Campact wer ist das

„Herr Gabriel, Kohlekraft abschalten“ - „Lobbyisten im Bundestag enttarnen“ - „Glyphosat muss vom Tisch!“. Das sind die Titel von nur drei der aktuellen Kampagnen der Nichtregierungsorganisation (NGO) Campact. Nach eigenen Angaben ist Campact „eine Bürgerbewegung, mit der 1,7 Millionen Menschen für progressive Politik streiten“. Die Politaktivisten sind als gemeinnützige Organisation eingestuft. Doch genau an dieser Gemeinnützigkeit wird nun gezweifelt.

Campact arbeitet mit anderen Bündnissen zusammen, springt dann auf, wenn die Sache heiß wird, bringt Schwung herein. Die Strategie: Mobilisierung übers Internet. Facebook, Twitter und die eigene Seite im Netz sind die Waffen.

In den „Stuttgarter Nachrichten“ forderte der baden-württembergische Bundestagsabgeordnete Joachim Pfeiffer (CDU): „Es ist dringend geboten, die Gemeinnützigkeit von Campact zu überprüfen.“ Von Seiten der Finanzverwaltung müsse geprüft werden, ob die Organisation „zu Recht steuerliche Privilegien“ genießt. Für unvereinbar mit dem Status der Gemeinnützigkeit hält Pfeiffer, dass Campact ständig Kampagnen zu tagespolitischen Themen startet. „Die Abgabenordnung hält das Verfolgen von politischen Zwecken für unvereinbar mit der Gemeinnützigkeit“, so Pfeiffer. Stattdessen dürfe die Tagespolitik ausdrücklich nicht im Mittelpunkt der Tätigkeit stehen. Doch wenn man sich die Aktivitäten von Campact ansehe, ginge es beinahe ausschließlich um Tagespolitik. Pfeiffer geht noch einen Schritt weiter: „Die linke Lobbytruppe soll ruhig ihre Aktivitäten betreiben, nur künftig nicht mehr mit den Steuergeldern der Bürger.“

Weniger Spenden ohne Gemeinnützigkeit

Der globalisierungskritische Verein Attac gilt bereits nicht mehr als gemeinnützig. Das Frankfurter Finanzamt erkannte Attac den Status im Herbst 2014 ab. Die Behörde befand damals, Attac verfolge „allgemeinpolitische Ziele“ und sei daher nicht mehr förderungswürdig. Das Finanzamt richtete sich in seiner Entscheidung nach § 52 der Abgabenordnung, wo es heißt: „Eine Körperschaft verfolgt gemeinnützige Ziele, wenn ihre Tätigkeit darauf ausgerichtet ist, die Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet selbstlos zu fördern.“ Politische Ziele werden hingegen explizit als nicht als gemeinnützig genannt.

Eine Aberkennung der Gemeinnützigkeit mit ähnlicher Argumentation könnte nun auch Campact drohen. Das Problem: Sollte der Organisation der Status aberkannt werden, droht ein echter Spendenverlust. Denn bislang können Förderer ihre Spenden an Campact zur Minderung der eigenen Steuerlast geltend machen und erhalten so einen Anreiz zum Spenden.

In einem Interview mit der „Frankfurter Rundschau“ wies die Attac-Geschäftsführerin Stephanie Handtmann jedoch auch auf andere skurril anmutende Vereine hin, die als gemeinnützig eingestuft wurden. Demnach ist auch das Spiel Bridge gemeinnützig oder ein Gentechnik-Lobbyverein namens „Forum Grüne Landwirtschaft“ und die Gesellschaft für Wehrtechnik. Das scheint anderen Vereinen Mut zu machen: Selbst das weithin als rechtspopulistisch klassifizierte Bündnis „Pegida“ stellte im Januar 2015 einen Antrag auf Gemeinnützigkeit. Die Begründung der „besorgten Bürger“: Ein Vereinsziel sei die demokratische Bildung.

Campact kämpft mit dem Datenschutz

Besonders erfolgreich ist Campact, wenn es darum geht, Unterschriften zu sammeln – die später einem Politiker übergeben werden. Die Mobilisierung war bislang erfolgreich – besonders dank eines Verteilers mit 1,7 Millionen aktiven E-Mail-Adressen. „So viele hat sonst keiner“, sagt Campact-Gründer Christoph Bautz. Campact nutzt den Verteiler, um Leute gezielt für Aktionen und Spenden anzusprechen - und um Aufmerksamkeit für die eigenen Online-Petitionen zu wecken.

Doch genau dieser Verteiler machte Campact zuletzt Probleme. Offenbar wurde die Datenbank mit rechtswidrigen Methoden aufgebaut. Die Landesbeauftragte für den Datenschutz in Niedersachsen, Barbara Thiel, soll bereits im vergangenen September ein Verfahren gegen die NGO wegen Verstößen gegen das Datenschutzgesetz eingeleitet haben. Die Behörde hatte bemängelt, dass die Organisation im Netz personenbezogene Daten sammle, verarbeite und speichere, ohne die ausdrückliche Einwilligung der Bürger einzuholen. Im Netz sorgte diese Erkenntnis für Spott, da sich der ein oder andere über zahlreiche E-Mails zu Kampagnen im Postfach geärgert hatte.

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DZI-Einschätzung: neutral

Arbeitsschwerpunkte

Bildungs- und Kampagnenarbeit

Länderschwerpunkte

Deutschland

Tätigkeitsfelder

Campact e.V. organisiert Kampagnen, bei denen sich Interessierte über das Internet an gesellschaftlichen Debatten beteiligen können. Mit seinen Maßnahmen zielt der Verein darauf ab, Menschen zu ermutigen, Politik aktiv mitzudenken und mitzugestalten. Zu den Aktionsformen gehören unter anderem Online-Petitionen, Protest- und Mitmachaktionen sowie Demonstrationen zu öffentlich relevanten Themen wie Klima- und Tierschutz, Energiewende, Gentechnik, Handelsabkommen und Steuerpolitik.

Finanzen

Bezugsjahr:Gesamteinnahmen:
2018
10.134.078,54 EUR

Einschätzung durch das DZI Hilfetext

Laut eigener Pressemitteilung vom 21.10.2019 hat Campact e.V. den Status der Gemeinnützigkeit verloren, da die Organisation laut Begründung des Finanzamts Berlin für Körperschaften überwiegend allgemeinpolitisch tätig gewesen sei und Kampagnen zu Themen durchgeführt habe, die keinem gemeinnützigen Zweck der Abgabenordnung zugeordnet werden können.

Campact e.V. ist somit nicht mehr berechtigt, Zuwendungsbestätigungen (Spendenbescheinigungen) für steuerliche Zwecke auszustellen. Spenden an den Verein können nicht steuermindernd geltend gemacht werden.

Das Auskunftsverhalten der Organisation gegenüber dem DZI ist offen. Bei der Durchsicht der vorliegenden Materialien haben sich für das DZI bisher keine kritischen Anhaltspunkte ergeben. Das gilt unter Berücksichtung der oben angeführten Gründe auch in Bezug auf den nicht vorhandenen Status der Gemeinnützigkeit.

Website
www.campact.de

Telefon
04231-957440

Fax
04231-957499

Anschrift
Artilleriestr. 6
27283 Verden (Aller)

Gründungsjahr
2004

Sitz der Organisation
Berlin

Rechtsform
Verein

Steuerstatus
nicht gemeinnützig

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