das blut ehe verdauen / dann das schmier . . . Als besondere Falkonierausdrücke geben uns Mynsinger megrung und hungrung, Gesner Abmaegerung an. Mynsinger 20: Und dise vorgeschriben stuck und leere haissent die valckner die megrung oder die hungrunge des falcken. Gesner 149: Soliche Abrichtung wirt von den Falckoniereren die Abmaegerung genent. Anschaulich sagten die Ansbacher „eingeschlagen sein oder stehen“, wenn der Falke so mager war, daß sich an der Brust eine Eintiefung bildete. Pacius, Wörterbuch. Die bei der Abrichtung und Jagd gebrauchten Gegenstände, das Falkengeschirr. Falkengeschirr nennt Feyerabend die Gesamtheit dieser Gegenstände. Feyerabend II 29: Es sol ein neuwer frischer Falck / auch ein neuwes frisches eigenes Falcken Geschirr haben / als nem- lich / ein neuwe Sitzstangen / „ein neuwes Luder oder Feder¬ spiel mit seinen neuwen Windstricklein / auch neuwe Handt- schuch und daran neuwe Zugschnürlein / so von Hirschem Leder gemacht seyn sollen. Die. Sitzstange hieß bei den Falknern früher allgemein Rick, Ricke, in allen drei Geschlechtern vorkommend. Onomatologia, Hartig, Dombrowski, Kehrein führen das Wort nicht an. Vgl. D. Wb. 8, 907: Rick, der nhd. Schrift¬ sprache fremd, rick stange, latte, bes. querstange; mndd. rick, reck; Schiller und Lübben II 475. Der älteste Beleg für das Wort steht in einer Stelle der Gesamtabenteuer, herausgg. von Fr. von der Hagen I 47: Er gienc ze sinem ricke, da der habeeli säz bi der want. Hicfelt 47: wenn er kann nicht slyen unde ouch nicht off dem rigke seczczen. Hyrnach volget wie man die valken czyhen . . . sali 355: uff der handt und uff der ricke. Crescentius (1490) X 6 hat das Rick und der Rick. Ein schons buchlin Aö a : Der ricke sol seyn eyns mans hoch oder höher / und da mitten gekerbet. da soll man den vessel eynpinden. Tappius 20: Und aber nachdem der habich von angeborner natur vast zornmütig ist / soll der Vogler des habichs wol acht nemen / dz er ihm nit wee thue wann er zornig ist unnd will uff der handt oder uff dem rycke nit stille stehen. Feyer- abend II 4: Der Rick. Pacius bietet das ndl. Reeck. Pacius 247: . . . so wird er mit dem Langfessel an die Reeck gebunden. Das zu Rick gehörige Verbum ricken, an den Rick binden, ist für das Mittelalter belegt in „der Minne Falkner“ Strophe 62: Wa sie findent ainveltig federspil, das rickends oder sie kumpfends an die bain (kumpfen swv. = stumpf machen). Verschieden von dem Rick ist die Jule der Ansbacher, ein interessantes Wort, das nur bei ihnen zu finden ist. Pacius 284: Die eine lieist die Reeck, die andere die Jule. Der Reeck sind zweyerley, eine hohe und eine niedrige. Die Jule aber nur einer Art . . . Pacius 287: Die Jule ist aus Holz oder aus Stein gemacht, oben platt und eben, wie eine Säule rund und unten zu wird sie spitziger wie eine verkehrte Py¬ ramide . . . Sanders 1, 843: Jule f, weidm., vor der Rabenhütte eine künstliche Erderhöhung, in deren Mitte eine Röhre mit der Krücke und dem Uhu darauf kommt. Kehrein 174: Jule = „heißt bei Krähenhütten nach Wildungen der Ort für den Uhu, und ist von der Falkeniersprache hergenommen, nach welcher ein kegelförmiger Rasenhügel so benannt wird, wo Baizvögel angefesselt werden . . . Behlen 4, 85: Das Wort heißt eigent- — 58 — lieh Eule, ahd. uwila, üla, mhd. iuwel, iule, also Ort für die Eule, für den Uhu“. Das in diesem Sinne seltene Wort muß erst spät diese Bedeutungserweiterung erfahren haben und lokal beschränkt gewesen sein. Ich finde es in den mir vorliegenden Werken über Falknerei nur bei Pacius. Nach den Zeugnissen Dom- browskis 76 und Kehreins 147 scheint es in neuer Zeit be¬ kannter geworden zu sein, besonders in der ihm eigentlich zukommenden Bedeutung als Sitzort für den Uhu vor der Hütte. Vgl. hierzu Hüttenvogel 69: Vor einer Hütte auf dem Frauenberge bei Sondershausen kam es G. v. Krieger vor, daß ein Seeadler vor der Jule auf der Erde fußte. In der Onomatologia, im D. Wb., bei Hartig und Adelung ist Jule nicht angeführt. Mit den Fesseln, Langfesseln wurde der Beizvogel auf dem Ricke oder auf der Jule angebunden. Auch beim Tragen war die Langfessel leicht um den Handschuh geschlungen, um das vorzeitige Abstreichen des Vogels zu verhüten. Schon in dem angelsächsichen Gedicht „Bi manna wyr- dum“ 87 heißt es: de}) he wyrplas on, / fedef) swa on feterum fij)rum dealne / er ätzt ihn so in Fesseln, den in der Luft stolzen . . . fetter = Fessel, pedica. Biterolf 13186: laneve^el also wol getan wart nie an vgderspil gesehen. Ein schons buchlin Aß a : auff den eggenden bäum sol mann jn sere pynden / das der lang vessel nitt müg umb- reytten. Ein schons buchlin As a hat lang nestel: vorn an dem werczel sol der lang nestel seyn. Tappius: die langen riemen, das lang gefess. Gesner 148 hat Fesslung: dann Albertus schreibt, dass er Falcken gesehen hab on alle fesslung auss und eyn fliegen über die tisch. Noe Meurer (1560) 67 hat Gefäss, was aber hier nicht Langfessel, als vielmehr Wurfriemen oder Geschühe bedeutet: Unnd wiewol sie de jure / . . . frey und ledig werden / So ist doch der bey den Herrn gehalten brauch mehr anzusehen / das sie auß den erkenten Gefaeß / unnd daran hangenden jedes Herren Wappen / dem widerumb zügeschickt werden. Aus dieser Angabe des Rechtsgelehrten Noe Meurer er¬ fahren wir also, daß die adligen Herren an dem Falkenschuh ihr Wappen anzubringen pflegten. 59 W Feyerabend II 4: der Fessel sol also gemacht seyn / dass er an der Stangen umbreiten und umblauffen möge / und solle nicht lang seyn. Falconaria 13: damit sie die Fesseln oder den Riemen abschneiden . . . Schröder 378. Fleming II 321: Weswegen man ihm zeitlich die Fesseln und Schellen oder den Wurff Riehmen angewöhnen muss. Döbel II 190: Am andern Ende aber kommen die Lang- Fessel, welche gleichfalls von guter Hirschhaut und eines kleinen Fingers breit, jedoch zwey Spannen lang, geschnitten sind. Pacius 246: Es ist aber der Langfessel ein Rieme . . . und wird wegen seiner Länge gegen die Schuh der Langfessel genent. An dem unteren Teile der Ständer wurden dem Beizvogel die Schuhe, das Geschähe angelegt, über dessen Aussehen uns das „Geöffnete Jägerliauß“ S. 44 Auskunft geben mag: Das Geschähe sind zwey ohngefehr Finger lang subtile weiß ge¬ arbeitete Riemen / die macht man ihm um beide Füsse herum / werden sauber ausgefratzt / und die Wurff-Riemen daran ge¬ macht / an denen wieder ein langer Riemen / dabey man ihn an der Hand hält. Hyrnach volget wie man die valken czyhen . . . sali 355: Du salt ouch wissen, wen du eynen wilden valken treist, so saltu das geschuhe so kurz und so nahen umb die vinger wynden, wen er sich swinge, das ym der zagel über die hant icht gereichen möge. Mynsinger 36: Man sol Jm zu dem ersten das geschüch antun und ain Lange schnür an den Füss pinden . . . Ein sclions buchlin A4 b : Man sol machen des habiches geschüch vonn zweyen kur wamschen riemen die eynes fingers lang seynd. Feyerabend, in dem kleinen Register: Geschüch. Fleming 324: Geschähe. Pacius 241: Die Schuh. Pacius 235: Doch wäre solches bey dem Herumfliegen gefährlich wegen der Adler und andern Raubvögel, die sie wegen der Schuh, welche sie vor ein Wild halten, fiengen oder verjagten. Die Falkenschuhe heißen in „der Falkner und das Terzei“ 6 hoselin: Daz kleit stuont im ze prise wol: Lancvezzel, Würfel und hoselin. Daz waren die kleit sin. An diesem Geschähe waren die Wurfriemen befestigt, mit denen der Falkner den Vogel warf. Ein schons buchlin Aö a : dise riemen heyssen wir die wurff riemen damit sol er fliegen . . . Tappius: Die kurtzen — 60 — riemen die würffriemen. Gesner 129; 131. Fleming II 321: . . . welches Geschähe eines Finger lang, an deren Ende zu¬ sammen gefüget, und hernach von einem weissen Spannen¬ langen schmahlen Wurff-Riehmen durchzogen wird. Hohberg 766. Becher 920. Döbel II 190: Kurtz- oder Wurff-Fessel. Ein schons buchlin Ä5 b hat die Form würffer: mann be- war auch das im die würffer nitt zü lang seynd über handt. Wie aus den angeführten Belegen erhellt, gehen die Be¬ deutungen Geschähe und Wurfriemen leicht ineinander über. Drahle (von drehen) nannten die Ansbacher die Doppel¬ ringe aus Messing an den Schuhen, die sich drehen (tornettum bei Kaiser Friedrich II.). Pacius, Wörterbuch. Pacius 248: Es besteht aber die Drahle aus zwey Ringen, die sich in einander schliessen, ... der Nutzen der Drahle besteht darinnen, daß der Falck sich nicht in die Schuh verdrehen könne. Diese Drahle heißt in der Falconaria 10: Vervelen, Plur.zu Vervel: Du solt jhnen auch gleich im Anfang Schellen und Vervelen anhengen. — Dieses Vervelen ist nichts anderes als das afrz. „verviele“ bei Chretien de Troyes, im Perceval 9041: Tuit li gon et les vor vieles Sont de fin or. Nach Hatzfeld- Darmsteter ist frz. vervelle das vlt. vertibella: anneau fixe aux courroies qui retiennent les faucons par les pattes. Dasselbe Wort haben auch die englischen Falkner in der Lautgestalt varvels, Encyclopaedia Britannica, Ninth Edition, Volume 9 p. 7b; small rings, generally of silver fastened to the end of the jesses. Vgl. auch Flügel, Engl. Dict. 2, 1700: varvel, frz. vervelle. Die Ableitungen von vlt. vertibella müssen von hohem Alter sein. Außer im Afrz. treffen wir schon bei den Angelsachsen in dem Gedicht „Bi manna wyrdum“ das Wort wyrpel, Plur. wyrplas an. Vers 85: Sum sceal wildne fugel wloncne atemian lieafoc on honda, oJ)J)set seo lieoros- wealwe wynsum weorJ)ed; de}) he wyrplas on, feded swa on feterum fi})rum dealne . . . Vgl. Boswortli-Toller, Anglo-Saxon dictionary 1290 a; a vervel, a ring put on the falcons leg. Nach Thorpe dem frz. vervelle gleich¬ zusetzen. Auch die deutschen Falkner des Mittelalters hatten das Wort in der Gestalt würfel: Der Falkner und das Terzei 6: Er bräht ez da er wart gekleit als man ein vederspiel kleiden sol. Daz kleit stuont im ze prise wol: Lancve^el, würfel und hoselin, Daz waren die kleit sin. Ein schons buchlin B 2 a : Oder mann vahe jn mitt eyner zwirggen bey den würffeln*). *) Oder ist das deutsche würfel so viel wie Wurfriemen, von werfen? wie das ibid. Asb gebrauchte würffer. 61 Um sich über den Aufenthaltsort eines Falken, der sich verflogen hatte, möglichst leicht und rasch orientieren zu können, befestigte man an den Falkenschuhen oder bisweilen auch an zwei Deckfedern zwei kleine, hellklingende Schellen. Parz. 163, 7: Do warf der fürste maere Ein mü^ersperwaere Von der hende; in die burc er swanc: Ein guldin schelle dran erklanc. Da^ was ein bote. Feyerabend II 4: Der Falck solle gleicher gestallt auch umb seine Füsse zwo klingende Schellen auff zwen ledere Riemen gehelftet haben / bey welchem ge- leut und Schellen der Falck / wann er sich verflogen hette / und verloren were / widerumb leichtlich zuerkennen und zu finden ist. Hohberg 766; Fleming 322; Schröder 378; Becher 920. Die Ansbacher hatten dafür die Bezeichnung Bell oder Rolle: Pacius 249: Nun folgt von der Bell, die sonst Rolle genannt wird. Diese ist von Erz und soll hell klingen, und soll groß oder klein seyn, nach der Grösse des Vogels, und zwey so kleine Locher haben, daß der Falck mit seinen schärften Klauen nicht hinein kommen kann. 249: Einiger Art aber die Bell an den Staart zu machen, indem sie eine oder zwey Federn durchbohren, und den Riemen der Bell hin¬ durch schieben, billigen wir gar nicht. Die Bezeichnung Bell ist von den niederländischen resp. englischen Falkonieren übernommen; vgl. Woordenboek der Nederlandsche Taal 2,1, 1653: Bel, Eene metalen klok, waarin een klepel hangt . . . Schiller und Lübben 1, 226: belle f, Schelle nola, tinnula zu Rolle, vgl. D.Wb. 8,1137, 6 b: Rolle, Pferdeschelle, kugelförmige Schelle mit einer beweglichen Kugel darin. Roellelin schon bei Gesner 132: Man lienckt den Habichen silberne Roellelin an jre bein oder herschen mit einem ringlin (darauff ein waapen und anzeigung stände), umbgäben. Um den Vogel zu blenden, setzte man ihm eine Haube auf, die anfangs nur aus Leder, später auch aus Samt und mit einem Federbusch geziert war; Lohengrin 3400: Dannoch der keiser üf der hant Het einen pilgrimvalken, der er wol be- kant, Die hüben er mit girde von im zucket. — Hyrnach volget wie man die valken czyhen . . . sali 356: du salt ym oucli in seiner wilde gewynnen, an das her die houben gern trage. Falkhen zu fahen . . . 369: auch bey der nacht machen dje hauben leiden. Mynsinger 5: ... ain hawben ufsetze. Gesner 148; Feyerabend II18 (Häublin); Falconaria 11; Hohberg 766 (Haube) und 772 (Häublin); Fleming II 321; Jägerhaus 44; Krünitz unter Falk 140; Becher 920. Nach Kaiser Friedrich II. wurde die Haube erst von ara¬ bischen Falknern zu uns gebracht. Vorher hätte man in — 62 — Deutschland die Falken geblendet durch Zunähen der Augen¬ lider; vgl. Pacius 395 (Friedrich II. 2 Kap. ( 7) *. „Bißher hat man gezeigt, wie die Falcken ohne Hauben lock gemacht werden , . . Warum wir aber zuerst von der Art ohne Hauben lock zu machen geredet haben, ist oben schon gemeldet worden, weil sie nemlicn bey uns älter ist . . . Die Haube hat ihren Drsprung von moigenländi¬ schen Völckern. Denn so viel wir wissen, so haben sich die Araber am ersten bey dem lock machen der Falcken der Hauben bedient, und wu haben, da wir über das Meer geschiftet, gesehen, daß die Araber sich der Hauben bedienten.“ Bisher hat man allgemein an diesem Zeitpunkte der Einführung der Falkenhaube aus dem Oriente im Beginne des 13. Jh. festgehalten. In dem oben erwähnten angelsächsischen Gedichte „Der Menschen Geschicke finden wir nun die merkwürdige Stelle Vers 87 ff: de]j he wyrplas on, fedep swa on feterum fijirum dealne, lepel> lyft- swiftne lytlum gieflum ojjpaet se w T selisca wsedum and daidum liis aetgiefan eadmod weor^ied and to hagostealdes lionda gelaered. Ags. waed, germ. wädi bedeutet Kleid, Bedeckung. Grein in einer Anmerkung zu dieser Stelle sieht darin „Lederkappe“. Betrachten wir die Nachbarschaft, in der das Wort steht, nämlich „eadmod weorlied“, „bis daß er willfährig wird“, so können wir an das später so übliche Blenden des frischgefangenen Vogels oder Wildfangs mit der Rauschhaube denken, und wir hätten hier ein wichtiges Dokument für das Bekanntsein der Falkenhaube bei einem germanischen Volksstamm fast vier Jahr¬ hunderte früher als bisher angenommen wurde, etwa kurz nach dem Jahre 800. Man unterschied zwei Arten von Hauben: Reusch- oder Rauschhauben und Stockhauben. Vgl. Pacius, Wörterbuch: Hauben, heisst Rausch- oder Steck-Haube. Ferner vgl. Schöpffer, Wörterbuch: Rausch- oder Rauschhaube ist eine provisorische Falkenhaube gewesen, mit welcher man den Falken nach dem Fangen in der Wildnis oder auf der Reise haubte; erst der abzutragende Falke wurde recht gehaubt. Die Rauschhaube war etwas weiter als die Stockhaube. Und unter Stockhaube: Stockhaube — die Falkenhaube mit dem Federbusch (Trosch). Sie wurde den frischgefangenen Falken nicht aufgesetzt, sondern diese bekamen die Rausch¬ haube. Reuschhaube ist zuerst gebucht in dem kleinen bekannten Register weidmännischer Redensarten für das Jahr 1541,1542, bei Meichßner und Tappius: Wann sie gefangen / werden sie geheubt mit reuschhauben. Und wann mann sie anfacht zu tragen / werden sie erst recht gehewbt. Gesner 148: Man sol jn auch anfangs mit einer reuschhauben heuben. Hier wird also schon auf zwei Arten von Hauben auf¬ merksam gemacht. Den Namen für die zweite Art finde ich jedoch erst ca. zwei Jahrhunderte später bei Pacius. 63 Vgl. auch Schneider in seinem „Index vocabulorum, Quae a falco- nariis Germanicis accepta posuit Friderici Interpres Germanicus“ S. 127: capellum, chaperon, nostris Haube, unde capelio induere aufhauben, etiam aut'kappen. Duplex eius genus Rausch et Steckhaube dicitur. Die Stockhaube war mit einem Federbusch, Trosch ge¬ nannt, geschmückt (Schöpffer, Wb.). Trosch entspricht wahrscheinlich dem franz. trousse, Bündel. Seltener neben Haube ist Kappe. Vgl. zu Kappe Cres- centius (1583) 429; Hohberg 777; Döbel II 189. Frischgefangene Falken wurden in den sog. Falkensack gesteckt. Pacius 258: So bald ein wilder Falck gefangen... so soll er ihn zuerst in einen Falcken-Sack einbinden . . . Pacius 259: Es ist aber der Falcken-Sack ein leinerner Sack nach der Länge und Dicke des Falckens, der an beyden Enden offen ist . . . Zur Ausrüstung des Falkners gehörte ferner die Falken¬ oder Weidtasche. Pacius 268: Uber das soll er an seinem Gürtel eine Tasche haben, worein er das Fleisch und das Zieget thut, welche deswegen die Falcken- oder Waid-Tasche heist. Äser heißt die Jagdtasche des Falkners in „Der Minne Falkner“ 98: Do kom ain valkenaere . . . des äser was nit laere. Und Crescentius (1583) 457 hat die Form Weydöser. Ebenso Feyerabend II 89: Schleckerbisslein aus seinem Weid- öser werfen (vgl. auch Lexer 1, 710; D. Wb. 1, 586)*). Altes und echtes Eigentum der deutschen Falknersprache waren stets die drei Kunstwörter Luder, Federspiel und Vorlass, die hinsichtlich ihres Lebens und vielseitigen Be¬ deutungswandels unser volles Interesse beanspruchen. Luder, mhd. luoder stn. bedeutet zunächst Lockspeise. Dann tritt es, besonders seit dem 15. Jh., in der Bedeutung Federspiel: zwei (oder vier) zusammengebundene und an einer Schnur befestigte Vogelfittige, durch deren Schwenken man den Beizvogel von dem geschlagenen Raube auf die Hand zu¬ rücklockte, auf. Diese Übertragung erklärt sich leicht daraus, daß man in der Regel Fleischbrocken auf das Federspiel band, um den Falken sich davon ätzen zu lassen. Wie Kluge, Etym. Wb. 6 , so stellt schon Aldrovandus (1610) Luder zu laden, ein- laden. Aldrovandi Ornithologia lib. IV p. 161: Quod quidem optime fiet opera eius instrumenti, quod ab effectu Revocatorium Albertus vocavit, Budaeo doctiss. latinius Scapus dicitur. *) Lexer 3. 426 belegt aus dem Vocabularius theutonicus (1482) vogel-§ser stm. Scapus alatus apte dici posse videtur: Itali il Lodro, Germani Luder, Galli simili voce Loirre et rappel, a reappellando vocant. A Luder, Germani Luderen verbum, Galli Loirrer derivant. Coniicio autem vocem Germani- cam factam ä verbo Laden, quod est invitare. Invitatur enim Accipiter cicur cibo porrecto, et alta voce, ut ad manum tenentis hoc instrumentum venatoris redeat, revocatur. Federspiel bedeutet im Mittelalter zunächst 1. aucupium, Spiel, in der Bedeutung von „Lust der vogeljagd“, 2. Beiz¬ vogel selbst. Vom 16. Jh. an treten diese beiden Bedeutungen zurück gegen die Bedeutung, die Luder im 15. Jh. übernommen hatte. In dieser bleibt das Wort lebendig bis ins 18. Jh. Da Luder und Federspiel und bisweilen auch Vorlaß in dem hier in Betracht kommenden Sinne vom 16. Jh. an das¬ selbe Instrument bezeichnen, so werden sie häufig nebeneinander in einem Atem angeführt, wie aus den hier folgenden an¬ geführten Belegen hervorgehen mag. Reinfried 1644: Alsam ein jungem vederspil, daz man mit luoder reifet E mit im werd gebeitet. Hicfelt 29: Wenne deyn falke begynnet czu beissen, der do iczunt czu dem ludir wol gewonet ist, den irsten fogil den er fehet off dem sal her sich oessen. Hyrnach volget wie man die valken czyhen . . . sali 356: so saltu dein luder underrucken, so vert her dornach. Falkhen zu fallen . . . 369: Also solt ihr im das lueder kennen lernen, under tags, so ihr in auf der hant ablieubl, solt ihr im auf das lueder ain fliigl von ainer tauben pinden und darauf! rupfen. Ein schons buchlin E 2 ^: so zucke deyn luder unnder / so vert er darnach . . . Mynsinger 6: Man sol auch dem valcken von der paisse wider locken mit grosser grober stymme als man den hunden locket, nit zu der hannd, sunder zu dem Luder uss vier oder uss fünff flügeln in ains vogels weise zusamengepunden, und das selb Luder sol an ein schnür ge- henckt sein. Mynsinger 8: Lockluder. Und das Lockluder sol auch gross sein, das er es ferr gesehen müg. Tappius: Mann lockt und ätzet sie uff dem luder, das luder gibt mann auß. Feyerabend II 33: Wann der Falck wol zum Luder stehet . . . Falconaria 13: so soltu dich doch nicht zu sehr eylen jhm den Luder zuweisen. Hohberg 766; Schröder 374; Fleming 322; Becher 925: und der Falckner allezeit etwas bey sich vom Fleische haben neben einem Luder (das sind zween Flügel, als wenn es Rebhuener oder Tauben-Flügel wären) damit locket man sie wieder von der Höhe. Die Ansbacher sagten Lujer stmn. Pacius 386: Wenn der Falck . . . schon so lock ist, daß nichts mehr fehlet, als daß man ihn auf das Lujer locke . . . 437: Man wirfft den Lujer aus, der aus vier oder mehr Flügeln, wie ein Vogel, zusammengebunden ist, worauf etwas frisches Fleisch ge¬ bunden ist. 65 ■ Luder jedoch heißt bei Pacius stets verludertes Tier (Pacius 38). Kehrein 207 führt Lur für Federspiel an und vermutet darin mhd. Iure, lür Lauer. Es scheint jedoch Lur eine mund¬ artliche Nebenform von Luder zu sein. — Zu Federspiel: Gesner 148: oder man wirfft ein fäderspiel mit vier oder mer Hügeln als ein vogel mit schnuerlinen zusammen gebunden . . . Sebiz 563: VögeJ, welche nicht gleich auff die Faust / sonder zum ersten auff den Vorlass oder zum Federspiel fliegen . . . Feyer- abend II 4: Unnd ist aber das Federspiel oder Vorlass ein Instrument / gleich wie von zweyen zusammen gebundenen Vogelfettichen . . . Schröder 259; Hohberg 855. Fleming 324: ein besonderes Instrument, das Federspiehl oder der Vorlass genannt. Florinus 218: Dann ob er wohl . . . dem Luder oder Federspiel zufleugt. Vorlaß, Vorloß stmn.*) ist eigentlich der lebendige Vogel, den man bei Abrichtung und als Lockmittel bei der Beize „vor dem Falken vorlaufen lässt“. Seltener (so bei Feyerabend II4: Und ist aber das Federspiel oder Vorlass ein Instrument...) hat das Wort die Bedeutung des oben behandelten Federspiels. Die Herleitung des Wortes aus „vor(lauffen) lassen“ dürfte der folgende Beleg erhärten. Mynsinger 36: so sol man an dem ersten tag nemen tauben, und die sol an ainem Hügel beräuft sein, das sy nit fliegen mag, und sol sy „vor Jm laussen Lauffen“ und sy Jm dick in den fiiss geben und wider nemen, und sol sy in dem „vorlassen“ ye ferrer und weitter fürgeben, das er dardurch an dem flug zuneme. Ein sclions buchlin Aö b : Wie man im vorlaß geben soll. A7 a : Man neme ein grawe ganß / unnd bynde jr die Hügel bey dem rucke zesamen / un laß sye jm verr vor von dem habich und nit offt / durch dz er icht gewone das er nicht v 7 err fliegen wolle. Tappius 18: Wan nun der habich mit einem vorlaß also ist anbracht worden . . . Sebiz 609: der baumfalck ist nicht eyn vogel von der Faust / sondern vom Federspiel und vorlaß. Bei Feyerabend II 38 neben Vorlaß auch Vorlauf**): Wann *) fürlaß, fürloß stmn. schon in den ältesten Quellen übertragen auch Köder. In diesem Sinne belegt es das D. Wb. 4, 1, 1, 764 für das Jahr 1462. Bildlich steht fürloß in Seb. Brants Narrenschiff 103, 1: Sidt ich den fürloß han gethon von denen, die mit falsch umbgon . . . **) Schon in Seb. Brants Narrenschiff 102, 91 bildlich im Sinne von 5 — rr — 66 der Falck nicht fallen wolte / so sol man jm einen Vorlauff geben / eine grawe Ganss nemen / jr die Flügel ubern Rucken zusammen binden / und sie vor dem Falcken her lassen; . . . da¬ mit er dess Vorlass nit vergesse. Hohberg 772: ...man kan sie (Sperber) anfangs freudig machen / wann man ihnen junge Rebhüner zum Vorlaß gibt... Fleming II 324: das Federspiel oder Vorlass*). Pacius 199: da wir ihnen ein Vorloß gegeben . . . Pa- cius, Wb.: Vorloß geben, ein Wild bey dem trainen fliegen lassen. Im Sinne von „Vorloß geben“ gebrauchten die Ansbacher auch das frz. trainen. Pacius im Wb.: Trainen ist, da man den Vogel zu berichten ein Wild fliegen läßt, damit er das Wild, welches man haben will, fangen lerne. Lockfleisch für Luder bei Mynsinger 36; Pacius 174. Schneider, Index vocabulorum ... p. 29: Caro, quae escam praebet, Lockfleisch, Lockblank. Zieher oder Zieget ist ein Stück Fleisch, von dem man den Vogel zur Beruhigung einige Stückchen abziehen läßt (Zieget, Zieher von ziehen abgeleitet). Pacius 317 kennt außer Zieget noch den terminus kalter Flügel, der ganz fleischlos war und nur aus Knochen und Federn bestand. Auch diesen hielt man dem Vogel zur Be¬ ruhigung hin (Schöpffer, Wörterbuch: unter kalter Flügel und Zieget). Pacius 316: Das Zieget ist ein Glied von einem Vogel oder anderm Thier, das man dem Falcken daran zu ziehen gibet . . . Pacius 318: Kalter Flügel. Falconaria 12: So warte biß er hungerich wirdt / alsdenn magstu jhn durch Mittel deß Ziehers / indem du jhm einen Haug oder zween lest davon reissen / geschwindt zudecken. Falconaria 278 Ziger: nachdem er eine Weile an einem truckenen Ziger gezogen. Während der Abrichtung auf das Luder wurde der Beiz¬ vogel an die Lockschnur gebunden: Ein schons buchlin Ae b : Als man dem habichen locken wil das er zäm werd so er hungerig ist / so laß mann jn mitt eyner lock-schnür drey stunnd auff die liande zu dem aß springen. Pacius 248; Pacius, Wb.: Lockschnur, eine Schnur, fürlaß: falsch, untruw, bschysß würt gätz gspürt, das ist dem endkrist gut fürlouff. *) Auch dem Hühnerhunde gibt man Vorlaß: Döbel I 110: Um den Hund aber auch vor den Huenern und Wachteln zum Stehen zu bringen, ist es gut, dass man ihm Vorlass gebe. Man nimmt ein Huhn oder Wachtel . . WM r> — 67 — womit der Vogel anfangs gehalten wird, da man ihn auf den Lujer lockt. ßadbrente ist ein Gefäß zum Baden des Falken. Pacius 174: Einige (Werkzeuge gehören) . . . zum lock¬ machen als das Lockfleisch, Haube, Badbrennte und der¬ gleichen . . . 363: Man soll eine hölzern oder irdene Bad- Brennte haben, die in dem Durchschnitt wenigstens zwey Schuh lang und so hoch seyn soll, dass das Wasser dem Vogel biss an die Bruck gehe. Brente D. Wb. II 271: ein hölzernes Gefäss, namentlich Milchkübel. Nach dem Bade stellte man den Vogel an die Sonne, damit er sich in ihren warmen Strahlen „erstreichen“, d. h. sein Gefieder glätten könnte. Hyrnach volget wie man die valken czyhen . . . sali: desselben tages als her gebath und sich erstrichen hoth . . . Mynsinger 37: und darnach sol man Jn stellen an die sunnen, bis das er sich erstreicht und die vedern wider recht legt. Ein sclions buchlin C2^: uri lass jn dan ston an d’ sunnen ... uh jnn sich trücknen un er- streydien. So auch Feyerabend II 37. Die Dichter des 13. und 14. Jh. gebrauchen dafür das Simplex „sich streichen“, strichen: Troj. 7539: Gestreichet als ein velkelin. Der Falkner und das Terzei 25: Darnach snebelt e^ sich richlichen, Sin gevider be- gunde e% strichen, Also da^ ebene lac. Der Minne Falkner 23: ... sat ein hag mu^er sprinzel das sich nach aim regen hat gestrichen. Die Abrichtung des Beizvogels. Während auch hier von den mittelalterlichen Dichtern kaum nennenswerte Termini für die Zähmung und Dressur des Vogels bezeugt sind, mußten sich bei der allmählichen Aus¬ bildung der Jägersprache zu einer Jagdkunstsprache vom 15. und 16. Jh. an neue Kunstausdrücke einstellen. Bei Hicfelt, Mynsinger und dem deutschen Bearbeiter von Petrus de Crescentiis (vom Jahre 1490) sind die alltäg¬ lichen und blassen „zähmen, lehren, zur Hand gewöhnen“ noch im Gebrauch. Daneben treten bereit, bereiten, lock, lock machen und locken gleichzeitig auf, die dann schon von Tappius 1542 als Kunstausdrücke angegeben werden, aber bald durch andere, sinnlichere verdrängt werden. Bereit und bereiten bleiben in dem hier in Betracht kommenden Sinne bis zum Beginne des 17. Jh. in der Falkoniersprache lebendig, von da an wird bereit nur in unserem kleinen Register der Weid- 5 * mannswörter zusammen mit lock gebucht, lock machen je¬ doch ist außerdem noch bei Döbel und Pacius bezeugt. Mynsinger 12: Die Hoferfalcken sind gewonlich leicht zuberaiten und zäm zu machen . . . Ein schons buchlinCi b : so wird er bereytet ze vahen in drey wuchen . .. Tappius 1: Und aber als sie der künig Daucus gefangen / hat er sie understanden zu bereitten und lock zu machen. Falkhen zu fahen, zu erhalten 369: . . . das er lustig ist zum ass und also pelder pereit wirt. Falconaria 280: Wie man den Habich zum Flug soll be- reytten. lockmachen bei Tappius 1: wie mann die habicli undfalcken fahen / bereitten, lock machen und anbrengen soll zu dem federspiel. Pacius 274: Lock machen ist nichts anders als den Falcken dazu bringen, daß er mit dem Mann gemein werde, und alles thue was man von ihm haben will. Döbel II 196: Wenn er nun recht locke und gut werden soll . . . D. Wb. 6, 1101: Lock, adj. Nebenform zu luck, lück, nachgiebig, weich . . . (Kehrein 267): in der Jägersprache ist lock kirre . . . wie die falkonirer eh sie jre Vögel speisen und behauben, sie vor etwann mit eim hunerfußlin erheizen, lock machen und ätzen Garg. 249 *>. Die hessischen Falkner sagten locken für abrichten und neben diesem. So befahl Landgraf Friedrich von Hessen- Iiotenburg 1654 seinem Amtmann zuEschwege, einen Falkner... 2 Blaufüße . . . locken zu lassen (Landau 277). In einem Berichte aus Cassel an Landgraf Wilhelm V. vom Jahre 1629 heißt es: die anderen beiden Vögel lockt er noch (Landau 330). locken steht hier offensichtig in der erweiterten Bedeu¬ tung abrichten, durch „locken“ und dressieren dahin bringen, daß der Falke, wie der moderne Jäger vom Vorstehhunde sagen würde, Appell hat. In diesem Sinne möchte ich auch schon das „locken“ beim Kürenberger verstehen, wenn er, sich mit aller Keckheit über die Sprödigkeit seiner Herrin hinwegsetzend, singt: Wip unde vederspil die werdent lilite zam : Swer si ze rehte lucket, So suochent sie den man. als warb ein schoene ritter umb eine frouwen guot. als ich daran gedenke so stet wol höbe min muot. Denselben Sinn hat auch das „locken“ in „Hyrnach volget wie man die valken czyhen, halden und ,locken 4 sali“ aus dem 15. Jh. 69 Ferner in: Ein schons buchlin E4 a : Wan du federspil auß der mauß nymest / so du es enspendt hast / das du jm locken wilt / so soltu nemen petterlin samen ... In dem kleinen Register: Man lockt und ätzt sie auf dem luder. Im 16. Jh. lebendig ist: den Raubvogel anbringen, ein Ausdruck, der wohl nicht die genügende Prägnanz besaß, um als Terminus fortleben zu können. Tappius Kap. 16: Und wann sie nun also recht gewehnet / und will sie zu dem raube anbrengen / soll man ihnen als heut zu der nonen zeit geben gute speisse. Sebiz 604: . . . solche Raubvögel ab¬ zurichten / und anzupringen. Feyerabend II 40: Wann du dein Federspiel abrichten unnd auff den Vogel anbringen wilt ... — anbringen hatte in der älteren Sprache die Neben¬ bedeutung anreizen, an etwas bringen (D. Wb. 1, 301); also hier etwa „den Falken in stoßgerechte Nähe an das Wild bringen und vor dem Abwerfen reizen, ihn beizig machen (ähnl. Onomat. 4, 68). Die eigentlichen Kunstausdrücke für das Dressieren des Beizvogels sind abrichten und das speziellere abtragen. Beide sind seit dem Beginne des 15. Jh. bezeugt und haben stets ihre Lebenskraft bewahrt. Berücksichtigt man die Natur der eigentlichen Zähmung, so ist abtragen als das speziellere Wort von beiden anzusprechen. Vgl. hierzu D. Wb. 1,141; Dombrowski unter abrichten. Zu abtragen: Falkhen zu fahen . . . 371: Denen allen ist die obgemelt art abzutragen und mit dem gebel und steindl und paden, ser guett. Crescentius (1583) 429; Hohberg 767; Fleming II 322: Mit einem Passagier-Falcken giebet es noch eine weit verdriess- lichere und mühsamere Arbeit, ihn zahm zu gewöhnen und abzutragen. Notabilia Venatoris 131: Hierbey ist zu mercken, daß die abgestrichenen . . . zum Abtragen besser und wür- gischer seyn denn die Nistlinge .. . Florinus II218: abtragen... Döbel I 77: Sie (Schlecht-Falken) werden auch von den Fal- conieren zur wilden Enten-Feld-Huener- und Reiger-Baitze abgetragen (ist so viel als abgerichtet) und gebraucht. Pacius 253: zum Abtragen bereiten. Kriinitz unter Falk 142: ihn abzutragen oder abzurichten. Begrifflich noch enger als abtragen ist das Simplex tragen, das sich auf die Bedeutung beschränkt: den frischgefangenen Vogel durch tragen ermüden und ihn an die Hand gewöhnen: Hyrnach volget wie man die valken czyhen . . . sali. 355: Welch man eynen wylden valken hat, der sal yn also lange '*37 — 70 — tragen das her von rechter müde czam wird. Tappius Kap. 16: Wann man die Nisteling und Esteling anfahet zu tragen / so soll mann aß bey jm haben . . . abrichten in: „Falkhen zu fallen“ 369; Gesner 148: So die Falcken wol abgerichtet worden . . . Sebiz 604; Crescentius (1583) 428: und also abzurichten / dass sie allerley Vögel / auch Hasen zu fahen . . . verbrachten. Falconaria 28; Pomay 22: und wird / wenn man grob und rauhe mit ihm umgehet/ viel lieber sterben als sich abrichten lassen. Glorez 459; Jägerhauß 37; Hohberg 766; Schröder 369; Fleming II 154; Becher 918; Döbel I 77. berichten in dem gleichen Sinne braucht Tappius Kap. 1 : dz sie dieselbigen (Raubvögel) möchten fahen und jnen geheym machen und berichten. Pacius 254: wie sie lock gemacht und berichtet werden. Die zugehörigen Abstrakta Abtragung, Abrichtung und Berichtung treten neben den Verben entsprechend in den¬ selben Quellen auf. Den noch nicht abgerichteten Vogel durch beständiges Wachhalten, was durch stetes Umhertragen, Anzünden von Licht bei Nacht und Schaukeln einige Tage und Nächte hinter¬ einander geschah, seine frühere Freiheit vergessen machen, nannte man abwachen. Schröder 380: Nachdem er nun also abgewachet / so muss man ihn sanfft entdecken und ihme also die Haube fein gemächlich auffsetzen. Fleming II 325: denn muss man gleich einem solchen Passagier . . . durch Abwachen ermüden. Falconaria 24 hat das Simplex wachen: So lang als du jhn wachest . . . muß er nicht allein gelassen werden. Zugleich mußte der Falkner den Vogel blenden durch Zusammennähen der Augenlider oder durch Aufsetzen der Haube. Hicfelt 25: Unde wenne her das kan tliun, so sal man yn wenne is wol obent ist dy ogin bunde uff tun . . . Ist ein falke wilde unde un- geczemet, so sal man ym dy ougin federn nicht off' snyden bis das her sich gerne oesse und sich wol losse off der hant tragin. Dombrowski in seinen Anmerkungen (Anm. 17) zu Hicfelt bemerkt hierzu: „dass aber diese Methode, dem VAgel das Augenlicht zu nehmen, auch bei Beizvögeln angewendet worden wäre, ist in keinem anderen ein¬ schlägigen Werke erwähnt und erscheint daher obige Stelle zweifelhaft. Allerdings wäre es möglich, daß hin und wieder dieses Mittel an¬ gewendet wurde und wahrscheinlich ist es, daß es vor der Einführung der Haube diese ersetzte.“ Außer bei Hicfelt wird jedoch noch in drei späteren Quellen auf diese Sitte des Zusammennähens hingewiesen, so daß sie sich wohl noch bis ins 16. Jh. hinein gehalten hat: Ein schons buchlin (1510) B 4 Ü über- " ' ■ •/ ;yy:- ; 71 n liefert uns sogar einen speziellen Terminus dafür: verbrewen == verbräuen, d. h. die Augenbrauen zunähen: Den wildfangende habich sol mä ver¬ brewen un äczen auff der liandt / unnd vil tragen. Feyerabend II 31: Du sollest aber auch einen newen und noch unabgerichteten Sperber oder Falcken also an Augen verliehen und blenden . . . In Gtintzel, Haupt¬ schlüssel der Teutschen und Italienischen Sprache vom Jahre 1648 heißt es S. E 272: die Falcken blenden, die augenglieder zunelien. Pomay 302: Dem Vogel die Augenbrauen zunehen. Bei den französischen, englischen und holländischen Falknern muß diese Sitte noch bis ins späte Mittelalter hinein üblich gewesen sein. So heißt es in der Falconaria (der Übersetzung der frz. Fauconnerie aus dem 16. Jh.) S. 24: und ehe du jhm die Augen auffbindest / mustu jhm eine (Haube) auffsetzen / so weit genug sey. — Die Encyclopaedia Britannica 7 b bucht ein „seeling“ (lat. ciliare) der engl. Falkner: closing the eyes by a fine thread drawn through the lid of each eye, the threads being tlien twisted together above the head. Die holländischen (Valkenswaarder) Falkner hatten den Terminus „breeuwen“ (Woordenboek der Nederlandsche Taal 3, 1, 1202), dem wir schon in „Ein schons buchlin“ begegneten. Sonderbarerweise tritt aufbräuwen und lossbräuen (und loßbräwnen) bei Pacius (1756) wieder auf. Daß diese Art des Biendens bei den Ansbach- schen Falknern noch üblich war, ist wenig wahrscheinlich, da für die vorhergehenden hundert Jahre deutsche Belege dafür fehlen. Vielleicht handelt es sich hier nur um eiue glückliche selbständige Übersetzung des Meisters Pacius für das ciliare Kaiser Friedrich II. Viel¬ leicht auch hat er das Wort von den holländischen Falknern gehört. Pacius 237: Aufbräwen ist, wenn die untern Schellen biß an die oberen hinauf gezogen werden. Pacius 410: Wenn er nun gehöriger massen zum halben Aug loßgebräwnt ist, so soll man eben so, wie da er noch aufgebräwnt war, mit spinnen thun. zu blenden: Feyerabend II 31: ... an Augen verliehen und blenden. Falconaria 241: ...damit er gantz geblendet wirdt. Döbel II 190: Des¬ wegen sind die Kappen, dass der Vogel verblendet und damit stille sitze. hauben und kappen. Schon bei Lexer ist hüben als Terminus der Falkner bezeugt, während kappen als Kunstwort erst im 16. Jh. begegnet. Lexer I 1373: hüben swv. tr. mit einer haube versehen (den falken). Liedersaal 3, 520; Falkhen zu fahen . . . 369: Also oft ihr in abheubl. Mynsinger 5; Tappius: Wann sie gefangen / werden sie geheubt mit reusch- hauben . . . Gesner 148: denn haub jn widerumb. Feyer¬ abend II 18: Erstlich sol man den Vogel heubeln und auff der Faust tragen, und also drey Tag und Nacht unabgeheubelt auff seinerSitzstangen bleiben lassen. Hohberg 776, 771 (ab- hauben); Fleming II 184 (enthauben); Fleming II 324 (ab- hauben); Pacius 251 (abhauben); Onomatologia 4, 8. zu kappen: Feyerabend II 32 (käppeln); 31 (abkäppeln); Hohberg 776 (verkappen); Fleming II 326 (abkappen); Becher 920 (verkappen); Döbel II 190 (verkappen); 190 (abkappen); Pacius 251 (aufkappen). — 72 Feyerabend II 31 anschirren und abschirren: magstu jm sein Häublin / doch ferrne von Leuten / abschirren / . . . und so bald jme dasselbige fein sitsam widerumb anschirren . . . schuhen für anlegen der Schuhe in „Ein schons buchlin“ A 5 a . Gesner 127: Erstlich solt du jn tag und nacht schuechen mit starcken riemen / die gar lang seyend. Hohberg 776: Vor allem muß er (Wildfang) gebührlich geschuehet seyn. ludern, mhd. luodern*), zunächst allg. anlocken, anködern; dann in dem prägnanten Sinne „durch hin und her schwingen des Federspiels oder Luders den Vogel auf die Hand zurück locken“ auf. Seltener ist es in der Bedeutung abrichten (Minne Falkner 17: ein valke nit wol geludert) oder ätzen auf dem Luder (Onomatologia 2, 765) anzutreffen**). Falconaria 160: da hergegen welches jhr billich mercken solt / daß wenn man den Vogel zu sich locket mit Schwingung deß Luders oder eines Händtschuchs / so heisset mans ludern. Schröder 374: Nachdem man ihn nun ludern will ... so muss man einen Rand suchen . . . Onomatologia 2 , 765, lodern ... 2 ) Sodann heißt es insonderheit in der Falknerey so viel, als den Vogel oder Falken ätzen, oder ihm einen Theil von dem gewöhnlichen Geässe gehen, um ihm dadurch Lust zum Fressen zu machen, oder aber es bedeutet auch, einen Falken mit Wer- fung des Vorloses oder Federspiels welches auch von einigen Luder ge- nennet wird, oder durch Schwingung eines Handschuhes zu sich locken. Erst der völlig abgerichtete Stoßvogel war handgerecht. Das Wort tritt schon im 16. Jh. auf. Das zweite Element gerecht war in der Jägersprache äußerst produktiv, so spricht man von einem jagdgerechten, holzgerechten, forstgerechten, hirschgerechten (vgl. Onomatologia 1, 1037) und in unsern Tagen von einem weidgerechten Jäger. Gerecht heißt bei den Jägern so viel wie verständig, geübt und erfahren oder kundig (Onomat. 1, 1037). Schon für das Jahr 1510 ist gerecht in diesem Sinne gebucht: Ein schons buchlin Ci b : un hatt er jclit schmerbes behalte / das enkan man jm nicht abgenemen / davon so bleybt er unge¬ recht. Zu handgerecht: Falkhen zu fahen 370: So der falkh an der schnür gar hantgerecht ist, und das lueder wol kent, sol ir in einsmals zu morgen desto weniger ässen und desto spetter auf ain puhl gen. handrecht bei Feyerabend II 15: *) Bei den englischen Falknern: tu Iure Encycl. Britannica 9, 6 b . frz. leurrer. Sachs. Encycl. Wb. I 425. **) Weitere Bedeutungen von ludern s. I). Wb. 6, 1235. 73 . . . er auch nun mehr Handrecht genugsam und nach aller notturft abgerichtet ist . . . Für das scharf beobachtende Auge des Jägers sitzt der Falke nicht auf der Hand oder auf dem Iiick, sondern er steht darauf, und entsprechend: der Falke stellt sich, man stellt ihn darauf. Ebenso anschaulich sagt der Falkner in dem ersten von Perger veröffentlichten Aufsatz über Falknerei im 15. Jh. antreten, an die Erde, an einen Baum, ein Ausdruck, der bei Pacius wieder auftritt. Zum erstenmal fordern Meichßner und Tappius das rich¬ tigere „stehen“ anstatt „sitzen“ als Kunstwort: Sie steen uff der hand oder stangen / und heißt nit gesessen. — Doch ist diese Anschauungsweise schon lange vorher Eigentum der Falknersprache und stets Jägerwort geblieben. Der Minne Falkner 22: Ich fand den valken stan bei werden stucken Etliches was gebunden. Der Habicht und das Huhn 20 (in der Zs. f. d. A. 7, 356): unt daz er (Habicht) stuont gebunden und eij (Huhn) vrilichen vlouc. Hicfelt 29: und losse yn steen bis an den morgin. Myn- singer 8: und under allen valcken statt er aller uffrechtest und büsemt aller mynst. Crescentius (1490) X 4: sunder wan er mercket dz sie zornig sein und nit wöllen fridlich stan uff der haut oder uff dem ricke . . . Ein schons buchlin A7 b : darumb das er über tag gestanden hatt und gebeynet ist. Tappius 20: unnd will uff der handt oder uff dem rycke nit stille stehen. Gesner 125; Feyerabend II 6; Crescentius (1583) 435; Falconaria 151; Hohberg 769; Döbel II 190; Pacius 234; einstehen für sich einschwingen, zufliegen bei Noe Meurer (1560) 49: Wo ein Vogel innstehet / der / deß Manns er ist / dieweil er in seiner gewalt ist / so ist er sein. zu „stellen, sich stellen“: Mynsinger 7: und wirt auch dester Ee zäm unnd zuberaitt, so man Im uff der stangen ain gesellen zustellet. Ein schons buchlin A 6 a : Mann sol denn habich als verr vonn der erde stellen; Gesner 126; Feyer¬ abend II 4; Hohberg 775: . . . auf die Stangen stellen; Jäger¬ haus 37; Schröder 259; Pacius 286. „sich stellen“ bei Sebiz 607 und Becher 920. zu „antreten“: Hyrnach volget wie man die valken czyhen ... sal 356: du salt dich in der ersten neuwe hüten, das du by brechm icht beisest odir bei brachm, wen do tritt her gerne an. Pacius 35: Einige fangen ihre Atz in dem Flug, hohlen sie aber nicht gleich in der Lufft durch, sondern tretten an die Erde oder an einen Baum . . . Pacius 294: treten lassen, auf die Reeck oder Jnie. Pacius Wb.: tretten an einen Baum, sich aufstellen. In der Auslegung des Wortes blocken vom frz. bioquer gehen Falconaria und Heppe auseinander. Falconaria 160: Weiter saget jhr auch / daß euwer Lanier halte / da jhr soltet sagen er blocket, denn wenn sich ein Vogel nach dem er das Repphuhn auff getrieben / nach seinem Vortheil auff einen Baum oder Busch / oder sonst setzet und verwahret dasselbige / so braucht man dieses Wort / er blocket / oder hat geblockt. — So auch Onomatologia 2, 345, das D. Wb. und Sanders. Anders Heppe 92: blocken, blochen „ist eine Redensart von dem Falken, wenn er von seinem Raub vertrieben wird, und auf einem Baume anstehet, spricht man: der Falke blockt, d. i. er lauert auf einen andern Raub“. Vgl. hierzu auch Dombrowski 41 und Kelirein 69. Dombrowski schattiert den Ausdruck noch dahin, daß „der Falke, wenn er blockt, ruhig, eine Beute erwartend, also aufmerksam, auf einem Baume sitzt“. Hartig I 29 sagt allg. blocken: Dieses Ausdrucks bedienen sich die Falkeniere, wenn sie sagen wollen: auf jenem Baume sitzt der Falk. Sie nennen dieses Sitzen blocken. sich aesten*) Falconaria 22: denn ein Falck muß sich im selbigen Weydtwerck wol in der Höhe halten und sich nicht ästen oder bioecken. anfussen hat Döbel I 79: Ein häßlich Geschrey kan er im Fliegen machen, noch mehr aber, wo er angefusset hat. Hartig I 18: Anfussen, oder fussen heißt bey den kleinen Raubvögeln: sich auf einen Baum setzen. — In der modernen Jägersprache ist fussen, anfussen, auffussen sehr beliebt; vgl. Dombrowski unter Anfussen, fussen; ferner Hüttenvogel 79: Zuweilen fußt er (Sperber) . . . auf der Erde in der Nähe des Uhus auf . . . aufbaumen, aufbäumen finde ich zum erstenmal bei Hoh¬ berg 777: Auch muss man dem Habich den Vogel gerad zu- werffen / daß er denselben gleich anfangs ersehe / und sich nicht verirre, unlustig werde / aufbäume, oder gar davon fliege. Döbel II 195: — wo man vermeynet, daß er etwan möchte aufgebaumet haben. Heute ist aufbaumen sehr verbreitet, wird jedoch von allem Federwild und dem in Betracht kommenden Haarraub¬ zeug gesagt. Nach Dombrowski 28 wird es gerne verwandt für den Abendeinfall der Raubvögel. Hüttenvogel 69 hat das Simplex bäumen: Er bäumt niemals (Fischadler). c ) asten heißt bei Mynsinger 34 so viel wie nisten. Ein Jägerwort der jüngsten Zeit ist anhaken, aufhaken. Vgl. Dom- browski 21: Anhaken, verb. intrans. selten für aufhaken: ein Raubvogel hakt auf einem Aste an = er hakt auf, blockt auf, fußt an, bäumt auf, schwingt sich ein. Hüttenvogel 59: Daß er vor der Hütte aufgehakt hätte, habe ich noch nicht beobachtet (Baumfalke). — Kehrein 33. Für das Benehmen des auf der Hand oder auf dem Ricke stehenden Beizvogels hatten die Ansbacher einige recht inter¬ essante und anschauliche, in andern Quellen als bei Pacius nicht verzeichnete Kunstausdrücke. Ihre Bedeutung möge aus den angeführten Belegen klar werden. einen Engel machen*). Pacius 333: aber wenn man ihn mit der Hand angreifft, und er solche nicht vorher siehet, so wird er, wann er das Geftirt hangen läßt, solches zusammen schliessen, hat er es aber schon zusammengeschlossen, so schließt er es noch mehr zusammen, er macht einen Engel, er sieht nach der Hand, die ihn angreifen will, und wenn er sie sieht so springt er . . . Pacius, Wb.: Engel machen, wenn er, da er geschreckt ist, die Flügel aufhebt. Schneider, index . . . S. 128: Cum falco territus caudam et alas aperit, id dicitur Engel machen, i. e. angelum simulare. betteln, Pacius 347: Daß der Falck springen will, weil er atzhitzig ist, erkennt der Falckonier daher: Der Falck wird auf der Reeck betteln, sich balliren, und nicht mit Gewalt springen. Pac. Wb.: betteln, auf der Reeck hin und her gehen. ballieren (flagellare alis bei Kaiser Friedrich II.), Pacius 300: biß weilen verdreht er die Schuh; bißweilen ballirt er mit den Flügeln. S. 302, 303: sich balliren. vgl. Hatzfeld, Darmsteter et Thomas 1, 189: baller, vieilli, danser, specialement en decrivant certaines figures, en prenant certaines poses. hasselieren, Pacius 411: Denn wenn er solches sähe, würde er den Kopf hin und her drehen, da man ihn aufhauben sollte, den Bec aufmachen, und sonsten hasseliren. Vgl. Heyse, Fremdwörterbuch 419: haselieren (entstanden aus harcelieren . . . und so umgedeutet, als ob es von Hase käme) sich possenhaft betragen, tändeln. sich rauh machen, Pacius 272, so viel wie die Federn sträuben. springen, Pacius 321: Springen nennen wir, wann der Falck von der Reeck oder von der Hand wegfliegen will. Und danach Springer, Pacius 391: Aber die Springer werden auf einem weiten Weg weit mehr abgeschleppt, als die andern. *^ Vgl. beim Hasen: Männchen machen. 76 Um das Springen zu verhindern pflegte man wohl auch die Flügel mit einer Schnur zu binden, was Pacius, Wb. auf- breelen nennt. Dieses aufbreelen ist sehr wahrscheinlich engl. Lehnwort, vgl. Ency- clopaedia Britannica 9, 6b, wo das zugehörige Subst. brail für die Falk¬ nerei angegeben ist: brail, a thong of soft leather used to secure when desirable, the wing of a hawk. Ferner Flügel 1, 205: to brail die Fittige eines Falken binden, the brail Riemen zum Festbinden der Fittige eines Falken. durch die Lahnen gehen, Pacius 322: Biß weilen springt er einwärts, bißweilen auswärts, und dieses auf dreyerley Weise, nemlich in die Höhe, unter sich oder gerade aus. Springt er auswärts, so ist es darum böß, weil er auf vielerley Arten springen kan, und durch die Lahnen gehen muß und die Hand nicht mehr so leicht finden kan. Pacius, Wb.: durch die Lahnen gehen, gleich verkehrt springen. Ygl. Schneider, index . . . Lumbi, die Lahnen. Cum falco retro se diverberat, „durch die Lahnen gehn“. Friscliius: habet Lanke. — Lahne, Lanke ist hier gleich Seite, also „nach der Seite springen“-. spinnen, abspinnen, Pacius 407: Die den Bec aufmachen, höigen, und sich rauh machen, soll man zuvor abspinnen, damit sie gewöhnen sich angreiffen zu lassen. Pacius, Wb.: spinnen, denFalcken mit einer Feder streichen, damit er lock werde. Schneider, index . . . S. 130: Pluma tactum falconem mansuefacere et revocare ex terrore, spinnen, abspinnen. Schöpffer 169 sagt in demselben Sinne abliebeln. Das Abspinnen geschah mit einer Spinnfeder, ein Aus¬ druck, den Bechstein in seiner Jagdwissenschaft, Gotha 1821 (angeführt bei Schöpffer 189) gebraucht: Dabei wird dem Vogel liebreich zugesprochen mit „Oho, Männchen!“ usw. und derselbe auch mit einem Taubenflederwisch, welcher die Spinn¬ feder heißt, gestreichelt und gesponnen . . . Auf der Hand unruhig mit den Schwingen schlagen heißt bei Tappius 24 u. 28 „mit den fettigen zwingen“. Tappius 24: Dann wa der zu sere nach dem vogel zwingt / so ist er zu mager . . .; 28: so zwinget er mit den fettigen also lang dz die alten federn reren und außfallen. anschneiden, abschneiden, zerschneiden sind die Jäger¬ ausdrücke für die entsprechenden volksüblichen Composita von beißen. Der Jagdhund schneidet an, wenn er krank geschos¬ senes oder verendetes Wild anfrißt. Vgl. hierzu auch die Belege bei Kehrein 26. So heißt es in der Falknersprache: Falconaria 12: Wenn dein Falck die Fesseln absclineidt. . . so mustu jhm ein Haube mit einem Schnabel Futter auffsetzen. Schröder 382: Denn er bemühet sich im Anfänge sehr . . seine Fesseln oder Riemen abzuschneiden. Falconaria 210: Sein (des Schnabels) Ampt ist / den Raub zuropffen / zu zer¬ schneiden / und etwas hartes zu zerbrechen. Die Beize und Flugarten des Beizvogels. beizen, beitzen, mhd. beiden, beizen, Vögel mit Falken jagen, vom Pferde steigen; ahd. beiden (beiden), daher also als Faktitivum zu bi^an eigentlich beissen machen (vgl. Kluge, Etym. Wb. 6 ) ist altes, echtes Jägerwort. Beitzen hat eine Bedeutungsverengerung erlebt. Während es seit dem späten Mittelalter nur von der Jagd mit dem abgerichteten Stoßvogel gebraucht wird, bedeutete es ursprünglich hetzen, jagen über¬ haupt, von Stoßvögeln wie auch von den Hunden gebraucht (Adelung 1, 739). Das Wort tritt in den Formen beißen, beissen und beizen (beitzen) auf*). In den ältesten Quellen begegnen nur die Formen mit Spirans, die, allmählich immer mehr verdrängt durch die affricierten Formen, heute schriftsprachlich als aufgegeben zu betrachten sind. Man sagte in dem ursprünglichen Sinne: Der Jäger beizt den Falken; ferner: der Falke beizt den Raub, der Jäger beizt mit dem Falken usw. Reinfried 1644: Alsam ein junge? vederspil ... E mit im werd gebei?et. — Hyrnacli volget wie man die valken czyhen . . . sali S. 356: so nym yn denne uff die hant und trag yn denne, biß uff die czeit das du yn beisen wilt. Hicfelt 29: Wenne deyn falke begynnet czu beissen ... den irsten fogil den er fehet off dem sal her sich oessen. Hicfelt 27: *) Die Form beizen (beitzen) aus westgerm. *baitt-jan <(*bait-jan zeigt (wie die schriftsprachl. Weizen, heizen, spreizen, reizen) die nach langer Silbe seltene Konsonantengemination; vgl. Paul in PBB VII 105 ff. und Kluge, Vorgeschichte der altgermanischen Dialekte, in Pauls Grundriß I 2 §157. Diese Form mit Affricata ist ursprünglich echt schweizerisch (Gesner 149: beitzen) und bairisch-österreichisch und von diesem Sprachgebiete später allmählich in die nhd. Schriftsprache eingedrungen (vgl. Ernst Reuter, Neuhochdeutsche Beiträge zur westgermanischen Konsonantengemination, Freib. Diss. 1906, S. 2). Daher in unsern Quellen das Nebeneinander der Formen mit Affricata (beizen, beitzen) und mit Doppelspirans (beissen, beißen). Luther hat nur die affricierten Formen: An Kurfürsten zu Sachsen und Landgrauen zu Hessen B IIB (1545): sie müsten mit dem keiser wie mit einem todten falcken baytzen (Diez, Wb. zu Luthers Deutschen Schriften). 78 Und mit dem falken der also ist gelert maystu freylich beissen. Myn- singer 5: wann der valckner den valcken yetzo paissen will . . . Ein schons buchlin A2^; Falkben za fahen 372: Derhalben sol man mit dem fogl nit paissen. Tappius 37: . . . das der habich lustig sey zu fahen und beyssen. Gesner 149: Wenn sie anfallend beitzen / so gib jnen von ersten voegl / wie vil sy woellend. Noe Meurer (1560) 66: beissen. Sebiz 559: Es sind aber treierley Weydwerck / das eyne ist der Fisch¬ fang: das ander das beissen / und das dritte der Wildfang . . . Feyer- abend II 42: Wann man jn auff Kranich und Gänß beyssen wil / sol fnan zuvor steuben. II 19: so kanstu darnach wol sicherlich mit deinem Vogel beytzen. Falconaria 136: . . . mit frischen Voegeln unnd Hunden beitzen. Glorez II 461: Beitzen. Hohberg 777: Will man ihn denn auf wilde \ ögel baissen . . . Fleming 322: da man dann . . . einen Hasen in freyem Felde beitzen kann. 325: weswegen auch zuweilen zwey Falcken, als ein alter und ein junger, auffeinen Reylier gebeitzet werden. Florin 218: baitzen; Doebel II 194: Die Rebhuner mit einem Habichte oder Blaufuß zu baitzen. Becher 921: Das Beissen geschieliet also . . . Heppe 70: baitzen und beitzen. Onomatologia 1, 202 bucht die Formen baissen, baitzen, beissen, beitzen . . . Hartig I 27: beitzen. Das entsprechende Substantiv ist die Beize, Beitze (Beiss, Beisse), mhd. bei^ stn. (vgl. Lexer 1, 161: er (falke) stie^ uf des rehten beides spor [Reinfried 108 a ]) und mhd. bei^e stf. [Lohengrin 3388]). Mynsinger 7: Und ist das Jm begegnet an der paiss mer vogel dann ainer. so paisst er sich mit in allen. Tappius 19: ... zu der beysse gehen. Sebiz 568: die Beyss mit dem Habich. Feyerabend 11 29: Reyger Beytz. Crescentius (1583) 430: die Beyß, Beiss. 434: die Reiger Beitz. Pomay 23: Vogelbeitze; 19: den Vogel auf die Beitze fliegen lassen. Jägerhauß 44: Haasen-Beitz; 45: Reiger-Beitz. Hohberg 769: die Bayß. Fleming 324: Reyher-Beitz. Döbel II 191 : Baitz. Pacius 5: Die Beitz. Becher 921: Reygerbeiß und Hasenbeiß. Onomatologia I 199: Beisse, Baitze, Beisse, Beitze. Für die erste Hälfte des 16. Jh. sind auch noch das Gebeiss und Beissung bezeugt: Ein schons buchlin (1510) A 8 a : Man sol d^ gepaisse suchen darnach der habich ist. C l b : Man sol jn beginnen ze spenden ee das gepaysse kumm. Tap¬ pius 26: Nun so muß der Vogler alle zeyt in der beyssung eines jedem vogels wol war nemmeri . . . beissig, beitzig, im Sinne von mordax, begierig zu beizen, hat Falconaria 25 und 153; Schröder 384: beitzig. Falco¬ naria 153: so habt jhr auch die Repphuener in solcher Anzahl und Überfluss j daß jhr jhn wol erhitzen und beitzig darauff machen könnt. Zahlreich sind seit dem 16. Jh. die Synonyma für Beize. Über das auch hierher gehörige Federspiel vgl. das oben S. 64 Gesagte. Für Federspiel in Ein schons buchlin A 2 a das Simplex Spiel: Der haebicher soll eynn maß gewachßener man seyn / durch das er zu demm spile gefüge sey. 79 Ein beliebter Terminus der Falkner ist das schon im Mittel- alter lebendige, mit dem produktiven „weide“ gebildete Weid¬ werk für Beize; und danach spricht man von Luftweidwerk, Feldweidwerk, Wasserweidwerk, Landweidwerk, Federweid¬ werk, je nach Aufenthaltsort und Art der zu beizenden Tiere. Tappius 22: damit er desto kecker und dörstiger auff dem weydwerck werde. Gesner 147; Falconaria 45; Sebiz 563: das beyssen oder das Federweydwerck mit dem Falcken. Crescentius (1583) 434: Wiltu aber auch gute Falcken oder Sperber auff das Feldweidwerck haben, so sollestu vor allen dingen sehen, daß du auch gute Hunde darzu bekommest. Crescentius 427: Lufft-Weidwerck; Feyerabend II 23: Feder¬ weydwerck; Feyerabend II 12: Wasserweydewerck; Florinu» II 5, 217 spricht vom „Lufft-Jagen und Federspiel-Waidwerck“. (Feyerabend II 23, Falconaria 34 und Schröder 384 bieten Weidwerk im Sinne von Beute.) Falkenwerk für Beize hat Feyerabend II 8 und Cres¬ centius (1583) 431: Von allerley Raubvögeln / welche zum Falckenwerck zu gebrauchen seyn. Bei Feyerabend II 12 Federflug im Sinne von Beize auf Federwild: In Sclauonien / und andern Windischen Landen / seyn auch überaus sehr köstliche und fürtreffliche Habich / welche auff allerley Wasser und Feldweydewerck / so wol auff den Hasen und anderer Thieren Raub / als auff den Feder¬ flug abzurichten und zu gebrauchen seyn. Neben beizen gilt in demselben Sinne auch das allgemeine jagen oder weiden. Parz. 400, 2: Ir vederspil da jagete Den kranch od swa^ vor im da vlocli. Hicfelt. 30: und czu dem irsten saltu yn nicht notigen czu iagin. Tappius 20; Feyer¬ abend II 16 die Intensivform jägern: Mit diesem Falcken magstu den gantzen Mayen unnd Brachmonat hinauss Beyssen und Jägern, weiden hat Hohberg 776 und Schröder 385. Hohberg 776: Wann man grosses Wildpret haben will / muß man zum wenigsten drey Vögel darzu haben / und sie lassen miteinander weiden / daß sie einander desto besser gewonen. Ganz speziell ist vögeln bei Crescentius (1490) und nach ihm bei Tappius 15. Crescentius 10, 4: Es were dan das du wöldest vögeln den tag oder den nehsten dar noch, wan zu dem vögeln sol der habicht hungerig sein, das er geitziglich sich mühe noch dem raube und leichtlich widder komme zu dem vogeler. Von besonderer Prägnanz und Mannigfaltigkeit sind die Termini, durch welche die einzelnen Phasen der Jagd und — 80 — Plugarten des Beizvogels zum Ausdruck gelangen. Die feinen Schattierungen dieser Kunstwörter überraschen uns besonders durch ihre überaus sinnliche Kraft und die Natürlichkeit der Beobachtung, wie nur auf irgend einem Gebiete der Jagd¬ terminologie. — Bevor man den Falken warf, wurde der zu beizende Vogel gesteubt, d. h. aufgestöbert. Mhd. stouben, stöuben swv. (nhd. Intensivform stöbern) ist Factitivum zu stieben und heißt daher stieben machen, aufscheuchen. Biterolf 6983: Er (der Hund) stoubte ofte kranechen vil. Der Falkner und das Terzei 40: do er der antvogel wart gewar, vil stille er si üfstoubte. Ein sclions buchlin C 4 a : Wan mann zu disen vögeln payssen wil, so soll man ee steuben / ee das der liabich hjn zu kumm. Tappius 44: Man soll aller dings de vogel für dem habich / der noch nit gefangen hat / nit steuben oder uff jagen / biß dz er des fahens unnd beyssens wol gewöhnet ist. Feyerabend II 42; Crescentius (1583) 435; Falconaria 17 und Fleming II 322 haben aufwecken für auf¬ stöbern. Falconaria 17: so underläst er sich nicht auff das erste Hun so auffgeweckt / herunder zu begeben. Im 18. Jh. war der Ausdruck „die Lerche, das Huhn sprengen“ beliebt. Da sprengen das Faktitivum zu springen ist, so empfinden wir den Gebrauch von sprengen beim Feder¬ wild uneigentlich*). Sprengen ist aus einem andern Gebiete der Jagd, der Hirsch- und Saujagd, in die Falknersprache über¬ nommen worden (vgl. Kehrein 278 und Dombrowski 110). Fleming II155: eine Lerche sprengen. Notabilia Venatoris 133: damit, wenn etwa eine Lerche gesprenget wird, er die¬ selbe verfolgen kann. Döbel II 195: das Huhn sprengen; II 193: Die Huener heraussprengen. In demselben Sinne sagt Döbel I 79 aufstossen: ... er beständig über ihm her revieret, bis das eine Lerche auf- gestossen wird, da ist er auch gleich hinter her. sich drücken nennt bereits Fleming II 155 den Versuch des Wildes, sich durch ruhiges Sitzenbleiben den Augen des Jägers, des Hundes oder Beizvogels unsichtbar zu machen, ein in unsern Tagen sehr lebendiges Jägerwort. Für das unweidmännische „auffliegen“ von der Erde bietet Ein schons buchlin C 3 b den Terminus aufstehen, ein Wort, das noch heute bei den Jägern beliebt ist: und mügent nicht *) Richtig dagegen ist wieder der moderne Gebrauch von sprengen in der Redensart: ein Volk oder eine Kette Hühner sprengen, wenn man sie durch mehrfaches Aufjagen und Beschießen auseinanderjagd, so daß sie einzeln an verschiedenen Orten einfallen. 81 gleych bey zeyt gewarnet werden auff ze steen (Kraniche). Fleming II 184 sagt von den wilden Enten „aufstehen“, auf- fahren: Will man wilde Enten mit dem Habicht fangen, muss man . . . sie . . . beschleichen . . . und so bald sie auffahren, oder aufstehen, den Habicht gleich abfliegen lassen. Schröder 386 bucht dafür das sonst nicht bezeugte auf¬ bahnen: Wann nun die Rebhühner aufgebahnet sind / so er¬ hebet sich das Weiblein allezeit am ersten Ein Ausdruck von geradezu greifbarer Sinnlichkeit ist das von Döbel II 194 gebrauchte Transitivum einschlagen in der Stelle: Und da die beschossenen Huener alsdenn vollends nicht gerne halten, sondern wohl auf etliche hundert Schritte schon die Köpffe in die Höhe recken, und fortgehen; so wirfft man den Vogel daran, welcher sie bald in den Dorn-Hecken oder Feld-Bueschen einschläget. Schröder 260 hat ein ähnliches Bild: sich niederschlagen: Endlich gehet man des Morgens früh . . . aus / gegen einen Bach / oder an einen anderen Ort / wo man etwa vermeynet / da sich die Rebhühner niedergeschlagen haben möchten. Der Natur der Sache entsprechend sagte man „den Falken oder Habicht werfen“, nicht fliegen lassen. Schon im Mittel- alter war dies der feststehende Ausdruck. Willehalm 273, 12: Der selbe mü^aere Erfluege den Kranech wol, würf in dar. Der Falkner und das Terzei 28: Der valkenaere sin vil schöne pflac Unz üf den tac als er^ werfen solde . . . Den lancve^el er im abe nam Und warf da^ terzel aldar. Hicfelt 27: Und das ludir sal groß seyn und der den falken wirfet unde in vollem rynnen sal her den falken werfyn off das ludir und das ist dorumme, worde der werffer des falken bleiben un¬ beweglich steen off eyner stat, so wurde der falke gewonen bosyr seten. Mynsinger 12: ... das uf ain mal drey diser valcken wurden geworffen an wild Genns . . . Tappius 18: so wirff ihn zu den weyhen oder raben; 45: Man wirfft ihn (Habicht) auch an den falcken / den er auch fallen kann / so fern er ihn überstösst. Gesner 153: auswerffen; 132: auf- werffen. „Den Beizvogel werfen“ ist dann in sämtlichen späteren Quellen bezeugt. sich schwingen hat in der Falknersprache eine zwei¬ fache Bedeutung: 1. in die Luft steigen, 2. auf der Hand oder auf dem Reck beim Anblick eines Tieres mit den Schwingen schlagen, was also eine Unart des Vogels ist. In der ersten Bedeutung kehrt das Wort in fast allen Quellen wieder. 6 82 Titurel 2304: Reht sam da sich tousent valken swingent Und schellen gar von golde an ieglichem eine louter klingent. Ein schons buchlin Aö5; Falconaria 45; Pomay 18; Hohberg 766; Becher 921: sich verschwinden hat Falconaria 175: Die Vögel verschwingen sich gemein- lich / wenn sie die Sonne etwas zu heiß sticht. In der zweiten Bedeutung ist sich schwingen in dem Munde der Falkner des 15. und 16. Jh. lebendig. Hyrnach volget wie man die valken czyhen . . . sali 355: man sal ym ouch swyngen bewaren, beyd, uff der handt und uff der licke. Mynsinger 16: damit macht er (valckner) das der valck des vogels begirig wirt und sich nach swinget, und wenn er das dick getan liatt, so sol er zum Letsten den vogel lassen fliegen und den falcken daran werffen. Ein schons buchlin A7 a : und bey dem schwingen sicht dz er gerte / so sol man jn gegen den winde werffen, und nicht sere schwencken. Tappius 24: alßdann schwinget er nit zu sere nach dem raube / und heit sich zu dem mann. Crescentius (1583) 430: Und ob sich der Falck Schwünge / solle doch der Hund nicht anlauffen / sondern warten ob er (Falck) wil oder nicht. Anm.: Diesem zweiten „sich schwingen“ entspricht also das oben S. 75 erwähnte balliren des Pacius, d. i. flagellare alis bei Kaiser Friedrich II. Das farblose „fliegen“ ist als zu nichtssagend verpönt. Dagegen ist das transitive Kompositum erfliegen in den ältesten Quellen Terminus. H. v. F. Trist. 1140: Die valken zuo dem selben mal Er¬ äugen manigen wüten ant, Yil reiger, manigen vasant, Hüener und vogel ane zil. Willehalm 273, 12; Mynsinger 34: wann er den vogel erflogen hat, so gaut er über sich. Ein schons buchlin A2 b . Häufig tritt das zugehörige Substantiv in Kompositis auf, welche dann als Termini zu betrachten sind. So bei Feyer- abend II 22: Vorflug im Sinne von dem unten behandelten „Strich“: Wann der Frembdlingfalck seinen Vorflug hat / so lasset er sich in Cypern / Syrien / gross Cayr / und andern Landen gegen aufgang sehen. Fehlflug bei Feyerabend II 29; Anflug Schröder 324: und was er in seinem ersten An¬ flug nicht ereilet, das lässet er ungefangen. Crescentius (1490) X, 8 hat noch das veraltete Flucht für Flug: wan er hat dreyerley weiße in seinem fliegen. Er beginnet seine flucht in einer weiße und im mittel in einer anderen weise und im ende als ein radt. Das farblose „fliegen“ ersetzt der Falkner durch die mannigfachsten Spezialausdrücke: sich schwingen, ziehen, streichen, steigen, abreiten, beireiten, fallen, stossen, schiessen usw. ziehen gibt Tappius 2, 1 als weidmännisch an: Er (falck) ziehet fluehs in die höhe. Sebiz 570: Der Falck zeucht in die 83 O Höhe. Feyerabend II 3: dass er einsmals also in die höhe auffzeucht . . . Döbel II 192: ziehen, über die Huener. streichen, meist in der Bedeutung „in gerader Richtung fliegen“ ist schon im Mittelalter Eigentum der Falknertermi¬ nologie. Der Minne Falkner 47: Er sprach: ich han gesehen in schnelle vor mir gestrichen. Danach in „der Minne Falkner“ 30: stricher valke: recht sam ein stricher valke der bei den leuten erst erfaeret waere. Gesner 154: der froembd Falck wirt im Herbstmonat / in dem so er streycht, gefangen. [ Hier hat streichen schon die Bedeutung: auf dem Strich sein.] Feyerabend II 22: nachstreichen; fortstreichen. Fleming 153: abstreichen. Döbel I 75: abgestrichen heisst es, wenn sie vom Horste weg- und abfliegen. Pacius 198. Strich ist ebenfalls alter und echter Terminus und heute allgemein gebrauchtes Jägerwort. Es bedeutet 1. das Ziehen der Falken im Herbst oder Frühling, 2. die Zeit des Ziehens. Tappius 12: Auch werden etliche gefangen uff dem strieche und uff dem raube ehe dann sie jre federn ge wandet haben. Feyerabend II 22: nachstreichen. Falconaria 293: dz zu Friul . . . viel Sperber gespüret werden so jhren Strich allda haben in dz Gebirg hinein. Fleming 325; Hohberg 855; Schröder 325; Pacius 199: Wegstrich. klimmen in „der Minne Falkner“ 84 ist das ziemlich gerade „Übersichsteigen“: der valk hoch klimpt, dem reiger nach, der busant gerne mauset. 46: Sein breis kan wite hellen, und klimmet baide abent und den morgen. Pacius 434; Pacius, Wörterbuch: kliemen, hoch steigen. Danach auch Nemnich 1, 1570. Ringholen nannten die Ansbacher das Ausruhen während des Aufsteigens, das in kreisrunden oder schraubenförmigen Linien schwebend geschieht. Pacius 147: Auch wann sie Ring hohlen, so verändern sie die Be¬ wegung wie die Habicht und Sperber. Nachdem sie auf einige Weite die Flügel offt bewegt, so breiten sie hernach ohne Bewegung dieselbe aus, damit sie ruhen und hohlen einen Ring: hernach bewegen sie dieselben wieder offt, denn breiten sie solche aus, und hohlen Ring, damit sie durch solche Veränderung und Abwechselung ausruhen. (Bei Kaiser Friedrich II.: in gyrum volare*). In der Falconaria entspricht der Ausdruck (sich) drehen. Falconaria 235: erschwungen sich aber in solchem Fall auff *) Entsprechend die engl. Falkner to ring, Encyclopaedia Britannica 9, 7t> : a bird is said to „ring“ when it rises spirally in the air. 6 * — 84 — ein neuwes und dräheten allda eine zeitlang. • nachdem sie sich nun ziemlich lang also in der Höhe gedraliet . . . Schröder 375: dass er sich in die Höhe diehe. Dieses Ringholen geschieht teils, um auszuruhen, tei s auch, um nach der Beute zu sehen. .. , Eine charakteristische Eigenart der meisten Raubvoge ist das Hangen*) in der Luft, das mit dem Ringholen \ei- bunden ist. Gesner 155: bleibt er nit mit ausgespreitnen Hügeln still ston und hangend. Ealconana 23b : nachdem sie sich nun ziemlich lang also in der Höhe gedrahet / so sähe man sie endtlich mit auffgethanen Flügeln eine ziemliche Zeit still halten und gleichsam ohne merckliche Bewegung m der Lufft hangen. , Ä „ Bei Pacius 332 das Intensivem hangeln: . . . datt ei nicht hangeln lerne. Pacius, Wb.: Hangeln, mit ausgebreiteten Flügeln schweben, wie die Wanne-Weiher thun. Dem hangen entsprechend bietet Falconaria 45 die re¬ flexive Form: sich hängen: Und alsdenn stellet oder hänget er sich also gegen den Windt / als wenn er angebunden were. revieren (in der Luft) ist heute auf den im Gelände stöbernden Hund beschränkt. Fleming 155: ... er (Falcke) beständig bey demselben (Weydemann) bleibet und über ihm herumb revieret, damit, wann eine Lerche gesprenget wird, er dieselbe verfolgen könne. So auch Hohberg 769; Döbel I 79. Das subst. Revier stn., afrz. riviere f., it. nviero, ist seiner ursprünglichen Bedeutung „Ufergegend“ nach in den Bereich der Falknersprache zu verweisen, von wo es dann allmählich in die heutige Bedeutung „Jagdbezirk überhaupt überging. . In dem afrz. „Jeu de Robin et de Marion“ von Adam de la Halle fragt Marions: Sire, foi que vous mi deves, Quele beste est che seur vo main? — Li Chevaliers: C’est uns faucons. — Marions: Mangüe il pain ? Li Chevaliers: Non, mais bonne char. — Marions: Cele beste? Esgar, eie a de cuir le teste! — Et u ales vous? — Li Chevaliers: En riviere. In den Gesamtabenteuern (Fr. v. d. Hagen) 1, 470, 580 noch Feminium: si riten üf' die rivier beizen mit ir vederspil. Ebenso Trist. 5348: üf einer waltriviere. ‘) Schiller in seinem „Spaziergang“ gebraucht dasselbe Bild: Wild ist es hier und schauerlich öd! Im einsamen Luttraum Hängt nur der Adler und knüpft an das Gewölke die Welt. 85 Aus dem Gebiete der Jagd mit dem Leitliunde über¬ nommen ist der Ausdruck nachhängen (swv.) bei Sebiz 609 und Feyerabend II 24: Sintemal sein (Baumfalck) eigene art ist / den kleinen Vögeln / als den Weglerchen und andern nachzuhencken. Einem Wild nachhängen heißt eigentlich einem Wild auf der Fährte folgen, ursprünglich mit dem Leithunde, dem man das Seil „nachhangen“ ließ (vgl. zur urspr. Bedeutung D.Wb. 7, 69). So ist auch nachsetzen bei Feyerabend II 16 diesem Zweige der Jagdterminologie entnommen. Beide Ausdrücke sind für den Falken unnatürlich. „Er hat ihm einen Stecken gesteckt“, sagte der .Ans¬ bacher, wenn der Falke über dem zu beizenden Vogel so hoch gestiegen war, bis dieser ihm stoßgerecht war, um ihn als¬ dann zu schlagen. Pacius 435: Es geschieht auch bißweilen, daß der Falck, so über dem Wild fliegt, demselben folgt, biß er ihm einen Stecken gesteckt hat. Wb.: Stecken stecken, wenn der Falck so über dem Wild ist, daß er den Durch¬ gang gebe. „ Wann sie fliegen, heißt es gestiegen“, verlangt Tappius (1542). So schon Mynsinger4: uffsteigen; Mynsinger 5: ab- steigen; Crescentius (1490) 10, 5: stigen lassen. steigen steht meist absolut, so bei Gesner 128: Damit aber der vogel des luoders gewone / und recht steyge / so solt du den vogel nit entledigen . . . Crescentius (1583) 429: wenn der Falck steigen wil . . . Feyerabend II 4; Pomay 20; Thevenots Reisen (1693, bei Krünitz unter Falck); Hohberg 774: über sich steigen; Fleming 324; Döbel I 191: Wenn er ja auf einen Baum steigt, muß man nicht so nahe darunter stehen. Den Flug abwärts charakterisiert der Falkner durch eine gleiche Anzahl Kunstwörter. fallen ist der natürlichste und häufigste Terminus für das fast senkrechte Hinabfahren des Falken beim Stoben auf Beute, fallen ist nur für den Falken typisch, während Ha¬ bicht und Sperber beim Stoße auf die Beute eine mehr schräge Flugrichtung einschlagen. Der Habicht „fängt“ die Beute, während sich der edle Falke aus der Höhe senkrecht auf sie stürzt, gewissermaßen auf sie fällt. Lohengrin 3411: Da von dem valken manegen val tete der reiger, e er quaem die hoehe ze tal. swenn er in mit dem stöze wolt erreichen, so viel er manege eien hoch. Megenberg230: Er (Geier) streit mit dem greiflalken — 86 — oder mit dem gemeinen valken und vellt auf in. Ein schons buclilin Bs b : Ettlich vallent geren auff die erdenn / und auch auff die schweyn. Tappius 20: Also soll mann auch den vogel nit von ferren an den raub lassen fallen. Tappius 24: das wa er gern uff die hund oder sew feilt, das ist seiner grossen mager- heit schult. Gesner 153; Feyerabend II 27; Dietenhauser*) M 2 b : Umb dise zeyt pflegt der Habbich ... in die junge Huener und junge Tauben zu fallen. Falconaria 152; Pomay 14; Fleming II 322; Schröder 368: fallen auch auf die Rehe und Gemsen. Notabilia Yenatoris 135; Gatterer II 30. — Der Ausdruck erfährt dann eine Bedeutungserweiterung, so daß man bisweilen unter fallen überhaupt den Flug abwärts ver¬ steht. Tappius: Wann sie jrr werden / vallen sie inn ein ander lannd / in kurtzer zeit vielmeilen. Meurer (1560) 67: So wirt mit den Falcken / wann sie jrr werden / etwan biß in ein ander Land fallen / gefragt: Ob sie dessen der sie fallet. Feyerabend II 17: Er feilt von einem Landt in das ander. Falconaria 289: fallen auch nit so weit. Entsprechend bedeutet das Substantiv Fall so viel wie Stoß. Ein schons buclilin B3 b : dem sol mann dester mynder geben / unnd offt locken vonn der erden / das er des valles auff die erdenn gewone. Falconaria 21: daß er seinen Fall nicht darauff thun könne. blotzen ist fallen in dem prägnanten Sinne: schwer, mit Geräusch fallen, cadere, allidere (D. Wb. 2, 153). Falconaria 16: Ist er aber schwer / so fällt er bald / und blotzt under sich. Bei Megenberg 230 die Form platzen: und dar umb entweicht er dem geir, so er auf in platzen wil. Die gleiche Anschaulichkeit wie in „fallen“ liegt in schiessen und den Substantiven Zuschuss, Fehlschuss, Bogen¬ schuss, doch wird diese Gruppe in gleicher Weise vom Falken wie vom Habicht gebraucht. Hicfelt 23: so tut her dy flogil czu samne unde schusset uff den vogil sam eyn pheyl und reysset en mit den liindirsten clawen. Crescentius (1490) X, 8: und zu letzt scheust er als ein pfeyl mit geslossen Hügeln uff den raub. Tappius 1, 1; Gesner 147; Pomay 20; Fleming II 184; Schröder 321; Glorez II 463; Becher 926. Zuschuß bei Megenberg 186: ist daz er den raup mit dem ersten zuoschuz niht begreift, so fleugt er über sich hoch auf in die lüft. Fehlschuß bei Tappius 6: dann so er ein feelschuß tliut / ) Ein schön auserlesen . . . Hausbuch 1599. 87 KJ so wird er underweylen also bewegt / dz er sich für zorn uff ein bauem setzet. Schröder 324; Becher 920. Bogenschuß bietet Jägerhauß 44 und Becher 921. Eigentümlich ist die Redensart einen Bund machen im Sinne von „kurz vor dem Schlagen einen Bogen beschreiben % also aus dem senkrechten Flug in einen etwas schrägen über¬ gehen, um besser reißen zu können. Pacius 434: Er macht einen Bund, weil er auf solche Weise eine grössere Wunde macht, daß er bißweilen das Wild von dem Staart biß an den Kopff voneinander schlägt, oder gar den Kopff wegschlägt. Pacius, Wb.: Den Bund machen, den Bogenschuss machen, wenn er fängt. Hohberg 771: . . . der Vogel . . . macht / wie die Falckner sagen/ einen Bund / gibt dem Hasen mit seinen liintern Klauen oder Waffen einen Griff / der duckt sich dann / sonderlich wann er recht getroffen wird / biß die Hund an ihn kommen / dann fliehet er wieder fort / unter¬ dessen macht der Vogel den andern Bund / und etwann auch den dritten / biß der Has getäubt / von den Hunden gefangen wird. Der für Falken, Habichte und Sperber zugleich passende Terminus für den eigentlichen Angriff auf die Beute ist stossen. (Vgl. die vielen Synonyma Taubenstößer, Enten¬ stößer usw., unter denen man, wie auch heute noch im Volks¬ munde, bald den Falken, bald den Habicht oder Sperber ver¬ steht.) Mynsinger 4 stellt stossen als „waidenlicher gesprochen“ hin, als schlagen und erklärt: recht als so der wind wähet, stosst er und schlecht den vogel den er paisset mit dem scharpffen truckten Pain, damit Jn die natur zu sölichem werck zupringt vornen an der prust gewappnet hat, als die maister schreibent, wiewol ettlich valckner des nit gelaubent; und darumb nach der beschreibung der alten maister ist waidenlicher ge¬ sprochen: der valck stosst den vogel, dann so man spricht: Er schlecht den vogel. Aber die valckner, die yetz sind, mainent anders . . . stossen wird anfangs nur transitiv gebraucht; seit dem 16. Jh. tritt es daneben in absoluter oder intransitiver Funk¬ tion auf. Wolkenstein 18. 4, 9: Der blävuoz stoezt die gans. Megenberg 188: ez hat der falk ain scharpfez pain an seiner prust, daz ist gar hert, daz hat im diu nätür geben, daz er den raup damit stöz. Mynsinger 4; Ein schons buchlin C4 a : so sol man jm schier zehilff kommen das jn der falck icht stosse. Tappius 3: Dann etliche under ihnen stossen die Taube. Gesner 147 (absolut gebraucht): . . . und mit starcken beinen gewapnete Brust hat / darauf sich der Falck verlassen und zum stossen brauchen könne. 128: die grossen vögel nider- stossen. Feyerabend II 14; Dietenhauser Ri b : Raphuener und Haselhuener zu stossen. Falconaria 18; Pomay 17; Fle- C7 — 88 — mmg II 154; Fleming II 324: Wenn nun der Habicht nach der Taube stösset. Jägerhauß 36; Hohberg 767; Florin II o, 217; Döbel II 168. „ , fehlstossen absol. hat Hohberg /73. In der lalconana 178 und bei Schröder 387 ist sich verstossen im Sinne von sich verfliegen gebucht. Wie hier, so steht auch hi. dem Falconaria 18 bezeugten zurückstossen stossen für das triviale fliegen So auch bei Sebiz 610: Von der Faust hinwegstossen. ° Ebenso altes und echtes Kunstwort ist das zugehörige Substantiv Stoss. Lohengrin 3413: swenn er in mit dem stö^e wolt erreichen, so viel er manege eien hoch. Mynsinger 12: das der hinter clauw dardurch pricht und sy auch der gächin des stoßes halb dick an der prust vast geletzt weiden und underweilen davon sterbent. Tappius o: das jm also sein flug und stoß gebrochen werde. Gesner 148; Sebiz 610: und pringt ine mit seinen harten Stössen herunter auff den Boden. Po- may 17; Hohberg 769: Die Gerfalcken kommen aus Norwegen und Irrland / thun ihren stoss allein mit der hinteren Klauen / der gleichsam ihr Sporn ist. Schröder 369; Fleming II 327. Krünitz unter Falk 132: Fehlstoss. Für capere praedam bei Kaiser Friedrich II. setzt Pacius vergiessen ein, das nach Schneider, Index vocabulorum S. 127 dem frz. fondre sur l’oiseau entspricht. Pacius 147: indem sie (Habicht und Sperber) haben fangen wollen und nicht vergossen haben ... 196: Wann sie (die Jungen) aber nicht vergiessen, so fängt das Alte das Wild wieder, und wann eins davon vergiesst, und das Wild zu todt würgen und auf atzen will, so lässt das Alte die anderen nicht zu, damit sie dasselbe nicht binden. „Et quamvis hoc nomen accipitris plures attribuant soli austuri, nos tarnen dicimus ipsum esse genus omnium avium rapacium, quae capiendo et non feriendo, ut falco, venantur, sicut praedicti austur et sperverius“, sagt Kaiser Friedrich II. liber II 2. Er macht also darauf aufmerksam, daß „fangen"* dem Habicht zukommt, welcher die Beute sowohl in der Luft fängt als auch auf dem Erdboden ergreifen kann, während der Edelfalke nur den fliegenden Vogel jagen kann und ihn form- lieh nieder „schlägt“, um ihn dann später zu greifen. So wird besonders der Reiher, Kranich, die Gans und die Ente vom Falken in der Luft geschlagen, so daß sie tödlich ge¬ troffen herabstürzen 1 . 1 Dieser Beobachtung verdankt der accipiter (urspr. wahrscheinlich *aci-piter, *aco: — got. ahaks, -piter: lat. petere, also „Taubenstösser“ 89 ~ Pacius 185: Ob nun schon viele allein den Tauben-Ha- bicht einen Habicht nennen, so sagen wir doch, es sey dieses ein allgemeiner Name der Raubvögel, die nicht wie die Falcken schlagen, sondern wie die Tauben-Habicht und Sperber fangen, als welcher Name von accipio, ich empfange, hergeleitet ist. Der alte Falkner unterschied also wohl zwischen dem „weidgerechten“ schlagen und dem weniger edlen fangen, so auch nach dem Aufsatze: Falkhen zu fallen. 369: Und so er dieselb (Taube) nit schlecht sondern feilt sol ihr meinem falkhen dj waffen all, piss das pluet hergen will, stutzen, so wirt er aldan die tauben auff den andern tag schlahen und nit fahen. So ist schlagen auch seiner eigentlichen Bedeutung nach spezieller als fangen, welches sogar meist für das allgemeine beizen, jagen steht. Der Unterschied möge aus den angeführten Beispielen klar werden. Die in schlagen liegende Anschauung ist, wie schon aus dem Beleg aus Kaiser Friedrichs II. An¬ gabe hervorgeht, sehr altes Eigentum der deutschen Falkner. Lohengrin 3387: Von arte hoch ein knabe kurteis sprach weit ir reiger vinden . . . Über lant gie einer üz; ein valke in sluoc. Megenberg 186: wenn er (Greiffalk) fieugt, so smuckt er sein füez an sein prust und sieht den raupi mit den fiiezen. Crescentius (1490) 10, 7: Auch schlagen sie (Astures) also die rehbücklein das sie den hunden nit entlaufen mögen. Ein schons buclilin Di b : Schlecht der habich den hundt under die äugen mit den klauwen / das er den vogel dennoch nicht lasse. Tappius verlangt als weidmännische Redensart: Sie schlagen die Reger oder Antvögel von oben her ab, ihe einer umb den den andern / und stigen dann wider. Crescentius (1583) 432; Thevenots Reisen (1693); Fleming 154; Notabilia Venatoris 131: item Endten und Feldhühner, welche er nicht wie andere Vögel bey dem ersten Schlage greift, sondern mit seinen Ballen schlägt (Blaufuss). Gatterer II 20 hat schlagen absolut für jagen: Am besten schlägt er gleich nach der Mauserzeit. Pacius 442; Treffend sagt Feyerabend II 22 ab- schlagen in der Bedeutung „den Raub einem andern Falken abjagen“. fehlschlagen bei Döbel II 195: Schluege der Vogel aber fehl, und griffe das Huhn nicht; so muss ich gleich hinter (vgl. Holthausen, Indog. Forschungen V 274) die volksetymologische Her¬ leitung aus lat. accipere (so bei Kaiser Friedrich II., über 11 2), so daß wir neben accipiter die Form acceptor finden (schon bei Lucilius; O.Kellei, Lat. Volksetymologie S. 50); vgl. Hehn-Schrader Anm. 79. '-J — 90 — drein jagen, und eine lebendige Taube in meinem Pandelier haben ... Schlag bei Falconaria 94. zu fangen vgl. Hicfelt 25: also sal man yn haldin bis das her begynnet czu foen dy wildin fogil. Crescentius (1490) 10, 2: wan er nit fanged mag. Ein schons buchlin Ä5 b : und ob er wol fleucht unnn doch nit vahet / so sol man jn aeczen (habicht). Tappius 73: auch fallen sie kuninlin und hasen mit hilff der hunde. Gesner 150; Meurer (1560) 52: Und umb den Habich / der den Reyger fallet / dieselb buosse. Falconaria 20; Hohberg 770; Pacius 168. Bemerkenswert ist das Substantiv Fang, das in der Ter¬ minologie der Falkner des 18. Jh. in der Redensart „einen Fang geben“, „Fänge geben“ auftritt, also hier die Bedeu¬ tung ictus, Stoß, Schlag hat. Dombrowski S. 53 führt neun weitere Bedeutungen von Fang an, in denen es in der heutigen Jägersprache auftritt. Unsere Redensart kommt der bei Dom- browski unter 8) angeführten am nächsten „einem Stück Rot¬ wild oder Schwarzwild den Fang geben“, was meist mit dem Hirschfänger durch einen Stich hinter das Blatt geschieht (resp. durch einen Schuß auf den Hals, in welchem Falle man „den Fangschuß geben“ sagt). Fleming II 325: einen Fang geben. Becher 921: dieser (Falcke) eilet ihm in einem Bogenschuss nach, giebt ihm etliche Fänge, und hält ihn so lange, bis die Hunde darzu kommen. Gatterer II 19: oft tödtet er sie mit einem Fange, indem er (Schmerl) sie entweder auf den Magen, auf den Kopf oder auf den Hals schlägt. Ähnlich pflegten die Falkner des 18. Jh. zu sagen „einen Griff geben“, „Griffe geben“. Hohberg 771: und macht / wie die Falkner sagen / einen Bund / gibt dem Hasen mit seinen hintern Klauen oder Waffen einen Griff / der duckt sich dann . . . Fleming II 325: einen Grieff geben. Becher 921: giebet ihm einen Griff . . . Griff tritt in dieser Bedeutung (Schlag) schon im 16. Jh. auf in dem Terminus Fehlgriff. Tappius 25: und (jeder vogel) kann das leichtlicher keren unnd wenden / obsich oder nieder¬ sich heben / das der habich an dem Ort leichtlich ein Fehl¬ griff thun kann. Falconaria 94: Wenn ein Yogel einen solchen Griff oder auch einen Schlag empfangen hette . . . alsdann soltu jhm auff folgende Weise zu Hülff kommen . . . Danach auch Schröder 404. Das zugehörige Verbum greifen wird in dem Sinne von fangen gebraucht; vgl. die verschiedenen Ableitungen von dem 91 Stamme „greif“, wie mlid. griffalk; ferner Greifklaue; Griff. Crescentius.(1490) 10, 2: darumb was er nit begreifft in seinem ersten ußfliegen das lest er wol unverfolget. Ein schons buchlin C4 a : Den hyrschen begreyfft auch der habich / doch mag er seyn nicht gehalten. Döbel II 195: Schluege der Yogel aber fehl und griffe das Huhn nicht, so muss ich gleich hinter drein jagen . . . Feyerabend II 6 verlangt als Terminus angreifen; so schon Crescentius (1490) X, 4: Wiltu aber das sie die starcken vogel sollen angreiffen, so nym einen solichen vogel . . . Tappius 26: beherzt, weydlich angreyfen. Falconaria 45: Sie dörffen auch wol grössere Vögel angreiffen. Pomay 20; Glorez II 460; Hohberg 769. anfallen Falconaria 28: Er (Gentil) . .. feilt gewaltig an. Im 18. Jh. ist das heute veraltete Anfall gebräuchlich: Glorez II 462: . . . auf daß er den Raub mit ordentlichen An¬ fall verfolge. Hohberg 774: einen hefftigen Anfall thun; Becher 921. reissen (den Raub), ein Terminus, den die modernen Jäger nur vom vierfüßigen Raubzeug, wie z. B. Wolf und Luchs gebrauchen, gilt ebenso vom Falken, der beim „Bogen¬ schuss“ im eigentlichsten Sinne des Wortes den Vogel mit den Fangklauen „reisst“. So ist es schon im Mittelalter als Falknerwort bezeugt: Der Minne Falkner 51: Und ist er spaehe schone, er tuot mich dester geswinder, und kan auch dester girlicher raissen. Crescentiis (1490) X, 8: den raub reyssen. Tappius 2, 1: unnd reyßt den (raub) mit den hindern klawen (Falke). Hoh¬ berg 769: Die Gerfalcken . . . thun ihren Stoss allein mit der hinteren Klauen / der gleichsam ihr Sporn ist / damit sie ihren Feind reissen und beschädigen. Unter binden (den Raub), frz. lier, span, ligar (Nem- nich 1, 1574), verstand der Ansbacher das Ergreifen und Fest¬ halten der Beute mit den Krallen. Pacius 199: Daher haben wir gesehen, daß sie, da wir ihnen ein Vorloß gegeben, und sie das Wild schon gebunden und aufzuatzen angefangen hatten, es haben liegen lassen ... Schneider, Vocabula Germanica Artis Falconariae S. 128: Contra cum falco praedam unguibus comprehendit, Galli lier, nostri btnben dicunt. erlegen, heutzutage „ein Stück Wild in einer weid¬ gerechten Weise mit der Schußwaffe töten“, bietet schon Feyerabend II 14 als Falknerwort: . . . und lesset nicht ehe 92 nach / er hab denn denselbigen (Raub) erlegt / und in seine vollkommene Gewalt gebracht. Falconaria 231: . • • “üj sie ihren Raub erleget haben, rauben ist der verbreitetste hierher gehörige Ausdruck, es bedeutet „ capere praedam nn weitesten Sinne des Wortes (vgl. den Namen Raubvogel ). Es wird bald transitiv, bald intransitiv oder absolut gebraucht. Megenberg 167: alle edel vogel erschreckent, wenne si den adlar sehent, und getürrent den tag niht wol gerauben Crescentius (1490) X, 2: habicht ist ein bekannt vogel und sein natur ist leben vom rauben anderer vogel. Tappius 4; Hohberg 768; Döbel I 77; Pacius 155; Becher 918. Das zu¬ gehörige Subst. Raub kehrt stets in drei Bedeutungen wieder: 1. geschlagenes Tier, 2. überhaupt Tier, auf -welches Jagd gemacht wird, 3. die Jagd darauf. . Die beiden ersten Bedeutungen gehen, da sie sich nahe berühren, häufig ineinander über. Zu 1: Megenberg 186: darumb gebent die herren und die waidman den habichen daz herz von dem raub . . . Hicfelt 23: Der falke ist ein grymmende fogil. der do lebit von robe der andern fogeln, dy her feilt und flewt alleyne, wenne her begert keynen gesellin czu der teilunge des roubis unnd das ist seine nature. Crescentius (1490) X, 5: und gebe yn auch zu essen von dem rawbe. Tappius 5; Gesner 128; Feyerabend II 9; Falconaria 231: Becher 919; Döbel I 78. Zu 2: Crescentius (1490) X, 2: wan er wirt zornig wan er nit mag kommen an den raub. Tappius 6: so er des raubs fehlet. Gesner 124: damit er dester frütiger anff den raub falle. Feyerabend II 29: unnd setzet diesem Raub nach. Glorez II 459: und kan auch dem Raub nicht also wie zuvor nacheilen. Becher 921. Zu 3: Hicfelt 23; Crescentius (1490) X, 2: und haben nit soliche krafft zu fangen als die weiblin die sein alle wege grösser und stercker und zu dem raube nutzer. Tappius 3; Feyerabend II 37: ... zum Raub gebrauchen. Feldraub im Sinne von 2. hat Feyerabend II 17: Er fleugt gern auif Wilde Gränss / Kranich / Fasanen / Rephüner / und Hasen / auch allen andern Feldraub. Für einen eigenartigen Unfall, der dem Habicht bei der Hasenbeize zustoßen konnte, hat Hohberg 771 den Ausdruck zersprengen: Der Habicht gebet dem Hasen nieder auf der Erden nach / gibt ihm einen starcken Griff / und hält ihn fest mit der rechten Waffen / mit der Lincken aber ergreiffet er die Erden so starck / daß er den Hasen — 93 — erhält / es gescliiehet aber auch bißweilen wol / daß ein starcker Has den Vogel zersprenget / daher man den Habicht mit dem Geschüh vor diesem Hall verhüten muss. fehlen (des Raubes). In der modernen Jägersprache (absolut oder mit Akkusativobjekt) bedeutet es „mit der Flinte oder Büchse das Wild vorbeischießen u . Tappius 6: Er (Habich) fleugt so nahe zu der erden als er des raubs halben kann und mag / also das er sich uff die erd auch setzet / so er des raubs fehlet. Gesner 130: dess raubs fälen. Sebiz 608; Feyerabend II 14; Becher 927. Eine eigentümliche Redensart der Ansbacher ist den Durchgang geben im Sinne von fehlstoßen. Pacius 335: . . . so ruht ein guter Falck fast nichts, wenn er streicht oder kliemet, sondern wenn er den Durchgang gegeben, so fliegt er bißweilen unter dem Wild und flieget ihm vor . . . Pacius, Wb.: Den Durchgang geben, wenn er nach dem Wild stösst und nicht fängt. entbrechen = entkommen ist für das 16. Jh. bezeugt. Ein schons buchlin A 7 b hat die reflexive Form: . . . unnd der habich ze sere zu der erden vellt / und sich jm der vogel villeycht enbricht. Feyerabend 1138: also dass dem Falcken der Raub offtermal entbricht . . . Embricht jhm auch der Vogel / so soltu jn abermal ätzen. Entbrechen ist in den ältesten Wbb. nicht gebucht, selbst hei He- nisch und Stieler nicht, erst Frisch hat das Reflexivum, doch voc. theut. 1482 G4a hat enprechen im Sinne von deficere (D. Wb. 3, 501). Eine Unart des Beizvogels war das Führen der Beute, d. h. das Davonstreichen mit der Beute in den Fängen, um sie in Abwesenheit des Herrn zu kröpfen. Schon bei Megenberg 229: wenn der geil* raubet, so füert er den raup nicht zehant, er versuocht vor, wie swaer er sei, und mag er den raup gefüeren, so füert er in dann. Ein schons buchlin B i b : empfuern. Falconaria 49: Dieser Vogel ist sehr geneigt zum Führen. Schröder 367: er entwehnet sich also des Führens . . . wenn sie diesen Fehler des Führens an sich haben. Pacius 190: so führen sie solches (Wild) mit vieler Mühe in die Höhe. Die englischen Falkoniere sagten ent¬ sprechend to carry, Encycl. Britannica 9, 6 l) : a liawk is said to „carry“, when she flies away with the quarry on the approach of the falconer. Tappius fordert dafür den Terminus leiten: Wann der habich ein veldthun hinweg füret / heißt es geleittet. So schon Ein schons buchlin B i b : ... das er es nicht empfuere — 94 — oder hinleytte. Falconaria 14 und Schröder 374 buchen neben führen schleifen, was dem schleppen der modernen Jäger¬ sprache entspricht; vgl. Wild und Hund 1908, No. 9: Er (Sperber) ist nur faul, wenn er gekröpft hat, und langsamer, wenn er „schleppt“. Der Vogel pflegte dann seinen Raub in größerer Ent¬ fernung vom Jäger abzulegen; Hohberg 774: da der Vogel den Raub so leicht auf jener / als auf unserer Seite ablegt / und man stets mit Schiffen . . . muss bereitet seyn. ausstehen aus der Beize bedeutet „nicht zur Hand des Herrn zurückstreichen, ausbleiben“. Feyerabend II 35: Wann du aber deinem Falcken wehren wilt / dass er auss ordenlicher Beysse nicht also außstehe / und andern Vögeln für sich selbs nachfliege ... Derartige Vögel nennt Gesner 132 hochschweiff: Man lienckt den Habichen silberne roellelin an jre bein oder hersclien / mit einem ring]in (darauf! ein waapen und anzeigung stände) umbgäben / das / wen sy etwan verloren und wider um funden / jren herren wider umb zuobracht werdind. Dan ofFt und dick kommend die weyt hinweg / so hochschweiff genannt werdend. Auch konnte sich der Vogel während der Jagd verhalftern, ein Terminus, den Abraham a S. Clara „Etwas für Alle“ (1711) 3, 581 und Hohberg 766 buchen. Abraham a S. Clara (an¬ geführt im D. Wb. 12, 1, 506): „falken und sperber (haben) schellen zum waidwerk, damit wenn solche zur jagd wol ab¬ gerichtete raubvögel sich etwan verflogen oder auch an einem bäum verhalftert hätten, solches desto eher zu vernehmen und ihnen zu hülf zu kommen.“ sich verhalftern heißt also so viel wie sich (mit dem Geschähe) verwickeln. Häutig stand der Vogel aus der Beize aus, wenn er nicht lustig, oder wenn er unlustig war. Feyerabend II 6: Der Habich ist lustig, fahrt wol. So schon in dem Aufsatze: Hyrnach volget wie man die valken czyhen sali 357: Welch valke bey rechter veist unlustig ist, den saltu also lustig machen, du salt ym gebin und geveder mittenander gebin . . . Ein schons buchlin A 7 b : ... davon das er des morgens baß mügender ist / und auch lustiger dann des abentz. Falconaria 21: so wirdt er lustig und begierig zum fliegen. Falconaria 213: dardurch endtlich der Vogel unlustig wirdt; Pacius 471: lustig fahen, unlustig sein. Bei einem besonders jähzornigen Herrn konnte der „unlustige“ Vogel wohl auch seine „Unart“ mit dem Leben büßen. So vernehmen wir aus einer bei Landau 338 angeführten Urkunde: „Am 10. August d. J. (1607) — 95 — ritt des Landgrafen Bruder, Landgraf Philipp, beitzen und als der Vogel erstmals etliche Feldhühner gefangen, warf er denselben auch an einen Hasen, welchen er auch gestossen. Da ihn Landgraf Philipp nun aber wieder an Feldhühner warf, wurde der Vogel unlustig und flog auf einen Stock; darüber wurde der Herr melancholisch, zog die Plauten heraus, hieb dem Vogel den Kopf ab und trank sich dann einen Rausch.“ Der „unlustige“ Vogel stellte sich gern in einen Baum, oder, wie es in der Faleonaria 184 heißt, er „geräumte des Baumes“ und zeigte seine Unlust durch plausen. Faleonaria 184: die dritte (Ursache) ist / daß auch die Vögel bey solchem Wetter nit lustig seynd unnd wenn sie nur ein wenig Feuch- tung mercken / so geraumen sie eines Baums oder eines Felsen / darauf! sie sich setzen und plausen. Faleonaria 282: Und die Vögel setzen sich . . . auff den nechsten Baum / plausen und schütteln sich allda. Schröder 375 hat für dieses räumen, raumen. plausen ist nach Sanders 2, 1, 564 das alte plusen, pllisen, soviel wie mit dem Schnabel die Federn picken und ordnen. Das zugehörige Frequentativum plaustern wird von Vögeln gesagt, die ihre Federn spreizen und aufsträuben. Altes, weidmännisches Kunstwort ist einstehen in einen Baum, im Sinne von sich einschwingen. In der heutigen Jägersprache gebraucht man das Wort speziell für Auer- und Birkwild. Schon im Mittelalter ist es für den Falken belegt. Minne Falkner 121: Do er kam zu dem luoder, do gailt er von, und stund hin in die boume. In diesem Falle galt es, den Vogel zum beireiten zum Luder oder zur Hand zu bewegen und ihn dann anzunehmen. Dieses beireiten ist ein seltenes, aber echtes Jägerwort (vgl. abreiten, vom Ausschwingen des Auer- und Birkwildes gesagt, Dombrowski 13). Es findet sich isoliert bei Hicfelt 24: — der do wol geledemosset („gestaltet“) ist unnd wol beiritet czu dem ludir, der do hot breit gefedir, eynen grossen czagil, einen dicken snabil. Annehmen bieten Faleonaria 25 und Schröder 375. Fal- conaria 25: daß alle Passagierer so zahm und gewiß müssen seyn / daß sie sich auch von jhrem Herren zu Pferdt lassen fangen und annemen. Da kein Vogel ohne Not mit dem Winde, sondern gegen denselben fliegt, weil sich sonst seine Federn aufsträuben und ihm die Luft auf die Haut dringt, so mußte der Falkner beim Zurücklocken über den Wind treten, eine seltene, aber weidmännische Redensart, die so viel bedeutet, wie „sich so stellen, daß er (Falkner) Nackenwind hat“. Döbel II 191: 96 Wenn man den Vogel ins Freye setzet und er auf die Faust kommen soll; so muss man allemal über den Wind treten, weil der Vogel gegen den Wind ziehet. Also derjenige, der den Falken werfen will, soll „unter dem Wind stehen“, oder wie die heutigen Jäger sagen sich so stellen, daß er vollen, guten Wind, d. i. „Gesichtswind hat ). Eine ähnliche Redensart hatten schon die alten französischen Falkoniere; im „Livre du Roy Modus“ vom Jahre 1486 feuill. 87 (Ed. Dar Elzear Blaze 1839), angeführt von Perger in den Wiener Sitzungsberichten XXXI, plnlos. lnstor. Classe, b. ob3, heißt es: et celuy qui tenra ton faulcon, sera au dessoulz dU ' Strich der Vogel auf die Faust oder aufs Luder zurück, so erhielt er zum Lohne seinen Genieß, mild, genieß stm., d. i. seinen Anteil an der Beute. Tappius 23: W ann du die grosse vögel gefangen hast soltu jm auch sein genieß geben / als nemlich von dem kranich das gehirn / also auch von der ganß. Fleming II 184: Hat ein Habicht etwas gefangen, es sey ein Hase oder Rebhuhn, muss der Weydemann gleich vom Pferde herunter und ihm zu seinem Geniess das Gehirn, Herz und Lunge des Thieres geben. Den Geniess (auch Genuss. Geniiss) geben, sagte man hauptsächlich von den Jagdhunden, den man von einem erlegten Wild Schweiß und Wildbret gab, damit sie dadurch zur Jagd angereizt werden; vgl. Onomato- logia 1 1032. [In demselben Sinne sagt man, den Hund genossen, be- nossen machen; so schon Nibelungenlied, Strophe 87ö.j Das einfache niessen stv., im Sinne von „den Anteil an der Beute gemessen“ in der Minne Falkner 82: Durch relit so sullend sackers noch plaufüez nit mit edeln valken niessen. Möglich ist, daß „messen'' hier noch in seiner ursprünglichen Bedeutung „fangen“ steht, got. niutan, ganiutan. (Vgl. zu niessen Kluge, Etym. Wb. 6 unter gemessen.) Gebühr, in der ursprünglichen Bedeutung Gabe, Lohn, Beuteanteil (D. Wb. 4, 1, 1883) bucht Pomay 19: dem Vogel seine Gebühr geben. Falconaria 18, Fleming 322 und Schröder 376 bieten in demselben Sinne Gerechtigkeit. Falconaria 18: so soltu doch nicht underlassen jlnn zum ersten mal darvon zu geben / nemblich einen Sclienckel / das Hirn / den Halß / und das Ingeweidt / welche Stück man dess Vogels Gerechtig- *) So sagt man auch in der modernen Jägersprache „unter dem Wind arbeiten“, d. h. mit dem Hund dem Wind entgegen arbeiten; vgl. Dom- browski 26. keit nennet. Pomay 20 bucht für den Falken: seines Wild¬ rechts gemessen. Den Falken arbeiten ist seit dem 15. Jh. ein feststehender Terminus, der die Begriffe „den Falken für die Beize abrichten, mit ihm beizen, ihn strapazieren“ in sich schließt. Der Aus¬ druck wird auch seit dem 16. Jh. (und in der modernen Jäger¬ sprache nur noch) von den Jagdhunden gebraucht. Schon Mynsinger (1450) 14 sagt „den Falken überarbeiten“: Man sol Jn auch nit überarbeiten an der paiss, wann er pald müd wirt. Ein schons buchlin C i b : wan man enmag jn nitt gearbeyten nach seynem recht vor der kranckheit; und C 4 a : Mitt den ungearbeyten habichen mag man wol zum aller ersten kleyne vogel vahen. Tappius 42: Mit dem wolgearbeydeten unnd geübten habichen soll mann die grossen vogel fahen; und 57: ungearbeydet. Crescentius (1583) 435: mit dem wol- gearbeiten Habich ... — arbeiten, intrans., vom Beiz vogel gesagt, in Ein schons buchlin A.3 a : ... dz er dester mehr arbeyten müge und den vogel dester baß behalten . . . Cres¬ centius (1583) 432 sich abarbeiten: Wenn ein Raubvogel / so er sich zu sehr abgejaget und abgearbeitet hat . . . kranck wirt . . . Entsprechend das Subst. Arbeit: Ein schons buchlin C 7 b : Dorret der habich / so sol man jn gemählichen halten und on arbeyt. Falconaria 36: ... daß er grosse Arbeit ver¬ richtet. billard (richtiger pillard, vom frz. piller plündern, pillard räuberisch) nannten die Ansbacher einen Falken, der einen andern neidisch bei der Jagd hinderte und ihm die Beute wegzunehmen suchte. Pacius, Wb. Aus schriftlichen Andeutungen und bildlichen Darstellungen geht hervor, daß es auf der Falkenbeize nicht ohne Lärmen herging. So sieht man auf alten Miniaturbildern und Kupfern, die Beizszenen darstellen, Reiter, die eine kleine Pauke am Sattelknopf haben, oder Trompeter unter den Falknern; häufig hat der Falkner die Hand wie zum Rufe erhoben. Loliengrin 3387: Von arte hoch ein knabe Kurteis sprach: weit ir reiger vinden, Den zwein ze rehter beize stant mit einem habech, den einen vie der von Präbant, Der ander sich künde in die lüfte winden. Die „timpen- tampen“ man üf sluoc Da von sich der reiger in die höhe truoc, So verre hin üf, daz er wart sehens irre. Ein schons buchlin 8v; Wann der vogel nit entfliehen mag / so jagt man jn auff mit ruffen unnd mit geschrey / oder mit tambüren. Bei der großen Aufregung, die das Steigen und Kämpfen des Falken verursachte, brach sich die Stimme leicht Bahn. 7 98 Dieses anfänglich wahrscheinlich unregelmäßige Schreien und Zurufen mag sich dann mit der Zeit in eine Art von weid¬ männischen, feststehenden Zusprüchen umgewandelt haben. So gibt die Falconaria den aus dem Französischen über¬ nommenen Ausdruck: cluse! cluse! als Terminus an (vgl. Sachs, Encycl. Wb. I 294: cluse! vom Verbum cluser, Zuruf des Falkners an die Hunde, Rebhühner aus dem Busch zu treiben; und Littre, Dictionnaire de la langue framjaise I 649). Fal¬ conaria 18: Wenn er aber nach dem er es (Repliun) hat zur Erden getrieben / widerumb zu dir üeugt / so hüte dich daß du ihn nicht annehmest / sondern pickire nach dem Ort da es sich gelägert / und ruff / Cluse, Cluse, welches ein Ter¬ minus / so in dieser Jagd gebräuchlich ist. Als Lockruf zur Rückkehr auf die Hand oder aufs Feder¬ spiel bietet uns schon „der Minne Falkner“ 79 den wohl¬ lautenden Zuspruch: iu schoch! iu schoho! der wohl unter Hin- und Her¬ schwingen des Vorlasses mit gedehnter Stimme gesungen zu denken ist: Und schrai laute nach dem valken: Ju schoch! iu schoho! ob ers hören mochte. Dieses iu ist der dem mhd. jüwen = iü rufen, nhd. juchzen zu Grunde liegende Natur¬ laut. [So in Hadamars „Jagd“ Str. 315: vil jägerknechte riefen: iu! iu!] Falconaria 16 wird der Ruf: Jo! Jo! empfohlen; auch vallauß! vallauß!: begibt er sich in die Ferrne / so schwing den Luder einmal und ruff* jhm zu: Jö! Jö! oder Vallauß / Vallauß! und wenn er darauf widerkompt / so verberg den Luder. Fleming II 322: . . . kann man . . . ihm zuschreyen: Jo, Jo, und ihm die an der Seite habende Flügel, oder das sog. Luder vorzeigen. Hartig I 65 bucht hilo! als Lockruf für den Falken. Als Zuspruch bei der Ätzung kennen Döbel II 190, Heppe 306 und Onomatologia 3, 222: Rup an, Männchen! In: „Hyrnach volget wie man die valken czyhen, halden und locken sali“ lesen wir: du salt yn oucli verren in den wint locken und ducken das ist ym gut. — In diesem ducken erkennt Perger sehr richtig den Naturlocklaut: duck! duck!, da an ein „siclulucken“ aus begreiflichen Gründen nicht zu denken ist (duck! duck! ist heute noch lokal Lockruf, vor allem für Enten und Hühner). Das Wild wurde, besonders im Mittelalter, teils durch Trommellärm aufgescheucht, teils durch Hunde aufgespürt und 99 aufgestöbert. Im 17. und 18. Jli. scheint man nur Hunde be¬ nutzt zu haben. Der „wint“, Beizwint, Habichtwint, Falken- wint, das Wintspil (vertragus), erscheint als eine besonders als Stöberhund geeignete Art. Lanzelot 7174: Sin fuort er sperwaere Von maneger mü?e wol ge¬ tan. Man säch ir pherit schone gän. Mit demselben stolzen kinde Liefen zwöne winde, Wan sie sie durch baneken üz reit. Biterolf 7414: Sie gap mir zwene habeclie guot Und dar zuo einen beizwint. Biterolf 6976: Bi den liabechen zöch man bie Daz aller beste wintspil. Sachsenspiegel 3, 47, 2: Singenden vogel aber und clemenden und winde und hezzebunde (und bracken), mac man wol gelden mit eime iren glichen, der also gut si, ab man ez geweret uffen heiligen. Ein scbons buchlin Csa : Der groß vogel paissen wil / der darff wol des habich winds darzu der von gesiebt ein babicb wind sey. Tappius 63: Hinforth wollen wir auch sagen von den Winden und Hunden / so mann zu den habichen gewehnet Feyer- abend II 4: Wind und Windspiel. Crescentius (1583) 430: Ein Falckner soll zu seinem Weidwerck und Vogelbeissen auch gute Winde und Hunde haben / welche vom Gesicht gute Falckenwinde / grauw oder falb / weidenlich auff dem Felde / auch leise und scharpffhörend seyen. Falco- naria 36: und braucht man die Winde zum auffwecken. Und noch Schröder 384: Winde. Vogelhund hatBiterolf 7055: Nu hoert ouch umb den vogel- hunt, Von Machsami was e der stunt Diu halse körnen, die er da truoc, Dar inne steine ouch guot genuoc Ahzic lägen unde dri. Ein edel borte üz Aräbi Was des vogelhundes seil. Mynsinger 20: . . . und begirig machen in gegenwürtikeit der vogelhund. Mynsinger 7: Beizhund (paisshund). Stöber (in der Form Staeiber) bringt Feyerabend II 4. Hohberg 771: Stöber. Dem Namen nach ein Vorgänger des modernen Vorsteh¬ hundes, ist der vorliegende Hund eine sehr alte Bezeich¬ nung. So heißt es bereits in dem Landfrieden von 1395, daß alle unter Frieden gestellt werden sollen, welche Waidwerk trieben „mit Falcken, Habichen, Blafusen, Sperwern und mit vierligenden Hunden“. (Gudenus cod .dipl. III 459, angeführt bei Landau 328.) Aus einer hessischen Urkunde vom Jahre 1467 (Landau 333) erfahren wir, daß Landgraf Heinrich III. der Herzogin Agnes von Braunschweig schrieb, daß er „Plaefueß zum verlyenden Hunde“ bedürfe. Und im Februar 1509 kommt Hans Arm „vorleigen Hunder“ mit 2 Pferden und seinen Vögeln nach Ebsdorf; und eine Nachricht vom Dezember d. J. sagt: Mondag nach Lucie ist Hans Arm Velcnere mit II Fperden und mit vorleigen Hunde gein Bprghen körnen und dasselbst Weigewerg getriben XVII Tage und haid — mit sambt Hunden und Vogel — verzeert (Landau 334)*). Stumpf 613 b bucht *) Der Falkner wurde daher unter Ludwig II. kurzweg „virlygende Hunder“, und im Jahre 1509 „vorleigen Hunder“ genannt. 7 * 100 „verlegne Hund“. Landau 333 erweist einen Reiherwind oder Reiherhund der hess. Falkner des 16. Jh. Die Fangapparate für Raubvögel. Die Wildfänge fing man mit Netzen, Leimruten und Schleifen oder Schlingen. Als Lockmittel diente ein lebendiger Vogel, meistens eine Taube. Mynsinger 12 schreibt: — und man vächt sy (Hofer- falcken) auch mit ainem reittenden netze und mit dem vogel, der da swemmer oder Mauser haisset. — Hier steht „reiten“ in dem in alter Sprache häufigen Sinne von „in schaukelnder oder schwingender Bewegung sein“. Sehr beliebte Fangnetze waren die Wände und das Spinnweb, beide schon um 1490 bezeugt. Petrus de Crescentiis (1490) X: Du solt haben zwey lanng netz ge¬ nannt die wänd / die die außbreitten auff wisen / oder aecker j unnd nit weit von wassern / als weit voneinander / beinahe als sie breit sind. Ir ieglichs sol habenn zwen stab die es heben wann der gemein strick ge¬ zogen würt ... Gesner 123: Habichen Falcken / und alle raubvögel / darzuo kleine vögelin zefahen mit grossen netzen die man wänd / und mit kleinen so man Spinnweb nennet.. . Aitinger 3; Hohberg 767: Sie werden offt auf den Voegel-Tennen mit den Wänden gefangen / wann sie auf die Läuffer und Ruhr-Vögel stossen wollen / auch mit Schlag-Netzen im Flug gefangen. Kriinitz unter Falk 135: Die Falken fängt man auf unterschiedene Weise, und zwar, wie alle andere Raubvögel, mit aufgerichteten Garnen/Wänden, Rinnen, Schleifen, Leimruthen und mit Habichtsfängen. Das Spinnweb war aus feinsten Fäden verfertigt. Petrus de Crescentiis (1490) X: Andere netz sind genannt spinweb / gar behend / die nit leiclitlicli gesehen werden im lufft / mit den facht man vil vogel . . . Feyerabend II 47: Mit den Netzen / so man Spinnweb nennet / mag man allerley Vögel fahen / Diese Netze seyn sehr subtil / daher sie auch nicht leichtlich / wann sie im Lufft auffgespannt stehen / zu sehen seyn. Schlagnetz bucht Hohberg 767; Habichtnetz Fleming II 154. Ein an vier Stangen aufgestelltes, aus grobem Zwirn ge¬ stricktes Garn ist der Stoss oder das Stossgarn. Döbel II 165; Onomatologia 4, 917; Heppe 302; Falkenstoss Heppe 141. Habicht-Stoss hat Jägerhaus 40; Aitinger 2 bietet Rinne, das nach späteren Autoren^o viel ist wie Stoß: Die Rinnen seynd leichte und weite Netzlein über einen Hasengarnstock gestricket . . . werden Rinnen genennet / weil der Habicht in vollem Flug hinein rennet und faellet. Vgl. auch Döbel und Laubes Brevier 291: Rinne (Rönne). Döbel 2, 169: Die Raubvögel, Blaufuß, Habicht und dergleichen, in dem Stoß oder Rinne zu fangen. Notabilia Venatoris 131: die Rinne. Habichts-Rinnen f. pl. haben Fleming II 324 und Jacobsson, Techno!. Wb. 6 S. 5 a (angeführt im D. Wb. 4, 2, 93. Eine ähnliche, wahrscheinlich aus Böhmen stammende, aus zwei Stöcken und einem Garn bestehende Falle, hieß der Böhmisch, Böhmsch, Bömsch. Döbel 2, 169 (Bömsch); Ono- matologia 1, 347; Heppe 94 (Böhmische). Hinaus drei zusammengewachsenen Holzspitzen verfertigtes Gestell mit Schlingen zum Fange der Raubvögel auf dem Horste war der Bock; Döbel II 164; Heppe 93. Speziell für den Habichtsfang berechnet ist der Habichts- Korb, eine Art Schlagnetz: Fleming 153; Notabilia Venatoris 131; Döbel I 145; Heppe 302. Bei Krünitz unter Falk 135 und Gatterer II 30 heißt er Habichtsfang. Sehr alt und beliebt ist auch die Anwendung von Leim¬ ruten (auch Leimbinde, Leimspindel, Leimspille); vgl.Kehrein 201 und D. Wb. 6, 701. Petrus de Crescentiis (1490) X gibt uns eine Beschreibung: Auch in der weise werden falcken und habich gefanngen / das du starcke leimrutten in die erd steckest, drey oder vier . . . oben nahe zu einander gebogen und darzwischen ein hun / vogel oder stuck fleisch gebunden . . . Döbel 2, 213; Onomatologia 2, 670. Eine interessante Fangvorrichtung für Habichte und Falken ist der Sattel, wobei einer Taube Schlingen oder Schleifen auf dem Rücken befestigt wurden, so daß der darauf fallende Raubvogel sich in diesen fing. Fleming 153; Notabilia Vena¬ toris 131: — und werden dann in Habicht-Körben, Rinnen und Satteln, das ist auf einer Taube welcher man Haarschlingen mit einem Leder auf dem Rücken macht, gefangen. Döbel II 166; Heppe 309. Schröder 325 führt als Falle Klob-Ruten an, die jedoch sonst mehr zum Fange kleiner Vögel, wie Meisen, benutzt wurden: Ingleichen wenn man zwey Klob-Ruthen in die Erde oben gegen einander stecket und hernach eine Taube oder ander Thier gebunden behaltend / und den Habicht so drauft fallen lässt. Vgl. D. Wb. 5, 1215: Der klobe, k’oben, eine Yorrichtung zum Vogel¬ fang, eine Fussfessel für die Vögel. Der klobe, zu nihd. klieben stv. spalten ist ein gespaltener Stock, bei Frisch 1, 524 a; baculus aucupatorius fissus. — Ferner ygl. mhd. klobe swm. Lexer 1, 1628 und reiije klobe, rei^el-klobe Lexer 2, 400, 401. Fortpflanzung der Raubvögel. reihen, nach der Begattung verlangen, sich begatten (nach dem D. Wb. 8, 654 dem ags. vrihan bedecken entsprechend) wird allgemein von Vögeln, besonders aber Wasservögeln ge¬ sagt. So mittelrhein. raijen und reihern (Kehrein 234): vom Männchen des Geflügels gesagt: das Weibchen treten. Weigand 2, 457 belegt es aus dem 15. Jh. in der Form reygen, nach Begattung verlangen. Jedoch auch für die Falken ist reihen (und die zugehörigen Substantiva die vogelreye, das vogelreyen) aus dem 16. Jh. belegt. Ein schons buchlin C 4 b : underweyl gillt er als ein ar / das thuot er gern in dem lentzen so die vogel reygent und auch von vayßkeit wegen; und C 3 a : Der habich ist erger vahende ze machen in demm lentzen dan des herbstes das kompt von der vogelreye die dan ist. wan ein yegklich vogel wie sere man jn dan spendet / so ist er doch geyle. Tappius 39: unnd von dem vogelreyen her ist er auch desto geyler. Das zugehörige Adjektiv ist reisch, also von reihen aus reihisch über reiisch entstanden; von reisch wiederum abge¬ leitet ist das Verbum reischen, im Sinne von reihen, reisch und reischen wird zunächst auch nur von Vögeln gesagt, später aber übertragen auf andere Tiere; im 16. Jh. heißt es niederl. ruyssen = läufig sein; Schweiz, räusch, reisch = geil, vom Geflügel (Kehrein 233). Vilmar im hess. Idiotikon be¬ legt die Form reusch für das Hessische, reischen tritt heute Schriftdeutsch in der Form rauschen, vom Schwarzwild gesagt, auf (daher auch: Rauschzeit). Wir haben das Wort schon oben kennen gelernt in „Rauschhaube“ für „Reischhaube“. Gesner 157: — wenn die Falken so sy brünstig oder reisch sind / jres gleychen nit habend oder bekommen moe- gend . . . Gesner 122: Zuo der zeyt aber da die vögel reischend / versammlend sich alle raubvögel zuo dem Asture . .. Gesner 5 a : die reische, vom Adler gesagt . . . *) Für das Ansbaclische bucht Pacius (1756) 466 reischen: Solcher Vermischung geschieht, wenn Falcken von verschie¬ denen . . . Arten, wann sie reischen, Zusammenkommen. In¬ brunst stm. und inbrünstig bietet Ein schons buchlin C 4 a . brunst und brünstig für Falken bei Gesner 124 und 157. sich vermischen für „sich begatten“ wird von der Onoma- tologia als weidmännisch angegeben. Hohberg 770; Pacius 465. *) Seite 106 ^ sagt Gesner reisch vom Auerhahn. 103 XD Für das Schreien der Falken, vor allem während der Heckzeit, sind die schallnachahmenden Wörter gillen (gellen stv.), kirren (kerren stv.), giffesen sw. bezeugt, falzen während der Reischzeit bietet Pacius. Ein schons buchlin C 4 a : Und- erweylen schreyet oder giffeset der habich; C 4 b : underweyl gillt er als ein ar. Feyerabend II 27: und wann ein Vogel mit einem sehr grossen geschrey und kirren auff den Raub fället . . . Pacius im Wörterbuch „falzen, schreien während der Heckzeit“. Danach auch Nemnich. Das Schreien der Jungvögel nennt Pacius 221 lahnen: Die* Nestling lahnen und machen auch den Bec mehr auf, als die Deckling. Beizvogelnamen. Die gemeinsame Bezeichnung aller Beizvögel ist seit dem 15. Jli. Raubvogel. Crescentius (1490) X 14; Tappius Kap. 4; Feyerabend II 3. Im 17. Jh. und im Beginne des 18. Jli. begegnet sporadisch Weidvogel; später verschwindet das Wort, Hartig, Kehrein und Dombrowski führen es nicht mehr an. Falconaria 10; Florinus 219; Fleming II 184 (Weyde-Vogel). Beyssvogel bietet Sebiz 560; Beitzvogel Onomatologia I 282. Beizer (beizaere) für Beizvogel bei Mynsinger 35. Die Bezeichnung Stossvogel, Stösser ist wohl nicht als Falkner¬ wort anzusprechen, sondern ist volkstümliche Benennung aller Arten von Raubvögeln, die auf ein Tier herabstossen (siehe auch Kehrein 286). Onomatologia III 516: Stoßvögel, Stösser heissen überhaupt alle diejenigen Raubvögel, welche sich mit Gewalt aus der Luft auf die gesehene Beute von anderen Thieren gleichsam herunterstürzen. Heppe 355; Gatterer II 24; Bechstein II 274. Federspiel, mhd. vederspil stn. in der Bedeutung 1. Beiz¬ vogel, 2. eollekt. Beizvögel ist im Mittelalter (neben der Be¬ deutung Beizjagd) sehr gebräuchlich. König Rother 298: scal unde vedirspil, des ist in minis lierren hovevil. Parton. 2571: . . . Die stangen vol mit vederspil, Der valken und der ha- beche vil, der sperwaer und smerillen. Reinfried 1644: Alsam ein junge^ vederspil. Tristan (Golther) 2164: da waeren valke veile und ander schoene vederspil; 5354: ir hunde und ir vederspil daz haeten sie ze handen. Schwabenspiegel (Wacker¬ nagel) 198: Diz ist von wilden vederspil. hat ein man häbke 104 oder sperwaere oder ander vederspil; . . . Hyrnach volget wie man die valken czyhen . . . sali 355: Allerley stendem vedir- spil ist allerley as gut; 356 (vedirspile, Plural): . . . und salt yn setcen von andern vedirspelen, das her nicht schuende werde . . . Mynsinger 36: Und der Sperber under allem veder¬ spil . . . • Wenn nun das Deutsche Wörterbuch und nach ihm Kehrein angeben, daß Federspiel in der Bedeutung Beizvogel im 16. Jh. selten vorkommt, so irren sie insofern, als noch in einigen sehr wichtigen Quellen Federspiel in diesem Sinne begegnet. So in Ein schons buchlin A7 b : ... wah der habich unnd auch ander federspil wirdt davon mager. „Falkhen zu fahen“: salt dein vedirspil vor in dem leybe weichen . . . Tappius 8 (für Habicht); Meurer (1560) 49: Hat einer ein Habich oder ander Federspil . . . Feyerabend II 39: Alt Hüner Aass / macht das Federspiel mager. — Seitdem tritt allerdings Federspiel nur noch in der Bedeutung Vorlaß, Luder auf. Habech-spil, zur Jagd abgerichteter Habicht, belegt Lexer I 1130 aus Roth denkm. (63, 72). Im Sachsenspiegel 3, 47 2 heißen die Beizvögel mit einem juristisch-technischen Wort: clemende Vögel, von klemmen swv. mit den Klauen packen (Lexer 1, 1619): Singenden vogel aber und clemenden und winde und hezzehunde (und bracken), mac man wol gelden mit eime iren glichen . . . Durch den Import ausländischer Falken und Vermischung einzelner Arten entstanden häufig neue Falkennamen, die meist nicht konsequent angewandt oder ebenso häufig nicht verstanden in der alten Nomenklatur fortwährend Unklarheit und Verwirrung hervorriefen. Es ist daher manchmal geradezu unmöglich zu entscheiden, welche von den von unsern modernen Ornithologen anerkannten Spezies bei den alten Autoren gemeint sind. Meist ist in der mittelalterlichen Fachliteratur die Einteilung in zehn verschiedene edle Arten durchgeführt. So hei Albertus Magnus: 1. sacer, 2. gyrofalco, 3. montanarius, 4. peregrinus, 5. gybbosus, 6. falco niger, 7. f. albus, 8. f. rubens, 9. f. qui habet pedes azurinos, 10 f. parvus qui mirle vocatur. Hierzu kommen bei Albertus noch drei Arten unedler Falken und durch Kreuzung edler und unedler Vögel weitere drei Arten. — Die Namen Verwirrung beruht hauptsächlich auf der Einführung ausländi¬ scher Vögel, auf Vermischung einzelner Arten, auf dem manchmal erheb¬ lichen Größenunterschied zwischen Weibchen und Männchen, der wechseln¬ den Farbe des Gefieders und der Fänge. So hat man im Laufe der Jahr¬ hunderte unter dem Blaufuß verschiedene Arten verstanden. Das Wort paßt semasiologisch auf den jungen Gerfalken, den Saker und den Lauer, und doch scheint der mittelalterliche Falkner keinen dieser drei edelsten Falken damit gemeint zu haben. Erst seit dem 16. Jh. weisen verschiedene Indizien darauf, daß man unter ihm jetzt den Saker oder Laner verstand. Heute ist die Bezeichnung sogar auf einen Falken übergegangen, der nie- mals „blaue Füße“ hat — den Wanderfalken. Einer sicheren Erklärung harrt ferner der Weißfalk, der falco albus des Albertus. Den Kohlfalken, Bergfalken, Steinfalken, Edelfalken der Alten können wir mit einiger Sicherheit als den Wanderfalken ansprechen. Zahlreich sind die (meist volkstümlichen) Namen, mit denen je nachdem bald der Gerfalk, bald der Saker und Laner, der Wanderfalk, der Schmerl, der Lerchenfalk, bald auch der Habicht und Sperber bezeichnet wird, wie Großfalk, Stöcker, Taubenfalk, Taubenhabicht, Schwarzbacke, Weißbacke, Steinfalk, Stoßfalk! Stößer, Hühnerstößer, Lerchenstößer u. a. m. Ich verweise auf die jeder Gattung vorausgesetzten Synonyma bei Brehm und Naumann. Der Gerfalke, falco gyrfalco, it. gerfalco, span, gerifalte, prov. girfalc, frz. gerfaut. Schon unsere ältesten Autoren suchten den Namen, manchmal wunderlich genug, zu deuten. So Kaiser Friedrich II., üb. II Kap. 4: Girofalco enim dicitur a Hiero, quod est sacer, inde girofalco id est sacer falco, vel a Kyrio, quod est Dominus, inde Kyrofalco, id est Do¬ minus falco, secundum Graecam linguam. — Eine dritte, von späteren Autoren häufig akzeptierte Deutung gibt Albertus Magnus Kap. 7: et di¬ citur gyrofalco a gyrando, quia diu gyrando acriter praedam insequitur. — Und hiernach Mynsinger 8 Zwirbelfalk: ... als ain zwirbelfalck . . . wann sein aigenschafft ist, das er sich an der paiss in dem absteigen zwirbelt alsslang bis er den vogel, den er paisset, geschlagen und ge- paissen mag. Aldrovandus VII 243 b führt die Erklärung des Albertus Magnus wohl an, doch hält er den Zusammenhang des Wortes mit dem deutschen gir, gier, und geren appetere für die einzig richtige, aus dem Deutschen hätten es dann nach seiner Meinung die Italiener und Franzosen entlehnt. Eine kurze Zusammenstellung der neuesten Deutungen dieses viel¬ umstrittenen Wortes gibt Suolahti, Vogelnamen 334, worauf hier ver¬ wiesen sei. Nach Suolahti a. a. 0. ist der natürlichste Ausgangspunkt für die Erklärung des Namens die nord. Form geirfalki, die seit dem 12. Jh. belegt ist. Er knüpft an die Färbung des Gefieders an, welches beim ausgewachsenen Isländer weiß und mit Schaftstrichen dicht bestreut ist, die wie Pfeilspitzen aussehen. Der erste Teil des Kompositums wäre dann als anord. geiri „speerförmiges Stück, Striemen (ahd. göro, ags. gära) an¬ zusprechen. (Vgl. norweg. gerestud „Stute mit weißen Füßen“, geret „mit weißen Striemen“ [vom Vieh], schwed. geret „weißrandig“, ger [gera] „Ochs“ [Kuh], der weißgezeichnet ist.) In deutschen Quellen ist der Name seit dem 14. Jh. be¬ zeugt. Zuerst als gerualch in cod. Mellic. K. 51, 242 (ahd. Glossen III 23 22 ). Der Minne Falkner 25: gerfalken, bilgrim, spengel stainfalken, smirün im mugent nicht geleichen. Ha¬ damar 176: Gerfalke. In der umgedeuteten Form greiffalk (= mlat. grifalcus) bei Konrad von Megenberg 185, greyffalk im Vocab. theut. (1482) S. m 7 a . Crescentius (1490) X 14: Gyrfalckus; Tappius 10: Geyrfalck; Hess. Urk. 1543 (Landau): Gerfalkh; Eber und Peucer Ee b : gyrofalco; Gesner: Gerfalck oder Gierfalck; Sebiz 604 und Feyerabend II 14: Gerfalk; Hess. Urk. vom Jahr 1592 (Landau): Geerfalck; 1600: Gehr- üfe; — 106 — falken und Geyerfalken; Schwenkfeld (Ther. Siles. 1603): Gier Falck, Ger Falck; Aldrovandus VII 243 h : Girfalco, Girifalco, Gierfalc, Gerfalck; Henisch (1616) 260: Gierfalck, Gerfalck; Hess. Urk. (Landau 1630): weiße isländische Gervögel; Pomay (1671): Geyer-Falck; Pacius439: Ger-Stuck, Ger-Falck; Ono- matologia I 666: Gerfalcke; Bechstein II 308: Geyerfalke, Gierfalke, Geyer, Gyr- oder Gerfalken. Weitere Synonyma sind: Stoßfalke bei Eber und Peucer (1552). Reiherfalk bei Schwenckfeld (1603) (Regerfalke); Henisch (1616); Bechstein II 308; in hessischen Urkunden aus dem Ende des 16. Jh. (Reyer-Falck), Landau 331. Grosser Falk bei Aldrovandus VII 243 und Bechstein II 308. Naumann (Naturgesch. der Vögel Mitteleuropas, herausg. von Dr. Carl R. Hennicke in Gera, Gera-Untermhaus 1897 bis 1905) V 81 ff. unterscheidet zwei Arten Jagd- oder Gerfalken: den kleinen Gerfalken, Gerfalk schlechthin (falco gyrfalco) und den großen oder isländischen Gerfalken, isländischen Jagd¬ falken, weißen Jagdfalken oder Gerfalken (falco gyrfalco islandus). Albertus Magnus Kap. 11 führt außer dem gyrofalco einen falco albus „a Septentrione, a regionibus Norwegiae et Sweciae et Estoniae“ an, der dann, in Anlehnung an ihn, bei Myn- singer 13 (weiss falck), Schwenckfeld 259 (Weisser Falck oder Moschowitterischer Falck), Gesner 155, Jägerhaus 38, Ono- matologia I 666: Weisser Falk heißt. Mit dieser „sibenden edlen Zucht“ Mynsingers ist eine Varietät des gyrfalco ge¬ meint. Pacius übersetzt blanquer Falck. Der Laner, falco laniarius (bei Naumann V 95 Feldeggs¬ falke, falco Feldeggi), frz. faucon lanier, it. lanario. Die Namen Laner und Saker werden von den modernen Ornithologen oft derselben Spezies beigelegt. Nach dem neuesten Stand der Forschung scheinen F. sacer und F. Feldeggi „zwei Lokal¬ varietäten einer gemeinsamen Spezies“ zu sein, und zwar ist der Laner etwas kleiner als der Saker ... In unseren alten Quellen sind stets beide Bezeichnungen verschiedenen Arten zuerkannt. Die alten Autoren faßten verschiedene Raubvögel unter dem Namen „lanarius“ oder „laniarius“ zusammen. Kaiser Friedrich II. lib. 2 Kap. 28 verstand unter den „lanerios“ „falcones minores gentilibus falconibus ab¬ solute“ und Albertus Magnus Kap. 8 S. 181 sogar den unedlen Bussard und den Turmfalken (tinnunculus). An Albertus schließen sich in ihrem Urteil Mynsinger und Gesner an, welch letzterer dem lanarius sogar die Attribute „unedel und Pawrenfalck“ zulegt. Aldrovandus V 197 sucht dem Worte zwei Deutungen zu geben: Nomen hoc, Lanarius, ut iam dixi- mus, diversis et admodum inter se discrepantibus Avibus tribuitur . . . Dicitur autem Lanarius, ut coniicio ä laniandis Avibus: vel quod plumas multas, densasque molles lanarum instar habeat, unde quibusdam genus quoddam Lanii etiam Molliceps dicitur. Italice vocatur Laniero, a quo Latina terminatione vox Lanatius conficta videtur. Alioquin, ut dixi, etiam Buteo albus, et Falco albus vocatur. Gallorum vero Lanier ab hoc et caeteris omnibus diversus est. Germani quidam peregrinum vocabulum imitantes, Lanete dicunt. — Die beiden obigen Deutungen des Namens bringt auch die Falconaria. Nach den ältesten Quellen zu schließen scheint der deutsche Falkner des Mittelalters unter diesem lanarius nicht den edlen Lanier, den Falco Feldeggi Naum. verstanden zu haben. „Gallorum vero Lanier ab hoc et caeteris omnibus di¬ versus est“ (Aldrov. V 197), und so sehen wir, wie der Name Laner durch Übersetzung französischer Fachwerke seit dem 17. Jh. bei dem deutschen Falkner, wenigstens in der Literatur, wieder zu Ehren gelangt und, wie im Französischen, einen edlen Falken bedeutet. Albertus Magnus Kap. 15 (lanete — lanarii); Frid. II. lib. II 28: lanerii; Mynsinger 13: Laner; Gesner 155: Lanet; Sebiz 609: lanet, und zwar lanier das Weibchen, laneret das Männchen; Feyerabend II 14: Lanetenfalck, Lanierfalck, Lanet- falck; Aldrovandus V 197: Lanete; Falconaria 22: Lanier, 38: Lanierer Passagier; Hohberg 769: Lanet; Jägerhaus 38: Lanete; Fleming: Lenier; Pacius 464: Lanete; Beehstein II 296: die Lanette. Ebenso alt und häufig angeführt ist die Bezeichnung Schweimer oder Schwimmer für den lanarius nach dem Flug- bilde. Ob und wie weit diese Bezeichnung entweder dem edlen Laner oder einem derer von Buteo zukommt, ist wegen des Schwankens unserer ältesten Quellen hinsichtlich ihrer Stellungnahme zum lanarius schwierig zu entscheiden. Albertus Magnus Kap. 8: sweimer; Mynsinger 12: swemmer; Gesner 149: Schwemmer, 155: Sehweymer, Sweimer; Falco¬ naria 37, 22: Schwimmer. Aldrovandus V 197: Alii Alberto et Murmellio Germanis testantibus Swemere vocant; pro quo nonnulli Scweimer scribere malunt, fortasse quod in aere suspensus, veluti natare videatur. Nam Scliweimen, ut su- periores Germani, vel Swemmen, ut inferiores scribunt, ipsorum idiomate natare significat; 198*>: Schwimmer. Hohberg: Schweimer; Jägerhauß 38: Schweimer; Fleming: Schwimmer; Pacius 218: Schweimer (Lanete); Onomatologia: 108 Schwimmer; Nemnich I 1579: Schwimmer: [Falco lanarius, früher in Frankreich und Spanien sehr geschätzter Beizvogel, der sich jetzt nach der Tartarey zurückgezogen zu haben scheint]; Bechstein II 296: Schwimmer (Swimern, Schweymer). Weitere Synonyma sind bei Nemnich und Bechstein: fran¬ zösischer Würger, und bei Bechstein: grosser Schlachter. Vgl. Adelung 4, 93: Schlachter, ein Nähme einer Art Falken, wel¬ cher grösser ist, als der edle Falk, und schönere Flecken hat als der Sackerfalk. Falco lanarius, ohne Zweifel wegen der Art, wie er seinen Raub behandelt*). Auch der Laner trägt, wie der Wanderfalke, häufig die Bezeichnung Schlechtfalke. Der Sakerfalke, falco sacer, mlat. sacer, ital. sagro, frz. span, sacre, mhd. sacker. Nach den neuesten Forschungen ist dieses Wort nicht, wie man früher allgemein annahm, das lat. sacer = heilig, sondern die ganze Wortsippe ist entlehnt aus dem Arabischen, wo der Vogel saquer el hör’ oder saquer el ghazel heißt. Das Wort ist zur Zeit der Kreuzzüge zu¬ gleich mit dem Vogel nach Deutschland gedrungen. Zur Her¬ kunft des Wortes vergleiche schon Schneider, aminadversiones ad Albertum Magnum pag. 90: Vocabulum Sacer a Ruthenico Sokol descendere, putabat Friscliius noster, sed cum Bocharto Hieroz. II 267 ab Arabico Saker, i. e. avis perspicax, derivare malo. Wolk. 18, 4: sagger; 18, 4, 1: sacker-valke. Kaiser Friedrich II. schätzt ihn nicht so hoch wie den Gerfalken, während ihn Albertus Magnus an die erste Stelle der edlen Falken stellt, und im Anschluß an ihn Mynsinger und Gesner. Vgl. Minne Falkner 25: ich wil geswigen sackers und ouch blaufuozzen; ferner 11, 82, 83; Mynsinger 7: Sacker- falck; Gesner 150: Sacker; Sebiz 610: Sacker (Männchen), Sackere(Weibchen);Feyerabend: Sacker; Schwenckfeld: Sacker, SockerFalck; Aldrovandus: Sacker — SockerFalck; Falconaria: Sacer-Falck; Jägerhauß: Sacker; Hohberg: Sacer; Schröder: Saekr; Pacius: Sacre-Falken; Onomatologia I 666: Sacre, Sacrifalck, Sackerfalck; Nemnich: Saker, Sakerfalck, Soker- falck. In einigen Quellen, so schon bei Gesner, heißt er auch Stockahr, Stockaar, oder mit Abschwächung der nebentonigen zweiten Silbe Stöcker (aar hier in der ursprünglichen Bedeutung jeder größere Raubvogel), stoch-aro, stoc-ar begegnet schon *) Schlachter heißt bei Sebiz 569 auch ein reißender Bär. 109 in Glossen des 11. und 12. Jh.; vgl. Graff, ahd. Sprachschatz 1, 433. Bartsch führt den stok-ar aus einer Handschrift des 13. Jh. in Germania 8, 47 an. Im Märchen vom Zaunkönig (Handschrift des 15. Jh.) heißt er Stockar (Bartsch in Ger¬ mania 7, 185). Wie schon Aldrovandus VII 241 richtig angibt, kommt die Bezeichnung Stöcker dem Saker nicht zu: Quidam ineptius Stöcker dicunt. Die Bezeichnung Stöcker wurde vom Habicht, accipiter palumbarius, auf den Saker übertragen, wahrscheinlich wegen der ähnlich klingenden Namen. Der erste Teil „Stock“ in der Komposition hat, wie häufig bei Vogel¬ namen (Stockeule u. a. m.), die Bedeutung „Wald“ (Suolahti, Vogelnamen 325). Als man das zweite Element „er“ in Stöcker nicht mehr verstand, bildete man neu seit dem 17. Jh.: Stöcker Falcke (Schwenckfeld), Stockerfalk (Nemnich und Bechstein). In Stacker bei Feyerabend und Stack-Ahr (Jägerhaus) steckt das mundartliche (ndd. und luxeinb.) Stack für Stock (vgl. Grimm, D. Wb. 10 2, 408 und 10 2, 587). Andere Synonyma des Sakerfalken sind: Stossfalke bei Schwenckfeld und Bechstein; Gross-Falk in der Falconaria und bei Bechstein; Kuppel bei Gesner; Koppel: Schwenckfeld; Kuppel: Aldrovandus; Kuppel: Jägerhauß; Koppel: Bechstein. Diesen Namen Kuppel erklärt Aldrovandus VII 241 a : Germani hunc Falconem peregrino vocabulo Sacker aut Sockerfalck vocant, vernaculo vero Kuppel, quasi copulatos, forte, quod venaturi plerumque bini volent. Der Wanderfalk, falco peregrinus. Der Name Wanderfalk rührt von dem Vorkommen und Wanderleben dieses Vogels über alle bekannten Teile der Erde her. Den ersten Beleg für das Wort Wanderfalk bietet Schwenckfeld, Theriotropheum Silesiae (1603) 258, also für schlesisches Gebiet: Ein wandet* Falck, gemeiner Falck, frembdling Falck. Dieses „wander Falck“ vom Jahre 1603 steht für diese Zeit isoliert da. Für das 16., 17. und 18. Jh. ist vielmehr „der Fremdling*, Fremdlingfalk“ die geläufige Bezeichnung für den „Peregrinus“, außer den vielen unten folgenden, auf andern Eigenschaften des Vogels beruhen¬ den Synonymen. Erst Nemnich und Bechstein am Ende des 18. Jh. buchen wieder Wanderfalk. Fremdling hat zuerst Gesner. Dann Feyerabend II 15: Man nennet jhn aber darumb einen Frembd- lingfalcken / Dieweil er im Fuerflug / wann er aus frembden Landen in ein ander frembd Land fleuget / auffgefangen wirt. Es ist kein lebendiger 110 Mensch unter der Sonnen / er sey gleich Christ / Türck oder Heyde / der da wissen mag / wo dieser Frembdlingfalck sein Näst und seine Jungen habe. Schwenckfeld 258: frembdling Falck; Aldrovandus YII 238: frembte Falck; Jägerhauß 37: Fremdling. Im Mittelalter heißt er nur pilgrin, bilgrim: Tristan 2201: ouch was da schoene vederspil, valken pilgerine vil . . . Minne Falkner 25: bilgrim; Lohengrin 3402: Pilgrin valke; Mynsinger 10: pilgrin falcken. Außer unter diesen drei Namen tritt der Peregrinus in der Falknersprache je nach seinem Aufenthalt, nach Aussehen und Brauchbarkeit als Beizvogel unter manchen andern Bezeich¬ nungen auf, zu denen wiederum im letzten Jahrhundert Jäger¬ namen hinzutreten, die sicher ein größeres Alter haben, aber erst von den modernen Forschern aufgezeichnet sind (so Wald¬ falk, Tannenfalk, Blaufalk, Schwarzbacken, großer Baumfalke. Vgl. Naumann 5, 95). So erkennen wir bei genauer Prüfung der alten Quellen in den dort angeführten Kohlfalken, Schwarzfalken, Bergfalken, Steinfalken, Edelfalken und Hagerfalken (Hoferfalken) den Wanderfalken wieder. Den häufig erwähnten Kohlfalken (oder Schwarzfalken) haben wir mit Bechstein wohl meist als das zweijährige junge Weibchen des Wanderfalken anzusprechen, welches eine meist schwarzbraune Oberseite hat. Vielleicht auch das ältere Männ¬ chen, dessen Unterseite mit zunehmendem Alter lichter, die Oberseite jedoch dunkler bis blauschwarz wird. Den Kohlfalken führen ferner an: Mynsinger (Schwartz-Falck); Gesner (Kolil- falck, Schwartz Falck); Schwenckfeld; Schröder; Jägerhauß; Onomatologia; Bechstein. Der Bergfalk, auch bei Bechstein, Brehm und Naumann ein Name des Wanderfalken, ist der falco montanus des Al¬ bertus Magnus. Mynsinger 6 bucht zum ersten Male perg- valck. Schwenckfeld 258: Berg Falck, Birck Falck; Gesner 152: Bergfalck, Birgfalck; Aldrovandus VII 246: Birghfalck; VII 214: Berghfalck; Hohberg 796: Berg- oder Bürgfalck; Jägerhauß 37: Berg-Falck; Onomatologia I 666: Bergfalcke; Schröder: Bergfalck; Pacius: Bergfalck. Auch Steinfalke ist bei Nemnich, Brehm und Naumann als Synonymon des Wanderfalken angeführt. Nach Mynsinger 18 ist er eine Kreuzung zwischen Pilgrin und „Hoferfalk“. Minne Falkner 25: stainfalken; Mynsinger 18: — und haisset der Stainfalck, wann er nystet in dem gepirg in den velsen und ist gleichzuhalten als der pilgrinfalck. Es erwähnen ihn ferner: Gesner; Feyerabend; Aldrovandus; Jägerhauß; Schröder; Nem- nich; Bechstein, bei welch letzterem Steinfalk jedoch das zwei¬ jährige Männchen des Sperbers bedeutet. Unter Edelfalk, dem falco gentilis absolute Kaiser Fried¬ richs II., versteht man allgemein einen gut abgerichteten Beiz¬ vogel. Da nun gerade der Peregrinus ein äußerst beliebter und schätzbarer Vogel war, so ist es erklärlich, daß die Be¬ zeichnung Edelfalk meist auf ihn beschränkt wurde und daß unsere alten Autoren, die hinsichtlich der Artbestimmung und Entdeckung neuer Spezies mit ihrer Phantasie nicht kargten, ihn bald als eine Spezies für sich hinstellten. Edelfalk be¬ gegnet zum ersten Male in der Minne Falkner 184. Der Edel¬ falke scheint nach Schöpffer 105, Anm. 1 das Männchen des Wanderfalken bedeutet zu haben, was hinsichtlich des bei Gesner 153 angegebenen Größenverhältnisses „kleiner als die Frömbdlinge“ stimmen könnte. Bei Feyerabend II 14 heißt er Adeiicher Falck, und bei Nemnich I 1567: falco communis, edler Falk, Edelfalk, Jagdfalk, Schlechtfalk. Die Bezeichnung Schlechtfalk hat der Wanderfalk bei den deutschen Jägern in der zweiten Hälfte des 18. Jh. So nennt Altmeister Döbel den Blaufuß auch Schlechtfalk (dieser Blaufuß ist für die da¬ malige Jägerwelt meist schon der Wanderfalk). Pacius über¬ setzt falcones gentiles mit „Schlechtfalcken“ und falcones gentiles peregrinos mit „fremde Schlechtfalken“. Onomatologia III 194: Schlechtfalke heißt bei einigen der Blaufuß. Adelung 4, 125: Schlechtfalke, eine Art Falken, welche auch Blaufuß und grosser Weißbacke genannt wird. In Sachsen kennet man zwey Arten Schlechtfalken, den kleinen und den grossen. — schlecht ist hier die hd. Form für schlicht im Sinne von „com¬ munis“, weil er „schlicht, häufig“ war im Verhältnis zum Ger- und Sakerfalken. Die Bezeichnung „Schlechtfalk“ ist schon im Beginne des 17. Jh. lebendig, nämlich in dem in der k. k. Hofbibliothek befindlichen, durch¬ gängig aus Miniaturen bestehenden „Paradissgart und Thierbuch . . .“ (angeführt von A. v. Perger in den Sitzungsberichten der k. Akademie in Wien 1859, Bd. 31 S. 389). In diesem Werke ist Tafel 17 bezeichnet mit „Schlechtfalkh“ und Tafel 18 mit „Ein Schlechtfalken Terz“. Auf den Wanderfalken folgt bei Albertus Magnus der Hoverfalk. Die Benennung bezieht sich auf den hover (= Höcker) des Vogels, Alb. Magnus Kap. 9: Gibbosum autem vocatur eo, quod propter brevitatem colli sui caput suum vix apparet ante iuga alarum suarum. Mynsinger 11: . . . haissent Hoferfalcken, und die Ursach des Namens ist das der valck von der (fünften) zucht hat als ainen kurtzen hals, das man den kopff vor den achsein seiner flügel, so sy erhöcht sind, recht als ob er ainen liofer habe, nit wol gesehen mag . . . 112 Gesner 154 bietet den Namen in der mundartlichen Variante Hoger- falck, Hagerfalck. Dieses Wort übernahmen (nach Suolaliti, Vogelnamen 337) die fran¬ zösischen Falkner, bei denen der hagar(d) dann später bedeutet: faucon, qui, ayant subi plusieurs mues ä l’etat sauvage, est devenu trop vieux pour s’apprivoiser et reste farouche (Hatzfeld-Darm steter 2, 1218). In der Form liagard machte sich das Wort seit dem 17. Jh. durch Übersetzung französischer Werke in der deutschen Terminologie wieder breit. Das D. Wb 4, 2, 153 sagt über hagard: „Die Form hagart für hagerfalk, die Frisch aus dem fürstenthum Mümpelgard beibringt, entspricht dem franz. faucon hagard, engl, haggard falcon, welches das franz. adj. hagard wild, stolz, böse enthält. Dieses adj. scheint auf deutsches hag-hart schlag¬ tüchtig, kampfkühn zurückzuführen zu sein, liagart könnte die ursprüng¬ liche form des falkennamens sein, hagerfalk, hogerfalk die spätere, aus dem bestreben entsprungen, sich das nicht mehr verstandene wort etymo¬ logisch zu verdeutlichen.“ Diese Annahme des D. Wb. ist jedoch nicht unbedingt zwingend, da der von Albertus Magnus für den Beginn des 13. Jh. bezeugte Falco gybbosus (lat. gibbum Buckel) auf ein sehr hohes Alter schließen läßt. Wir hätten demnach schon für die Zeit um 1200 ein volksetymologisches hoger valk, hager valk anzunehmen, was unwahrscheinlich ist. Man nimmt daher besser dieses hoger, hager (= gibbum) als ursprünglich an, und der Beschreibung des f. gibbosus bei Albertus, Mynsinger und Gesner nach kann man, wie in den bereits angeführten Synonymen: Schwarzfalk, Bergfalk, Steinfalk auch in Hogerfalk, Hagerfalk ein Synonymum für den Wanderfalken vermuten. Man vergleiche hierzu auch Brehm 6, 227 unter Wanderfalke die Stelle: Sitzend zieht er den Hals sehr ein, so daß der runde Kopf auf den Schultern zu stehen scheint. Pacius 222 unterscheidet den Hagard und den forschen Hagard. Forsch ist das franz. force kräftig, also ist forscher Hagard ein Hagard, der schon mehrere Male gemaust hat. Der Name Hogerfalk ist im 18. Jh. nur noch bei Schrift¬ stellern verzeichnet, die die alten Werke über Falknerei teils abschrieben, teils exzerpierten. Der Gestalt und Farbe nach ein Wanderfalke im Kleinen ist der Baumfalk oder Lerchenfalk, falco subbuteo. Die ältesten Belege für das Wort bieten ahd. Glossen in der Form boumfalco im Cod. Selestad. f. 109 b; bom ualko im Cod. Guelpherbyt. Aug. 10, 3, 4°, f. 89a; bom falco im Cod. sem. Trev. Rill 13, 105a. Mynsinger 18: päm falck; Eber und Peucer (1552): Baumfalck; Gesner: Baumfalck; Feyer- abend: Baumfalck; Hess. Urkunden vom Jahre 1577 (Landau): Baumfälcklein. Das Wort ist seitdem in sämtlichen Quellen angeführt und hat sich als Jägerwort bis in unsere Zeit erhalten. Seit dem 16. Jh. treten charakteristische Synonyma für den all¬ gemein beliebten Vogel auf. So finden wir schon für das Jahr 1510 in „ein schons buchlin“ E 4 a den Namen Stossfälklein. Diese Bezeichnung buchen ferner Schwenckfeld, Aldrovandus, Falconaria, Hohberg, Glorez, Onomatologia, Bechstein. Wegen f 113 seiner Brauchbarkeit auf der Lerchenbeize hieß er auch Lerchen¬ falk, Lerchenfälklein. So schon bei Schwenckfeld 261. Dann bei Hohberg, im Jägerhaus, bei Florinus, in der Onomatologia; Weissbäckchen wurde er, nach Bechstein, bei den thüringischen Jägern genannt. (Schon Pacius bucht den Namen Weißback, aber für das Schmierlein.) Weitere, wohl volkstümliche Synonyma, führt ßrehm an: Hecht- Falke, Schmerlfalke; und Naumann: Stein-und Stoßfalke, kleiner Bussard und kleiner Wanderfalke, kleiner Weißbacken, Schwarzbäckchen (wegen des schwarzen Backenstreifs), Habicht, Hacht, Lerclienliacht, Stößer, Schmerl, Lerchenstößer (Anhalt). Das Schmierlein, der Schmerl, der Merlinfalk bei Nau¬ mann, falco aesalon. Mit Recht sagt Albertus Magnus Kap. 14 von ihm: Hoc, autem genus licet a praeinductis quantitate deficiat, tarnen a nullo eorum deficit in audacia viribus suis proportionata ... — Der Name dieses kleinsten Beizfalken ist ein alter, bodenständiger Terminus der deutschen Jäger¬ sprache: mhd. smirl, smirlin, anord. smyrell. Den germanischen Namen des Vogels leitet Baist, Z. f. d. A. 27, 60 aus dem mhd. Fischnamen smerle, smerlinc (cobitis barbatula) ab, so daß also der Name des kleinsten Fisches, den man aß, auf den kleinsten Falken, mit dem man beizte, übertragen wurde. Aus dem Germanischen drang das Wort frühzeitig in die romanische Sprache ein: ital. smeriglio, smeriglione, afrz. esmeril, esmerillon, nfrz. emerillon. Aus dem Frz. stammen mittelengl. merlion, neuengl. merlin. Die ältesten Belege für das Wort bieten Glossenhandschriften des 11. Jh., vgl. Suolahti, Vogelnamen 338. Albertus Magnus Kap. 14 die Formen mirle und smirlin; Tristan 2203: smirlin; Minne Falkner 48: smirlin- terze; Mynsinger 15: Schmyrlin; Crescentius (1490) X 9: hismerli; Ein schons buchlin E 6 a : schmierlein; Tappius 2, 9: Hysmerlin; Eber und Peucer E 3 b : Schmirlein; Gesner 143: Mirlein oder Smirlein; Feyerabend II 25: Schmirlin; Aldro- vandus V 187: Smirle, Mirle; Falconaria: Schmierlin; Pomay 15: Schmiergel, 16: Schmierling; Hohberg 772: Schmerlein; Notabilia Venatoris 133: Schmerl; Florinus II 5, 218: Schmerl und Schmerlein; Pacius 183: Schmirlein; Onomatologia III 303: Schmerl; Nemnich I 1563: Schmerle, Schmerl, Schmerlein, Merle, Myrle, Smyrlin, Schmierling; Bechstein II 328: Schmier- lein, Schmerl. Schmierlein ist bald Maskulinum (besonders in den älteren Quellen), bald Neutrum. Da das Schmierlein mit dem Lerchenfalken oder Baum¬ falken sowohl an Gestalt als auch im Betragen große Ahn- 8 114 lichkeit hat, so findet sich für beide zuweilen dasselbe Syn- onymum. So nennt Pacius 462 das Schmierlein auch Wei߬ back, welches, wie oben ausgeführt, ein dem Baumfalken eigener Name ist. Florinus und Nemnich nennen es Lerchen¬ falk, Lerchenfälklein. Der Name Zwergfalke scheint erst seit der zweiten Hälfte des 18. Jh. gebräuchlich zu sein. In No- tabilia Venatoris 133 und Onomatologia III 303 heißt der Schmierl sehr treffend der Lerchenzuchtmeister. Bei Brehm und Naumann heißt er auch Steinfalk. Weitere Synonyma bucht Naumann 5, 111. Große Schwierigkeiten bereitet der vielerwähnte Blaufuss. Da die meisten edlen Falken in der Jugend blaue oder doch bläuliche Füße haben, und auf sie alle alsdann der Name Blau¬ fuß paßt, so war hinsichtlich der Artbestimmung eines so bezeichneten Vogels die Verwirrung gegeben. Daher nimmt es nicht wunder, wenn der alte Falkner, bewußt oder unbe¬ wußt, die Schwierigkeit umgeht, indem er den Blaufuß als falco cyanopos als eine selbständige Spezies hinstellte. — Im Mittelalter bis ins 16. Jh. hinein galt der „Blaufuss“ als ein nur wenig geschätzter Beizvogel. Albertus Magnus Kap. 13: Nomen falconum genus iam declinans a qualitate nobilium fal- conum est id, quod est hyacinthini pedis sive azurini. Der Minne Falkner 68: Sie hant groz underschaide blaufüe^ und edelvalke also spaehe ... Ez solten mit blaufüz^en Von ersten baissen lernen nu junge knaben. Im Märchen vom Zaunkönig (Hs. d. 15. Jh., mitgeteilt in d. Germania 6, 84): der Blofuoß. Mynsinger 4: Davon komt auch, das der selb falck mit den plawen füssen, den man nennet plawfüss, und selten zu der paiss als gut ist . . .; 15: Die Falcken von der Newnden edeln züchten haissent plawfüss. Seit der zweiten Hälfte des 16. Jh. versteht nach hessischen Urkunden der Falkonier unter Blaufuß einen allgemein bekannten und ge¬ schätzten Beizvogel. Ygl. Landau S. 275 ff.: Im Jahre 1592 verehrte Landgraf Ludwig „die Horst derer Blaufueß zu Epstein“ dem mainz. Domherrn Amant von Rauschenberg. — Herzog Friedrich Wilhelm von Sachsen schickte 1597 und 1598 jedesmal zwei in seinen Landen gefangene Blaufüße dem Land¬ grafen Moritz. — 1681 schickte Landgraf Georg II. zu Darmstadt seinen Falkner nach Oberhessen, um die Horste der Blaufüße und anderer zur Falknerei dienlichen Vögel aufsuchen und ausheben zu lassen. Im März 1661 werden Falkner zum Aufsuchen von Blaufüßen ins Land geschickt und die liess.-darmst. Verordnung von 1692 bestimmt noch ausdrücklich, daß „alle Falken, Blaufuß, Habich und Habichlin, so gefangen werden“, gegen eine Vergütung an den fürstl. Oberjägermeister abgeliefert werden sollen. Während, wie wir gesehen haben, im Mittelalter der Träger dieses Namens hinsichtlich seiner Art ungewiß ist haben wir wohl seit dem Ende des 16. Jli. den Blaufuß als den edlen Laner oder (nach Naumann) den Saker anzusprechen Feyerabend II 17: Der Lanierfalk ist fast in allen Landen ein sehr gemeiner Falk ... Die Falkonier haben allezeit lieber die Lanetfalken mit grossen köpffen, kurtzen Schnäbeln und „blauen Füssen“. Nach Junker, Hennebergsche Chronik (angeführt bei Lan¬ dau) haben die Blaufüße in Hessen im Beginn des 18. Jh. nur noch in den Trümmern der Burg Frankenberg gehorstet. Die zu häufige Nachstellung hat den gesuchten Beizvogel seitdem in Deutschland ausgerottet, resp. nach der Südwestecke Eu¬ ropas verdrängt. (Bekanntlich wurde er in Dalmatien im Jahre 1829 von dem österreichischen Baron Feldegg wieder entdeckt.) Im 18. Jh. ging dann der Name Blaufuß auf den zu jener Zeit bekanntesten Falken, den Peregrinus über, ob¬ wohl dieser nie blaue Füße hat (vgl. Naumann V 89). So bei Döbel I 77; Onomatologia I 369 und III 194; Bechstein II 307. In der ndd. Lautform blauot (= glaucus) ist der Name schon für das 11. Jh. bezeugt im Cod. Cheltenham. 7087, 144 a ; hd. blauuz in Hss. des 13., 14., 15. Jh. der Versus de volu- cribus. Von den modernen Ornithologen werden außer den oben behandelten noch zwei Falken, die früher zur Jagd abgerichtet wurden, als selbständige Arten angeführt: Der Berberfalk, falco barbarus, und der Eleonorenfalk, falco eleonorae, ersterer als dem Wanderfalken, letzterer als dem Baumfalken nahestehend. Diese Namen sind erst neueren Datums und es ist daher schwer, die ihnen bei den alten Falknern entsprechenden Be¬ zeichnungen zu bestimmen. Vielleicht deckt sich der Berber¬ falk mit dem „tartarischen Falcken“ und der Eleonorenfalk mit dem „afrikanischen oder Tuniser Falken“ Feyerabends (dem falco tunetanus seu tunisius bei Aldrovandus). Außer den Edelfalken pflegte man auch den Hühner¬ habicht astur palumbarius und den Sperber accipiter nisus zur Beize abzurichten. Die alten Autoren unterschieden daher eine „res falconaria“ und eine „res accipitraria“ (frz. faucon- 8 * 116 nerie und autourserie). Habicht und Sperber waren neben dem Wanderfalken die bekanntesten und „volkstümlichsten Beizvögel. Ihr häufiges Vorkommen gestattete dem kleinen Kitter und in späteren Zeiten dem einfachen Jäger, sich diesen ohnehin kostspieligen Sport zu leisten. So schreibt Altmeister Döbel II 194: „Sie (holl. Falkner) bringen auch wohl selbst Falcken von unter¬ schiedenen Gattungen mit, und lassen sich selbige recht tlieuer bezahlen, welches ich hier zu erzelilen für unnöthig achte, wie denn mein Werk nicht ist, dieses weitläufftig anzuführen, ich will hier nur so viel zeigen, was wir hier zu Lande ohne sonderlich grosse Kosten selbst tentiren können, man ist ja im Stande, mit unseren hiesigen Habichten, Blaufüssen, grossen und kleinen Sperbern, eben sowohl allerhand zu baitzen, als wie mit den ausländischen Vögeln, man hat auch dergleichen Proben schon an einigen fürstlichen Höfen gemacht, und ist solches richtig von Statten gegangen.“ Nach Nemnich I 1583 ist der Name des Habichts im Deutschen und in den übrigen Sprachen eine ebenso allgemeine Benennung für die Raubvögel, wie der Name des kalken. Be¬ sonders braucht man Falk für die edlen, Habicht für die weniger edlen, und Adler für die größten Raubvögel. Der Habicht, mild, habich, habech, umgelautet^ hebech, ahd. liabuh, ags. heafoc war stets wegen seiner Kühnheit, Kraft und Schnelligkeit, seiner Mordgier und Blutdurst, ver¬ bunden mit einer außergewöhnlichen List, ein sehr geschätzter Beizvogel, wie er es heute noch bei den persischen und indi¬ schen Falknern ist. Den Namen stellt man mit lat. capio, daraus capus, zusammen. Die Form mit angefügtem Dental tritt zum erstenmal im 15. Jh. auf bei Crescentius X 2. Haich bei Gesner ist das kontrahierte habich. Haich tritt uns in einem späteren Synonymum Eichvogel entgegen; man verstand das Haich nicht mehr, bildete von neuem Haichvogel und aus diesem ein volksetymologisches Eichvogel, ein Wort, das um so leichter im Volksmunde Wurzel fassen konnte, als der Habicht in der Tat mit Vorliebe auf hohen Eichen und Buchen horstet. [Haichvogel, Eichvogel wäre dann zu Wortgebilden wie Stöcker-Ahr, Lintwurm, winthund zu stellen.] Dieses Eichvogel buchen Döbel I 76 und Nemnich 1, 1563. Ebenso Brehm und Naumann. Eine zweite kontrahierte Form ist Hacht bei Nemnich 1, 1563; Hachtvogel und Hachtfalke bei Brehm und Naumann (vgl. Hächtel für Sperber). Seit der Mitte des 16. Jh. werden verschiedene Synonyma für den Habicht gebucht: Taubenfalk bei Eber und Peucer E 3 b , Al- drovandus V 181, Nemnich 1, 1563. Taubenhabicht bei Pa- 117 C1U8 185, Nemnich 1, 1563. Hünnerahr bei Eber und Peucer E 3 b . Hühnerhabicht und Hühnerfalke bei Bechstein II 26 9 Gänsehabicht Bechstein II 268. Über Stockaar, Stöcker, eine Bezeichnung, die von Rechts wegen dem astur palumbarius zukommt, von einigen Autoren aber unter Anlehnung an Saker diesem Vogel beigelegt wurde, gilt das über Stöcker unter Sakerfalk erwähnte. Das Wort tritt auf in der Mitte des 16. Jh. — Sternfalk Bechstein, Brehm und Naumann. Eine Anzahl weiterer volkstümlicher Namen für den Habicht führen Brehm und Naumann an. In den mittelalterlichen Dichtungen begegnet der Habicht als Beizvogel häufig. Gute Frau 1460: Hebeche unde ouch liunde, Valken unde winde. Lanzel. 470: Ein habich fuort er üf siner hant, gemutet wol ze relite. Der Habicht und das Huhn (Haupts Zs. 7, 356): Ez stuont ze einen stunden ein habech üf ein hamei gebunden, als man noch dicke siliet tuon. Der Sperber oder Finkenhabicht, der kleinere Vetter des Hühnerhabichts, ist heute noch bei den asiatischen Falkonieren ein sehr beliebter Jagdvogel. Sein Name, ahd. sparwäri aus sparwa-ari, also der Raubvogel, der sich von Sperlingen nährt, ist bezeichnend für den kleinen Räuber. Mhd. heißt er spar- waere, sperwaere. Schon Mynsinger 33 bringt die Form Sperber, welche von da an bis heute die übliche ist. Erec 187: An eim wise enmitten Het er höhe an eine stat Einen spar- waer üf gesät Uf eine stange silberin. — Hier sowie in dem folgenden Beleg ist ein Sperber als Preis ausgesetzt (vgl. Schultz, Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger I 474). Erec 200: Swes friundinne den strit Behielt ze siner höchzit, Daz si diu schoenste waere, Diu nam den sparwaere. Tristan (Golther) 2594: Sperwaere valken smirlin, Die lä^e got un- saelec sin. Sperber bedeutet den alten Falknern stets das Weibchen, Sprenz, Sprinz, Sprinzel, Sprinzling jedoch immer das Männ¬ chen (nicht, wie Lexer angibt, ist Sprinz das Weibchen). Der Sprinz hat seinen Namen von mhd. sprinzen, sprenzen ver¬ schiedenartig schmücken. So schon Aldrovandus V 184: Quae fortasse res (maculae multae albae) Germanis Muscettum Sprintzling, quasi macu- losum vocare, occasionem dedit. Aldrovandus V 183: . . . Germani Mus- cetum vocant Sprintz, Sprintzel, Sprintzle vel Sprintzling . . . Qui vero Germanus est, examinata diligenter hac voce Sprintzein, facile intelliget et concedet maculas significare, quas Belgae etiam nonnihil Variante voca- bulo, Sprinckelen dicunt. Tit. 5074: sneller dan ein sprinze. Parz. 550, 28: sprin- zelin. Seifr. Helbl. I 1076: Mü^ersprinze. 1430 wird in einer 118 hessischen Urkunde Gesprinz (Gesprynz) als Kollektivbegriff für Habicht und Sperber angeführt (Landau 332). Mynsinger 2: Deßelben gleichen will ich kain andern underschaid setzen under dem großen Sperber und dem clainen, den sie Mustet haißen und wie die Sprintzen haißen, dann das der groß ist: Sy, und der clainer ist: Er. Ein schons buchlin E 6 a : sprintz. Gesner 145: auss welchen der erst für ein Sperbermännlin (Sprintz genennt) gehalten wird: den andern aber nennt man ein Sperber oder Taubenfalcken. Gesner 145: Diser vogel so von alten Nisus genent worden / wirt von Teütschen Sperber / das männlin aber Sprintz oder Sprintzel geheissen. Noe Meurer (1560) 52: ein Sprintz . . . Hohberg 772: Die Sperber sind das Weibchen und die Sprintzel / so etwas kleiner / das Männlein. So auch Jägerhauß 43 und Florin 219. Schröder 327: das Männlein aber der Sprintzel benähmet. Döbel I 76: Sprentzgen. Nemnich I 1563: Sprinz, Sprinzel. Bechstein II 320: Bei den Jägern heisst das Weibchen Sperber, und das kleinere Männchen Sprinz, Sprenzchen. — Das Männ¬ chen heißt bei Bechstein und Naumann auch Blaubäckchen, bei Gesner 145 das Weibchen Taubenfalk. Weitere Synonyma für den accipiter nisus sind: Finkenfalk, Finken¬ sperber, Vogelfalk, Stoßhächtel bei Nemnich 1, 1581. Wachtel-Habiclit in der Onomatologia. Wachtelhabicht, Sperberfalke. Lerchenfalke, Lerchen- stösser, Taubenstösser, Schwalbenfalke, Schwalbengeyer bei Bechstein II 327. Ferner Finkenfalke, Finkensperber, Finkenhabicht, Stösser, kleiner Stoßfalke, Goldfuss mit schwarzem Schnabel; Schwimmer, Luftschiffer. Das Weibchen auch wohl: weißgesperberter Habicht, Isländer. Weitere Synonyma führt Naumann an. Der Turmfalke, falco tinnunculus, dürfte wegen seiner geringen Befähigung wohl nur selten als Beiz vogel gedient haben. Nach Gesner 146, Aldrovandus V 190 und Nemnich 1, 1587 ist er bisweilen auf kleinere Vögel abgerichtet worden, die er, wie das Schmierlein, fangen soll. Hinsichtlich der zahlreichen interessanten Synonymen des tinnunculus (wie z. B. ahd. wanoweh, wanneweher, später Wannenwäher, Wiegweher; rotelwie, Rötelweih, Rüttelgeyer, Ritteigeyer [in Gerhart Hauptmanns Versunkener Glocke 139 das oberschlesische „Rüttelfalk“], in engl. Mundarten wind- hover, windcuffer, windsucker, windbibber, vannerhawk, wind- fanner) und ihre Deutungen verweise ich auf Suolahti, Vogel¬ namen 339 ff. „Den fahen nach werden die Habich genannt Nistling, Estling, Wildfäng“, heißt es bei Feyerabend II 7 in dem kleinen 119 Register weidmännischer Redensarten. Über die Bedeutung dieser drei echten Falknerworte Nestling, Ästling Wildfan" sagt Tappius Kap. 12: Die habich werden in dreyerley manier gefangen / die ersten werden gefangen und erstiegen die weyl sie noch in den nesten ligen / und werden zu latin Nidarij zu deutsch Nisteling genant. Die andern werden ge¬ fangen / so sie außgeflogen seind / aber noch nit gantz flügke / und fliegen von einem zweyg uff den andern jrer mütter nach / diese werden genant Ramarij / Esteling / unnd werden die allerbesten / Auch werden etliche gefangen uff dem strieche und ufl dem raube ehe dann sie jre federn gewandet haben / die werde genant Sorj / die wir deutschen ein Wildtfang heyschen. Das Wort Nestling läßt sich über Tappius 1542 nicht zurück verfolgen. Mynsinger und der deutsche Übersetzer des Petrus de Crescentiis vom Jahre 1490 kennen es noch nicht. Gesner 123: Nisteling. Fischart Garg. 244 a : . . . will aber bald ein andern nistling auß dem geständ heben. Sebiz 606: Nisteling. Feyerabend II 25: Nistling. Aldrovandus IV 159: In nido captos Galli sua lingua Oyseaux nieds vel prins au nieds: Germani Nestling, alii Nestvogel vocant. Falconaria 53: Nestling; Hohberg 767: Nistling; Jägerhauß 34: Nestling; Schröder 388: Nestling, 325: Nistling; Fleming II 153: Nest¬ ling: Notabilia Venatoris 131: Nestling; Pacius 220: Nestling; Onomatologia 1, 283: Nestling. — Für Nestling sagt Hicfelt 26 Nestfalke: Wirstu habin einen nehst falken . . . Falconaria 22: Nestfalck. — Nestvogel: Falconaria 25 und Aldrovandus IV 159. Estling bei Tappius 12; Gesner 124: Die Habich Nistling und Estling genennt . . .; Feyerabend II 26: ... was ein Nistling und Aestling sey . . . Aldrovandus IV 159: Hos Galli Branchiers et Ramage dicunt: Germani Estling seu Ast¬ vogel. Aitinger 8: Estling. Bei Noe Meurer 93 a steht Erst¬ ling verdruckt für Estling. Pacius 220 bietet für Estling ein aus dem Holländischen hergeleitetes Wort, Deckling (holl, takling): Die Nestling sind von den Deckling unterschieden. Zu tacke, takling vgl. Schiller und Lübben 4, 503. Wildfang ist bei Müller und Zarncke 3, 211 und Lexer 3, 895 in der Bedeutung von Jagdrecht, Fischerei, Wildgehege, fremde Person belegt, aber noch nicht als Bezeichnung für einen Beizvogel. Der erste Beleg für das für uns in Betracht kommende Wildfang findet sich schon für den Anfang des 15. Jh. bei Hicfelt 29: und gibbistu eyme wiltfange dorvon czu hant, folgit her dir und wirt czarn. Dieser (für unsere Bedeutung) bisher wohl älteste Beleg für das interessante Wort dürfte uns Veranlassung geben, das 120 Wort als ursprüngliches Eigentum der Jägersprache anzusprechen. Aus dieser ist es erst auf „wildes Holz“ übertragen worden. In demselben Sinne wie Wildfang sagt Hicfelt S. 31 wiltfalke und S. 28 waltfalke. — Das D. Wb. 3, 1311 läßt die Frage des Ursprungs unentschieden. Ein zweiter ebenso alter Beleg aus dem 15. Jh. findet sich in dem Aufsätze: Hyrnach volget wie man die valken . . . sali (15. Jh.): Welches tagis der koniglinges valke gehat, so vlug her gerne honnd mit lust . . . dornach so vluget honnd mit lust, also ist gesundert die kunst under konlinges valken und deme wiltfange. (Koniglinges valke ist nach Perger Anm. 20 der Nestfalke; kon, kone, chuena, queen die Gattin, conlich, ehelich, kunn das Geschlecht [Schmell. II 306].) Ein schons buchlin B 4 b : Der Korber maußt sich baß denn der wiltfang. Tappius 12, s. unter Nistling. Gesner 123: . . . Sorus / zuo Teutsch ein Wildfang genennt. Colerus 609 a kennt für Wildfang auch den Ausdruck Weidfang: Den Raub¬ vogel, Weydfang oder Wildfang / das ist / den Habicht / der erst gefangen ist / den bindet man in den Reiffen. — Da Colerus für Raubvogel auch Weidvogel verwendet, so ist W r eyd- fang wohl als unbewußtes Produkt einer Kreuzung von Wild¬ fang mit Weydvogel anzusehen. — Aldrovandus IV 159: Hos Galli Soros vocant, ä colore Soret dicto eorum idiomate, quem latine fulgineum dicimus. Germani Sßilbfctng nuncupant. Hoh¬ berg 766; Schröder 325; Becher 922; Onomatologia II 80. Aitinger 5 hat Wildfangvogel, Wildfange Raubvogel. Wildling heißt bei Pacius 216 der noch in der Freiheit lebende Vogel: die Schellen und Füsse werden gelb bey denen, die sich als Wildling gemausset. Wildfang existiert in der Mundart in vielen Gegenden noch als Bezeichnung für wild wachsendes Holz. In die Schrift¬ sprache ist es eingedrungen als Bezeichnung für ein unbändiges Kind. Vgl. auch Schräder, Bilderschmuck der deutschen Sprache 477. In „Ein schons buchlin“ B 4 b heißt der Nestling auch Korber, weil er im Korb aufgezogen wurde: Der Korber maußt sich baß denn der wiltfang. Ibid.: Welch underschidung under demm mausser oder körber un des wildfangs seyn soelle; wo körber ebenfalls den Nestling bedeutet, der die erste Mausse schon in Gefangenschaft durchgemacht hat. — Feyerabend II 41 schreibt diese Stelle ab, setzt aber fü,r Körber Körbier ein. Für das triviale „Männchen“ und „Weibchen“, mit denen man heute den Geschlechtsunterschied bei den meisten Vögeln kennzeichnet, hatte der Falkner stets besondere Kunstausdrücke. So hieß, wie oben ausgeführt, das Sperbermännchen stets 121 Spnnz, Sprinzel, Sprinzling. Während man allgemein unter dem Gattungsnamen schlechthin das Weibchen zu verstehen pflegte, hatte das Männchen aller Beizvögel den besonderen Namen Terz, vom lat. tertius, oder Terzei, dem zugehörigen Diminutivum; mhd. terze swm. und terzel swmn. Biese Be¬ zeichnung verdankt das Männchen einem alten Aberglauben, wonach jedes dritte Junge im Horste ein Männchen sein sollte’ Vgl. Petrus de Grescentiis in der deutschen Übersetzung vom Jahre 1490, X Kap. 10: Die genanten falcken sein alle wyb- lein, sunder jre menlein sein gnant trisoli oder triselli do von dz ir werden drey in einem nehste. zwey weiblein un ein menlein, darumb wird dz menlein trisolus gnant als ein dry- ling oder dritman. Albertus Magnus Kap. 24: ... et asturem minorem, quem tercellinum vocamus . . . quia accipiter est faemina, et tercellinus est masculus. Mynsinger 2 schreibt Tritzlin. Lohengrin 69: valken-terz; Wolfr. Lieder (herausg. von Lachmann) S. 9: Ein mü^ervalke, ein terze. Der Falkner und das Terzel: Ein valkenaere gie da er ein terzel gevie. Hadam. 176: sperber und der terzel. Tappius 3: das ein ist klein und wirt Tertzel oder häbichlin genant / welches mann für dz mennlin heit . . . Landau 331: Als Landgraf Moriz 1592 seinem Oheim Georg I. zu Darmstadt 2 Geerfalken schickte, wünschte dieser zu wissen, wozu der eine Vogel, des Geerfalken Dertzel, abgetragen sey und wodurch ihm die Flügel verstoßen worden, denn er jetzt fast geschwinder laufen als fliegen könne. 1650 schickt Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig zu Han¬ nover einen Habicht Tertzel nach Kassel. Hohberg 776: ... die Sacren / Gerfalcken und ihre Tertzen. Pacius 181: Dann da die Weiblein einer kälteren und flüssigeren Natur sind als die Terz (PL), so ist die Hitze temperiert. — Dryling oder Drittmann verdeutscht der Über¬ setzer des Petrus de Crescentiis vom Jahre 1490, X 10: dar¬ umb wird dz menlein trisolus gnant als ein dryling oder drit¬ man. — Dreihabich finden wir bei Feyerabend II 12: Der dritt heisset Dreyhabich / welcher dess Habichs Männlin ist. — Meichßner und Tappius verlangen in dem kleinen Wortregister als weidmännisch schlechtweg Habich für das Weibchen und häbichlin für das Männchen: Das mänlin ist kleiner / heißt das Häbichlin. Das weiblin ist grösser / das nennt mann den habich. Nota / und solches ist unter allem vederspil. Interessant sind bei Hicfelt die Ausdrücke herlin und seelin für Männchen und Weibchen. Lexer kennt die Bildungs¬ weise nicht. Hicfelt 24: Ouch so seyn dreyerley falklin, weisse, swarcze und rotlechte und sein groß und cleyne, dy grossen 122 seelin, unde dy cleynen seyn herlin; unde in eyme nehste seyn drey jungen, czwu seelyn und eyn herleyn. S. 47: seeleyn. Wie Dombrowski, Anm. 64 zu Hicfelts Aucupatorium, richtig vermutet, ist herlin von her, die bei Hicfelt durchweg gebräuchliche Form für er, abgeleitet. Wir können Dombrowskis Ansicht durch wichtige Belege erhärten: Megenberg 229 nennt das Männchen der Vögel „er“, das Weibchen „sie“. Myn- singer 2: . . . und setzen dann, das der gross ist: Sy, als under allem niderm vederspil, und der clainer ist: Er. In „Ein schons buchlin“ A 2 b heißt ebenfalls das Männchen „e(e)r“, das Weibchen „sye“: Von unterscheyde des habichs unnd der haebichinn. Dannoch ist sye unnd ere / sye ist die lieber / wan sye ist do groesser unnd die stercker / und mag auch baß arbeit leyden ann mangen grossen vogelen. Der tertzel ist der mynnder unnd der kleyner / und ist das „eer“. Vgl. auch Kehrein 272, der aus späteren Quellen die Formen: Sie, Siee und die zugehörigen Diminutiva Siecke, Sieke (niederd.) angibt. Mynsinger 17 nennt das Männchen den Züchter, das Weibchen die Züchterin. — so ist der mittel valck, der davon komt, edler dann der mauser, die züchterin, und unedler dann der pillgrinfalck, der Züchter. Einige weitere Namen erhielt der Beizvogel je nach seinem Verhältnis zum ersten Federwechsel. Da die jungen Vögel fast aller Falkenarten und des Habichts ein teilweise rötliches oder doch gelbliches Jugendkleid tragen, so sprach man von roten Falken, roten Habichten. So haben wir die Verse 22021f. im Tristan zu verstehen: ouch was da schoene vederspil, valken pilgerine vil, smirlin und sperwaere, habeche, mü^aere und ouch in röten vederen. Ein schons buchlin A 3 b : denn rothen liabich. Pacius, Wb.: rother Falck, der sich noch nicht ge- maußt hat. Kaiser Friedrich II. nannte die Vögel im ersten Federkleide sauri, ein Wort, das, als frz. Sor, wie das unten angeführte Soret, im 16. Jh. in die deutsche Falknersprache eindrang. So bei Tappius 12: Sori; Falconaria 33: . . . von dem Soren / oder dem so die erste Federn noch hat. Ono- matologia 3, 419: Sor wird bey den Falkenierern von einem Vogel gesagt, welcher noch kein Jahr alt ist, und da er noch sein erstes Gefieder hat, welches roth ist. — (Französisch ent¬ spricht sors; bei den englischen Falknern red falcons, und bei den holländischen roode valken.) Soret heißt bei Feyerabend II 31 der jährige, d. h. ein Jahr alte Falke: Mit dem Soret Falcken / welches ein jähriger Falck ist . . . hat es sehr viel und grosse mühe und arbeit. Zu soret vgl. Hatzfeld-Darmesteter 2, 2006: soret. vieilli, un peu sor. Die Bezeichnung Soret erklärt sich daraus, daß der Übergang vom roten k alken zu dem jährigen oder mehrjährigen erst allmählich stattfindet hin¬ sichtlich des Verlustes der roten Federn, die er nicht alle auf einmal wirft (vgl. hierzu Ein schons buchlin B 4 K). Nach der ersten Maußer waren die Vögel erst zur Jagd zu gebrauchen und stiegen in ihrem Werte mit der Anzahl der Maußern. Sie hießen alsdann Mausser, Mäusserfalke, mhd. mü^aere, mü^er (nicht zu verwechseln mit dem Mauser oder Mausaar, Buteo). Das Wort ist vor allem bei den Falknern des Mittelalters ein sehr beliebter Terminus. Erec 1965: Ir ieclich fuorte üf der hant Vier mü^er, ein sperwaere. Tristan 2204: Häbeche, mü^aere Und ouch in röten vederen. Wolfr. Lieder (Lachm. S. 9): Ein mü^ervalke, ein terze. Iwein 18: er hete Einen mü^erhabech uf der hant. Parz. 163, 7: Do warf der fürste maere Einen mü^ersperwaere. Seifr. Helbl. I 1076: mü^ersprinze. Parz. 544, 2: Er gienc und truoc üf siner hant Ein mü^ersprinzelin al gra. Erec 2031: Ir ieclichen üf der hant Ein schoener liabech saz, Sehs mü^e oder baz. Lanz. 7174: Sin fuort ein sperwaere Von maneger mü^e wol getan. Biterolf 7040: Er (sperwaere) moht wol zehen mü^e han. Ein schons buchlin A 5 a : Mausser. Meichßner: meußer valcken. Tappius: Sie werden gemüst / und heissen dann müsser falcken. Feyerabend II 64: Wann du auss dem Feder¬ spiel gute Mauser ziehen wilt . . . Nach Landau 332 ersuchte der Landgraf Moritz im Jahre 1604 den Prinzen Moritz von Oranien um ein Paar gute Meußerfalken; dieser konnte aber nicht aushelfen, weil die seinigen alle gestorben waren. Landau sieht irrtümlicherweise in diesen Maußerfalken zwei Buteones, die wohl kaum zur Jagd abgerichtet worden sind. Aus dieser Urkunde erfahren wir, daß die Bezeichnung Maußer, Meußer im Munde der praktischen Falkner noch weiter lebte, in der Literatur jedoch scheint sie von französischen Kunstwörtern, die einzelne Stadien der Jugend der Beizvögel näher charakterisieren und seit dem 17. Jh. in die deutsche Terminologie eindrangen, allmählich verdrängt worden zu sein. Es ist schwer zu erkennen, wie weit diese fremden Termini sich in der Zunftsprache der in der Praxis stehenden deutschen Falkner Heimatrecht erworben haben. In Werken der Fachliteratur, wie bei Fleming und Schröder, und in der Hausväterliteratur, wie bei Hoh¬ berg und Florinus, haben sie Eingang gefunden. Diesen allen jedoch hat die Fauconnerie des franz. Autors Arcusia oder die deutsche Übersetzung derselben vom Jahre 1617, die Falconaria, als Grundlage gedient. Ich führe daher den Passus aus der Falconaria, in dem diese franz. Kunstaus¬ drücke zusammengestellt sind, und der meist wörtlich abgeschrieben worden ist, an: Falconaria 3: Es hat ein Falck im ersten Jahr fünff underschied- liche Nahmen: Erstlich / wenn er in der Gegendt da er geheckt oder im Nest / oder nach seinem ersten Außflug / welcher im May geschiehet / 124 gefangen worden / so nennet man jn Niais, das ist / schlecht oder ein¬ fältig / wirdt er aber im Junio / Julio und Augusto gefangen / so nennet man jhn Hentil, das ist adelich und hurtig / wenn er im September / Oktober / November und December gefangen wirdt / so nenne jhn Pellerin, oder Passagier, das ist ein frembder oder Landtfaehrer. Wirdt er aber im Januario / Februario und Martio gefangen / so nenne jhn Antenere, oder Antannaire, dieweil er alsdenn widerumb zurlickfleugt / unnd ver¬ meinet das erstemal zu nisten / denn er noch keine Jungen gehabt / da¬ her jn die Italiäner Antenido von dem Antenidar nennen. Etliche nennen jhn Antevere, dieweil er vor dem Früling gefangen worden. Die beste und gewisseste Deduction dieses Nahmens aber ist meines Erachtens von dem alten Frantzösischen Wort Antan, welches lieist das vergangene Jahr / und ist also ein Antenierer / ein Vogel / so noch nicht vermaust oder zum wenigsten die Federn vom vorigen Jahr noch meistentheils hat. Wenn er sich aber einmal oder zum erstenmal vermaust hat / so nennet man jhn Hagart, das ist ein Frembdling / unnd wiewol sich dieser Nahm nicht zum besten schickt / so wil ich doch lieber in solchen Sachen mit dem gemeinen Haufen jrren / als etwas be¬ sonders nach meiner eigenen Opinion anfangen. Meiner Meynung aber nach solte man jn billicher einen Feldtmauser / oder Madrier oder Ar- doisier nach der alten Frantzosen Brauch nennen. Diese Termini scheinen, dem Zeitgeiste entsprechend, an den hohen Fürstenhöfen Deutschlands im 17. und 18. Jh. in praxi angewandt worden zu sein. So verwendet sie auch Pacius, der auf Befehl des Markgrafen von Ansbach um 1756 Kaiser Friedrichs II. Werk „De arte venandi cum avibus“ übersetzte. Auf die Etymologie dieser Wörter einzugehen, gehört nicht in den Rahmen unserer Arbeit. Über hagard s. oben S. 112. Für Passagier bucht Pacius 222 wieder eine dem Holland, ent¬ lehnte Bezeichnung: Dreckfalke, von drecken ziehen; für hagard sagt er Ländner, also ein Falke, der schon von Land zu Lande streicht. — Diesem Ländner entspricht bei Gesner 151 Strich- ling, in der Minne Falkner 30: strlcher valke. Spätling nennt Fleming II 400 einen im Herbste zu spät wegstreichenden, vielleicht auch einen zu spät geheckten und daher noch zu schwachen Vogel: Aus Mangel aller Nahrung, den Hunger zu stillen, haben vorigten Monats (November) die Raubvögel abziehen müssen und ist nunmehro keiner zu mercken, er müste dann ein Späthling, oder ungesund sein. In der Falconaria 9 wird beim Ankauf von Vögeln vor den Schreiern gewarnt: Hüte dich aber für den Schreyern, denn beneben dem daß dieses gar ein verdrießlicher Mangel ist / so haben solche Vögel gemeiniglich keinen Mutli. Fleming II 321: ein verdriesslicher Schreyer. Zahlreich sind die Bezeichnungen, die die Beizvögel je nach den Jagdtieren erhielten, auf die sie am besten zu ge- 125 brauchen waren: Reihervögel, Kranichfänger, Kranichstösser, Hasenvogel, Entenstösser, Wachtelhabicht usw. So schon ni der Lex Baiuvariorum: chranohari (Kranichaar), canshabuh (Gänsehabicht) [ags. göshafoc], anothapuh (Anthabicht). Er¬ wähnt sei hier, daß in der Lex salica VII der accipiter in arbore oder in pertica glossiert (Malberg. Glossen) ist mit ortfocla urthefocla, orthofugia, ortifucla, hortifucla, orfocla, hocticla marthocla, horhut. Nach J. Grimm in der Vorrede zur Lex salica ist urthefocal orthofocal der auf dem Speer, auf der Spitze sitzende Vogel, wie man abgerichtete Falken zu sitzen gewöhnte. Nach Landau 329 nannten die hessischen Falkner eine Anzahl gleich abgetragener Beizvögel eine Flucht oder einen Flug. So gab es im Anfänge des 18. Jh. in der pfälzischen Falknerei eine Reiher-Flucht, Milanen-Flucht, Krähen-Flucht. Im Jahre 1621 berichtete der Jägermeister: „der Falkner habe an Falken jetzt nicht mehr als 2 einzige Flüge . . .“ Nach Feyerabend II 24 unterschied man Vögel vom Vor¬ laß und Vögel von der Hand: „Er (Schmierlein) ist kein Vogel zum Vorlass, sondern allein von der Faust.“ Die Vögel „von der Faust“, d. h. solche, die beim Locken „zur Hand“ kamen, hießen in der Falknersprache Handvögel. Diese gute Eigen¬ schaft wird vor allem vom Habicht gerühmt, Feyerabend II 12: Sie (Habiche) seyn sehr gute und köstliche Handtvögel. Feyer¬ abend II 30 Handfalk: Der Türckische Soldan / wann er Kranich / Gänss . . . beytzen wil / so nimpt er drey oder vier Hand Falcken von allerley Geschlecht. Falconaria 190: Handtvögel; Jägerhauß 35: Der Habicht.. . kommt zur Hand und stehet zur Hand / ist ein guter Hand-Vogel. So auch Onomat. 2, 42. Bei Pomay 14 heißt er Atzhabicht, weil er bei der Rückkehr auf die Hand geatzt wurde. — Die Vögel vom Vorlaß heißen in der Falconaria 186 Ludervögel: Dieses ist gut für einen Habich / das erste aber für die Luder-Vögel. — Entsprechend verstanden die engl. Falkner unter „hawks of the Iure“ die eigentlichen Falken, unter „hawks of the fist“ Habicht und Sperber [Encyclopaedia Britannica 9, 6 b ~|. Nicht recht klar ist die Bezeichnung Reviervögel (1536: Rofyr Vogel). Atzelvögel = Elstervögel hat Landau 333. Auffällig ist es, daß wir in dieser ganzen Zeit für den trauten Liebling des Edelfräuleins, für den wackeren Jagd¬ gesell des Ritters keine Eigennamen finden. Sind doch die Namen für Jagdhunde, Rosse und Waffen, mit denen der Falke wohl auch mitunter dem Herrn auf den Scheiterhaufen folgte, so zahlreich [vgl. Wackernagel in der Germania 4,129ff.; erwähnt sei hier nur für Dietrichs feuriges Roß der stolze Name Falke]. Nur einmal, in der Edda, Grimnis mal 44, begegnen wir für den mythischen Götterfalken dem schönen, für den Raubvogel charakteristischen Namen Häbröc, d. i. Hochhose, eine Namengebung, durch die das Gattungstier zum Individuum erhoben ist [vgl. im afrz. Tierepos Namen wie Chantecler usw.]. Grimnis mal 44, nach Gerings Übersetzung: Yggdrasil ist der beste unter allen Bäumen, Skidbladnir das schnellste Schiff, von allen Äsen ist Odin der beste und Sleipnir das rascheste Ross; der Brücken beste ist Bifrost, Bragi der Skalden bester, Häbrök der Habichte bester, der Hunde bester Garm. Über das Mitverbrennen von Falken bei der Einäscherung der Leiche des Herrn berichten verschiedene Chronisten. Dietmar von Merseburg (975—1018) in seiner Chronik (übersetzt von M. Laurent, 2. Aufl. von J. Strebitzki, Leipzig 1879) 19 überliefert von den Dänen: Es ist ein Ort in jenen Gegenden, Namens Lederun [Leire], die Hauptstadt jenes Reiches im Gau Selon (Seeland), wo alle neun Jahre im Monat Januar, um die Zeit, wo wir die Erscheinung Christi feiern, alle zusammenkamen und ihren Göttern 99 Menschen und ebenso viele Pferde nebst Hunden und Hähnen, die man in Ermangelung der Habichte opferte, töteten . . . Petrus de Dusburg (1826), in den Scriptores rerum prussicarum I 54 5 berichtet: Unde contingebat quod cum nobilibus mortuis arma, equi, servi et ancillae, vestes, canes venatici et aves rapaces et alia quae spectant ad militiam urerentur. — Und ein litauischer Großfürst Gedimin wurde noch 1841 auf folgende Art bestattet (nach Stryjkowski, Kronika polska XI): Es wurde ein Scheiterhaufen von Fichtenholz errichtet und darauf der Leichnam gelegt, in den Kleidern, die der Lebende am meisten geliebt hatte, mit dem Säbel, dem Speer, dem Köcher und Bogen. Dann wurden je 2 Falken und Jagdhunde, ein gesatteltes, lebendiges Pferd und der getreueste Lieblingsdiener unter Wehklagen der umstehenden Kriegerschar mitver¬ brannt. In die Flamme wurden Luchs- und Bärenkrallen geworfen, sowie ein Teil der dem Feinde abgenommenen Beute, endlich auch drei gefangene deutsche Ritter lebendig mitverbrannt ... In der Edda, Slgurjmrkvijm en skamma, 67, werden bei der Einäscherung der Leiche des Helden vier Sklaven, zwei Hunde und zwei Habichte geopfert (s. Einleit. S. 11). Krankheiten der Beizvögel. Bei der sorgfältigen Wartung und Pflege, die der Falkner seinen Lieblingen angedeihen lassen mußte, nimmt es nicht wunder, schon in den ältesten Spezialwerken über Falknerei die Krankheiten der Beizvögel, ihre Äußerungen und Arzneien dagegen ziemlich genau spezifiziert zu sehen. Die Übersetzer, die häufig selbst Ärzte waren (Mynsinger, Sebiz usw.), pflegten die fremden Bezeichnungen der Krankheiten mit deutschen 1 — 127 — Namen wiederzugeben, und so verdanken wir ihnen eine An¬ zahl von Wörtern, die teils nicht mehr leben, teils nur noch lokalen und mundartlichen Geltungsbereich haben. Der Versuch, alle diese Ausdrücke als spezifisch Falkner¬ ausdrücke hinzustellen, wäre verlorene Mühe. Meist sind es Wörter, die früher wie heute noch Krankheiten der Menschen Pferde und Hühner bezeichnen. Im folgenden führe ich die wichtigsten Ausdrücke alphabetisch an. abgehen für sterben: Schröder 398: wann ein vogel ab¬ gehet / so soll man die Flügel- und Schwantz-Federn ver¬ wahren . . . Augenweh Pacius 504. Binn Pacius 481: Wenn dem Falcken die Füß von freyen Stücken aufgeschwellen, so hat er die Binn. [In unsernWbb. nicht angeführt.] Binnemann Pacius im Anhang: Binn, Binnemann, Zipper¬ lein. D. Wb. 2, 36 kennt das Wort in dieser Bedeutung nicht. Adelung, Sanders, Schiller und Lübben führen es nicht an. binzen Pacius 111, soviel wie verletzen. Pacius 237, soviel wie abschneiden, die Klauen binzen. Es ist das frz. pincer. brennen, den Beizvogel, zur Heilung der verschiedensten Gebrechen, ein in allen älteren Werken angegebenes und be¬ liebtes Mittel. Hicfelt 37: Dornoch des morgens so burne yn mit cleynen eysen hindir den naselochirn . . . Mynsinger 29: sol er Jn prennen ynwendig in dem palle des fusses. Ein schons buchlin . . . mitt ungenützten schwebe! auff der lenden brennen. — Nach Pacius 483 geschah das Cau- terisiren oder Brennen 1. unter den unteren Schellen (gut für das Gesicht), 2 . über den oberen (gut für den Kopf), 3. über den Hacken (gut wider die Gicht), 4. an den Ballen (gut vor die Binn). brustsüchtig Gesner 140. Cauterio Brennmittel Schröder 405. cauterisieren, von causis, das Brennen; Pacius 483. cuterizieren bei Gesner 135, danach ibid. Cuterizierung. dämpfig für kurzatmig, Tappius 47 (dempffig). Dämpfigkeit Tappius 48 (dempffigkeit). Dörrsucht stf. Feyerabend II 56. Dürre stf. Mynsinger 31, beide entsprechen dem heute bekannteren Dörre stf., in der Bedeutung Schwindsucht (D. Wb. 2, 1742). Dumpf stm. Hicfelt 39: Hot deyn falke den dumph so edymmet her gefache unnd der leip unnd dy denn cloxen ym. Nach D. Wb. 2, 1522 ist das Wort im Ahd. und Mhd. un¬ bekannt. Es bedeutet: Engbrüstigkeit, schwerer Atem. engbrüstig Pacius 487 und im Wb. erlausen, sich, swv. Hohberg 777: darnach stelle man ihn an die Sonne / daß er sich wohl erlause. fallende Sucht Schröder 417; bei Hicfelt 36. fallen obil: Dy rewsschen felkner schreibin, das der falke unde weyln wirt begriffin mit eyner kranckeit dy heysset morbus caducus i. das fallen obil. Feigblattern im Weidfenster, Gesner 142; Pacius 502; bei Mynsinger 42: das gefyge. Fell, in den Augen, Hyrnach volget wie man die valken czyhen . . . sali: und wechset ym ein vel yn den ougin, so pulver venchel samen und nym gespinne ... Feuchtigkeit, hitzige, Hicfelt 44: hiczczige feuchtigkeit: Hot der falke dy hiczczige feuchtigkeit in dem leybe dy do heisset colera ... so saltu yn oessen mit ryntfieysche . . . Mynsinger 14: bös feuchtigkeiten. Finnen Schröder 409. Flecken, im Auge, Faleonaria 62; Pacius 486. Fluss Hicfelt 36: der Üos von dem houbte; gesaltzner Fluss Mynsinger 26; rotzige flüssz Gesner 124; hitziger Fluss Pacius 477; saltzigter Fluss Pacius 478. Frons f. bei Pacius 479 die Bezeichnung für eine Kopf¬ krankheit: Wenn der Falck sich zwar atzet, aber gleich oder doch nicht lang hernach die Atz wieder wirft, so hat er einen zähen Schleim in dem Kropff, Magen und Eingeweide, welche Kranckheit die Frons heisst. Pacius 400: Hat er aber die nasse Frons, so ist es ein Zeichen, dass er allzuviel Feuchtig¬ keit im Gehirn hat. Pacius, Wörterbuch: nasse Frons Strauchen, frons, wenn der Kropff hart wie ein Stein. Frons ist engl. Lehnwort, Encycl. Britannica 9, 7 a : frounce = a disease in the mouth and throat of hawks; und Flügel 1, 561: frounce Falken- und Pferdekrankheit. Nach Murray, New English Dictionary on Historical Principles 4, 571 ist das Wort dunklen Ursprungs. gapen swv. Pacius 476: Wann er aber gapt, als wenn er den krampff hätte ... so ist es ein Zeichen, dass sich in dem Kopff eine böse Feuchtigkeit gesammlet. Wörterbuch: gapen, jalinen. gapen ist heute in den Formen gappen, gapp- clien, gappsen mundartlich sehr verbreitet, vgl. D. Wb. 4.1,1, 1311. gelbsüchtig Ein sclions buchlin Dß a (gelsüchtig). gespannt soviel wie kurzatmig, Ein schons buchlin Aö a : den mausser sol man schuehen so er vastent ist und vol- wachssen federn hat / und so er gespannt ist das man in vor veyßkeit gehandeln müge. Schröder 419: . . . dass er kurtz athmet; und solches nennet man bey ihnen gespannt. Gezwang stn. Feyerabend II 59: So der Vogel das Gezwang liette / so nimm Honigseim einer Nuss gross . .. unnd salb jhm das Gefieder bey dem Weydfenster / so schmeyst er darvon. — Es ist also eine Krankheit, die sich durch schmerzhaftes Zusammenziehen des Weidfensters zeigte. Nach Adelung spricht man entsprechend von einem Harn-Zwang der Pferde. — Gezwang zu mhd twingen, zwingen stv. zusammendrücken. Gicht stf. Hicfelt 47: Wirt deyn falke dy gicht habin so nym aloe czweyr erbis gros. Hicfelt 48: und ist dy gicht so starck, das her nicht wirt gesunt dy czwelf tage.. . denne heisset dy seuche dy lange gicht. — Gicht als Neutrum bei Pacius 506. gieben soviel wie gapen, Falconaria 70: weh der Vogel so offt giebet. Schröder 411: Gleicher Art (Pips) ist auch das Gieben. Grieß stmn. Falconaria 82: der Croyen so etliche das Griess nennen. Schröder 421: der Griess. Onomatologia 1, 1067: Grieß, ist eine Krankheit der Falken, welche von einer hitzigen Feuchtigkeit entstehet, durch welche der Mist in den Gedärmen dergestalt hart und erhitzet wird, dass sich weisse Steinlein, so gross als eine Erbse und wie Kreide und Kalk, in demselben zeigen, wodurch der Falke der¬ massen verstopfet wird, dass ihm der Darm wohl gar zu, oder heraus gehet . . . Grimal Albertus Magnus Kap. 20: Dicamus igitur experta Frederici Imperatoris sequentes, quod substitiosus sit accipiter in pennis varia signa defectus producens, quae hunc „grimal“ Germanice vocantur. „grimal“ ist seiner Herkunft nach nicht klar, es wird später stets in den Übersetzungen durch Hungermal wieder- gegeben; s. da. Grind stm., bei Hicfelt 43 in der Form „dij grynde“. grindig, bei Hicfelt 43 „gryndecht“. Mynsinger 43: gryndig. heisch Feyerabend II 56: So dem Vogel heysch oder rauch im Hals ist / soltu ein junge feiste Tauben nemmen . . . ahd. heis, heisi; mhd. heis, heise, heisch, heischer heute nur noch mundartlich (D. Wb. 4, 2, 897). hoeigen swv., nach dem Naturlaut gebildet; Pacius 477: Wann er das Hoeigen hat, so wird ihm also geholffen . . . 9 130 Pacius, Wb.: Hoeigen, hart schnauffen, keiclien. — Mundartlich entspricht „häche“, „heclizen“. Hungermal, die Wiedergabe des „grimal“ bei Albertus Magnus, eine Krankheit, bei der sich infolge schlechter Atzung Lücken in den Pennen bildeten. Mynsinger 35: und underweilen so ist er siech von rechter megrin und alsdann gewynnent die vedern mäler, die man liaisset hungermäler. Ein schons buclilin A 4 &: darumb das sye mitt nichte keyn hunger maile gewinnen. Gesner 137: So der Falck oder Habich ungestalt fläcken / so man die lmngermaal nennt / am gefider überkumpt . . . Pacius 493: Hungermal. — engl, hunger-trace, Murray 5, 458. hungermälig hat Tappius 13: Dann von bösem aliß wirt das gefider böße / von hunger aber werden sie hungermelig und schriende. karren swv., schallnachahmend, Ein schons buchlin Ei b : Die kunst ist auch bewärt un ist guot für dz keychen und für das karren [mhd. karn swv. trauern, klagen, oder mhd. karren swv. brüllen, schreien]. keichen Ein schons buchlin Ei b : un ist guot für dz keychen . . . Tappius 47: Das kyclien des habichs kompt davon das er von feystigkeit ist dempffig worden . . . Feyer- abend II 56; Falconaria 79; Glorez II 463. Körner pl. Pacius 504: Hat aber der Habicht Körner, so nimm alt Schmeer, Schwefel und Quecksilber. Pacius, Wb.: Koerner, kleine Blätterlein um den Bec, Halß oder Stelze!. Krampf Hicfelt 26: Und umme des crampis willen so gib ym sein oeß getuncket yn nesselen addir beifus saff. . Feyer- abend II 59. Krebs Falconaria 65. kretzig Mynsinger 27. Lasse stf. das Aderlässen, Falconaria 110: Es ist die Lasse den Vögeln sehr bequem. lassen stv., absolut für Blut ablassen, Aderlässen. Fal¬ conaria 111. Lässung stf. soviel wie Lasse, Falconaria 111: Die Läs- sung geschiehet also / wenn man wil am Gaumen lassen / so sticht man denselbigen mit einem scharpffen unnd spitzigen Messerlein . . . lausicht, mit Läusen behaftet, Hohberg 780: Wann ein Vogel lausicht wird / so gib ihm gepulverte Lorbeer auf dem Geäse / so sterben die Laeuse davon. Läussucht Glorez II 463. Lebersucht Glorez II 463. Maßleide Mynsinger 31 (maßlaide). Nach Lexer: Wider¬ wille gegen die Speise. Miselsucht Ein schons buchlin Dz*. Motten in den federn, Hicfelt 53: Hot deyn falke dy motten in den federn, so nym den saff von wilden weyne Nadel stf Mynsinger 52: Für die sucht des Habichs, die da haisset Nadel, wann sy den Habich stecht, als ob Jn ain Nadel stäch, so sol man nemen ain darm von ainem hün Nagel stm. (s. unter Fell in den Augen). Falconaria 63: VV enn der \ ogel den Mangel im Auge hette / welchen man den Nagel nennet / alsdenn nimm eine Feder von einer alten lauben . . . lüffte jhm mit gemeldter Federn die Haut so man den Nagel nennet. — Danach Schröder 406. Oberbein Hicfelt 50: Hot deyn falke obirbeyn addir knoten an den fussen . so nym dy galle von einer czegin und das weisse von eyme eye. — Oberbein ist bei Lexer noch nicht belegt. pfeffern swv. frz. poivrer l’oiseau (Pomay 59), span, pi- mentar (Nemnich 1, 1575), den Vogel mit Wasser abreiben, in dem Pfeffer aufgelöst ist, ein Mittel gegen Räude und Un¬ geziefer. lalconaria 247; Falconaria 25 pfiffern: Du must auch in Acht nemen dass dein Vogel zu rechter Zeit ge¬ puffert und purgiert werde. Pfeiffen, das, Mynsinger 54: hat das vederspiel das pfeiffen . . . Pfnüsel stm. Gesner 124: dann es (Meussfleisch) . . . zer- treybt den stein / vertreybt den pfnüsel und sterckt den auf- gelössten magen. Zu Pfnüsel vgl. Kluge, Etym. Wb. 6 Das Wort bedeutet Katarrh und ist zu kämt, pfnausen, alem. pfnüsen niesen zu stellen. Über die eigenartige Bedeutungs¬ entwicklung von pfnüsen, pfnauschen als Jägerwort s. Kehrein 226 unter pfnaischen und 136 unter gepnaucht. Pillen, in der Bedeutung von Gewöll. Hicfelt 44 pillichin: Item aloe reyb und mache pillichin dorous und gib sy ym. weisse und rothe Pillen Falconaria 278; gemeine Pillen Fal¬ conaria 105; süsse Pillen 108; Feldt Pillen 110. Auch Hoh¬ berg (779) und Schröder (412, 413) haben Pillen (Pillulen) für Gewöll. Pips stmn.; über Entlehnung und Entwicklung dieses interessanten Wortes siehe Kluge im Etym. Wb. 6 Hicfelt 38 bietet die alte Form pippis: wirt deyn falke habin den pippis, So nym dy czunge des falken und schele ym abe das lierte felichen an der czungen . . . Gesner 197: der pfiffis (der 9* 132 Hühner); 139: das pfiffich. Wenn aber der vogel das pfiffich hat. / so zeuch jm die zung haerfür . . . Falconaria 69: der Pips; ebenso Fleming II 183; Schröder 410. pfippfig adj. Mynsinger 38: war es aber das er hayser- lich schry, als ob er pfippfig war ... Plage stf. Pacius 478: Wann er die Plage hat, so fängt die Spitze des Becs und der Klauen an weiß zu werden. Plage bedeutet lokal die verschiedensten Krankheiten. Pleene Pacius, Wb.: Pleene ist, wenn sie zwischen dem Kiel und Fleisch Wasser bekommen. — Das Wort ist wahr¬ scheinlich aus dem Niederländischen übernommen und echtes Falknerwort. Purgatz Gesner 126 und Purgation Feyerabend II 56 sind die Subst. zu purgieren, mit einem Gewöll den Magen und Kropf reinigen. Gesner 156; Sebiz 605; Feyerabend II 56; lal- conaria 28; Fleming II 321. Rang stm. eine Drüsengeschwulst. Das Wort gehört zu ringen in dem prägnanten Sinne „sich krampfhaft hin und her bewegen, winden“. Gesner 142: Wen der vogel mit dem gebrächen / Rang genent / geplaget wird / so netz jm sein speyss in buck oder beyfuoss safft. Nach Schottel 1382 ist rang: morbus porcorum vel canum in faucibus, cynanche. Räude stf. Falconaria 76; Schröder 416. räudig Mynsinger 43: reydig. Raufen pl. Schorf, Räude, Krätze; ahd. hrüf, ruf, mhd. ruf, rufe stswf. Im D. Wb. 8, 1396 als mundartlich ange¬ geben, und zwar in den Formen ruf, ruf, rufe, während die bei Schröder vorliegende diphthongierte Form „Rauffen“ nicht angeführt ist. Schröder 417: Den andern Tag machet man ein Bad mit weissen Wein und Rossmarin / mit diesem wäschet man ihme alle die Rauffen ab. Rotz Pacius 484; rotzen Pacius 484: Wenn der Falck rotzet . . . und der Rotz übel riechet, so hat er eine Fistul. Säuberung soviel wie Purgatz, Ein schons buchlin C 7 b (seuberunge). schäbig Gesner 136 (schebig). Schärfe (der Haut an den Beinen) Hicfelt Kap. 20: wy man sol vortreiben dy scherffe der haut an den beinen und fussen. schiefem, sich, eine Krankheit des Schnabels, in dünnen blattartigen oder flachen Stücken abspringen. Bei Sebiz 129 von dem Horn der Rinder gesagt. Tappius 52: Es geschieht offt das dem Habich der Schnabel ver- hertet das er sich davon schiffert und dörret. Hohberg 780: Wann sich der Schnabel an einem Vogel schifert / soll man ihm um die Naslöcher und um den Schnabel Butter streichen / das hilfft. „ „ S ^ ie nen, den gebrochenen Schenkel, Ein schons buchlin 0 6. Bucht dem habich das diech oder der schenckel / so sol mann jn schinen. schindeln, in demselben Sinne wie schienen, einen ge¬ brochenen Schenkel oder eine zerschlagene Flugschwin^e Feyerabend II 62. ° Schlag stm., in den Flügeln oder Schenkeln, Crescentius (1490) X, 6: Auch rüret sie under Zeiten die gutta dz ist der troppe oder der schlag in den ftügeln oder hüffen. Glorez II 463. schnauben Ein schons buchlin E 4 b . schneuben, unser schnauben, Hyrnach volget wie man die valken czyhen sali: und hot is denne suhtin, das do heysset lewma, in dem houbte, das ist wen is (vederspil) snewbet, und des odemes nicht wol gehaben mag, und het her der suche (Seuche) czu vil, so nym eyn vledermus. Schnuden swf. pl. Ein schons buchlin C 7 b : als ob er waer jnbrünstig oder ob er die schnuden hett oder ander sücht / die vertreybet das gewelle. Nach Lexer 2, 1043 mhd. snüde swf. Nasen Verstopfung, Katarrh, zum stv. snüden, mit Be¬ schwerde atmen, schnaufen. schnufig, schweratmig, Mynsinger 24: ... so ist er on zweifei schnufig und flüssig. Schnupfen mhd. snupfe, snüpfe swmf. Hicfelt 36: Hot dein falke den flos von dem houbte, der do heysset der snoppe, das saltu irkennen, wenne seyne ougin seyn ym czu swollin und her nyset stetis und ym flewsset dij feuchtikeit durch dy naselochir. Tappius 47: schnupffen; Schröder 411; Fleming 323. Schwindsucht Falconaria 78; Schröder 424. Sod stm. Pacius 476: Die erste Kranckheit eines Falcken ist der Sod. Dessen Kennzeichen ist, daß der Falck die Augen zumacht, und den Kopff stets herumdrehet. staubfedrig Hohberg 767: Wer wildgefangene Habichte kauffen will / muss erstlich sehen / ob sie frisch / freudig und frey sich umsehen. 2. Ob sie nicht staubfedricht und traurig sind. Pacius 230: und würden mager, schwach und staubfedericht werden, und nicht die gehörige Gestalt und Länge in dem Gefürt bekommen. staubfedrig scheint einen ähnlichen Zustand zu bezeichnen wie hungermälig; s. da. 134 / Stechen, das, Feyerabend II 59: Für das Stechen des Federspiels soltu Byrssen Wurtzel nemmen . . s. Nadel. stechent wee Mynsinger 40; s. Nadel. Stein stm. Eigentlich eine steinartige Masse, die sich in den Or¬ ganen der Vögel festsetzt, eine häufig auftretende und in allen älteren Quellen erwähnte Krankheit der Beizvögel. Bei Gesner 141 ist Stein als Falknerwort angegeben. Hicfelt 85: Hot dein falke den steyn in dem lumpte das saltu merkin by dissem ezeichen, das her nicht wol gedewen mag adir nicht mag smeyssen unde das ym seyn ougin swellin. Hyrnach volget wie man die valken... sali: wisse ouch das scheffin fleisch ist dem vedirspil nicht gut, wenne man ym czuvele gibit, wen is gewynet den steyn, dovon das is unslith hot ... wo sich denne der stein gesammelt hot, do czu- brieht her unnd geet von ym. Ein schons buchlin Elb; Gesner 141: so ist diss ein Zeichen dass er harten schleim im magen / kropff und eyn- gweid versandet hat / welcher schleim von etlichen Falckonierern der Stein genent wirt. Feyerabend II 59; Pacius 501. Strauchen, die, ein Katarrh, Ein schons buchlin E 4 b : Hat dein federspil eynen siechtumb der do heyßt reuma / das ist wen er schnaubet, oder die Sträuchen . . . Feyerabend II 50: der Schnuppen oder Strauchen . . . Hohberg 778: Die Strauchen der Raubvögel wird durch Hitz und Kälte / durch Staub und Raub verursacht. — Strauchen ist frühneuhoch¬ deutsch aufgekommen. Strenge stf. soviel wie Atemnot, Gesner 126: ... so kumpt jn schnäll die strenge an und stirbt. Sanders 2, 2, 1240 bucht „Strengei“ für Pferde, eine Krankheit, bei welcher die Gänge, durch die der Atem aus den Nasenlöchern in die Brust führt, gänzlich verstopft sind. strenger Atem Mynsinger 38, soviel wie Strenge. stüssig soviel wie stutzig, eigensinnig. Mynsinger 25: Wär der Habich siech in dem kopff und stüssig . . . Sußbec, die französische Bezeichnung einer Kopfkrank¬ heit der Falken, bei der sich ein scharfer ätzender Schleim aus dem Halse absondert (Sachs, Encycl. Wb. 1, 1487). Nach Littre II 2, 2106 eine Art Pips; aus sus -p bec. Falconaria 133: hab ich befunden daß er mit der Schwachheit so wir Sußbec nennen / behafft ist / welches ein hitziger und scliarpffer Fluß ist / so auß dem Hirn durch den Gaumen auff die Zunge / von dannen in die Lufftröhren und Lunge fällt / und alles ent¬ zündet und auffetzet was er anrühret. — Das Wort hat sich in der deutschen Terminologie weiter nicht eingenistet. Tropf stm. nach Sanders 2, 2, 1386 veraltet für Schlag¬ fluß. Schon bei Crescentius (1490) X 6 in der Form troppe: Auch rüret sie underzeiten die gutta dz ist der troppe oder 135 der schlag in den Hügeln oder luiffen. Tappius 50 hat die Form tropft*. Feyerabend II 27: den Tropft* in Gleichen der Flügeln oder Herschen . . . verschoppet, d. i. verstopft, Ein schons buchlin A 4 a : der es (das aß) jm zu offt gibt / so macht es jn verschoppet. — Nach D. Wb. 12, 1145 heißt verschoppen soviel wie verstopfen, eine Öffnung zustopfen . . besonders in der älteren Sprache und mundartlich. Wassersucht Hicfelt45: von der krankheit der lebir unde von der Wassersucht. Wehtage stm. pl. zu mhd. wetac, wetage steht bei Hie- felt 49 direkt für Leiden, kranke Stelle: Dornoch smere man dy stat der wetage mit dem ungento. Zipf, dasselbe was Pips: Hohberg 779: Diß ist auch gut / wann man ihm den Zipf oder Pips vorhero mit einem scharffen Messerlein / gleichwie den Hünern / genommen hat. Über Zipf vgl. Kluge, Etym. Wb. 6 unter Pips. Zipperlein Falconaria 36: beneben dem daß es auch zu¬ befahren daß er das Zipperle von solchem Weydtwerck be¬ kommen / welchem man muß zuvor kommen mit zeitlicher Öffnung der Adern. Der Falkner. Kaiser Friedrich II. hat im 47. Kap. seines Werkes die zu einem guten Falkner erforderlichen Eigenschaften zusammen¬ gestellt. Ich führe im folgenden die Stelle nach Schultz, Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger, an: Er soll von mittlerer Größe sein, nicht zu mager oder zu wohl¬ beleibt, seine Kunst lieben und bis ins Greisenalter gern treiben. Er muß umsichtig sein, ein gutes Gedächtnis, scharfe Augen, ein leises Gehör, eine laute kräftige Stimme haben. Gewandt und geschwind, keck und des Schwimmens wohl kundig, soll er jedem Zufall bei der Jagd gewachsen sein. Besser ist es immer, wenn er nicht zu jung ist, allein auch junge Leute können sich beherrschen lernen und mit der Zeit Tüchtiges leisten. Schläfrig darf er gar nicht sein, denn er kommt spät ins Bett, muß des Nachts mehrmals nach seinen Zöglingen sehen, Morgens früh aufstehen, beim leisesten Klang der Schelle sofort wach und bereit sein. Völlerei, Trunksucht, Jähzorn, unruhige Bewegungen schicken sich für ihn gar nicht. Er soll einen weiten, bis zum Ellenbogen reichenden Handschuh aus grobem Leder tragen, den er leicht aus- und anziehen kann und eine Tasche (carneria) mit Fleisch und Lockspeise stets bei sich an seinem Gürtel haben. valkenaere, valkner, velkner, velkener sind die echten mhd. Formen. 136 Der Falkner und das Terzei: Ein valkenaere gie Da er ein terzel gevie. Parzival 281, 23: Sine valkenaer von Kari- doel Riten s’ äbents zem Plimizoel Durch peilen, da sie schaden kuren. Kudrun 1096: Mit sinem valkenaere beizte da der künic vil kündicliche. Der Minne Falkner 39: valkner. Mynsinger 16: valkner. Hyrnach volget wie man die valken . . . sali: her wirt ein gutter velkener. Hicfelt 24: ouch dorczu hilfet sere dy fleissigkeit der felkener. In einer hessischen Urkunde vom Jahre 1425: Falkener und 1509 velcnere (Lan¬ dau 334). Feyerabend II 3, Crescentius (1583) 428, Henisch (1616) 979, Colerus 609 a : falckner. Durch die Übersetzung französischer Jagdwerke dringt im 16. Jh. in die deutsche Terminologie das französierte Falckonier, Falkenier, Falckonierer ein. Falkner, Felkener wird seltener. Im Munde der praktischen Jäger hat das gute deutsche Wort sicher fortexistiert, während das französierte Falkonier, Falkenierer sich mehr in der Literatur breit machte. Schon bei Tappius 2, 8 Falckenierer: Etliche Falckenierer sagen viel von jrer regierung und siechtagen und artzneyen dar wider. So auch Jägerhauß 44; Gesner 147: welches der Falckonierer fleissig warnemmen soll. Falconaria 3: Falco- nierer; Henisch 979: falkanirer. Falckonier bei Sebiz 604; Hohberg 778; Döbel II 192; Becher 924; Pacius; Hartig I 60. Neben Falkner. Falkonier usw. begegnen schon früh Syno¬ nyma. Der Beizer (beizaere) im Lanzelet Ulrichs von Zatzik- hoven 476. Bei Mynsinger und in „Ein schons buchlin“ paisser. Mynsinger 35: Wann er nymbt die künheit von den paissern und von den vogelhunden . . . Ein schons buchlin B 2 b : Auch so habend eynen andern sitten etlicher paisser / das sye nement jn yettwedere hannd des habichs füß . .. Mynsinger 37: der paißman (Beizmann). Seit dem Ende des 15. Jh. tritt Habicher (später Habichter) in Erscheinung, welches neben Falkonier in demselben Sinne steht. Als 1489 Landgraf Wilhelm II. von Hessen zu Brilon war, wurde ihm dort ein Habicht zum Geschenk überreicht, wofür er, wie Landau 333 nach einer Rechnung berichtet, „It. 1 Gulden dem Habicher zu Gesellengke vor den Habich“ übergab. Ein schons buchlin A 2 a : Der habicher soll eynn maß gewachßner man seyn . . . Ein schons buchlin C i b : habicher; Gesner 38: habicher; Feyerabend II 3: Vom Falckner oder Habicher; Henisch (1616) 979: habicher. 1 — 137 — Federweidmann hat Feyerabend II 3: Darumb ein löb¬ licher / adelicher / rechtmässiger Falckner und Federweyd- mann fein hurtig / und am Gemüt gantz sanfft unnd geduldig seyn sol. Colerus 610 b , Becher 924 bieten neben Falkonier Habicht- Mann. Selten ist Vogeler für Falkner. Nach Landau 334 zieht 1469 Meister Peter der Vogeler mit seinen Hunden und Bla¬ fußen von Spangenberg nach Kassel. Crescentius (1490) X, 4: - das er geitziglich sich mühe noch dem raube und leichtlich widder komme zu dem vogeler. Tappius 10 und 15 (vögler). In dem Rechte des Meierhofes zu Einhorst bei Meschede in West¬ falen heißt es: It. unses Hern Voegler moegen in den Hof tasten ind neemen dry, vyer, vyff off eyss Hoenre tot Behove der Haueke, wanne yn des nott ist. (Angeführt bei Landau 334 aus Tross, Westphalia 1826, S. 104.) Vom Gebrauch des „vorliegenden Hundes“ herrührend, hieß nach hessischen Urkunden (Landau 333, 334) der Falkner virlygende Hunder um 1500; und vorleigen Hunder 1509. Der Terminus für die Falkenhändler und Habichthändler ist seit . Ende des 15. Jh. Falkenträger, Habich(t)träger, Vogelträger. Crescentius (1490) X 12: Etzliche falckentreger sagen vil von irer regierung un siechtagen uii artznie dar widder. Über „Bezugsquelle“ und „Absatzgebiet“ der Habicht¬ träger gibt uns Tappius 11 interessanten Aufschluß: «Aber damit aller zanck von danne gethan werde / soltu wissen das die allerbesten häbich in deutscher Nation gefunden werden / sunderlich aber diese auch am weyttesten gefürt und lieber gekaufft / im lande von der Marcke in Westphalen und darumbher gefangen werden / Und dz es war sey / sollen mir deß zeugnuß geben die habichtraeger / die alle jar dar kommen / kauften sie auff / unnd füren sie in Brobandt / Frank¬ reich / Spanien / Engellandt usw. / da diese für die allerbesten gehalten unnd auch aller thewrest verkaufft werden. Gesner 150: falckentrager; Feyerabend II 55: Falcken- trager; Falconaria 207: Falckentraeger; Fleming II 319: Falcken-Träger oder Verkäuffer. Vogeltrager bei Feyerabend II 22; Crescentius (1583) 431; Schröder 372: Es geschiehet offt / dass untreue Vogel-Träger diesen Vögeln ein Stücklein Schwamm zu fressen geben / davon sie dann bald sterben / und die Vogel-Träger die übrigen desto eher zu verkauften vermeynen. Habichtwärter hat Colerus 608 b . Zahlreich sind die Namen der verschiedenen Beamten der Falknerei, die sich seit dem 16. Jh. einstellten, als die Beiz- 138 jagd an die großen Fürstenhöfe konzentriert und mit äußerstem Prunk und Kostenaufwand abgehalten wurde: 1762 hatte Land¬ graf Friedrich II. von Hessen 1 Oberfalkenmeister, 1 Falken¬ junker, 1 Falkenpagen, 1 Falkoniermeister, 4 Falkenknechte, 3 Falkenburschen und 1 Reiherwärter, zu welchen 1772 noch 1 Milanenmeister und 1 Krähenmeister hinzukamen (Landau 340). Maria Theresia hatte in ihrem Beizetat im Jahre 1746 1 Obrist-Hof-Falcken-Meister (Carl Anton Reichsgraf von Harrach zu Rohrau); 1 Hof-Falcknerey-Amts-Secretarius; 1 Raiger-, 1 Mellon-, 1 Kräh- und 1 Revier-Falkenmeister, 8 Falkner jungen. Dazu gab es ein niederösterreichisches Erb¬ landfalkenmeisteramt. (Nach E. v. Dombrowski in der allg. Encyclop. der gesamten Forst- u. Jagdwissenschaften I 553 ff.) Verzeichnis der hauptsächlichsten Kunstwörter abbinzen 39 anschneiden 76 Ballen 27 abdrücken 54 an treten 73 ballieren 75 ablegen 94 Arbeit, arbeiten 97 (bäumen 74) abliebeln 76 Armschwinge 36 Baumfalk 112 Abmaegerung 56 Äser 63 Bec 29 abrichten 69 asten 47 bec-weiß 51 Abrichtung 70 Aß 49 Beinhosen 37 abschirren 72 Atz 49 beireiten 95 absehlagen 89 Atz ausgeben 51 Beissung 78 abschneiden 76 Atzelvogel 125 Beize 78 abspinnen 76 Atzhabiclit 125 beizen 77 absteigen 48 atzhitzig 50 Beizer 103 136 abstuppen 89 Atzklaue 25 beizig 78 abtragen 69 Atzung 49 Beizmann 136 Abtragung 70 aufbaumen 74 Beizwint 99 ab wachen 70 auf brauen 71 Bell 61 aesten 74 aufbreelen 76 bemalen 55 Ästling 119 auffahren 80 Berberfalk 115 aetzen 48 ; (aufhaken 75) bereit, bereiten 67 anbringen 69 aufstehen 80 Bergfalk 110 Anfall 91 aufstossen 80 berichten 70 Anflug 82 aufwecken 80 Berichtung 70 anfussen 74 ausheben 47 betteln 75 angreifen 91 ausnehmen 47 billard 97 (anhaken 75) ausstelien 94 binden 91 annehmen 95 Blassbein 31 anothapuh 125 Badbrente 67 Blaubäckchen 118 anscbirren 72 Baertlein 37 Blaufuss 114 Die Krankheitsnaraen sind alphabetisch S. 126 ff. angeführt. 139 blocken 74 Blume 38 Bock 101 Bogenschuss 86 Böhmsch 101 Bruck 29 Bürzel 30 Bund machen 87 Butzen 53 Butzenzieher 53 canshabuh 125 chranohari 125 clemende vögel 104 cluse! 98 Cures 53 I>ach 30 Dachfedern 37 Daumen 26 Decke 36 Deckfedern 36 Deckling 119 Diehn 28 Drahle 60 Dreckfalke 124 drehen, sich 83 Dreihabich 121 Drittmann 121 Dryling 121 drücken, sich 80 ducken 98 Dunst 38 Durchgang geben 93 durchholen 51 Edelfalk 110 Eichvogel 116 eingeschlagen sein 56 einschlagen 81 einstehen 95 Eleonorenfalk 115 Engel machen 75 entbrechen 93 erfliegen 82 erlegen 91 erstreichen 67 fäderkaengel 38 Ealkengeschirr 56 Falkenpillen 53 Falkensack 63 Falkenstoss 100 Falkentasche 63 Falkenwerk 79 Falkenwint 99 Falkner 135 136 Fall 86 fallen 85 falzen 103 Fang 27 90 fangen 88 Fangklaue 25 Federflug 79 Federn am Bruck 37 Federn durch den Staart holen 39 Federngewöll 52 Federspiel 63 78 103 Federweidmann 137 Federweidwerk 79 fehlen 93 Fehlflug 82 Fehlgriff 90 fehlschlagen 89 Fehlschuss 86 Fehlstoss 88 fehlstossen 88 feist 55 Feiste 55 Feldmausser 124 Feldweidwerk 79 Fessel 58 Fesslung 58 Finger 26 Flaggen 35 Flaumen 35 38 Flucht 82 125 Flug 125 Fremdling 109 führen 93 Fussgestell 24 Gänsehabicht 117 geäß 49 Geätz 50 Gebeiss 78 Gebühr 96 Gefäss 58 Gefürt 32 Gemäl 42 Genieß 96 Gentil 124 Gerechtigkeit 96 Gerfalke 105 Geschmeiß 55 Geschtihe 59 Gesprinz 118 Gestände 28 44 Gestäude 44 Gestell 24 46 Gewäffe 28 Gewöll 51 Glänzel 38 Greif 24 greifen 91 Greiffalk 105 Greifklauen 24 Griff 25 90 Grossfalk 109 hdbech spil 104 Habichter 136 Habichtmann 137 Habichtnetz 100 Habichtsfang 101 Habichtskorb 101 Habichtstoss 100 Habichtträger 137 Habichtwärter 137 Habichtwint 99 Häbroc 126 Hacht 116 Hacken 29 Hagard 112 124 Hagerfalk 110 112 Haicli 116 hängein 84 Haltklaue 25 Hand 26 Handfalk 125 Handschwinge 36 liand(ge)recht 72 Handvogel 125 hangen 84 hasselieren 75 Haube 61 hauben 71 hecken 47 herlin 121 Her sch er 33 hilo! 98 hochschweiff 94 Horst 46 hoselin 59 Hosen 37 Hühnerhabicht 115 Hünneralir 117 hurigrung 56 Jagdfalk 111 jagen, jägern 79 140 iu schoho! 98 Jule 57 Kappe 63 kappen 71 Kiel 38 kirren 102 klimmen 83 Klob-Rute 101 knospil 52 Kohlfalk 110 Körb(l)er 120 Korb 40 Krähen* Flucht 125 Krankheitsnamen 126 ff. kröpfen 50 Kropf 31 Kuppel 109 Kurzfessel 60 Iiändner 124 Landfahrer 124 Landweidwerk 79 Laner 106 lange Penne 35 Langfessel 58 Lahnen 29 lahnen 103 durch die Lahnen gehen 76 Leimrute 101 leiten 93 Lerchenfalk 112 lock, locken 67 68 Lockblank 66 Lockfleisch 66 Lockluder 64 Lockschnur 66 lossbräuen 71 Luder 63 ludern 72 Ludervogel 125 Luftjagen 79 Luftweidwerk 79 Lujer 64 lustig 94 Madrier 124 madriert 42 maeusicht (maußig) 41 magern 56 Mal 42 Masen 42 Mauße 40 maußen 40 Mausser(falk) 123 Maußkammer 40 Maußkorb 40 megrung 56 Mesken 35 Messerfederlein 33 Milanenflucht 125 nachhängen 85 Nestfalke 119 Nestling 119 Nestvogel 119 Niais 124 niederschlagen, sich 81 messen 96 Passagier 124 Pennen 35 Pfeife 38 pfropfen 39 pilgrin 110 plausen 95 Raub 92 rauben 92 Raubvogel 103 rauh machen, sich 75 Rauschhaube 62 reihen 102 Reiherfalk 106 Reiher-Flucht 125 Reiherwind 100 reisch 102 reische, die 102 reischen 102 reissen 91 reittendes netz 100 reren, röhren 43 Revier 84 revieren 84 Reviervogel 125 Rick 57 riehen 57 Ring 29 ringholen 83 Rinne 100 Rolle 61 roter Falk 122 Rudel 33 Rup an, Männchen! 98 Sachs 32 Sakerfalk 108 Sattel 101 Schaft 38 schäften 39 Schellen 29 61 schiessen 86 schiften 39 Schlachter 108 Schlag 90 schlagen 89 Schlagnetz 100 Schlechtfalke 108 schleifen 94 schleimen 54 Schleimsel 54 schleppen 94 schlingern 44 Schmeiß 55 schmeissen 54 Schmelz 55 schmelzen 55 Schmierlein 113 schöpfen 51 Schratfeder 34 Schreier 124 Schuhe 59 schuhen 72 Schwang 33 Schwarzfalk 110 Schweiraer 107 Schweißfensterlein 32 Schweisslöcher 32 Schwimmer 107 Schwinge 32 schwingen, sich 81 Schwingfeder 35 seelin 121 Seule 34 Sor, Soret 122 spän(d)en 56 Spätling 124 Spale 30 Sperber 115 Spiel 78 spinnen 76 Spinnfeder 76 Spinn web 100 sprengen 80 Sprenz, Sprinzel 117 spretzen 55 springen 75 Springer 75 Staart 37 Staartfedern 37 Staud 29 30 Stecken stecken 85 141 stehen 78 steigen 85 Steinfalk 110 stellen 78 Stelzel 28 Sternfalk 117 steuben 80 Stöber 99 Stösser 108 Stockaar 108 117 Stockhaube 62 Stoss 87 88 stossen 87 Stossfälklein 112 Stossfalke 106 109 Stoss(garn) 100 Stossvogel 103 streichen 67 83 Strich 83 Stricher valke 124 Strichling 124 sivenkel 33 Taubenfalk 116 118 Terz(el) 121 Teufelshar 38 trainen 66 Tritzlin 121 Tröpeln 42 Tropfen 42 Trosch 63 Turmfalke 118 Uchse 30 überkröpfen 50 überkrüpfe 50 unäßig 50 urthefocal 125 vallau ß! 98 verbräuen 71 verdrücken 54 vergiessen 88 verhalftern, sich 94 vermausst 41 verstossen, sich 88 Vervel 60 virlygende Künder 137 Vögel von der Hand 125 Vögel vom Vorlass 125 Vogeler 137 Vogelhund 99 vögeln 79 vogelreye 102 Vögelträger 137 Vorflug 82 vorlange Penne 35 Vorlass 63 65 Vorlauf 63 vorliegender Hund 99 wachen 70 Wände 100 Waffen 28 Wanderfalk 109 Wandlung 43 Wannen 35 Wasserweidwerk 79 Wechselung 43 Weiddarm 31 Weidfang 120 Weidfenster 31 Weidloch 31 Weidtasche 63 Weidvogel 103 Weissbacke 111 (113) Weisser Falk 106 weitgriffig 26 Wendung 43 werfen 81 53 55 Weydöser 63 Wildfang 119 Wildfangvogel 120 Wildling 120 Wildrecht 97 über den Wind treten 95 woellen 53 würffel 60 würjfer 60 Würger 108 Wurffessel 60 Wurfriemen 59 zerschneiden 76 zersprengen 92 Zieget 66 ziehen 82 Zieher 66 Züchter(in) 122 Zuschuss 86 Zwergfalke 114 zwingen 76 Zwirbelfalk 105 Meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Geh. Hofrat Kluge, spreche ich herzlichen Dank aus für die mannigfache Anregung bei meinen Studien und für die gütige Unterstützung bei meiner Arbeit. ' | ie Terminologie der Ideutschen Falknerei Von Dr. Hermann Schmidt K'*' C. A. Wagners Hof- und U niversitätsbuchdruckerei Freiburg im Breisgau ■= 1909 —:

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