Die
Schutzimpfung kann das Risiko, eine Grippe zu bekommen, um mehr als die Hälfte senken. In Jahren, in denen das Grippevirus sehr verbreitet ist, kann dies einen großen Unterschied bedeuten –
besonders für Menschen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Eine Grippe kann unter anderem zu Fieber, Muskel-, Gelenk- und Kopfschmerzen, Schüttelfrost und Erkältungssymptomen führen. Meist fühlt man sich etwa eine Woche lang sehr krank. Selten
löst eine Grippe ernsthafte Komplikationen wie eine Lungenentzündung aus. Säuglinge, Kleinkinder, Menschen mit bestimmten Krankheiten, Schwangere und ältere Menschen haben allerdings ein erhöhtes Risiko für solche Komplikationen, da sie ein schwächeres
Immunsystem haben. Bei der Grippeimpfung werden geschwächte oder inaktivierte Viren oder Virusbestandteile unter die Haut oder in den Muskel gespritzt. Für Kinder und Jugendliche zwischen 2 und 17 Jahren ist zur Grippeimpfung auch ein
Nasenspray zugelassen. Nach Kontakt mit dem Impfstoff fängt das
Immunsystem an, Antikörper gegen das
Virus zu bilden. Hat der Körper danach mit einem aktiven
Virus derselben Sorte zu tun, kann er es erkennen und bekämpfen. Die Impfung selbst kann keine Grippeerkrankung auslösen. Da sich Grippeviren ständig verändern (mutieren) und auch ganz neue Virusformen entstehen, bietet die Grippeimpfung keinen dauerhaften Schutz. Wer in
jeder Saison einen ausreichenden Impfschutz möchte, muss sich daher jedes Jahr erneut impfen lassen. Nach der
Impfung dauert es ungefähr 14 Tage, bis der Körper genügend
Antikörper gebildet hat. Wer während der gesamten Grippesaison geschützt sein will, muss sich daher impfen
lassen, bevor die ersten Grippefälle auftreten – in Europa also im Herbst. Da die Grippe aber auch erst im Januar, Februar oder noch etwas später ausbrechen kann, kann selbst eine spätere
Impfung noch sinnvoll sein. Da die Produktion von Grippeimpfstoff einige Zeit in Anspruch nimmt, muss der Impfstoff hergestellt werden, bevor feststeht, welche Grippeviren in der Saison auftreten werden. In den meisten Jahren sind die Vorhersagen, welche Viren auftauchen werden, dafür aber genau genug. Wenn während einer Grippesaison schon
viele Menschen gegen die umlaufenden Viren immun sind, erkranken auch weniger daran. In Jahren, in denen es zu einer Grippewelle kommt, kann die
Impfung mit einem passenden Impfstoff viele Menschen vor einer Erkrankung schützen und so auch ernsthafte Komplikationen verhindern. Dies ist vor allem für Kleinkinder, Schwangere sowie
geschwächte und ältere Menschen wichtig.
Im Allgemeinen ist die echte Grippe nicht so verbreitet wie andere Atemwegserkrankungen: Für gesunde Erwachsene liegt das Risiko, an einer Grippe zu erkranken, vermutlich nur bei 2 bis 5 %. Kinder und Jugendliche haben das höchste Erkrankungsrisiko: Von ihnen werden ungefähr 10 bis 20 % während einer Saison grippekrank.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des internationalen Forschungsnetzwerks Cochrane Collaboration haben Studien zur Wirksamkeit der Grippeimpfung ausgewertet. Wie erwartet zeigte sich, dass die Impfung wirksamer war, wenn der Impfstoff den Virustypen entsprach, die im jeweiligen Jahr kursierten. Insgesamt ergab die Schätzung der Forschergruppe, dass eine Impfung das Ansteckungsrisiko gesunder Erwachsener dann um etwa 60 % senken kann. Doch was bedeutet diese Zahl?
Wie wahrscheinlich es ist, dass man von einer Grippeimpfung profitiert, hängt unter anderem davon ab, wie hoch das Ansteckungsrisiko in einer Saison ist. Wenn während einer Grippesaison viele Menschen bereits gegen die umlaufenden Viren immun sind, erkranken ohnehin nur wenige. Gibt es viele neue Viren und Grippekranke, nützt der Impfschutz deutlich mehr Menschen. Die Zahlen in der Tabelle veranschaulichen dies. Der Nutzen einer Impfung ist für das jeweilige Jahr oder bei einem neuen Virus jedoch nie genau vorhersehbar.
Tabelle: Wirksamkeit einer Grippeimpfung bei gesunden Erwachsenen
Grippeimpfung: Schutz durch eine Grippeimpfung in Saisons mit verschieden hoher Virusverbreitung (Zahlen gerundet) | ||
10 von 100 | 4 von 100 | 6 von 100 |
5 von 100 | 2 von 100 | 3 von 100 |
2 von 100 | 1 von 100 | 1 von 100 |
Die Gesundheitsbehörden in Deutschland, den USA und vielen anderen Ländern raten Menschen mit einem hohen Risiko für Grippekomplikationen zu einer jährlichen Schutzimpfung vor Beginn der Grippesaison. In Deutschland ist die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut für Impfempfehlungen verantwortlich.
Die STIKO empfiehlt die jährliche Grippeimpfung für:
- Menschen ab 60 Jahren,
- Personen mit chronischen Erkrankungen wie Asthma, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes oder HIV,
- Schwangere ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel, bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung aufgrund einer Vorerkrankung ab dem 1. Schwangerschaftsdrittel,
- Menschen, die in Alten- und Pflegeeinrichtungen wohnen,
- Personen, die mit Menschen mit erhöhtem Risiko für Komplikationen zusammenleben.
Die Empfehlung gilt zudem für alle,
- die Kinder, alte oder kranke Menschen betreuen – die also zum Beispiel in Alten- und Pflegeheimen, Arztpraxen, Krankenhäusern oder Kindertagesstätten arbeiten,
- die bei ihrer Arbeit mit sehr vielen Menschen in Kontakt kommen.
Die Behörden empfehlen die Schutzimpfung in diesen Fällen aus zwei Gründen: Zum einen ist man den Viren sehr häufig ausgesetzt. Zum anderen kann man leicht andere Personen anstecken, denen eine Grippeerkrankung ernsthaft schaden könnte.
Nach einer Grippeimpfung kann es gelegentlich zu vorübergehenden Beschwerden kommen – zum Beispiel zu Fieber, Müdigkeit, Kopf-, Muskel- oder Gliederschmerzen. Diese klingen meist innerhalb von 1 bis 2 Tagen ab.
Wird der Impfstoff als Spritze gegeben, können an der Einstichstelle vorübergehend leichte Schmerzen, eine Rötung und Schwellung auftreten.
Die Impfung per Nasenspray kann kurzzeitig zu einer verstopften oder laufenden Nase, Husten oder Halsschmerzen führen. Kinder und Jugendliche mit schwerem Asthma oder einem geschwächten Immunsystem sollten nicht per Nasenspray geimpft werden.
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