Meckenheim: vater schlägt freund der tochter

Auf dem Parkplatz zeugen noch Scherben und Blutflecken von der Tat. 

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Hübner-Stauf

  • Carsten Schultz
  • 24.06.19, 17:45 Uhr

Meckenheim -

 Die Festnahme eines 45-jährigen Mannes, der in der Nacht zu Donnerstag dem  Freund (19) seiner Tochter (17) mit einem Radmutterschlüssel schwerste Verletzungen zugefügt haben  soll, hat sich zu einer Art Fehde ausgeweitet.

Während der Vater am Freitag von einem Richter wegen versuchten Mordes in Untersuchungshaft geschickt wurde – die Bonner Polizei hatte in dem Fall eine Mordkommission gebildet – waren noch am Donnerstag nach Zeugenangaben vier Männer   an der Wohnanschrift des mutmaßlichen Täters aufgetaucht und hatten nach Aussagen eines Polizeisprechers Todesdrohungen ausgesprochen.

Zwei Männer aus dem Umfeld des Opfers im Alter von 32 und 34 wurden später in Gewahrsam genommen, um weitere Straftaten zu verhindern. Sie wurden Freitagmittag wieder entlassen; gegen sie laufen Ermittlungen wegen Widerstands und Bedrohung. Alle Beteiligten haben nach Rundschau-Informationen einen Migrationshintergrund.

Mann hat seine Tochter gesucht

Der Fall  hatte in der Nacht zu Donnerstag um 3 Uhr seinen Anfang genommen. Der 45-jährige Vater hatte laut Polizei nach seiner 17-jährigen Tochter gesucht, die nicht nach Hause gekommen war. Auf einem Parkplatz am Waldfriedhof habe er sie im Auto ihres 19-jährigen Freundes entdeckt. Daraufhin soll der Vater mit einem Radmutterschlüssel zwei Seitenscheiben des Autos zerstört und anschließend damit auf den jungen Mann eingeschlagen haben.

Ein Zeuge habe Hilferufe gehört und die Polizei informiert. Eine Streifenwagenbesatzung der Polizeiwache Rheinbach nahm den Tatverdächtigen fest. Der 19-Jährige wurde laut Polizei so schwer verletzt, dass er nach notärztlicher Erstversorgung in ein Krankenhaus gebracht werden musste; er lag gestern noch auf der Intensivstation. Inzwischen ist er wieder ansprechbar und soll in den nächsten Tagen vernommen werden. Die 17-Jährige erlitt demnach ebenfalls Verletzungen, die in einem Krankenhaus behandelt werden mussten.

Drohungen gegen mutmaßlichen Täter

Aufgrund der Gesamtumstände hatte eine Mordkommission unter Leitung des Ersten Kriminalhauptkommissars Michael Brück in Abstimmung mit Staatsanwältin Claudia Heitmann die Ermittlungen wegen des Verdachts eines versuchten Tötungsdeliktes aufgenommen.
Im Laufe des Donnerstags meldeten dann Zeugen bei der Polizei, dass vier Männer an der Wohnanschrift des mutmaßlichen Täters Drohungen ausgesprochen hätten. 

Polizeibeamte trafen noch zwei Männer im Alter von 32 und 34 Jahren an, die nach Angaben des Sprechers  auf die Ansprache nicht reagierten und Widerstand leisteten, als die Polizisten versuchten, ihnen Handfesseln anzulegen. Dabei sei auch Pfefferspray zum Einsatz gekommen. Die Männer konnten dennoch zunächst flüchten, wurden aber später  gestellt und zur Verhinderung weiterer Straftaten bis gestern Mittag in Gewahrsam genommen, so die Polizei.

Auf diesem Parkplatz am Waldfriedhof trug sich im Juni die folgenschwere Auseinandersetzung zu.

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Matthias Kehrein

  • Ulrike Schödel
  • 19.11.19, 10:07 Uhr

Meckenheim -

Diese junge Liebe hatten sie vor ihren Familien geheim gehalten. Die 17-jährige Azra F. (alle Namen geändert) hatte den Freund in der Schule kennengelernt und seit einigen Wochen erst waren sie ein verliebtes Paar. Auch die Treffen mussten sie aus Angst vor ihren Familien heimlich arrangieren.

So hatte Azra F. in der Nacht zum 20. Juni 2019 ihr Familienhaus noch mal verlassen, um mit dem Freund zusammen sein zu können. In dem Auto des 19-Jährigen fuhren sie zum Waldfriedhof in Meckenheim. Das Rendezvous jedoch endete auf besonders grausame Weise: Denn Azras Familie, die aus der Türkei stammt, hatte ihre Abwesenheit bemerkt und war nachts gegen zwei Uhr ausgeschwärmt, um die Tochter zu finden.

Heimtückischer Tötungsversuch

Als sie das Paar im Auto aufspürte, sah sie Rot: Der Vater und zwei seiner Söhne sollen versucht haben, den Freund – ein Deutscher mit libanesischen Wurzeln – heimtückisch und aus niederen Beweggründen zu töten. Davon jedenfalls ist die Bonner Staatsanwaltschaft überzeugt, die das 45-jährige Familienoberhaupt und seine 27 und 26 Jahre alten Söhne wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung angeklagt hat. Wie Gerichtssprecher Tobias Gülich mitteilte, soll der Vater in der Wut über das „unehrenhafte Verhalten“ der beiden, einen Radkreuzschlüssel aus dem Kofferraum geholt und damit die Fensterscheibe der Beifahrerseite zertrümmert haben, wo das junge Paar – eng umschlungen – eingeschlafen war.

Mit großer Brutalität soll Azra aus dem Wagen gezerrt und der 19-Jährige von allen drei Angeklagten zusammengeschlagen worden sein. Selbst als Azras Freund blutüberströmt und hilflos auf dem Boden lag, hätten sie kein Erbarmen gekannt: Bis zur Bewusstlosigkeit soll er noch von allen getreten worden sein. Nur durch die neurochirurgische Notfallversorgung, so heißt es in der Anklage, konnte sein Leben gerettet werden. Neben zahlreichen Brüchen und herausgeschlagenen Zähnen hatte er ein offenes Schädelhirntrauma erlitten.

Tochter versuchte, ihren Freund zu schützen

Azra F., die von einem Freund des Vaters, der damals mit auf die Suche gegangen war, festgehalten wurde, war es gelungen, sich loszureißen. Sie hatte versucht, den Freund zu schützen und soll durch einen Schlag des Vaters ins Gesicht und einen weiteren am Hinterkopf ebenfalls verletzt worden sein. Mit der zornigen Gewaltorgie sollen die Angeklagten erst aufgehört haben, als die Polizei erschien. Zeugen hatten die Schreie gehört und Alarm geschlagen. Seit der Nacht sitzt der Vater von sechs Kindern in Untersuchungshaft, beide Söhne wurden eine Woche später verhaftet. Alle drei sind nicht vorbestraft.

Der 43-jährige Freund des Vaters muss demnächst ebenfalls auf die Anklagebank des Bonner Schwurgerichts; ihm werden Beihilfe zum versuchten Mord und Nötigung vorgeworfen. Der Prozess ist noch nicht terminiert.

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