Der kommissar und die alpen wikipedia

Der Kommissar „Rocco Schiavone“ gefällt der politischen Rechten in Italien gar nicht. Jetzt zeigt die ARD die Geschichten des strafversetzten Mafiajägers. Sie hat sich dafür einen blöden Titel ausgedacht: „Der Kommissar und die Alpen“.

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Die ARD hat heute eine italienische Kriminalserie im Programm, deren veröffentlicht-rechtlicher Titel eine Unverschämtheit ist. „Der Kommissar und die Alpen“ heißt sie im Ersten. Im Original trägt sie den Namen der Hauptfigur: „Rocco Schiavone“. Das passt, denn es geht um den Kommissar und Vice Questore, der aus Rom ins Aostatal strafversetzt und um den herum die ganze Geschichte entwickelt wird. Aber es geht nicht um Alpenglühen, den „Bergdoktor“ oder „Um Himmels Willen“-Heiterkeit, die neben dem „Tatort“ den zweiten Gemütszustand markiert, den das Erste und das Zweite ihren Zuschauern zutrauen: heiliger Unernst fürs friedliche Dahindämmern vor der Mattscheibe.

Michael Hanfeld

verantwortlicher Redakteur für Feuilleton Online und „Medien“.

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Also von wegen „Der Kommissar und die Alpen“! Für die hat Rocco Schiavone gar keinen Blick. Ihn fröstelt, nicht nur der Witterung wegen. Nachbarn, sein Team, der Chef, sie alle sorgen dafür, dass der Kommissar den Kragen seines Lodenmantels hochschlägt und in seinen Winterstiefeln mürrisch davonstapft. Wenn es sein muss, klettert er aus dem Fenster seines Büros, um auf dem Vordach in Ruhe einen Joint zu rauchen. Einen solchen oder eine Tabak-Zigarette hat Schiavone fast immer im Mundwinkel, seine Stimmung hellt das freilich nicht auf. Schiavone ist ein schlechtgelaunter Zyniker, der in Wort und Tat alles dafür tut, dass man sich fragt: Soll das ein Witz sein, oder ist der Mann tatsächlich so runtergerockt und ein solcher Unsympath?

Er hat allerdings auch wenig Grund zur Freude. Sein Team wirkt, als sei jeder Einzelne, genau wie Schiavone, strafversetzt worden. Ein Panoptikum der Unfähigen, Frustrierten und Beladenen, aus dem einzig Ispettora Caterina Rispoli (Claudia Vismara) und der Assistent Italo Pierron (Ernesto D’Argenio) herausragen. Mit seiner schroffen Art passt Schiavone dann doch ganz gut zu der Truppe, die sich keine Illusionen über die Grenzen ihrer Möglichkeiten macht. Einen Mord können sie aufklären, wie im ersten Fall den an einem Mann, der von einer Pistenraupe überrollt wurde, aber spätestens wenn die Mafia hinter den Verbrechen steckt oder der italienische Geheimdienst seine Finger im Spiel hat, ist der Erfolg der Ermittlungen alles andere als garantiert.

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Trailer : „Der Kommissar und die Alpen“

Video: ARD, Bild: ARD Degeto

Schiavone kennt das zur Genüge, darin liegt der Grund für seine Versetzung, im Kampf gegen das organisierte Verbrechen und auf der Suche nach Enzo Baiocchi, dem Mörder seiner Frau, sind ihm Vorschriften und Vorgesetzte nur lästige Bürde. Sein kleiner, verschworener Freundeskreis aus Rom weiß um die Zusammenhänge, sie bilden die große Geschichte jenseits der einzelnen Fälle, die Rocco Schiavone aufgegeben sind. Dass hinter dessen harter Schale ein weicher Kern steckt, merkt man, wenn es ums Ganze geht, wenn sich der Vice-Questore vor seine Leute stellt, sich weigert, Kompromisse einzugehen und Bauernopfer abzugeben oder sich, wie in der zweiten Staffel der Serie, die inzwischen beim Abosender Fox im Paket von Sky läuft, um den Punker-Jungen von nebenan kümmert, dessen Vater verschollen und dessen Mutter nie da ist.

Marco Giallini spielt diesen Rocco Schiavone als Antihelden, wie ihn der Schriftsteller Antonio Manzini für seine in Italien sehr erfolgreichen Kriminalromane entworfen hat. „Er schickt alle zum Teufel – die Guten, die Hässlichen und die Bösen“, sagt Giallini über seine Figur. Diese steht für Wahrhaftigkeit und Wehrhaftigkeit, aber nicht für die Seichtigkeit des Seins. Die Fernsehfilme um Schiavone sind nicht so hart wie die Mafia-Serien, die wir von der Rai kennen, aber dieser Ermittler verschickt auch keine Kärtchen aus Bella Italia oder gibt Kurse im „dolce far niente“. Er wird ernst genommen. So ernst, dass Politiker von Silvio Berlusconis Forza Italia, allen voran der ehemalige Journalist Maurizio Gasparri, Ende 2016, als „Rocco Schiavone“ bei Rai2 startete, die Absetzung der Serie herbeiführen wollten (F.A.Z. vom 19. November 2016).

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Gasparri meinte, dieser Fernsehkommissar sei alles andere als vorbildlich und gebe einen „Helden für Schwachköpfe“ ab. Wer hier der Schwachkopf ist, dürfte jedem klar werden, der die Serie einschaltet. Den ARD-Titel sollte man dabei, wie gesagt, tunlichst ausblenden. Dass das Erste die Serie in unregelmäßigen Abständen zeigt (am 16. und 23. Februar und „voraussichtlich im März“), unterstreicht die Leichtfertigkeit der Programmplaner. Rocco Schiavone würde ihnen bei der Gelegenheit, wie seinen Kollegen, den Unterschied zwischen „Scheiß drauf“ und man möge ihn sonst wo besuchen, erläutern.

Der Kommissar und die Alpen (Rocco Schiavone) läuft heute, Samstag 26. Januar, um 21.45 Uhr im Ersten.

Quelle: F.A.Z.

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Wie viele Staffeln gibt es von der Kommissar und die Alpen?

Der Episodenguide zu Rocco Schiavone - Der Kommissar und die Alpen umfasst 3 Staffeln mit 18 Episoden.

Wo wird der Kommissar und die Alpen gedreht?

Drama, Krimi Weil sich der launisch-sarkastische Kommissar Rocco Schiavone (Marco Giallini) selbst nur ungern an das Gesetz hält, wird er von Rom in die Provinz strafversetzt. Sein erstes Mordopfer am neuen Einsatzort, dem bergigen Aostatal in Norditalien, ist der Sohn eines Skihüttenbesitzers.

Wann gibt es neue Folgen von Der Kommissar und die Alpen?

Der Kommissar und die Alpen Sendetermine 05.12.2019 – 22.09.2022 – fernsehserien.de.

Wird es eine 4 Staffel von Rocco Schiavone geben?

wunderbare Charakterzeichnungen mit dem authentischsten und herausforderndsten Kommissar. Macht süchtig!! 5,0 von 5 Sternen Auch die vierte Staffel setzt Maßstäbe! Auch die vierte Staffel kann wieder voll überzeugen.

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